Jürgen Prochnow

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Jürgen Prochnow auf der Berlinale 2010

Jürgen Prochnow (* 10. Juni 1941 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Bekannt wurde Prochnow 1981 durch den Film Das Boot.

Herkunft und Ausbildung

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Jürgen Prochnow kam als Sohn eines Fernmeldeingenieurs zur Welt und wuchs nach dem Umzug der Familie 1952 in Düsseldorf auf. Sein älterer Bruder ist Dieter Prochnow (* 1939), ebenfalls Schauspieler. Jürgen Prochnow besuchte das Jacobi-Gymnasium und wirkte bereits während der Schulzeit in Laienspielgruppen mit. Auf Wunsch der Eltern begann er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Nebenbei betätigte er sich als Statist und Beleuchter am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach Abschluss seiner Lehre absolvierte er von 1963 bis 1966 ein Schauspielstudium an der Folkwanghochschule[1].

Jürgen Prochnow als Hunnenkönig Etzel im Stück Siegfrieds Erben bei den Nibelungenfestspiele Worms
Jürgen Prochnow 2018 als Hunnenkönig Etzel bei den Nibelungenfestspielen Worms

Sein erstes Engagement erhielt Prochnow vom Intendanten Peter Maßmann an den Städtischen Bühnen Osnabrück, an denen er von 1966 bis 1968 tätig war. Unter anderem spielte er in der Operette „Land des Lächelns“ und dem Märchen „Peterchens Mondfahrt“ verschiedene Rollen.[2]

Weitere Engagements führten ihn ans Theater Aachen, wo er von 1968 bis 1970 wirkte, und 1971 an das Theater der Stadt Heidelberg. Von 1971 bis 1976 war er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum unter Intendant Peter Zadek. In den folgenden Jahren arbeitete er als freischaffender Künstler und nahm Gastengagements an verschiedenen Bühnen, unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Düsseldorfer Schauspielhaus, wahr. Im Jahr 1979 nahm er zudem an einem Schauspiel-Seminar von Lee Strasberg teil.

Erst im Oktober 2004 kehrte Prochnow auf die Theaterbühne zurück. Im Rahmen eines Gastspiels an der Komödie am Kurfürstendamm wirkte er in dem Stück Brisante Erinnerung von Ben Elton mit.

2018 spielte Jürgen Prochnow den Hunnenkönig Etzel im Stück Siegfrieds Erben bei den Nibelungenfestspielen Worms.[3]

Film und Fernsehen

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Jürgen Prochnow während der Eröffnung der Berlinale 2009

Seit den 1970er Jahren trat Prochnow vermehrt im Fernsehen auf. Sein Fernsehdebüt gab er 1970 in Der Unternehmer. Sein Filmdebüt gab Prochnow 1971 in Zoff von Eberhard Pieper. Unter der Regie von Wolfgang Petersen trat er 1973 in der Tatort-Folge Jagdrevier auf und spielte im gleichen Jahr in dessen erstem Kinofilm Einer von uns beiden. Anschließend verkörperte er 1974 unter der Regie von Reinhard Hauff die Titelrolle in dem Film Die Verrohung des Franz Blum, 1975 war er in Volker Schlöndorffs Film Die verlorene Ehre der Katharina Blum zu sehen. Zu weiteren Zusammenarbeiten mit Petersen kam es 1976 bei dem Fernsehfilm Hans im Glück, produziert von SFB und ORF, sowie 1977 bei dem Skandalfilm Die Konsequenz, in dem Prochnow einen Homosexuellen verkörperte.

Prochnow schaffte 1981 seinen internationalen Durchbruch mit der Hauptrolle des U-Boot-Kommandanten in Petersens Das Boot, einer Figur, die auf Heinrich Lehmann-Willenbrock basierte, dem Kommandanten von U 96 im Zweiten Weltkrieg. In der Folge erhielt er auch Rollen in Hollywood-Produktionen.[4] So übernahm er unter anderem 1984 in David Lynchs Der Wüstenplanet die Rolle des Herzogs Leto Atreides, mimte 1987 in Beverly Hills Cop II den Bösewicht Maxwell Dent, spielte 1990 Charlie Dowd in Hurricane Smith, agierte 1993 neben Madonna in dem Erotik-Thriller Body of Evidence und war 1995 im Science-Fiction-Film Judge Dredd mit Sylvester Stallone zu sehen. Im Jahr 1996 übernahm Prochnow die Rolle des Majors Müller in Der englische Patient und spielte 1997, wieder unter Petersens Regie, den russischen Rebellengeneral Ivan Radek in Air Force One. Für die Filmsequenzen des SF-Computerspiels Privateer 2 – The Darkening schlüpfte er 1996 in die Rolle des Auftraggebers. 2010 verkörperte er in der achten Staffel der Fernsehserie 24 Bazhaev, den Anführer einer osteuropäischen Verbrecherbande und Gegenspieler von Jack Bauer.

Prochnow betätigt sich neben seinen Arbeiten vor der Kamera auch als Synchronsprecher. So synchronisiert er seine eigenen Rollen meistens selbst.[5] Außerdem spricht er nach dem Rückzug von Thomas Danneberg seit 2018 wieder Sylvester Stallone, den er bereits in den 1970ern synchronisiert hat.[6] Im März 2004 beteiligte er sich am Rilke Projekt des Komponisten- und Produzententeams Schönherz & Fleer, das Werke des Lyrikers Rainer Maria Rilke vertont, an der Seite von Katja Riemann, Barbara Sukowa, Hannelore Elsner, Ben Becker, Peter Ustinov und Xavier Naidoo.

Am 11. April 2013 wurde Prochnow im Rahmen des Jupiter Awards für sein Lebenswerk mit dem Ehrenjupiter 2013 von Laudator und Cinema-Chefredakteur Artur Jung in Berlin geehrt.[7] Im Juni 2015 erhielt er vom tschechischen Premierminister Bohuslav Sobotka den Lebenswerk-Preis des Internationalen Filmfestivals im tschechischen Zlín.[8]

Prochnow war Anfang der 1980er Jahre mit der österreichischen Schauspielerin Antonia Reininghaus liiert. Aus dieser Beziehung stammte eine Tochter, Johanna, die von ihrer Mutter 1987 vergiftet wurde, bevor diese versuchte, sich selbst das Leben zu nehmen.[9][10][11] Von 1982 bis 1997 war Prochnow in erster Ehe mit Isabel Goslar verheiratet, Tochter des Regisseurs Jürgen Goslar. Aus der Ehe stammen zwei Kinder, die Tochter Mona und der Sohn Roman. Von 2004 bis 2014 war er mit der Schauspielerin und Regisseurin Birgit Stein verheiratet, mit der er insgesamt 18 Jahre zusammenlebte.[12][13] Seit 19. März 2015 ist Prochnow mit der Schauspielerin Verena Wengler verheiratet.[14]

Jürgen Prochnow lebte in Los Angeles und München. Seit 2003 ist er auch US-Staatsbürger. Im April 2017 zog er mit seiner Familie aus den USA nach Europa zurück.[15] Er lebt in Berlin und am Gardasee.[16]

Filmografie (Auswahl)

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Synchronrollen (Auswahl)

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Alec Baldwin

Sylvester Stallone

Hörbücher (Auswahl)

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Commons: Jürgen Prochnow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jürgen Prochnow im Munzinger-Archiv, abgerufen am 14. April 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Joachim Schmitz: Hollywoodstar Jürgen Prochnow erinnert sich an seine Zeit am Theater in Osnabrück. In: noz.de. Neue Osnabrücker Zeitung, 1. Mai 2013, abgerufen am 30. November 2022.
  3. nibelungenfestspiele.de: Renommierte Theater- und Filmschauspieler ergänzen das Ensemble um Jürgen Prochnow
  4. Susan Vahabzadeh: Jürgen Prochnow wird achtzig. Abgerufen am 13. Juni 2021.
  5. Jürgen Prochnow. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 11. März 2020.
  6. Jürgen Prochnow. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 11. März 2020.
  7. Zeit Online: Medien: Jürgen Prochnow mit Ehrenjupiter für Lebenswerk geehrt (Memento vom 15. Mai 2016 im Internet Archive) vom 11. April 2013
  8. vlada.cz: Czech Prime Minister Sobotka presented Jurgen Prochnow with the Award For Lifetime Achievement at Zlín Film Festival vom 4. Juni 2015
  9. Jürgen Prochnow bei Moviepilot.de
  10. Seine Ex lag tagelang tot in ihrer Wohnung. In: bild.de, 8. November 2006.
  11. Die arme Millionärs-Tochter. In: oe24.at, 7. November 2006.
  12. Christiane Hoffmann: Jürgen Prochnow und Birgit Stein: Trennung nach 18 Jahren. 7. Mai 2013, abgerufen am 1. Dezember 2013.
  13. Jürgen Prochnow – Scheidung durch! Bunte, abgerufen am 3. Oktober 2015.
  14. N24.de Jürgen Prochnow hat zum dritten Mal geheiratet, abgerufen am 12. Januar 2016
  15. Thomas Abeltshauser: Späte Heimkehr: Jürgen Prochnow ist zurück in Berlin. (morgenpost.de [abgerufen am 3. Oktober 2017]).
  16. Matthias Alexander, Doch ein Berliner, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Juni 2021, S. 12
  17. Der Alte und die Nervensäge bei crew united, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  18. Eine Handvoll Wasser bei crew united, abgerufen am 11. Dezember 2020.