Oskar Sima

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Oskar Michael Sima (* 31. Juli 1896 in Hohenau, Österreich-Ungarn; † 24. Juni 1969 in Langenzersdorf, Niederösterreich) war ein österreichischer Theater- und Filmschauspieler.

Simas Geburtshaus in Hohenau, heute Heimatmuseum

Der Sohn eines Hohenauer Bäckers besuchte das Wiener Schottengymnasium und anschließend eine Handelsschule, bevor er sich für ein Studium am Wiener Konservatorium für Schauspielkunst einschrieb.[1] 1910 wurde er Mitglied der pflichtschlagenden und deutschnationalen Wiener fachstudentischen Burschenschaft Markomannia, der „Roten Markomannen“, 1957 deren Ehrenmitglied.[2] Erste Bühnenauftritte hatte Sima im Februar 1914 in den heutigen Wiener Kammerspielen, es folgten Auftritte in Teplitz-Schönau und am Stadttheater Znojmo.[1] Nach seinem Militärdienst im Ersten Weltkrieg, den er als Infanterieoffizier und Darsteller bei Fronttheatern absolvierte, erhielt er 1919 ein Engagement am Deutschen Theater in Prag, danach am Deutschen Volkstheater in Wien. 1921 kam er zum Film. 1927 ging er nach Berlin und wirkte unter Max Reinhardt und Erwin Piscator.

Mein Film in Wien, Jg. 1938
Grabstätte von Oskar Sima

Am 1. März 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.668.487).[3] In seinen Memoiren erzählt Paul Hörbiger, dass Sima ihm während der Dreharbeiten zu Endstation (1935) erzählte, dass er der NSDAP beigetreten sei. Auf Hörbigers schimpfende Reaktion erklärte ihm Sima jedoch, dass es für ihn als Nebendarsteller ohne Parteimitgliedschaft de facto unmöglich sei, an passende Rollen zu gelangen.[4][1]

In Mein Film in Wien, der Illustrierten Film- und Kinorundschau vom 15. April 1938, war Oskar Sima unter denen, die sich zum Titel Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern zur „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich“ freudig äußerten derjenige, der namentlich Adolf Hitler „von ganzem Herzen“ dankte. Dieses Bekenntnis zum Untergang Österreichs dürfte es verhindert haben, dass Sima in der Zweiten Republik eine sichtbar zu tragende Auszeichnung des Bundes erhielt.[5]

Sima spielte zahlreiche Rollen in Filmen, die für das NS-Regime systemrelevante politische Botschaften verbreiteten. Ein Beispiel ist der vom NS-Regime als „staatspolitisch wertvoll“ eingestufte Film Wetterleuchten um Barbara (1941), in dem Sima die Hauptrolle spielte und der die Geschichte der illegal agierenden Nationalsozialisten in Österreich vor 1938 als Opfer überhöhte.[6] Sima stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[7] Dennoch kam Sima ab 1944 über Paul Hörbiger auch mit einer kleinen Widerstandszelle in Kontakt, die später aufflog und zerschlagen wurde. Beim Vormarsch der Roten Armee versteckte er in seinem Haus in Hohenau an der March zwei verletzte russische Soldaten.[6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete Sima sich vorwiegend Rollen im Kinofilm. 1967 absolvierte Sima seinen letzten Auftritt im Film, im bedeutungslosen Sexfilm Susanne – die Wirtin von der Lahn von Franz Antel. Im selben Jahr hatte er auch seinen letzten TV-Auftritt. In der ORF-Fernsehproduktion Der Befehl (Regie: Edwin Zbonek) spielte der sonst auf komödiantische Rollen angelegte Darsteller einen ehemaligen NS-Oberst, der sich im Wien der 60er-Jahre sein Geld als Möbelhändler verdient.

Oskar Sima wirkte in über 300 Filmen mit, wo er vorwiegend als Nebendarsteller eingesetzt wurde. Ein Kritiker nannte ihn deshalb einmal den König der Nebenrollen. Er spielte in fast allen Sparten, vorwiegend in Operettenverfilmungen und Komödien, teilweise auch in ernsten Filmen und Melodramen. Meist war er der zwielichtige Typ mit Zigarre und Doppelmoral.

Ende 1967/Anfang 1968 zog er sich auf seinen Besitz nahe Wien zurück. Kurz vor seinem Tod erhielt er 1969 das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film zugesprochen, erlebte jedoch die Verleihung nicht mehr.[1]

Oskar Sima war mit der Schauspielerin Lina Woiwode verheiratet. Er verbrachte seinen Lebensabend in Langenzersdorf, dem Heimatort seiner Frau, wo er an der Adresse „An den Mühlen 40“ wohnte.

Am Fuße des Bisambergs besaß Sima eigene Weingärten und Langenzersdorfer Kellergasse Nr. 119 einen eigenen Weinkeller.[8][1] Er war neben seinen Auftritten beim Film als Weinbauer in Langenzersdorf, Landwirt in Hohenau und erfolgreicher Züchter von Trabrennpferden (Halbblüter) aktiv. Sima gehörte zu den erfolgreichsten und beliebtesten Trabrennstallbesitzern Österreichs, sein Hengst „Boris“ gewann das Wiener Trabrenn-Derby des Jahres 1963.[1]

Oskar Sima starb 1969 im Alter von 72 Jahren nach einem Herzinfarkt in seiner Heimatgemeinde. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof Langenzersdorf bei Wien.[9]

Im Jahr 1997 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Oskar-Sima-Gasse nach ihm benannt. Sein ehemaliges Geburtshaus in Hohenau an der March wurde zu einem Heimatmuseum umgebaut, wo unter anderem biographisches Material und Ausschnitte seiner Filmauftritte zu sehen sind.

  • Rainer Dick, Ingrun Spazier: Oskar Sima – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 26, 1995.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 640–641.
  • Detlef Romey: Oskar Sima, König der Nebenrollen. Theater-, Film- und Zeitgeschichte. epubli, Berlin 2016, ISBN 978-3-7418-1523-2.[10]
  • Brigitte Semanek (Red.): Reben, Traben, Nebenrollen. Der Hohenauer Weinbauer, Pferdezüchter und Filmschauspieler Oskar Sima. Museum Hohenau, Hohenau an der March 2004 (Katalog der gleichnamigen Sonderausstellung).
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 326 f.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f Detlev Romey: Oskar Sima. König der Nebenrollen. 1. Auflage. epubli, Berlin 2016.
  2. Karl Götschober: Schauspieler und Korporation. In: Junges Leben. Österreichischer Pennäler-Ring – ÖPR. Magazin für Junge und Junggebliebene, 1/2024, S. 13.
  3. Bundesarchiv R 9361-V/112573
  4. Paul Hörbiger, Georg Markus: Ich hab für euch gespielt. Erinnerungen. 2. Auflage. Herbig, München, Berlin 1980, ISBN 3-7766-1001-8, S. 211.
  5. Wie österreichische Publikumslieblinge sich mit dem NS-Regime arrangierten. (Memento des Originals vom 25. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.profil.at In: profil vom 23. Februar 2010.
  6. a b Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ (PDF; 4,2 MB), S. 190f, Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013
  7. Sima, Oskar, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 566
  8. Peter Alexander und seine Künstlerfreunde in Langenzersdorf.
  9. knerger.de: Das Grab von Oskar Sima
  10. Oskar Sima, König der Nebenrollen. In: epubli. Abgerufen am 31. Mai 2016.