Stottern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klassifikation nach ICD-10
F98.5 Stottern
{{{02-BEZEICHNUNG}}}
{{{03-BEZEICHNUNG}}}
{{{04-BEZEICHNUNG}}}
{{{05-BEZEICHNUNG}}}
{{{06-BEZEICHNUNG}}}
{{{07-BEZEICHNUNG}}}
{{{08-BEZEICHNUNG}}}
{{{09-BEZEICHNUNG}}}
{{{10-BEZEICHNUNG}}}
{{{11-BEZEICHNUNG}}}
{{{12-BEZEICHNUNG}}}
{{{13-BEZEICHNUNG}}}
{{{14-BEZEICHNUNG}}}
{{{15-BEZEICHNUNG}}}
{{{16-BEZEICHNUNG}}}
{{{17-BEZEICHNUNG}}}
{{{18-BEZEICHNUNG}}}
{{{19-BEZEICHNUNG}}}
{{{20-BEZEICHNUNG}}}
Vorlage:Infobox ICD/Wartung {{{21BEZEICHNUNG}}}
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Stottern (auch Balbuties, von lateinisch balbutire ‚stottern‘) ist eine Störung des Redeflusses,[1] welche durch häufige Unterbrechungen des Sprechablaufs, durch Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern gekennzeichnet ist. Charakteristisch für Stottern ist das situationsabhängige Auftreten der Symptomatik, wobei Symptomfreiheit nicht selten im Wechsel mit starkem Stottern stehen kann. Nervosität gilt nicht als Auslöser, kann jedoch in manchen Fällen Folge des Stotterns sein. Dieser Artikel befasst sich mit dem sogenannten idiopathischen Stottern (englisch persistent developmental stuttering),[2] das vom Stottern mit bekannter psychischer oder physischer Ursache abzugrenzen ist. Nach neuen Erkenntnissen von Sprachwissenschaftlern der Purdue University/USA basiert die Störung nicht oder nicht nur auf einer motorischen Fehlfunktion, sondern beruht auch auf einer anderen Verarbeitungsstruktur des Gehirns bei Stotterern. Stottern gilt als therapierbar (Linderung der Symptome), jedoch nicht als heilbar (Beseitigung der Ursache).[3]

Phänomenologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von außen beobachtbare Symptome können als äußere, von außen nicht beobachtbare Symptome als innere Symptome bezeichnet werden.[4]

Äußere Symptome

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die äußeren Symptome des Stotterns werden in primäre und sekundäre Symptome unterteilt.[4][5] Primäre Symptome stellen den eigentlichen Kern des Stotterns dar, während sekundäre Symptome eine – zum Teil bewusste – Reaktion auf die primären Symptome sind.

Zu den primären Symptomen zählen:

  • rasche Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern (auch klonisches Stottern genannt),
  • Verlängerungen von Lauten (sogenannte Dehnungen),
  • stumme oder hörbare Blockaden (auch tonisches Stottern genannt),
  • wiederholte zwischengeschobene Laute länger als zwei Sekunden (sog. Interjektionen).[6]

Zu den sekundären Symptomen gehören:

  • Vermeidungsverhalten und
  • Fluchtverhalten.

Ein Vermeidungsverhalten versucht durch Vermeidung von Lauten, Wörtern, Sprechsituationen und ähnlichen Reaktionen, dem Stottern im Voraus auszuweichen. Häufig werden als schwierig empfundene Wörter durch Synonyme ersetzt oder ganze Sätze umstrukturiert. Im Gegensatz dazu soll ein Fluchtverhalten auftretende primäre Symptome überwinden. Erhöhte Anspannung der Sprechmuskulatur oder einer anderen Muskulatur, auch Grimassieren oder ruckartige Bewegungen können Anzeichen eines Fluchtverhaltens sein.

Innere Symptome

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innere Symptome sind solche, die für den Zuhörer nicht direkt beobachtbar sind. Es handelt sich um negative Gefühle, Gedanken und Einstellungen, die als Reaktion auf das Stottern entstehen.

Der Einfluss von Stottern auf die betroffene Person kann sehr erheblich sein. Gerne wird es mit einer Analogie zu einem Eisberg beschrieben, mit den unmittelbar hörbaren und sichtbaren Symptomen des Stotterns über der Wasserlinie und einer umfassenderen Menge an Symptomen versteckt unter der Oberfläche.[7] Übliche Folgen des Stotterns sind Ängste bestimmte Vokale oder Konsonanten auszusprechen, Ängste in sozialen Situationen zu stottern, Selbstisolation, Angst, Stress, Frustration, Schamgefühle, niedriges Selbstwertgefühl, mögliches Opfer von Mobbing zu sein (besonders bei Kindern), ein Gefühl von „Kontrollverlust“ oder das Nutzen von Wortersetzungen und der Umstellung des Satzbaus, um das Stottern zu verbergen.[8] Mit der Zeit kann ein wiederaufkehrendes Erleben von schlechten Sprecherfahrungen zu einem negativen Selbstverständnis und Selbstbild führen. Zudem projizieren Stotternde möglicherweise ihre eigenen Einstellungen auf Außenstehende, indem sie denken, andere halten sie für nervös oder dumm. Diese Gefühle und Einstellungen sind häufig der Hauptfokus in Behandlungen.[9][10]

Viele Menschen, die stottern, berichten von hohen emotionalen Kosten wie nicht erhaltene Arbeitsplätze oder Beförderungen sowie auch zerbrochene oder nicht verwirklichte Beziehungen.[11][10]

Die Diagnose Stottern wird gestellt, wenn typische Symptome in einem erheblichen Ausmaß vorhanden sind. Gemäß ICD-10[12] soll Stottern diagnostiziert werden, wenn Symptome wie Wiederholungen und Dehnungen von Sprachelementen und häufige Pausen anhaltend oder wiederholt auftreten, zu einer deutlichen Unterbrechung des Sprachflusses führen und die Störung mindestens drei Monate andauert.

Bei der Diagnose sollte darauf geachtet werden, dass repräsentative Daten bezüglich der Sprechflüssigkeit erhoben werden, da manche Klienten in der diagnostischen Situation flüssiger sprechen als in Alltagssituationen. Daher sollten der Klient oder dessen Angehörige über die Sprechflüssigkeit im Alltag befragt werden. Auch Tonaufnahmen aus Alltagssituationen können hilfreich sein.

Differentialdiagnose:

Das Stottern muss von folgenden Störungen unterschieden werden:

  • Physiologische Redeunflüssigkeit: Bei Kindern mit Unflüssigkeiten muss entschieden werden, ob es sich um normale Unflüssigkeiten (fälschlich oftmals als Entwicklungsstottern bezeichnet) oder um pathologisches Stottern handelt.
  • Poltern: Eine Redeflussstörung, die durch erhöhtes Sprechtempo und undeutliche Aussprache gekennzeichnet ist.
  • Erworbenes Stottern: Ein Stottern, das beispielsweise auf ein psychisches oder physisches Trauma oder auf eine neurologische Erkrankung zurückgeht, ist kein Stottern im hier beschriebenen (idiopathischen) Sinne.

Die Lebenszeitprävalenz des Stotterns beträgt etwa fünf Prozent, die Punktprävalenz bei älteren Kindern und Erwachsenen etwa ein Prozent.[4][13] Bei Kindern beträgt das Verhältnis von Jungen und Mädchen etwa 2:1. Das entsprechende Verhältnis bei Erwachsenen beträgt 4:1 bis 5:1. Personen mit neurologischen Erkrankungen, zum Beispiel Epilepsie, sind häufiger betroffen.

Verlauf und Prognose

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stottern beginnt immer vor dem zwölften Lebensjahr, bei der Hälfte der Betroffenen zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr, bei 90 Prozent vor dem sechsten Lebensjahr. Ein Großteil der stotternden Kinder verliert die Störung bis zur Pubertät. Bei Mädchen beginnt das Stottern früher, sie verlieren es aber auch mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder. Nach der Pubertät ist eine vollständige Remission unwahrscheinlich bis unmöglich. Eine Besserung mit oder ohne Therapie kann jedoch in jedem Alter vorkommen.

Die Ursache (medizinisch: Ätiologie) des Stotterns ist nicht geklärt. Es gibt eine Vielzahl von Theorien, welche die Ursachen oder die Entstehung des Stotterns zu erklären versuchen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es für keine dieser Theorien ausreichende Belege.

Die bestehenden Theorien lassen sich einteilen in psychodynamische, genetische, neuropsychologische, Breakdown- und Lerntheorien.

  • Psychodynamische Theorien gehen davon aus, dass unbewusste Konflikte oder Ziele zum Stottern führen, etwa das Ziel, Aufmerksamkeit oder Fürsorge zu erhalten. Ein Beispiel ist die Theorie Theo Schoenakers, welche auf der Individualpsychologie Alfred Adlers beruht. In der akademischen Sprechwissenschaft gelten psychodynamische Theorien im Allgemeinen als widerlegt.
  • Genetische Theorien gehen von einer vererbten Disposition aus, welche die Entwicklung des Stotterns wahrscheinlicher macht. In Zwillingsstudien zeigt sich etwa, dass die Konkordanz bei eineiigen Zwillingen höher ist als bei zweieiigen. Genetische Theorien können nicht das gesamte Phänomen Stottern erklären.
  • Neuropsychologische Theorien nehmen an, dass sich das Gehirn bei Stotternden anders entwickelt als bei Normalsprechenden, woraus das Stottern resultiert. Einige Studien haben beispielsweise festgestellt, dass Stotternde eine weniger stark ausgeprägte Lateralisierung der Sprachverarbeitung haben als Normalsprechende. Neuropsychologische Studien sind oft korrelativ, weshalb sie keine befriedigende Interpretation von Kausalbeziehungen zulassen.
  • Breakdown-Theorien besagen, dass die Ressourcen zur Verarbeitung von Sprache und Sprechen bei Stotternden den Anforderungen nicht genügen, was zum Zusammenbruch (Breakdown) der Sprechverarbeitung führe. Für diese Theorien spricht etwa, dass Stotternde häufiger als Normalsprechende Sprachentwicklungsstörungen und andere Sprachstörungen haben.
  • Lerntheorien erklären die – vor allem sekundäre – Symptomatik durch eine Kombination aus klassischer und operanter Konditionierung. Klassische Konditionierung erklärt demnach die Verknüpfung des Primärstotterns mit sekundären Verhaltensweisen: Die wiederholte Kopplung primärer mit sekundären Verhaltensweisen führt dazu, dass die sekundären Verhaltensweisen durch die primären automatisch ausgelöst werden. Operante Konditionierung erklärt, warum Vermeidungsverhalten gezeigt wird: Vermeidungsverhalten führt zu erhöhter Angst und wird daher verstärkt, womit die Wahrscheinlichkeit solchen Verhaltens steigt.

Erste Verdienste bei der Entwicklung einer Therapie erwarb sich der französische Arzt Marc Colombat de L’Isère (1797–1851).

Eine vollständige Heilung – als absolute Symptomfreiheit in allen Situationen – ist beim Stottern insbesondere im Erwachsenenalter schwer oder gar nicht erreichbar. Da das Stottern für die Betroffenen oft eine schwere Einschränkung darstellt, sind die vielen Ansätze, welche meist innerhalb weniger Tage eine Heilung versprechen, unseriös. Es ist vor einer Therapie daher ratsam, unabhängigen Rat von Fachleuten einzuholen, die keine kommerziellen Interessen verfolgen.

Modifikationsansatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser verhaltenstherapeutische Ansatz basiert auf der Annahme, dass Stottern grundsätzlich nicht heilbar ist, da die neuronale Grundstruktur des Sprechens eines Erwachsenen mit ihren motorischen, psychogenen und teilweise neurotischen Einflüssen soweit ausgeprägt ist, dass grundlegende Änderungen unmöglich sind. Der Ansatz zielt daher primär darauf ab, die stotternde Sprechweise anzunehmen, mit ihr leben und sie explizit modifizieren zu lernen. Die Vorgehensweise ist verhaltenstherapeutisch angelegt und umfasst Aspekte wie

Dieser Ansatz wurde in den 1930er Jahren an der University of Iowa entwickelt. Hauptvertreter ist der US-Amerikaner Charles Van Riper (1905 bis 1994), der als einer der Begründer der speech-language pathology in den USA gelten kann (akademischer Beruf mit Studium an der Philosophischen Fakultät, daher mit Logopäden nicht zu vergleichen, eher mit klinischen Sprechwissenschaftlern). Ein Großteil seiner Schriften befasst sich mit dem Thema Stottern.

Sprechtechnischer Ansatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Demgegenüber steht ein Ansatz, der sich im Hinblick auf Anleihen aus Gesangs-, Atem- und Stimmtechnik auf das Erlernen einer »neuen« Sprechweise richtet. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Mehrheit der Stotternden beim Singen oder beim Sprechen im Chor keine Probleme hat, werden klangvolleres Sprechen, Tongebung, Atemtechnik und rhetorische Aspekte eingeübt. Die Begründer und Weiterentwickler dieses Ansatzes sind etwa Karl Hartlieb, Oscar Hausdörfer, Ronald Muirden, Erwin Richter, Rudolf Denhardt, P. A. Kreuels und Leonard del Ferro. Eventuell kann auch eine elektronische Sprachflusshilfe eingesetzt werden.

Mentaler Ansatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dieser überwiegend mentalen (gedanklichen) Methode, die ihren Ursprung im Leistungssportbereich hat, sollen das Sprechen angstfrei in geordneten Bahnen neu und natürlich gelernt und die alten Stotterstrukturen überlernt werden. Durch regelmäßiges Lesen und Umsetzen der autosuggestiven und wohltuenden Leitsätze soll das Unbewusste in die gewünschte Richtung eines individuellen und flüssigen Sprechens gebracht werden. Begründer der Ropana-Methode ist Roland Pauli. Eine andere Methode ist die Hausdörfer-Technik, bei der ein Mensch anstreben müsse, zum Phlegmatiker zu werden.[14]

Stotterbehandlung mit einer Mobile App

Für die Stottertherapie bestehen spezielle mobile Apps und PC-Programme. Der Zweck der Anwendungen dieser Art ist es, den Sprachkreis – ich sage -> ich höre zu -> ich baue die Phrase -> ich sage etc. unter Verwendung verschiedener Methoden der Stotterkorrektur wiederherzustellen.[15]

Der Benutzer interagiert mit der Anwendung durch modifizierte akustische Rückkopplung: Spricht in das Mikrofon des Headsets und hört seine eigene Stimme, die durch eine bestimmte Methode verarbeitet wird.[16]

Unter den Methoden der Korrektur des Stotterns in Anwendungen werden am häufigsten verwendet:

  • Maskierung der akustischen Rückkopplung (englisch MAFMasking auditory feedback). Dies stellt sich eine Maskierung durch „weißes Rauschen“ oder Sinusrauschen eigener Rede des Benutzers dar. Die Wissenschaftler glauben, dass Stotterer besser sprechen können, wenn sie ihre eigene Sprache nicht hören. Diese Methode gilt als veraltet und wenig effektiv.[17][18][19]
  • Verzögerung der akustischen Rückkopplung (englisch DAFDelayed auditory feedback). Bei dieser Methode wird davon ausgegangen, dass die Stimme des Benutzers vom Mikrofon mit einer Verzögerung von Sekundenbruchteilen an die Kopfhörer ausgegeben wird. Der Zweck der Methode besteht darin, den Stotternden beizubringen, Vokale zu dehnen und die Sprachgeschwindigkeit zu verringern. Nach der Sprachkorrektur für lange Verzögerungen wird auf kleinere Verzögerungen abgestimmt, wodurch die Sprachgeschwindigkeit erhöht wird, bis sie sich normalisiert.[20][21]
  • Änderung der akustischen Rückkopplungsfrequenz (englisch FAFFrequency-shifted auditory feedback). Das Verfahren besteht darin, die Frequenz des Sprachtons des Benutzers, den er überhört, im Vergleich zu seiner eigenen Stimme zu verschieben. Die Intervalle der Verschiebung können von wenigen Halbtönen bis zu einer halben Oktave variieren.[22][23][24] Die Methoden des DAF und des FAF beruhen auf der Beobachtung, dass Stotterer einen Text fehlerfrei lesen können, wenn sie ihn in einer Gruppe – mindestens zu zweit – synchron sprechen. Wird dem Stotterer die eigene Rede mit einer zeitlichen Versetzung um wenige Hundertstelsekunden und vorzugsweise auch einer Frequenzverschiebung über einen Kopfhörer zurückgespielt, erhält der Betroffene durch dieses Echo den Eindruck, als spräche ein weiterer Mensch mit, was das eigene Sprechen erleichtern kann.[25]
  • Verwendung von Metronom- und Tempo-Korrektoren. Diese Methode impliziert die Verwendung rhythmischer Schlägen des Metronoms. Die Wirksamkeit der Methode ist darauf zurückzuführen, dass sich die Rhythmik positiv auf den stotternden Menschen auswirkt, besonders wenn er in einem langsamen Tempo spricht.[26]
  • Verwendung einer visuellen Rückkopplung. Bei diesem Verfahren wird davon ausgegangen, dass die Sprachparameter des Benutzers (z. B. Redetempo) definiert und als visuelle Informationen auf einem Bildschirm angezeigt werden. Der Hauptzweck der Methode ist es, dem Benutzer zu ermöglichen, die Stimme effektiv zu verwalten, indem er die vorgegebenen Zielparameter erreicht.
    Es wird davon ausgegangen, dass der Benutzer während des Prozesses der Aussprache auf dem Bildschirm eine visuelle Darstellung sowohl der aktuellen als auch zielgebunden Parameter (z. B. Redetempo) sieht.[27][28]
  • Verwendung von vorgefertigten oder gereimten Texten. Das Verfahren geht davon aus, dass das Lesen von speziell vorbereiteten oder gereimten Texten einer Person hilft, den Sprachfluss wiederherzustellen und damit den Sprachkreisabriss zu beseitigen.

Die Vergleichseigenschaften verschiedener Mobiler Apps zur Behandlung von Stottern sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:

Vergleichende Eigenschaften von Mobile Apps zur Behandlung von Stottern
LOGOPÄDIE. ERGOTHERAPIE. Stuttering Speech Therapy -

DAF-Logotherapy

Zaikanie.NET BREATHMAKER DAF

Professional

MPiStutter axSoft

Speech corrector

Stamurai -

Stuttering /

Stammering

Treatment App

Speech Jammer Kekemelik Egzersizleri
Betriebssystem iOS Android Windows Windows Android

iOS

iOS Android

Windows

Android iOS Android
DAF + + + + + + + + +
FAF + + + + +
Metronom + +
Vibro-Metronom +
Text reimen + + + + +
Sprache Geschwindigkeit + + +
Gesichtsbehandlung anzeigen Ausdrücke von der Kamera + +
Timer + +
Hintergrund

Modus

+ + + + + + +

Weitere Ansätze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele weitere Therapien und therapeutische Ansätze fokussieren Teilaspekte wie Atemtechnik, Stimmgebrauch und Klangerzeugung oder arbeiten mit Hilfsmitteln wie Hypnose. Allerdings ist die Fachwelt uneins über die Wirksamkeit dieser Ansätze, obwohl in der medialen Öffentlichkeit immer wieder „geheilte“ Klienten vorgeführt werden.

Öffentliche Wahrnehmung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Welttag des Stotterns

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das »Stuttering Awareness Ribbon« (Symbol der jährlichen Onlinekonferenz)

In der Zeit vom 1. bis 22. Oktober jeden Jahres findet eine internationale Onlinekonferenz Stotternder statt, an deren Ende der 1998 erstmals ausgerufene Welttag des Stotterns (22. Oktober) steht. Seit 2009 ist das Stuttering Awareness Ribbon, ein zur Schleife gelegtes meergrünes Band, das Symbol dieser Veranstaltung. Ziel der Initiativen ist es, die Aufmerksamkeit Nicht-Betroffener auf die Probleme der Stotternden zu lenken; die Farbe Meergrün steht für die Beruhigung, die der Stotternde erfährt, wenn er verständnisvollen Umgang findet.[29]

Der 2010 erschienene Spielfilm The King’s Speech thematisiert das Stottern von König Georg VI. und einen möglichen Therapieansatz.

2018 erschien der Dokumentarfilm Mein Stottern,[30] der das Thema aus der Innenperspektive darstellt, indem er verschiedene Betroffene und ihre Strategien mit dem Stottern in den Blick rückt.

Mike Krüger besang in seinem Lied M-M-M-Mädel sich selbst und den Umstand, dass er beim Ansprechen von Frauen ins Stottern gerät, Ben’s Brother thematisierte das Stottern 2008 in ihrem Song Stuttering, ebenso Ganz Schön Feist in ihrem Logopädentango. Weitere Interpreten, die das Stottern in ihren Songs thematisierten, sind der 1999 verstorbene Scatman John und John Lee Hooker (Stuttering Blues).

Es gab und gibt deutschlandweit mehrere von Lokalradios regelmäßig ausgestrahlte Sendungen, die sich mit dem Thema Stottern beschäftigen und von Stotternden moderiert werden. Die erste dieser Sendungen war der Stotterfunk auf dem Sender Freies Radio für Stuttgart. Er richtet sich an stotternde Hörer und ist als Organ innerhalb der Selbsthilfe gedacht.[31] Die Sendung Schöner Stottern auf LORA München richtete sich bewusst an eine breitere Hörerschaft und war acht Jahre lang on air. Die letzte Sendung wurde 2015 gesendet.[32] Eine weitere Sendung nannte sich Holper Stolper und wurde bis 2017 von Radio free FM übertragen.[33]

Prominente Stotternde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlreiche Prominente stotterten, darunter Rowan Atkinson, Georg VI. (Vereinigtes Königreich), Winston Churchill, Marilyn Monroe, Bruce Willis und Joe Biden.[34][35]

  • Ulrich Natke, Anke Alpermann: Stottern. Erkenntnisse, Theorien, Behandlungsmethoden. 3. Auflage. Huber, Bern 2010, ISBN 978-3-456-84891-4.
  • Christopher Wartenberg: Eine Kulturgeschichte des Stotterers. Waxmann, Münster 2022, ISBN 978-3-8309-4527-7.
  • Wolfgang Wendlandt: Stottern im Erwachsenenalter. Grundlagenwissen und Handlungshilfen für die Therapie und Selbsthilfe. Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-129031-1.
Wiktionary: Stottern – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stottern. In: Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1.
  2. J. Benecken: Zur Psychopathologie des Stotterns. In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. 2004, 9, S. 623–636.
  3. Sprachstörung – Stottern beginnt im Gehirn. In: Spiegel Online. 24. Juli 2004, abgerufen am 22. Oktober 2012.
  4. a b c M. Ptok, U. Natke, H. M. Oertle: Stottern – Pathogenese und Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt. (103) 18, A1216–1221.
  5. D. J. Stachelski: Information on Stuttering.
  6. B. Hansen, C. Iven: Stottern und Sprechflüssigkeit. Sprach- und Kommunikationstherapie mit unflüssig sprechenden (Vor-)Schulkindern. München/Jena 2002
  7. Joseph S. Kalinowski, Tim Saltuklaroglu: Stuttering. Plural Publishing, San Diego, CA 2006, ISBN 1-59756-011-1, S. 17.
  8. David Ward: Stuttering and Cluttering. Frameworks for understanding treatment. Routledge, New York, NY 2006, ISBN 1-84169-334-0, S. 179, doi:10.4324/9780203892800.
  9. Barry Guitar: Stuttering. An Integrated Approach to Its Nature and Treatment. Lippincott Williams & Wilkins, San Diego, CA 2005, ISBN 978-0-7817-3920-7, S. 16 f.
  10. a b Stuttering. In: Englische Wikipedia. 20. November 2020.
  11. Andrew Pollack: To Fight Stuttering, Doctors Look at the Brain (Memento vom 9. November 2016 im Internet Archive). In: New York Times. 12. September 2006.
  12. Weltgesundheitsorganisation: Internationale Klassifikation psychischer Störungen. Diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis. Huber, Bern 2006, ISBN 3-456-84286-4.
  13. Claudia Spindler: Prävalenzstudien Stottern.
  14. Christine Michaela Busler: Stottern, Modifikationstechniken und Therapiemöglichkeiten. Analyse von Fallstudien aus linguistischer Perspektive. Zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Philosophie (Dr. phil.) genehmigte Dissertation. Universität Hannover. Hannover 2002, DNB 967342902/34.
  15. Electronic Devices, Software and Apps. In: Stuttering Foundation: A Nonprofit Organization Helping Those Who Stutter. Abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
  16. Electronic Devices, Software and Apps. In: Stuttering Foundation: A Nonprofit Organization Helping Those Who Stutter. Abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
  17. J. Kalinowski, J. Armson, M. Roland-Mieszkowski, A. Stuart, V. L. Gracco: Effects of alterations in auditory feedback and speech rate on stuttering frequency. In: Language and Speech. 36 (Pt 1), 1993, ISSN 0023-8309, S. 1–16, doi:10.1177/002383099303600101, PMID 8345771.
  18. Adam Jacks, Katarina L. Haley: Auditory Masking Effects on Speech Fluency in Apraxia of Speech and Aphasia: Comparison to Altered Auditory Feedback. In: Journal of Speech, Language, and Hearing Research: JSLHR. 58. Jahrgang, Nr. 6, 2015, ISSN 1092-4388, S. 1670–1686, doi:10.1044/2015_JSLHR-S-14-0277, PMID 26363508, PMC 4987030 (freier Volltext).
  19. Bryan D. Burke: Reduced auditory feedback and stuttering. In: Behaviour Research and Therapy. 7. Jahrgang, Nr. 3, 1. September 1969, ISSN 0005-7967, S. 303–308, doi:10.1016/0005-7967(69)90011-4.
  20. Bothe Anne K., Finn Patrick, Bramlett Robin E.: Pseudoscience and the SpeechEasy: Reply to Kalinowski, Saltuklaroglu, Stuart, and Guntupalli (2007). In: American Journal of Speech-Language Pathology. 16. Jahrgang, Nr. 1, 1. Februar 2007, S. 77–83, doi:10.1044/1058-0360(2007/010).
  21. Luana Altran Picoloto, Ana Cláudia Vieira Cardoso, Amanda Venuti Cerqueira, Cristiane Moço Canhetti de Oliveira: Effect of delayed auditory feedback on stuttering with and without central auditory processing disorders. In: CoDAS. 29. Jahrgang, Nr. 6, 7. Dezember 2017, ISSN 2317-1782, S. e20170038, doi:10.1590/2317-1782/201720170038, PMID 29236907.
  22. Joseph Kalinowski, Joy Armson, Andrew Stuart, Vincent L. Gracco: Effects of Alterations in Auditory Feedback and Speech Rate on Stuttering Frequency. In: Language and Speech. Band 36, Nr. 1, Januar 1993, ISSN 0023-8309, S. 1–16, doi:10.1177/002383099303600101.
  23. Zimmerman Stephen, Kalinowski Joseph, Stuart Andrew, Rastatter Michael: Effect of Altered Auditory Feedback on People Who Stutter During Scripted Telephone Conversations. In: Journal of Speech, Language, and Hearing Research. 40. Jahrgang, Nr. 5, 1. Oktober 1997, S. 1130–1134, doi:10.1044/jslhr.4005.1130.
  24. Peter Howell, Stephen Davis, Jon Bartrip, Laura Wormald: Effectiveness of frequency shifted feedback at reducing disfluency for linguistically easy, and difficult, sections of speech (original audio recordings included). In: Stammering research. An on-line journal published by the British Stammering Association. 1. Jahrgang, Nr. 3, 1. September 2004, ISSN 1742-5867, S. 309–315, PMID 18418474, PMC 2312336 (freier Volltext).
  25. Rolf H. Latusseck: Kein Stottern mehr – dank Echoeffekt. In: welt.de. 24. August 2020, abgerufen am 16. April 2020.
  26. John Paul Brady: Studies on the metronome effect on stuttering. In: Behaviour Research and Therapy. 7. Jahrgang, Nr. 2, 1. Mai 1969, ISSN 0005-7967, S. 197–204, doi:10.1016/0005-7967(69)90033-3.
  27. Daniel Hudock, Vikram N. Dayalu, Tim Saltuklaroglu, Andrew Stuart, Jianliang Zhang: Stuttering inhibition via visual feedback at normal and fast speech rates. In: International Journal of Language & Communication Disorders. Band 46, Nr. 2, März 2011, ISSN 1460-6984, S. 169–178, doi:10.3109/13682822.2010.490574, PMID 21401815.
  28. Jennifer Chesters, Ladan Baghai-Ravary, Riikka Möttönen: The effects of delayed auditory and visual feedback on speech production. In: The Journal of the Acoustical Society of America. Band 137, Nr. 2, 2015, ISSN 0001-4966, S. 873–883, doi:10.1121/1.4906266, PMID 25698020, PMC 4477042 (freier Volltext).
  29. International Stuttering Awareness Day (ISAD). International Stuttering Association, abgerufen am 16. März 2022.
  30. Mein Stottern (Österreich 2018, Petra Nickel, Birgit Gohlke). In: meinstottern.at, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  31. Stotterfunk. In: stotterfunk.de, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  32. Radiosendung: Schöner Stottern! Abgerufen am 16. Mai 2023 (deutsch).
  33. Radio FreeFm. In: freefm.de, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  34. Prominente Stotterer. WELT, abgerufen am 2. Dezember 2022.
  35. Um sein Stottern zu lindern: So hat sich Biden auf seine Rede zur Lage der Nation vorbereitet. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 20. Juni 2024]).