Büchse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Moderne Repetierbüchse mit Zielfernrohr
Ferlacher Kipplaufbüchse

Als Büchse (von mittelhochdeutsch bühse, „Büchse, Dose, Behälter“) bezeichnet man heute ein Jagd- oder Sportgewehr mit gezogenem Lauf. Die Büchse ist von der glattläufigen Flinte zu unterscheiden. Der gezogene Lauf besitzt im Inneren Züge und Felder, welche durch Längsrillen entstehen, die bei der Herstellung in den Lauf gezogen werden. Die über die Lauflänge gedrehten Züge verleihen dem Projektil (der Büchsenkugel) einen Drall, der die Geschossflugbahn stabilisiert. Die Büchse ist demzufolge für den gezielten Fernschuss geeignet, während die Flinte bzw. Flintenmunition (Schrotkugeln) für den Gebrauch auf Nahdistanz ausgelegt sind.

Das Prinzip des gezogenen Laufs mit Zügen und Feldern wurde im 15. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum entwickelt. Namentlich bekannt sind Gaspard Kollner aus Wien, der um 1498 daran arbeitete. Der spiralförmig gerillte Gewehrlauf, so wie er heutzutage Verwendung findet, wird Augustus Kotter aus Nürnberg 1520 zugeordnet.[1] Im 18. und frühen 19. Jahrhundert betrug die effektive Büchsenschussweite etwa 650 m, gegenüber 150 m bei der Flinte. Der Nachteil der Vorderladerbüchse lag in ihrer deutlich teureren Herstellung sowie im umständlicheren Ladevorgang (das leicht überkalibrige Büchsengeschoss musste in den Lauf gehämmert werden, die unterkalibrige Flintenkugel rollte einfach den Lauf hinab).

Entsprechend zählte die Büchse, egal ob mit Radschloss, Steinschloss oder Perkussionsschloss, zur Ausrüstung der militärischen Scharfschützen und bestimmter Verbände der leichte Infanterie (Schützen, Jäger, Voltigeure, Karabiniers). Zugleich war die Büchse die bevorzugte Waffe für die zivile Jagd. Hingegen war die Flinte bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Standardwaffe der Linieninfanterie; ihre Effizienz lag vor allem im ungezielten Salvenschuss auf kurze Distanz. Die Flinten waren um 1620, damals mit Steinschloss, aus den älteren Musketen und Arkebusen mit Luntenschloss hervorgegangen. Mit der Ablösung der bisherigen Vorderladerwaffen durch moderne Hinterlader in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwanden glattläufige Schusswaffen, von der Flinte bis zum Glattrohrgeschütz, nahezu vollständig aus den Armeearsenalen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, bilden seitdem Waffen mit gezogenem Lauf, also Büchsen bzw. Mehrladegewehre und entsprechende Geschütze, den militärischen Standard. Begleitet wurde der Prozess durch die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend industrialisierte Gewehrherstellung und die Ablösung der Papierpatrone durch die Metallpatrone.[2]

Bei Militär und Polizei werden gezogene, langläufige Handfeuerwaffen in der Regel als Gewehr bezeichnet.

Bis zur Bedeutungseinengung des Begriffs Gewehr im 18. Jahrhundert wurden alle langläufigen Handfeuerwaffen (Handrohre, Arkebusen, Musketen und Flinten) als Büchse bezeichnet. Deren Hersteller wurden damals als Büchsenmeister oder Büchsenmacher bezeichnet.[3]

Büchsen werden in verschiedenen Formen hergestellt:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rifles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Büchse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.finedictionary.com/rifle.html
  2. Allgemeine Übersicht über die Bewaffnung der kaiserlichen Armee 1700–1867. In: Oscar Teuber (Text), Rudolf Otto von Ottenfeld (Illustrationen): Die österreichische Armee von 1700 bis 1867. Berté, Wien 1895, S. 815–853. Universität Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Auf UIbk.ac.at (PDF; 7,4 MB), abgerufen am 17. November 2023.
  3. Jakob von Eggers: Büchse. In: Neues Kriegs-, Ingenieur-, Artillerie-, See- und Flotten-Lexikon. Band 1. Dresden 1757, Sp. 410–412.