Jaroslav Doubrava (Komponist)
Jaroslav Doubrava (* 25. April 1909 in Chrudim, Bezirk Chrudim; † 2. Oktober 1960 in Prag) war ein tschechischer Komponist, Maler und Pädagoge.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jaroslav Doubrava absolvierte das Lehrerinstitut in Chrudim und erhielt parallel dazu Unterricht in Violine bei Josef Beran, Gesang bei Josef Masopust und Klavier bei Marie Červenková-Minátová. 1936 bis 1940 studierte er am Prager Konservatorium bei Otakar Jeremiáš. In der Zwischenkriegszeit und während der deutschen Besetzung arbeitete er vor allem als Lehrer in Chrudim und der näheren Umgebung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelte er nach Prag, wo er 1945 bis 1955 Musikredakteur beim Hörfunk war. Nachdem er im Mai 1945 der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei beigetreten war, verließ er diese in den 1950er-Jahren aufgrund der zunehmend stalinistischen Ausrichtung unter der Herrschaft von Klement Gottwald. Als Konsequenz des Austritts wurde ihm die offizielle Förderung seines künstlerischen Schaffens entzogen. Obwohl er nunmehr nur selten aufgeführt wurde, widmete er sich bis zu seinem Tod primär dem Komponieren. Doubravas Musik ist im Wesentlichen in der Nachfolge der spätromantischen Tradition angesiedelt und bezieht dabei auch Elemente aus der tschechischen und mährischen Volksmusik ein.
Seit 1939 war Doubrava mit Jarmila Vonásková verheiratet, einer Schwester des Tenors am Prager Nationaltheater Rudolf Vonásek. Ihre Tochter Jarmila Vonáskova (* 1940) wurde Musikwissenschaftlerin[1], die Tochter Anna Sprachlehrerin. Eine gewisse Anerkennung fand Doubravas Œuvre erst wieder nach der Abkehr vom kommunistischen System infolge der Samtenen Revolution Ende der 1980er-Jahre und insbesondere im Zusammenhang mit dem Gedenken an seinen 100. Geburtstag im Jahre 2009.[2]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oper
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein Sommernachtstraum. Oper in drei Akten, Libretto: Rudolf Vonásek nach der gleichnamigen Komödie von William Shakespeare (1945–1949)
- Die Taufe des Heiligen Vladimir. Oper in drei Akten, Libretto: Jaroslav Doubrava nach Karel Havlíček Borovský (1949–1950), unvollendet
- Ballade über die Liebe. Oper in drei Akten, Libretto: Jan Wenig und Jaroslav Doubrava nach Zikmund Winter (1959–1960), Instrumentiert von Jan Hanuš
Ballett
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- König Lávra. Libretto: Jaroslav Doubrava nach dem Gedicht „Král Lávra“ von Karel Havliček Borovský (1951)
- Don Quijote. Libretto: Josef Bachtík und Jaroslav Doubrava nach dem Roman von Miguel de Cervantes (1956)
Orchesterwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sinfonie Nr. 1 „Choral“ (1938–1940)
- Sinfonie Nr. 2 „Stalingrad“ (1943–1944)
- Partisanenmarsch (1945)
- Festlicher Marsch (1945)
- König Lávra. Suite aus dem Ballett (1953)
- Don Quijote. Suite aus dem Ballett (1956)
- Sinfonie Nr. 3 (1957–1958)
- Herbstpastorale. Fragment aus der unvollendeten Sinfonie Nr. 4 (1959)
Duo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier (1942)
- Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier (1959)
Soloinstrument
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Suite für Klavier (1937)
- Sonate für Violine (1942)
- Sonate für Viola (1945)
- Sonate für Klavier (1949)
- Bagatellen für Klavier (1953)
Lied
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Epigramme nach Worten von Karel Havlíček Borovský (1939)
- Erkenntnisse nach Worten von František Xaver Šalda und Otokar Březina (1941)
- Nächte nach Worten von Josef Hora und František Halas (1944)
- Prostopravda nach Worten aus Volksdichtung (1952)
- Jugend. Liederzyklus nach Worten aus mährischer und slowakischer Volksdichtung (1956)
- Heimatliches Paradies nach Worten von Jan Čarek (1956)
Chor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Drei Frauenchöre nach Worten von Jan Neruda (1942)
- Fünf Lieder über die Liebe nach Worten aus Volksdichtung (1958)
Gesang und Orchester
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Botschaft. Oratorium nach Worten von Johann Amos Comenius für Solo, Knabenchor, gemischten Chor, Orchester und Orgel (1939–1940)
- Ballade vom schönen Tod. Kantate nach Worten von Jan Čarek (1941)
Weitere Lieder, Volksliedbearbeitungen, Chorsätze und Werke für den Unterricht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jaromír Havlík: Jaroslav Doubrava. Skladatel v sevření dvou totalit (Jaroslav Doubrava. Komponist im Griff zweier Totalitarismen). Akademie der musischen Künste in Prag, Prag 2002, 646 Seiten, ISBN 80-7331-905-5 (tschechisch)[3]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Jaroslav Doubrava im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jaroslav Doubrava in der Datenbank der Tschechischen Nationalbibliothek (englisch/tschechisch)
- Jaroslav Bužga: Jaroslav Doubrava in der MGG Online
- Jaroslav Doubrava: Biographie auf Český rozhlas (englisch)
- Jaroslav Doubrava: Werke in der Datenbank des Tschechischen Musikinformationszentrums (englisch/tschechisch)
- Petr Číhal: Ivo Jirásek im Tschechischen Musikwörterbuch der Personen und Institutionen (tschechisch)
- Jaroslav Doubrava: Diskographie auf www.discogs.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Jaroslav Bužga: Jarmila Doubravová, in: MGG Online
- ↑ Chrudimáci si připomenou stoleté jubileum skladatele Jaroslava Doubravy (Chrudim erinnert sich an den 100. Geburtstag Jaroslav Doubravas), auf chrudimsky.denik.cz, 13. April 2009 (tschechisch)
- ↑ Eduard Douša, Rezension in: Hudební vědě 3/2006 (tschechisch)
Personendaten | |
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NAME | Doubrava, Jaroslav |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Komponist, Maler und Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 25. April 1909 |
GEBURTSORT | Chrudim, Bezirk Chrudim |
STERBEDATUM | 2. Oktober 1960 |
STERBEORT | Prag |