Journalistenwatch
Journalistenwatch | |
Blog | |
Sprachen | Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch |
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Betreiber | Journalistenwatch e. V. – Verein für Medienkritik und Gegenöffentlichkeit |
Redaktion | Marilla Slominski |
Online | seit 2011 |
https://journalistenwatch.com/ |
Journalistenwatch (Eigenbezeichnung auch JouWatch) ist ein Internet-Blog, der vorwiegend die Berichterstattung anderer Medien behandelt.[1] Inhaltlich wird der Blog teilweise als rechtspopulistisch bis rechtsextrem und islamfeindlich angesehen.[2][3]
Redaktion und Betreiber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegründet wurde der Blog 2011 von Phillip Wolfgang Beyer und Thomas Böhm.[4] Böhm war ab 2011 Chefredakteur. Anfang 2018 trat er diese Funktion an seine Ehefrau Marilla Slominski ab. Die Reichweite des Blogs wird mit rund einer Million Leser pro Monat angegeben.[3] Betrieben wird der Blog vom Verein Journalistenwatch e. V. – Verein für Medienkritik und Gegenöffentlichkeit mit Sitz in Meißen (bis 2017 in Berlin, bis 2019 in Jena).[5][6]
Der Verein galt von 2012 bis 2016 nicht als gemeinnützig, weil das Berliner Amtsgericht für diesen Status Nachbesserungen an der Satzung forderte. Mit dem Umzug nach Jena änderte sich im Jahr 2017 die administrative Zuständigkeit und die Gemeinnützigkeit wurde erteilt. Im Juni 2019 wurde der Status aberkannt.[7][8] Etliche Unternehmen setzten die Website nach der Berichterstattung in 2019 bei der Schaltung von Onlinewerbung auf eine Blacklist.[9] Der Standard nannte 2023 Conny Axel Meier, den ehemaligen Bundesgeschäftsführer der islamfeindlichen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE), die in Bayern vom Verfassungsschutz beobachtet wird, als Vorsitzenden des Trägervereins.[10]
Autoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Publizisten Akif Pirinçci und Vera Lengsfeld veröffentlichten Texte bei Journalistenwatch ebenso wie der Verleger Götz Kubitschek oder der ehemalige österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Auch wird ein Videoformat des Sprechers der Identitären in Österreich, Martin Sellner, publiziert.[8]
Einordnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nico Schmidt beschreibt Journalistenwatch in der Zeit als einflussreiche Plattform der Neuen Rechten, die sich am „rechtsäußeren Rand des Internets [...] im Dunstkreis der AfD, irgendwo zwischen Epoch Times, Unzensuriert.at und Politically Incorrect“ etabliert habe und teilweise aus den USA finanziert werde. Der Tenor der veröffentlichten Texte schwanke zwischen Islamkritik und „kuscheligem AfD-Rechtspopulismus“. Die Plattform sei erklärtermaßen proisraelisch.[3] Ebenfalls ergänzte Christian Fuchs analysierte ebenfalls in der Zeit, dass der Blog „systematisch revisionistische, rassistische und antisemitische Inhalte“ verbreite.[11]
Nach Darstellung der taz gehört der Blog wie Epoch Times und Anonymous News zu den Websites, die über Facebook am erfolgreichsten sind. Bevorzugte Themen sind demnach „Flüchtlingsfeindlichkeit, Rassismus, Merkelhass und die AfD“.[12] Jungle World berichtete, der Blog habe sich ebenso wie Politically Incorrect an einer Kampagne gegen den Silvio-Meier-Preis beteiligt.[13]
Das Portal Newsguard, das die Glaubwürdigkeit von Webseiten bewertet, schrieb 2022 zu Journalistenwatch: „Eine Webseite, die ihre Berichterstattung über andere Medien und Journalismus auf irreführende und haltlose Angaben stützt, ohne den eigenen rechtspopulistischen bis rechtsextremen sowie islamfeindlichen Standpunkt offenzulegen.“[14]
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Evangelische Nachrichtenagentur Idea meldete, Journalistenwatch habe nach eigenen Angaben Strafanzeige wegen Volksverhetzung und Beleidigung gegen die EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann erstattet. Diese hatte beim Kirchentag 2017 die AfD scharf angegriffen und erklärt, deren Forderung nach einer „Erhöhung der Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung“ entspreche dem „kleinen Arierparagrafen der Nationalsozialisten: Zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern – da weiß man, woher der braune Wind wirklich weht“.[15]
Im Oktober 2017 behauptete Journalistenwatch, der DGB in München stelle seine Räume „Verfassungsfeinden zur Verfügung“, als im Gewerkschaftshaus ein Antifa-Kongress über Rechtsterrorismus veranstaltet wurde.[16] Nachdem auch die Deutsche Polizeigewerkschaft die Ausrichtung des Kongresses in Räumlichkeiten des DGB kritisiert hatte, untersagte der DGB zunächst die Nutzung der Räume.[17][18] Nach massiven Protesten innerhalb des Gewerkschaftsbundes wurde die Entscheidung zurückgenommen.[19]
Journalistenwatch wird vom US-amerikanischen Think Tank Middle East Forum finanziell unterstützt, dessen Vorsitzender der Historiker Daniel Pipes ist und der die Vernetzung der Neuen Rechten in Europa fördert.[20]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Journalistenwatch.com
- Journalistenwatch - Verbindungsstück zwischen der deutschen Neuen Rechten und Amerika, Correctiv Mai 2019
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jürgen Klatzer, Peter Temel: Strache und der geklaute Türken-Brief aus dem Web. In: kurier.at. 24. April 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Esther Scheiner: Journalistenwatch die neue rechte Plattform die vorgibt gemeinnützig zu sein. In: Israel-Nachrichten. 15. November 2017, abgerufen am 26. Dezember 2017.
- ↑ a b c Nico Schmidt: "Journalistenwatch": Die Amerika-Connection der Neuen Rechten. In: zeit.de. 17. Dezember 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Till Eckert, Cristina Helberg, Tania Röttger: Der Verbreiter: „Journalistenwatch“ desinformiert mit Geld und Geschichten aus den USA. In: correctiv.org. 24. Mai 2019, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Matthias Meisner: "JouWatch": Rechtem Portal droht Entzug der Gemeinnützigkeit. In: Tagesspiegel. 10. Januar 2018, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Streit um AfD-Stiftung. Rechte Strippenzieher hinter Projekt "Stresemann" ( vom 23. Juli 2018 im Internet Archive).
- ↑ Julian Feldmann, Robert Bongen: Nach Panorama-Beitrag: "Journalistenwatch" nicht mehr gemeinnützig. In: daserste.ndr.de. 18. Juli 2019, abgerufen am 15. Mai 2024.
- ↑ a b Christian Fuchs: "Journalistenwatch": Hetze ohne Spendenquittung. In: Die Zeit. 18. Juli 2019, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Bahn setzt rechte Webseite auf "Blacklist" - Journalistenwatch | KOM - Magazin für Kommunikation. 19. Juli 2019, abgerufen am 29. August 2024 (deutsch).
- ↑ Wie auf rechten Websites Nutzer abgezockt werden. Abgerufen am 29. August 2024 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Christian Fuchs: "Journalistenwatch": Hetze ohne Spendenquittung. In: Die Zeit. 18. Juli 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 29. August 2024]).
- ↑ Lalon Sander: Juli 2017 in rechten Medien. Die sozialen Stars. In: taz.de, 8. August 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Peter Nowak: Small Talk mit Christoph Kopke, Politikwissenschaftler, über die rechte Hetze gegen den Silvio-Meier-Preis: »Verhöhnung der DDR-Opposition«. In: Jungle World. 23. November 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Das sind die (un)glaubwürdigsten Websites 2022. 28. Dezember 2022, abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Strafanzeige gegen Käßmann wegen Volksverhetzung gestellt. In: idea.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Martin Bernstein: Paulchen-Panther-Video: Staatsschutz ermittelt nach Antifa-Kongress gegen Pegida. In: Süddeutsche Zeitung. 6. November 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Pia Ratzesberger: DGB lädt Antifa aus -Gewerkschaftsbund streitet über geplanten Kongress. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Oktober 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ DGB-Haus in München: Antifa-Kongress: Ausladung ohne Einladung. ( vom 3. Februar 2018 im Internet Archive) In: br24.de. 19. Oktober 2017.
- ↑ Marco Wedig: „Es geht nicht darum, wie man am besten einen Nazi zusammenschlägt“. In: sueddeutsche.de. 5. November 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.
- ↑ Nico Schmidt: Stresemann-Stiftung erhielt Geld rechter US-Finanziers. In: zeit.de. 22. Dezember 2017, abgerufen am 25. Januar 2024.