Calbe (Saale)

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Wappen Deutschlandkarte
Calbe (Saale)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Calbe (Saale) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 54′ N, 11° 47′ OKoordinaten: 51° 54′ N, 11° 47′ O
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Salzlandkreis
Höhe: 60 m ü. NHN
Fläche: 56,69 km2
Einwohner: 8222 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 145 Einwohner je km2
Postleitzahl: 39240
Vorwahl: 039291
Kfz-Kennzeichen: SLK, ASL, BBG, SBK, SFT
Gemeindeschlüssel: 15 0 89 055
Stadtgliederung: Kernstadt und 2 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 18
39240 Calbe (Saale)
Website: www.calbe.de
Bürgermeister: Sven Hause (Alternative Liste Calbe ALC)
Lage der Stadt Calbe (Saale) im Salzlandkreis
KarteBarbySeelandSeelandBördeaueSeelandBörde-HakelBörde-HakelIlberstedtBorneSeelandSeelandWolmirslebenGierslebenSeelandGüstenPlötzkauAlsleben (Saale)Nienburg (Saale)EgelnBarbyBernburgCalbe (Saale)Schönebeck (Elbe)BördelandKönnernHecklingenAscherslebenStaßfurt
Karte

Calbe (Saale) ist eine Stadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calbe liegt am Rande eines Endmoränenzugs am linken Ufer der Saale, die bis Calbe für Europaschiffe ausgebaut ist. Die Kleinstadt liegt nahe dem geographischen Mittelpunkt Sachsen-Anhalts, der sich im 5 km entfernten Ort Tornitz befindet.

Calbe (Saale) ist von einer Reihe geschützter Biotope umgeben: im Norden liegen die schilfbestandenen Gribehner Teiche, östlich die Niederungen des Saalebogens und im Westen die Endmoränenhügel des bewaldeten Wartenberges.

Calbe (Saale), Luftaufnahme (2019)

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Calbe (Saale) gehören die Ortsteile

Ortsteil Einwohner (2018)[2]
SchwarzTrabitzCalbe
Die Ortsteile von Calbe
(anklickbare Karte)
Calbe 8.354
Schwarz 401
Trabitz 104

Dialektgrenze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calbe (Saale) liegt unmittelbar südlich der Benrather Linie und somit am Übergang von den hochdeutschen – genauer: den ostmitteldeutschen Dialekten zur niederdeutschen Sprache.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolandstatue auf dem Marktplatz

Die Stadt Calbe (Saale) wurde laut einer Urkunde des Königs Otto I. vom 13. September 936 unter dem Namen Calvo erstmals erwähnt.[3] Man geht heute aber davon aus, dass Calbe älter ist: Eine Ansiedlung gab es vermutlich schon im 8. oder zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Als Kristallisationspunkt der Marktsiedlung gilt der ottonische, vielleicht sogar karolingische Königshof (curtis regia) bzw. die Burganlage.

Schloss Calbe um 1700
Blick von Osten über die Saale (links der „Hexenturm“, rechts die Stephani-Kirche)
Loewestraße

Calbe bekam 1160 das Marktrecht verliehen. Die Saale bildete damals die Ostgrenze der deutschen Gebiete, sodass Calbe eine gute Ausgangslage für den Handel mit den benachbarten kolonisierten Slawen hatte (siehe Hochmittelalterliche Ostsiedlung). Von der Existenz einer Ratsverfassung darf im Spätmittelalter ausgegangen werden. Von 968 bis 1680 gehörte Calbe zum Erzbistum Magdeburg; die Magdeburger Erzbischöfe hatten ihren Sommer- und Zweitsitz auf dem Schloss Calbe. Die Rechtsprechung des Calber Schöffengerichts im 14. Jahrhundert (fast ausschließlich das Privatrecht betreffend) ist im so genannten Wetebuch von Calbe auch heute noch greifbar. An den Erzbischof Albrecht IV. schickte Martin Luther 1517 und 1520 Briefe mit der Erläuterung seiner 95 Thesen.

1634 wurde in Calbe die Hospital-Schwester Ursula Wurm als Hexe verbrannt. Seit der Zeit der Hexenverfolgungen wird der Wach- und Gefängnisturm hinter dem Rathaus der Hexenturm genannt.

1680 wurde Calbe als sogenannte Immediatstadt direkt dem brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg unterstellt und lag bis 1807 im Holzkreis. In der Folge erlebte die Stadt als Tuch-Manufaktur-, später als Tuch-Industrie-Zentrum eine zweite wirtschaftliche, politische und kulturelle Blütezeit. Von 1816 bis 1950 war Calbe Kreisstadt und Verwaltungssitz des preußischen Kreises Calbe a./S. Von 1849 bis 1879 bestand das Kreisgericht Calbe a.d. Saale, von 1879 bis 1951 das Amtsgericht Calbe (Saale). Das Ende des Aufschwungs kam mit dem Ersten Weltkrieg.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs brannte bei Kampfhandlungen das Schloss Calbe aus, die Ruinen wurden 1951 beseitigt.

Eine dritte, nur wenige Jahre anhaltende wirtschaftliche und soziale Blüte brachte die Zeit Calbes als DDR-Industriestadt: 1950 entstand in Calbe das erste und einzige Niederschachtofenwerk der Welt. Der Betrieb wurde aber bereits 1968 wegen mangelnder Rentabilität eingestellt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat besteht entsprechend der Gemeindeordnung aus 20 ehrenamtlichen Ratsmitgliedern und dem Bürgermeister. Er wird auf die Dauer von fünf Jahren gewählt.

  • CDU: 5 Sitze
  • AfD: 3 Sitze
  • Die Linke: 3 Sitze
  • SPD: 2 Sitze
  • FDP: 1 Sitz
  • Wählergruppen: 6 Sitze

(Kommunalwahl am 26. Mai 2019)[4]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Blau eine silberne Burg mit gezinnter, schwarz gefugter Mauer und zwei durch einen Wehrgang verbundenen, spitzbedachten und beknauften Türmen mit je einer schwarzen Rundbogenfensteröffnung; der Wehrgang mit an den Giebeln beknauften Walmdach, in der Mitte bekrönt mit einem beknauften Türmchen (Laterne) mit drei schwarzen Rundbogenfensteröffnungen. Zwischen den Türmen in Gold ein auf den Mauerzinnen stehendes, hersehendes rotes Kalb mit schwarzen Hufen.“
Wappenbegründung: Die Farben sind Blau - Weiß (Silber). Das Wappen der Stadt basiert auf einem alten Stadtsiegel von 1289 mit der Umschrift: „SIGILLVM BVRGENSIVM .M. CALVE“ und führt dementsprechend die daraus abgeleitete Symbolik.

Das Wappen wurde am 9. Mai 2000 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.

Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flagge ist blau - weiß (1:1) gestreift (Hissflagge: Streifen von oben nach unten, Querflagge: Streifen von links nach rechts verlaufend) mit dem aufgelegten Stadtwappen.

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgdorf (Region Hannover) ist seit 1990 Partnerstadt von Calbe.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sehenswürdigkeiten der Stadt werden auch online auf einem Stadtrundgang von Dieter H. Steinmetz vorgestellt.[5]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus
  • Schleuse Calbe
  • Rathaus Calbe mit Rolandstatue
  • Der Hexenturm war ein Wachturm der früheren Stadtbefestigung, deren Überreste noch erkennbar sind. Er diente als Ratsarchiv und Gefängnis für Schwerverbrecher. Heute wird er als Stadtarchiv verwendet und beherbergt neben Dokumenten aus der Stadtgeschichte auch Schriften von Johann Heinrich Hävecker und Friedrich Schiller.
  • Der Blaue Turm, ursprünglich mit blauem Schiefer gedeckt, gehörte ebenfalls einst zur Befestigung der Stadt. In seiner jetzigen Form wurde er im 19. Jahrhundert im Garten der Landratswohnung wieder aufgebaut.
  • Steinkreuz in der Nienburger Straße
  • Papierfabrik, östlich hinter den Häusern des Marktplatzes am Wehr

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kriegerdenkmal
  • Bismarckturm auf dem Wartenberg bei Calbe, errichtet in Erinnerung an den als Einiger des Deutschen Reichs verehrten Reichskanzler Otto von Bismarck. Der Turm wurde am 22. März 1904, am 107. Geburtstag Kaiser Wilhelms I., feierlich eingeweiht.
  • Kriegerdenkmal zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Calbener; mit einer umgebenden, halbrunden Pergola am 24. Juni 1929 im Beisein zahlreicher Krieger- und Veteranenvereine enthüllt[6]; Nach 1945 wurde die Widmung des Denkmals auf die Gefallenen und Opfer des Zweiten Weltkriegs erweitert.
  • Gedenkwand am Eingang des Städtischen Friedhofs für 24 Frauen, Männer und ein Kleinkind aus verschiedenen Nationen, die während des Zweiten Weltkriegs Opfer von Zwangsarbeit wurden, sowie Gedenkwand für die deutschen OdF-Ausschüsse und nach 1945 verstorbene Antifaschisten
  • Grabstätte auf dem Friedhof des Ortsteils Trabitz für einen unbekannten Polen, der während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland verschleppt und ein Opfer von Zwangsarbeit wurde
  • Gedenkstein am stillgelegten Karl-Schröter-Schacht auf dem Hof der Agrargenossenschaft zur Erinnerung an den Bergmann und kommunistischen Stadtverordneten Karl Schröter, der 1940 an den Folgen einer erlittenen Zuchthaushaft starb.

Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heger-Sporthalle

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Grund des sehr guten Ackerbodens wurde in Calbe schon immer Landwirtschaft betrieben. 1591 wurde der Zwiebelanbau erstmals erwähnt, der auch heute noch betrieben wird. Dies brachte der Stadt den Spitznamen Bollencalbe (Bolle = Zwiebel) ein. Weiterhin wurde zu damaliger Zeit Weidehaltung von Schafen betrieben. Die gewonnene Wolle legte den Grundstein für ein florierendes Tuchmachergewerbe, das später unter anderem die preußische Armee belieferte.

Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelten oder gründeten sich unter anderem: Ziegeleien, Braunkohlegruben, Tuchfabriken, die Seifenfabrik Rudolf Imroth und die Papierfabrik Brückner. Die metallverarbeitende Industrie ist nach der Landwirtschaft der zweitgrößte Wirtschaftsfaktor der Stadt.

Bei Calbe befindet sich das leistungsstärkste deutsche Pflanzenölkraftwerk, mit 10 Megawatt Leistung.

Niederschachtofenwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen industriellen Aufschwung erlangte Calbe mit der Inbetriebnahme des ersten Niederschachtofenwerkes der Welt 1951. So genannte Armerze (Siderit und Hämatit) aus den Harzer Gruben Büchenberg und Braunesumpf kamen hier zur Verhüttung.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eisenbahnverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Calbe (Saale) Ost

Calbe verfügt über den Bahnhof Calbe (Saale) Ost an der zweigleisigen, elektrifizierten Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig. Dort zweigt auch die eingleisige Verbindung der Bahnstrecke Bernburg–Calbe (Saale) nach Bernburg über den Bahnhof Calbe (Saale) West und den Haltepunkt Calbe (Saale) Stadt ab. Diese Haltepunkte liegen auch an der seit 2005 teilweise stillgelegten Bahnstrecke Berlin–Blankenheim.

Straßenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calbe liegt direkt an der L 65, die von Magdeburg nach Bernburg führt. Die Stadt liegt auch an der L 63, die von Förderstedt über Calbe nach Dessau verläuft. Dann führt noch die L 68 von Calbe nach Barby.

Schifffahrt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calbe liegt am schiffbaren Teil der Saale (bis Klasse IV). Bei Gottesgnaden liegt eine Schleuse.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich-Schiller-Gymnasium
Grundschule Johann Wolfgang von Goethe

Überregionale Schlagzeilen machte die Stadt Calbe, als sie die 1911 gegründete Stadtbibliothek, die auf der Roten Liste Kultur stand, Ende 2012 schloss.[7]

Schulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich-Schiller-Gymnasium (offenes Ganztags-Gymnasium)
  • Heinrich-Heine-Schule (ehemals)
  • Herder-Schule (Real-, Sekundar- und Hauptschule)
  • Gotthold-Ephraim-Lessing-Schule (Grundschule)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten, die mit Calbe in Verbindung stehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ein Marskrater mit einem Durchmesser von 13,3 km wurde nach der Stadt Calbe benannt.
  • Die Stadt Kalbe (Milde) im Norden Sachsen-Anhalts wurde bis 1952 ebenfalls Calbe geschrieben. Die Schreibweise wurde geändert, um Verwechslungen mit Calbe (Saale) zu vermeiden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Calbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2022 (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
  2. Stadt Calbe (Saale): Verlangsamter Rückgang der Einwohnerzahlen in Calbe. Abgerufen am 19. November 2022.
  3. RI II Nr. 57
  4. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt: Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
  5. Dieter H. Steinmetz: Auf historischer Spurensuche – Stadtrundgang durch Calbe an der Saale, abgerufen am 24. Oktober 2019
  6. Über die Feierlichkeiten berichtete die Magdeburgische Zeitung ausführlich in ihrer Ausgabe vom 25. Juni 1929.
  7. Deutscher Kulturrat: Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen, Liste vom 3. September 2012 (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive), abgerufen am 30. September 2014.