Wehranlagen

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Wehranlagen
Park in Schweinfurt
Wehranlagen
Wehranlagen mit Wasserspielen
Basisdaten
Ort Schweinfurt
Angelegt als Botanischer Garten von 1869 bis 1890
Umgebende Straßen
Maxbrücke,
Ludwigsbrücke,
Im I. Wehr,
Im II. Wehr
Bauwerke Stadtparksaal, Grünes Haus, Clubhäuser
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Jogging, Radfahrer, Rudern, Schwimmen
Technische Daten
Parkfläche 40 Hektar
50° 2′ 31,1″ N, 10° 14′ 28,9″ OKoordinaten: 50° 2′ 31,1″ N, 10° 14′ 28,9″ O
Wehranlagen (Bayern)
Wehranlagen (Bayern)

Die Wehranlagen sind der Stadtpark von Schweinfurt. Sie ziehen sich an dem der Altstadt gegenüberliegenden, südlichen Mainufer entlang, zählen zu den älteren botanischen Gärten Deutschlands[1] und wurden im 19. Jahrhundert angelegt. In ihnen befand sich ein 1879 eröffneter Zoologischer Garten.

Heute dienen die Wehranlagen weiterhin als städtischer Erholungsraum, mit Gastronomie, Biergärten und am Mainufer mit Sportclubs, Bootshäfen und Bademöglichkeit. Auf dem Main, entlang der Wehranlagen, werden in den ungeraden Jahren die Bayerischen Meisterschaften im Rudern ausgetragen.[2]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Wehranlagen stammt nach allgemein heute verbreiteter Deutung von einem Wehr ab, das den heutigen Hauptarm des Mains vom Saumain trennt, dem aufgrund seiner Form sogenannten Elefantenbuckel. Das Gebiet des heutigen Parks wurde jedoch bereits vor seiner Entstehung auf der Bayerischen Uraufnahme (1808–1864) mit Woehr bezeichnet,[3] was eine andere Bezeichnung für Werder ist, ein Name für Flussinseln. Das Areal der heutigen Wehranlagen lag auf einer Flussinsel, als der Alte Main, als südlicher Nebenarm des Mains, noch durchströmt wurde (siehe: Sennfelder Seenkranz, Einstige Insel).[4]

Die Uraufnahme enthält die Bezeichnung Woehr insgesamt dreimal: Im ersten Woehr, Im zweiten Woehr und Drittes Wöhrwäldchen, bzw. alternativ dazu: Drittes Wöhrthwäldchen. Das erste und zweite Woehr waren damals noch baumlose Fluren. Diese drei Orte ziehen sich rund 2,5 Kilometer entlang der einstigen, langen und schmalen Flussinsel hin. Das Dritte Wöhrwäldchen liegt bereits rund 2 Kilometer vom Wehr des Elefantenbuckels entfernt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage der Wehranlagen (Stadtpark)
Maininseln (Mitte) und Wehranlagen (links) mit der Farbenfabrik Gademann, vermutlich in den 1930er Jahren
Gelände der einstigen Farbenfabrik Gademann im Mai 2024

Die Wehranlagen liegen unweit der rechtsmainischen Altstadt, auf linksmainischer Seite, unmittelbar südlich vom Main und seinem Nebenarm Saumain. Der langgestreckte Stadtpark zieht sich an beiden Gewässern hin und mit seinen Ausläufern über 2 Kilometer aus der Stadt hinaus. Er wird in drei Abschnitte gegliedert: Im 1. Wehr, Im 2. Wehr und Im 3. Wehr.[4] Der Weg durch die Wehranlagen führt danach als Pfad am Mainufer weiter, vorbei am rechtsmainischen Schloss Mainberg und endet an der Schonunger Bucht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprüngliche Nutzung des Areals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich war das Areal der Wehranlagen vor dem Mainausbau, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, Überschwemmungsgebiet und Auwald.[1] Kurz danach wurde das Gebiet Flaniermeile und Exerzierplatz des reichsstädtischen Militärs. Das Stadtgartenamt hatte hier seine Anfänge (heute am Hauptfriedhof an der Gartenstadt).[1]

Botanischer Garten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wehranlagen im Jahre 1930

Nur drei Jahrzehnte nach Gründung des ersten botanischen Garten Deutschlands bei Hockenheim besorgte Carl Sattler Pflanzen aus Nordamerika, wo ein mit Unterfranken vergleichbares Klima herrscht. Unterstützt wurde Magistratsrat Sattler von Bürgermeister Carl von Schultes.[1] Von 1869 bis 1890 wurde der Park auf dem Gademann’schen Hügel (alte Bezeichnung: Auf dem Börklein) angelegt, vorwiegend mit Pflanzen aus China, Japan und Korea.[5] Geweihbäume, Zerreiche, Roteiche, Hickorynuss und Ungarische Eiche stammen aus den Anfangsjahren.[1]

Pfinz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Militärlager im Deutschen Krieg 1866 an der Pfinz mit noch baumlosem Areal der späteren Wehranlagen (Mittelgrund rechts)
Park an der Pfinz mit Biergarten

Pfinz (auch: Pfintz) ist die historische Flurbezeichnung für das Gebiet zwischen Saumain und Sennfelder See. Die Pfinz ist der südöstliche Teil des historischen Bereichs der Wehranlagen. In den 1950er Jahren wurde hier ein Teich angelegt.

Tiergarten an der Pfinz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tiergarten mit Raubtierhaus (rechts)
im Jahre 1898
Löwe im Tiergarten um 1900

An der Pfinz wurde von 1879 bis 1944 ein Privatzoo betrieben, u. a. mit einem Raubtierhaus.[6] Der Zoo wurde 1879 umgesiedelt; er lag zuvor am Teilberg, im heutigen Nordöstlichen Stadtteil (Hofrat-Graetz-Straße).[7] Neben einheimischen Tieren waren an der Pfinz mit Raubtierhaus auch exotische Arten vertreten (Löwen, Bären, Affen, Zebras). Der Tiergarten wurde 1944 von Fliegerbomben teilzerstört. Bernhard Grzimek entwarf einen nicht realisierten Ausbauplan des Zoos, der ab 1949 verfiel.[8]

Siehe auch: Wildpark an den Eichen

Radrennbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sennfelder Seenkranz mit Wehranlagen (links) und Schloss Mainberg (in Mitte im Hintergrund) Anfang des 20. Jahrhunderts

1891, im Zeitalter der Hochräder, entstand an den Wehranlagen, zum Teil auf Sennfelder Gemarkung, eine 333 Meter lange Radrennbahn.[9]

Farbenfabrik Gademann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Main lag die Bleiweißmühle mit der Farbenfabrik Gademann.[5] Die Bleiweißmühle wurden 1780 gegründet. In der Fabrik wurden Farben hergestellt, insbesondere das giftige Schweinfurter Grün (das später als Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurde) und in die ganze Welt verschickt. 1967 kaufte die Stadt Schweinfurt das Fabrikgelände und wandelte es in eine Grünanlage um, in Verlängerung der Wehranlagen. Die Nachfolgefirma wechselte in das neue Industriegebiet südlich des Mains.[10]

Heutige Wehranlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wehranlagen sind im innenstadtnahen Bereich ein Stadtpark, der nach außen in einen Waldpark und Auwald überläuft, mit urwaldähnlichen Bereichen am Mainufer. Durch den innenstadtnahen Bereich führt eine öffentliche Straße mit Parkmöglichkeiten. Der größere, äußere Bereich ist Landschaftsschutzgebiet.[11] Die Wehranlagen liegen auf einem leicht erhöhtem Gebiet (siehe: Sennfelder Seenkranz, Einstige Insel).

Durch die Anlagen führt eine 2,5 km bzw. alternativ 4 km lange Jogging-Laufstrecke.[12] Am Mainufer an den Wehranlagen befinden sich Bootshäfen, u. a. vom Schweinfurter Ruder-Club Franken von 1882, mit einer Regattastrecke auf dem Main, die entlang der Wehranlagen führt und ein Terrassen-Restaurant. In den Wehranlagen liegt der Stadtparksaal mit Restaurant und Biergarten.

Der Stadtpark liegt innerhalb der langgezogenen Wehranlagen im vorderen, am nächsten zur Innenstadt gelegenem Abschnitt, dem sogenannten I. Wehr. Während sich ab dem II. Wehr ein Waldpark entlang des Mains als schmales, grünes Band 2 Kilometer hinzieht.

Im I. Wehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick von den Bootshäfen am Mainufer der Wehranlagen auf die Innenstadt

Die historische Flurbezeichnung Im ersten Woehr (siehe: Etymologie) lebt mit der Bezeichnung Im I. Wehr für eine öffentliche Straße, die durch diesen Bereich des Stadtparks führt, fort. Im westlichen Teil des I. Wehrs befindet sich der in historischer Zeit angelegte Park, mit dem Hauptzugang an der Maxbrücke. Der neuere Park liegt im östlichen Teil, auf dem ehemaligen Gademannschen Areal.

Im II. Wehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit II. Wehr wird heute, ebenfalls in Anlehnung an den historischen Flurnamen, der Weg (einschließlich des umgebenden Gebiets) bezeichnet, der an die Fahrstraße des I. Wehrs anschließt. Das II. Wehr beginnt hinter dem Schwimmclub, in dem sich die Pizzeria Sul Meno befindet. Zwischen dem Waldpark im II. Wehr und dem Main zieht sich ein Auwald mit neun Teichen hin, die teilweise eine Verbindung zum Main besitzen.

Im III. Wehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die historische Bezeichnung Drittes Wöhrwäldchen (siehe: Etymologie) lebt in keinem heutigen Namen fort und geriet in Vergessenheit. Das Dritte Wöhrwäldchen, bzw. der entsprechende heutige Abschnitt des Waldparks, beginnt etwa auf Höhe des Stegs zwischen den beiden Teichen Zwinger und Kaltes Wasser (Schwarzes Loch) des Sennfelder Seenkranzes, der ab hier am südöstlichen Rand der Wehranlagen entlang führt.

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wehranlagen bilden aufgrund ihrer landschaftlichen Vielfalt mit Parkanlagen, Urwald, Wiesen und Gewässern einen Mikrokosmos, der Lebensraum für eine reiche Flora und Fauna bietet. Die Wehranlgen sind insbesondere für ihre vielfältige Vogelwelt bekannt. Es wurden bereits geführte Vogelstimmen-Wanderungen angeboten. Für Vogelkundler sind die Wehranlagen eine Adresse, da sich zudem an der gegenüberliegenden Mainseite das Naturkundliche Museum befindet, mit der Vogelsammlung der Gebrüder Schuler, vorwiegend mit Vertretern des europäischen Kontinents.

Trinkwasserbrunnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trinkwasserbrunnen im Wasserschutzgebiet am II. Wehr

Entlang des II. Wehrs zieht sich an seiner südöstlichen Seite, beiderseits der Stadtgrenze, ein 900 Meter langes Wasserschutzgebiet hin. Mit Brunnen für die Trinkwasserversorgung, unweit des Wasserwerks Schweinfurt, das an der Zufahrt zu den Wehranlagen liegt.

Siehe auch: Schweinfurt, Gewässer

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Die Bäume in den Wehranlagen, 3. Dezember 2012. Abgerufen am 14. November 2022.
  2. Schweinfurter Tagblatt, 18. Dezember 2010.
  3. BayernAtlas: Urkataster (1808–1864) Bereich Wehranlagen. Abgerufen am 29. August 2021.
  4. a b Hochwassergefahrenflächen Bereich Alter Main/Wehranlagen, eingezeichnet nach Vorgaben des UmweltAltlasses des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Abgerufen am 5. September 2021.
  5. a b Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Farbenfabrik Gademann. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  6. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Die Wehranlagen. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  7. mainpost.de: Vor 110 Jahren: Hirschen und Bären stand Wasser bis zum Hals, 3. Dezember 2019. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  8. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Wehranlagen und Zoo. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  9. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Radfahrverein 1889. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  10. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Main in Schweinfurt. Abgerufen am 8. Mai 2024.
  11. Lage siehe Liste der Landschaftsschutzgebiete in Schweinfurt, LSG-00084.01.
  12. Stadt Schweinfurt/Zahlen, Daten und Fakten. Abgerufen am 31. Dezember 2019.