Blausterne

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Blausterne

Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Unterfamilie: Scilloideae
Gattung: Blausterne
Wissenschaftlicher Name
Scilla
L.

Die Blausterne (Scilla), als Trivialname auch „Szilla“ geschrieben, sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Scilloideae innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Die etwa 91 Arten kommen in ganz Europa, Teilen Asiens und an wenigen Stellen in Afrika vor. Unter den Vertretern finden sich auch einige Zierpflanzen. In Deutschland am bekanntesten dürfte der einheimische Zweiblättrige Blaustern sein, der auch in vielen Parks und Gärten angepflanzt wird.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Scilla-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden Zwiebeln als Überdauerungsorgane. Aus der Zwiebel entstehen eine bis fünf Sprossachsen, die bei einigen Arten eine Wuchshöhe von bis zu 50 Zentimeter erreichen können. Die Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette zusammengefasst.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die endständigen, traubigen Blütenstände enthalten eine bis Blüten. Die Blütenstiele sind meist aufrecht, manchmal gebogen oder am oberen Ende nickend, selten abstehend oder abwärtsgebogen. Es ist ein Hochblatt je Blüte vorhanden oder dieses fehlt.

Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Die sechs gleichgestaltigen Blütenhüllblätter sind frei oder an ihrer Basis verwachsen und ausgebreitet oder zurückgekrümmt. Ihre Färbung ist meist blau bis purpurfarben, selten weiß. Die Staubfäden sind frei, am Grund der Blütenhüllblätter eingefügt und gegen ihr oberes Ende verschmälert. Der Fruchtknoten ist kugelig bis verkehrt-eiförmig, dreifächerig mit zwei bis zehn Samenanlagen je Fach. Der meist gerade Griffel endet in einer kleinen und gestutzten Narbe.[1]

Scilla Pollenkorn 400× in Glycerin

Die kugelige Kapselfrucht öffnet sich lokulizid dreilappig und enthält 3 bis 30 Samen. Die gelben, braunen oder schwarzen, glänzenden Samen sind kugelig bis ellipsoid, ungeflügelt und besitzen bei manchen Arten ein Elaiosom.[1]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Scilla wurde durch Carl von Linné 1753 in Species Plantarum, Tomus I, Seite 308 und 1754 in Genera Plantarum, 5. Auflage, Seite 146 aufgestellt. Typusart ist Scilla bifolia L.

Die Gattung Scilla enthält im weiteren Sinne etwa 50 bis 90 Arten (Auswahl):

Scilla im engeren Sinne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zyprische Sternhyazinthe (Scilla lochiae)
Scilla nana
Wien-Blaustern (Scilla vindobonensis)

Die Gattung Scilla in ihrem traditionell angewandten, weiten Sinn ist eine paraphyletische Gruppe[2] und in einem System auf phylogenetischer Grundlage in mehrere Gattungen zu unterteilen. In der eng gefassten Gattung Scilla verbleibt der Verwandtschaftskreis um den Gattungstypus Scilla bifolia, einschließlich der nächstverwandten Gattung Chionodoxa.[3][4]

  • Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia L.), Typusart der Gattung Scilla, kommt im engeren Sinne in Italien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowenien und Nord-Kroatien vor,[5] wird oft mit verwandten Kleinsippen aus Europa und Vorderasien zusammengefasst, inklusive Traun-Blaustern (Scilla drunensis (Speta) Speta).
  • Scilla cydonia Speta: Sie kommt nur im westlichen Kreta und auf Karpathos vor.[6]
  • Scilla decidua Speta: Sie kommt in der Türkei vor.[7]
  • Große Sternhyazinthe oder Blauer Schneeglanz (Scilla forbesii (Baker) Speta, Syn.: Chionodoxa forbesii Baker), Heimat: Westtürkei.
  • Zyprische Sternhyazinthe (Scilla lochiae (Meikle) Speta, Syn.: Chionodoxa lochiae Meikle), Heimat: Zypern.
  • Gewöhnliche Sternhyazinthe oder Großer Schneestolz (Scilla luciliae (Boiss.) Speta, Syn.: Chionodoxa luciliae Boiss.), Heimat: Türkei.
  • Scilla nana (Schult. & Schult. f.) Speta (Syn.: Chionodoxa nana (Schult. & Schult. f.) Boiss. & Heldr., Chionodoxa cretica Boiss. & Heldr., Scilla cretica (Boiss. & Heldr.) Speta), Heimat: Kreta.[3] Mit zwei Unterarten:
    • Scilla nana subsp. albescens (Speta) Speta, Syn. Scilla albescens Speta, Chionodoxa albescens (Speta) Rix[6]
    • Scilla nana subsp. nana.
  • Scilla resslii Speta: Sie kommt in der Türkei vor.[7]
  • Dunkle Sternhyazinthe (Scilla sardensis (Whittall ex Barr & Sugden) Speta, Syn.: Chionodoxa sardensis Whittall ex Barr & Sugden), Heimat: Westtürkei.
  • Speta-Blaustern (Scilla spetana Kereszty), Heimat: Ungarn, Österreich.
  • Wien-Blaustern (Scilla vindobonensis Speta): Sie kommt in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, in der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Rumänien, Montenegro und Albanien vor.[7]

Scilla im weiteren Sinne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scilla leepii
Scilla madeirensis
Scilla melaina
Mischtschenko-Blaustern (Scilla mischtschenkoana)
Einblättriger Blaustern (Scilla monophyllos)
Peruanischer Blaustern (Scilla peruviana)
Scilla rosenii
Sibirischer Blaustern (Scilla siberica)
Scilla subnivalis
Scilla verna

Die folgenden Arten (Auswahl) wurden oft in die als Synonyme angeführten Gattungen gestellt:[4][8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John McNeill: Scilla. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515208-5, S. 320 (englisch, online). (Abschnitt Beschreibung)
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  • John McNeill: Scilla L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 41–43 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b E. V. Mordak: Scilla. In: Peter Hadland Davis (Hrsg.): Flora of Turkey and the East Aegean Islands. Vol. 8 (Butomaceae to Typhaceae). Edinburgh University Press, Edinburgh 1984, ISBN 0-85224-494-0, S. 214 (englisch).
  2. Martin Pfosser, Franz Speta: Phylogenetics of Hyacinthaceae based on plastid DNA sequences. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 86, Nr. 4, 1999, S. 852–875, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fitem%2F89037%23page%2F865%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  3. a b Franz Speta: Über Chionodoxa Boiss., ihre Gliederung und Zugehörigkeit zu Scilla L. In: Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz. Band 21, 1976, S. 9–79 (zobodat.at [PDF; 11,5 MB]).
  4. a b Franz Speta: Systematische Analyse der Gattung Scilla L. s.l. (Hyacinthaceae). In: Phyton (Horn). Band 38, Nr. 1, 1998, S. 1–141 (zobodat.at [PDF; 29,7 MB]).
  5. Franz Speta: Die frühjahrsblühenden Scilla-Arten des östlichen Mittelmeerraumes. In: Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz. Band 25, 1979, S. 19–198 (zobodat.at [PDF; 25,9 MB]).
  6. a b Franz Speta: Die Scilla-Arten (Hyacinthaceae) der griechischen Inseln Kreta und Karpathos. In: Linzer Biologische Beiträge. Band 30, Nr. 1, 1998, S. 431–437 (zobodat.at [PDF]).
  7. a b c E. von Raab-Straube (2022+): Asparagaceae. Datenblatt Scilla In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  8. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch Scilla. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 10. März 2024..
  9. Franz Speta: Neue Scilla-Arten aus dem östlichen Mittelmeerraum. In: Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz. Band 22, 1976, S. 65–72 (zobodat.at [PDF]; Schreibweise).
  10. Franz Speta: Morphologische und karyologische Studien an Othocallis morrisii (Meikle) Speta (Hyacinthaceae) von der Insel Zypern. In: Phyton (Horn). Band 51, Nr. 2, 2011, S. 217–230 (zobodat.at [PDF; 389 kB; abgerufen am 20. April 2023]).
  11. Dimitris Tzanoudakis, Zaharias Kypriotakis: A new polyploid Scilla (Liliaceae) from the Cretan area (Greece). In: Folia Geobotanica. Band 33, Nr. 1, 1998, S. 103–108, doi:10.1007/BF02914932.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Blausterne (Scilla) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien