Stiftung Louisenlund

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Stiftung Louisenlund
Das Schloss Louisenlund ist das Hauptgebäude des Bildungscampus an der Schlei
Das Schloss Louisenlund ist das Hauptgebäude des Bildungscampus an der Schlei
Schulform staatlich anerkanntes Gymnasium, IB World School, Grundschule
Gründung 1949
Adresse

Louisenlund 9

Ort Güby
Land Schleswig-Holstein
Staat Deutschland
Koordinaten 54° 29′ 35″ N, 9° 41′ 6″ OKoordinaten: 54° 29′ 35″ N, 9° 41′ 6″ O
Träger Stiftung Louisenlund
Schüler 500
Lehrkräfte 90
Leitung Peter Rösner
Website www.louisenlund.de

Die Stiftung Louisenlund ist Trägerin des staatlich anerkannten Gymnasiums mit Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein. Louisenlund liegt hinter dem dazugehörigen Wald an der Großen Breite des Ostseearms Schlei zwischen Schleswig und Eckernförde im Gemeindegebiet von Güby. Die Stiftung mit der Schule ging aus einem früheren Adelsgut hervor, dessen Mittelpunkt das Schloss Louisenlund bildet.

Die Schule wurde 1949 von Friedrich zu Schleswig-Holstein gegründet. Der Pädagoge Kurt Hahn beriet und unterstützte die Stifterfamilie während der Gründungsphase.

Schloss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schloss Louisenlund wurde von 1772 bis 1776 von Hermann von Motz auf dem Gut Tegelhave (Ziegelhof) erbaut, das sich seit 1530 im Besitz der Familie von Sehestedt befunden hatte. 1563 kaufte Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf das Gut.

Das früh-klassizistische Gebäude war einst der Sommersitz des Gottorfer Statthalters des Königreichs Dänemark, Landgraf Karl von Hessen-Kassel, und seiner Frau Louise. Sie war als Tochter des dänischen Königs Friedrich V. die Schwester des Thronfolgers Christian VII., in dessen Besitz das Gut übergegangen war. Nach ihr wurde der Ziegelbau mit Schieferdach benannt. Der Park wurde von Johann Caspar Bechstedt angelegt.

1790 errichtete der aktive Freimaurer Karl von Hessen-Kassel im Park des Herrenhauses einen „Freimaurerturm“, in dem Versammlungen abgehalten und alchemistische Experimente, unter anderem von Saint Germain, durchgeführt wurden.

Später ging das Schloss an die heutigen Besitzer, die Familie der herzoglichen Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg über. Nach 1850 wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmte die Kriegsmarine Louisenlund. Gegen Kriegsende waren darin auch Flüchtlinge untergebracht. Im Mai 1945 besetzten britische Truppen das Gelände und nutzten es bis 1947; norwegische Einheiten folgten.[1] 1949 stellte Friedrich Herzog zu Schleswig-Holstein das Herrenhaus der Stiftung Louisenlund als Landerziehungsheim und Seglerinternat zur Verfügung. Das zur Gemeinde Winnemark gehörende Gut Carlsburg nahm von 1951 bis 1988 die Schüler der 5. bis 8. Klasse auf.

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht von der Parkseite

Die Stiftung Louisenlund ist ein staatlich anerkanntes Internat und Ganztagsgymnasium und eine IB World School in freier Trägerschaft. Seit Sommer 2015 verfügt die Stiftung Louisenlund ebenfalls über eine private Halbtagsgrundschule. Die Schüler können als Abschluss zwischen dem deutschen Abitur und dem International Baccalaureate Diploma wählen. Es werden Jahresgebühren um 50.000 € erhoben.[2]

Louisenlund besteht aus zwei Komplexen: dem Hof- und dem Schloss-Bereich. Der Hof-Bereich liegt etwa 800 m vom Schloss-Bereich entfernt. Die Schule gehört mit einer Kapazität von etwa 380 Plätzen (im Schlossbereich etwa 310, auf dem Hof etwa 70) zu den bekanntesten Internaten Deutschlands. Ende 2013 lag die Schülerzahl bei knapp 300. 2024 besuchten 500 Schüler den Bildungscampus.

Auf dem Hof sind die Grundschule sowie die Tagesschule der Jahrgänge 5 bis 8 untergebracht. Die Schüler werden in Gruppen mit maximal 18 Kindern unterrichtet. Im Bereich der Naturwissenschaften wurde hier das Fach „NaWi“ eingeführt. Hier werden die Fächer Biologie, Chemie und Physik zusammengefasst und in Projekten an die Schüler herangetragen. Seit 2014 besitzt die Schule einen eigenen hochseetauglichen Motorsegler. Auch musische und sportliche Fähigkeiten werden gefördert. Beispielhaft hierfür ist der im Rahmen der fünften und sechsten Klasse stattfindende Segelunterricht auf der Schlei. Seit 2005 besitzt der Hof eine eigene Sporthalle. Die Wohn- und Arbeitsbereiche auf dem Hof sind in der Meierei, dem Allee- und Weidenhaus, dem Kuhhaus sowie in der Scheune untergebracht. Die Zweibettzimmer, in denen die Schüler zumeist leben, sind spartanisch.[3]

Im Schlossbereich lernen und leben die Schüler der Jahrgänge 9 bis 13. Als Wohngebäude werden (ganz oder teilweise) unter anderem das Wald-, das Kavalier- und Glockenhaus, die Försterei, der Akazienring, das Ahorn-, Birken-, Gilden-, das Eschenhaus sowie die Gärtnerei genutzt.

2006 wurde die ursprünglich 1966 erbaute Turnhalle zum Sport- und Kulturzentrum erweitert. Darüber hinaus stehen dem Internat Tennisplätze, eine Golfanlage, ein Rettungszentrum mit Feuerwehr und THW sowie ein Segelhafen zur Verfügung. Louisenlund gehört dem Round Square Netzwerk an, einem internationalen Zusammenschluss von Privatschulen.

Im Februar 2023 wurde ein innovatives Lern- und Forschungszentrum eingeweiht, in welchem der Großteil des regulären Unterrichts für die Jahrgänge 9 bis 13 stattfindet. Das Gebäude verfügt über eine moderne Ausstattung, Seminarräume, großzügige offene Lernflächen und Labore - darunter ein Labor der biologischen Sicherheitsstufe 1 für gentechnische Arbeiten. Das Bauwerk wurde mit dem BDA-Preis Schleswig-Holstein ausgezeichnet.[4][5] Der zweite Bauabschnitt wird im Sommer 2024 fertiggestellt. Eine schuleigene Sternwarte mit einer 4,5 Meter Kuppel der Firma Baader wird dann die Hauptattraktion des neuen Lerngebäudes sein.

Louisenlund ist zudem ein Stützpunkt der Freiwilligen Feuerwehr Güby und des Technischen Hilfswerkes.[6]

Rechtsextremer Vorfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2024 haben acht Schüler des Internats während einer Feier zu dem Lied L’amour toujours rechtsextreme Parolen angestimmt, der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.[7][8] Das Internat hat auf seiner Webseite ein Statement zu diesen Vorfällen veröffentlicht und äußert darin unter anderem, dass die Stiftung Louisenlund für Toleranz, Völkerverständigung und Weltoffenheit steht und sich gegen jede Form von Ausgrenzung, Rassismus oder Ausländerfeindlichkeit wendet.[9] Zudem erschien ein ausführliches Interview mit dem Leiter der Stiftung Louisenlund, Peter Rösner, und zwei betroffenen Schülern in der WELT, in dem sie sich exklusiv öffentlich äußern.[10]

Ehemalige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Schule und Stiftung sind Familien des Schleswig-Holsteiner Uradels wie die Rantzaus verbunden. Die Malerin Ingeborg zu Schleswig-Holstein besuchte die Schule und ist Vorsitzende des Stiftungsvorstands.[11] Sie ist die Tochter des Stiftungsgründers.[12] Zu den Absolventen gehören u. a. auch Heinrich Donatus von Hessen, Besitzer von Gut Panker,[13] sowie die Journalistin Leontine von Schmettow.[14] Die Schule besuchten außerdem Enno Freiherr von Ruffin, der frühere Ehemann der Sängerin Vicky Leandros und Inhaber von Gut Basthorst, der Unternehmer Albert Darboven, der Reeder Nikolaus W. Schües (* 1936), der Hamburger Bankier Max M. Warburg (* 1948), Dirk Lindenau, Inhaber der Kieler Werft Lindenau, der Biologe Kai Frölich[15], der Chirurg Arnulf Thiede (* 1942), der Sportwissenschaftler und Hochschullehrer Robin Kähler (* 1946), der Unternehmer, TV-Moderator und Grimme-Preisträger Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke[16] sowie die Schauspieler Oliver Mommsen[17], Hans Hass junior und Lilli Schweiger.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Louisenlund – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Horst Wilhelm: Die Entstehung und Entwicklung der Freimaurerlogen in Schleswig-Holstein. S. 138–139 (Digitalisat)
  2. Auch Schüler von Elite-Internat sollen rechtsextreme Parolen gesungen haben. In: Der Spiegel. 27. Mai 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. Mai 2024]).
  3. Martin U. Müller: Klassziel: Elite. In: Der Spiegel. 12. März 2012, abgerufen am 13. August 2017.
  4. Unvergesslich: Der erste Tag im Louisenlunder Lern- und Forschungszentrum. Stiftung Louisenlund, abgerufen am 6. Februar 2023.
  5. Louisenlund ausgezeichnet: BDA-Preis Schleswig-Holstein 2023. GROSZ-HERZIG. KOMMUNIKATION, abgerufen am 8. November 2023.
  6. THW-Stützpunkt Louisenlund. Startseite. Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), abgerufen am 9. Juni 2021.
  7. Rechtsextreme Gesänge auf Schülerparty Acht Louisenlund-Schüler werden für eine Woche suspendiert In: Spiegel Online. 27. Mai 2024, abgerufen am 27. Mai 2024.
  8. Internat Louisenlund in Güby: Nazi-Parolen auf Schülerparty In: Norddeutscher Rundfunk (NDR). 27. Mai 2024, abgerufen am 27. Mai 2024.
  9. Stellungnahme der Stiftung Louisenlund zur Schülerparty am Donnerstag, den 23. Mai 2024 – Fakten und Hintergründe In: Webseite der Stiftung Louisenlund. 27. Mai 2024, abgerufen am 27. Mai 2024.
  10. „Der Kanzler sagt, dass er angeekelt ist – glaubt er, dass er damit einen Schüler besser macht?“ In: WELT Online. 30. Mai 2024, abgerufen am 4. Juni 2024.
  11. Nataly Bombeck: Kunst aus Internat Louisenlund – für Schüler in Afghanistan In: Hamburger Abendblatt vom 28. Januar 2005
  12. Ständige Verjüngung ist ein Privileg (Memento des Originals vom 3. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kn-online.de In: Kieler Nachrichten online
  13. Prinz von Hessen (Memento vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 271 kB)
  14. Britta Schmeis: Leontine von Schmettow: Sie fühlt sich als ARD-Adelsexpertin wohl. In: Die Welt, online veröffentlicht am 7. Mai 2021.
  15. https://www.arche-warder.de/wp-content/uploads/2014/11/Froelich_CV_2014.pdf
  16. Jan-Henrik Scheper-Stuke: Modemacher und TV-Star aus dem Internat Louisenlund. Abgerufen am 24. März 2023.
  17. Juli Paulat: Der etwas andere Unterricht In: Lübecker Nachrichten vom 23. September 2009, S. 5