Saule

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Saule (lett. Saule, lit. Saulė; apr. saule f. „Sonne“) ist in der baltischen Mythologie die Sonnengöttin, der zahlreiche Dainas gewidmet sind. Saule wird besonders am Sommersonnwendfest zu Johanni verehrt.

In der lettischen Mythologie wird die Saule als Gutsherrin beschrieben, die wie der Himmelsgott Dievs einen eigenen Bauernhof auf dem Himmelsberg bewirtschaftet. Sie ist die Mutter der Saules meita („Sonnentochter“) oder auch mehrerer Sonnentöchter. Sie fährt mit einem von Falben gezogenen Wagen über den Himmelsberg. Abends sinkt sie ins Meer und fährt dann in einem Boot zum Ort des Sonnenaufgangs.

Saule wird in den Dainas als emotionale Frau beschrieben. Sie streitet mit ihrer faulen Tochter, dem Mondgott Mēness oder mit ihrem Nachbarn Dievs. Sie wird dann „widerhaarig“ oder „blutig“ bezeichnet. Häufig weint Saule, entweder, weil ihre seidenen Laken verregnet wurden, sie ein Taschentuch oder Schmuckstück verloren hat, weil ihr Boot untergegangen ist, aber auch um das Schicksal ihrer Tochter und deren reiche Aussteuer.

Saule trägt seidene Kleidung und besitzt hundert wollene Schale und natürlich wertvollen Schmuck. Wenn sie Fürsten begegnet, kleidet sie sich prachtvoll, Bauern hingegen begegnet sie in einem schlichteren Gewand. Wenn Saule über die Kornfelder schreitet, wodurch das Wachstum gefördert wird, bricht sie manchmal versehentlich eine Ähre ab, die aber dann doppelt nachwächst. Solche Doppelähren werden in der Gestalt von Jumis verehrt. Saule spendet auch das „Sonnenbrot“.

In der litauischen Mythologie ist Saulė die geschiedene Frau vom Mondgott Mėnulis. Bei der Trennung stritten sich beide um die gemeinsame Tochter Žemyna. Der Donnergott Perkūnas entschied dann, dass die Sonne die Tochter am Tag und der Mond bei Nacht sehen dürfe. Allgemein ist die Gestalt der litauischen Sonnengöttin weniger ausgeprägt als die lettische Saule.

In einem kirchenslawischen Einschub von 1261 in der byzantinischen Chronik des Johannes Malalas, in dem auch der baltische Donnergott Perkunas erwähnt wird, steht, dass die Sonne von dem Schmied Teljawelik geschmiedet und in den Himmel geschleudert wurde.

Die Dainas verbinden die Sonne mit einem Baum, der goldene Blätter trägt und am Rande des Sonnenweges im Meer oder hinter einem Berg steht. Der Baum kann eine Birke, Linde, Eiche oder ein anderer sein. Wird ein runder Gegenstand, z. B. ein Apfel, eine Erbse oder ein Kiesel über den Baum geworfen, beginnt dieser leise zu klingen.