Albert von Thimus

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Albert von Thimus, auch Albert Freiherr von Thimus, (* 21. Mai 1806 in Aachen; † 6. November 1878 in Köln) war ein deutscher Appellationsgerichtsrat und Politiker.

Grab auf dem Melaten-Friedhof

Albert von Thimus war der Sohn von Philipp Anton von Thimus und der Henriette von Fürth sowie der Enkel des ehemaligen Aachener Bürgermeisters Heinrich Josef Freiherr von Thimus-Zieverich. Er war von 1852 bis 1861 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses nacheinander für die Wahlkreise Koblenz 1, 2 und 3. Von 1870 bis zu seinem Tode 1878 gehörte er erneut dem Abgeordnetenhaus als Vertreter des Wahlkreises Düsseldorf 12 (NeußGrevenbroichKrefeld-Land) an.[1] Von 1871 bis 1878 war er Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Düsseldorf 12 (Neuss – Grevenbroich) und gehörte zur Fraktion des Zentrums.[2]

Er trieb Privatstudien, die in seinem zweibändigen Werk: „Die harmonikale Symbolik des Alterthums“ gipfelten. Ein dritter Band gilt als verschollen. Seine Impulse für eine andere Musikauffassung wurden später von Hans Kayser aufgegriffen.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kölner Melaten-Friedhof (Lit. V, zwischen Lit.D+E).

Harmonikale Symbolik des Altertums

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Albert von Thimus hat im 19. Jahrhundert eine entscheidende Weiche gestellt, um die Harmonik zu etablieren. Harmonik verstand er als eine auf Zahlenverhältnissen basierende, sich in Musik, Architektur, Kunst, Kultur usw. ausdrückende Proportionslehre. Musik basiert auf Zahlen und deren Verhältnissen zueinander. Die gleichen Gesetzmäßigkeiten der Musik spiegeln sich auch im Menschen und in der Welt wider. Von Thimus baute durch seine Forschungen eine Brücke, die zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert vermittelte. Sein Werk verstand er als Rekonstruktion ursprünglicher pythagoreischer Weisheit.

Von Thimus sah seine Aufgabe darin, die pythagoreische Schule aus harmonikalen Wurzeln abzuleiten und so einen Beitrag zu einer einheitlichen und ganzheitlichen Weltsicht zu leisten. Er arbeitete das Sefer Jezira, das I Ging, ägyptische, orientalische, griechische, lateinische Texte usw. in sein Buch ein, die er im Sinne einer harmonikalen Art und Weise interpretierte.

Musikalische Tradition des Albert von Thimus

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Von Thimus befindet sich in einem bestimmten musikalischen Kontext. Um sein Werk zu verstehen, muss man die Musiktradition verstehen, die dahinter liegt. Ihr liegt die Einteilung der Musik auf drei verschiedene Art und Weisen zugrunde. 1. Musica instrumentalis, der Instrumentalmusik, die von Musikern ausgeübt und gegebenenfalls auch komponiert wird. 2. Musica humana oder Musik des Menschen. Sie beschreibt die Leib-Seele-Harmonie und die Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos. 3. Musica mundana, die Annahme einer Sphärenharmonie, einer Musik die den Kosmos und eine umfassende Weltharmonik umgreift. Diese auf Boethius zurückgehende Einteilung der Musik weist in die pythagoreische Zeit zurück.

Im antiken Griechenland wurde eine Musikauffassung propagiert, die Platon in seinem Werk „Der Staat“ zum Ausdruck brachte. Er beschrieb die Welt und die Seele in musikalischer Sprache. In seinem Werk „Phaidon“ wird von der Seele gesagt, dass sie eine Harmonie aufgrund von Zahlenverhältnissen sei. Sie kann durch äußere Wirkungen – also auch durch Musik – beeinflusst werden. Dieser Gedanke zieht sich bis in die Neuzeit durch und wird vor allem in der Barockmusik aufgegriffen. Platon war überzeugt, dass sich Zahlen musikalisch erleben lassen, eine Auffassung, die auf Pythagoras zurückgeht. Im Mittelalter wurden musikalische Prinzipien auch in der Architektonik angewandt. Villard de Honnecourt hat in seinem Skizzenbuch einem Teilungskanon entwickelt. Hans Kayser entdeckte, dass dieser identisch ist mit dem griechischen Helikon. In den Bauhütten des Mittelalters, die für den Bau der Kathedralen verantwortlich waren, kulminierte eine pythagoräisch-platonische Auffassung von Musik, die dann über Johannes Kepler zu Albert von Thimus zur Harmonik führte. Hans Kayser, Schüler von Engelbert Humperdinck und Arnold Schönberg, Herausgeber von „Der Dom – Bücher deutscher Mystik“, forschte dann auf der Grundlage der Ergebnisse Albert von Thimus' und entwickelte ein Lehrsystem der Harmonik.

  • Die harmonikale Symbolik des Alterthums. 2 Bände. 1868 und 1876. (Nachdruck: Hildesheim 1988, ISBN 3-487-04210-X)

Einzelnachweise

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  1. Bernhard Mann (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Droste Verlag, Düsseldorf 1988, S. 386
  2. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 172; vgl. auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Verlag Louis Gerschel, Berlin 1883, S. 107; vgl. auch: Georg Hirth (Hrsg.): Deutscher Parlaments-Almanach. 9. Ausgabe vom 9. Mai 1871. Verlag Franz Duncker, Berlin 1868, S. 269.
  • Wilhelm BäumkerThimus, Albert Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 45.
  • Wolfram Frietsch: Newtons Geheimnis. Wissenschaft und Esoterik – Zwei Seiten einer Medaille. Scientia nova, Gaggenau 2006, ISBN 3-935164-04-1.
  • Rudolf Haase: Geschichte des harmonikalen Pythagoreismus. Wien 1969.
  • Rudolf Haase: Der meßbare Einklang: Grundzüge einer empirischen Weltharmonik. Stuttgart 1976.
  • Rudolf Haase: Der Aachener Albert von Thimus (1806–1878) als Musiktheoretiker. In: C. M. Brand, K. G. Fellerer (Hrsg.): Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Aachen. Köln/Krefeld 1954, S. 21–26 (Heft 6)
  • Gerhard Jahoda: Identische Strukturen pythagoreischer Zahlenschemata. Wien 1971.
  • Hans Kayser: Harmonia Plantarum. Basel 1943.
  • Hans Kayser: Die Harmonie der Welt. In: Olga Fröbe-Kapteyn (Hrsg.): Eranos-Jahrbuch 1958. Band XXVII: Mensch und Frieden. Zürich 1959, S. 425–451.
  • Alfons Köster: Die unmittelbaren Auswirkungen der „Harmonikalen Symbolik“ des Freiherrn Albert von Thimus. In: Antaios. Band VIII, Stuttgart 1967, S. 450–457.
  • Karl Traugott Goldbach: Thimus, Albert Freiherr von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 30, Bautz, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-478-6, Sp. 1485–1487.
  • Rüdiger Wagner: Albert von Thimus: Die harmonikale Symbolik des Alterthums. Ein seit 100 Jahren vergessenes Werk (= Sonderdruck: Zeitschrift für Ethnologie. Band 96, Heft 1). Braunschweig 1971.