Avro Lancastrian

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Avro 691)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Avro 691 Lancastrian
Avro 691 Lancastrian der BOAC, gut zu sehen die geänderte Rumpfnase
Typ Verkehrsflugzeug
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Avro
Erstflug 1943
Stückzahl 91

Die Avro 691 Lancastrian war eine Passagier- und Frachtflugzeugversion des schweren britischen Bombers Avro Lancaster, hergestellt von Avro.

Die Entwicklung begann 1943, als ein Bomber vom Typ Avro Lancaster für die Trans-Canada Airlines umgerüstet wurde. Dabei wurde der verglaste Rumpfbug mit dem vorderen Drehturm durch eine aerodynamische Verkleidung ersetzt und Zusatztanks für die Reichweitenerhöhung in den Bombenschacht eingebaut. Den Umbau nahm die kanadische Victory Aircraft vor.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden 30 Lancastrians für die BOAC. Da der Rumpf dem des relativ schmalen Bombers entsprach, war die Passagierkapazität sehr begrenzt. Die Maschinen dienten deswegen ab dem 31. Mai 1945 als VIP- und Luftpostflugzeuge auf der Route von England nach Australien. Weitere Betreiber waren die Flota Aérea Mercante Argentina (FAMA), British South American Airways, Silver City Airways, Skyways, Alitalia und Qantas. Eine Lancastrian wurde von der Royal Air Force für die erste Weltumrundung mit dem Flugzeug eingesetzt. Die Lancastrian diente für zahlreiche Strahltriebwerke als fliegender Prüfstand.

Die BOAC-Maschinen wurden auch während der Berliner Luftbrücke eingesetzt. Insgesamt hatten sie jedoch eine relativ kurze Einsatzzeit, da die nachfolgenden Muster (etwa die Douglas DC-6) wesentlich mehr Passagiere befördern konnten und so wirtschaftlicher waren.

Besonders bekannt wurde die G-AGWH Star Dust, die am 2. August 1947 abstürzte und über 50 Jahre verschollen blieb.

Auch der andere schwere britische Bomber Handley Page Halifax wurde als Halifax C.8 sowie H.P.70 Halton zu zivilen Passagier- und Frachtflügen verwendet.

Lancaster XPP
neun wurden aus Lancaster-Bombern durch Victory Aircraft Ltd Canada umgebaut.
Lancastrian C.1
neunsitziges Verkehrsflugzeug für BOAC und Qantas. Bei der Royal Air Force wurden sie als Lancastrian C.1 bezeichnet. Insgesamt 23 von Avro gebaut.
Lancastrian C.2
neunsitziges militärisches Transportflugzeug für die RAF, 33 von Avro gebaut.
Lancastrian 3
dreizehnsitziges Transportflugzeug für die British South American Airways. 18 von Avro gebaut.
Lancastrian C.4
zehn- bis dreizehnsitziges militärisches Transportflugzeug für die RAF, 8 von Avro gebaut.

Militärische Nutzer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Argentinien Argentinien

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Vom Erstflug 1943 bis zum Betriebsende 1961 kam es mit Avro Lancastrian zu 25 Totalschäden. Bei 8 davon kamen 81 Menschen ums Leben.[1] Beispiele:

  • Am 2. August 1947 meldete die Besatzung einer Lancastrian der British South American Airways (BSAA) (G-AGWH) auf dem Flug von Buenos Aires nach Santiago de Chile ihren Anflug auf Santiago de Chile, die Maschine kam dort aber nie an. Offenbar hatte die Besatzung die eigene Position falsch berechnet und war in einem Schneesturm in etwa 4600 Metern Höhe gegen den Berggipfel des Tupungato, Argentinien, geflogen. Alle 11 Insassen, sechs Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder wurden getötet. Das Flugzeug blieb vermisst, bis man im Jahr 2000 einige Wrackteile in den Anden fand (siehe auch Flugunfall der Star Dust).[4]
  • Am 5. September 1947 streifte eine Avro Lancastrian der British South American Airways (G-AGWK) während des Landeanflugs auf den Bermuda International Airport1) einen Funkmast und wurde irreparabel beschädigt. Alle 20 Menschen an Bord überlebten.[5]
  • Am 13. November 1947 kehrte eine Avro Lancastrian der British South American Airways (G-AGWG) auf dem Flug vom Bermuda International Airport1) zum Flughafen Santa Maria (Azoren) wegen eines Triebwerksausfalls um. Bei der Notlandung setzte die Maschine vor der Landebahn auf und wurde zerstört. Alle 16 Insassen überlebten.[7][8]

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine Avro 691 Lancastrian über dem Coventry Airport. Zu Versuchszwecken sind die beiden äußeren Motoren durch Strahltriebwerke ersetzt.
Kenngröße Daten
Besatzung 5
Passagiere 9
Länge 23,40 m
Spannweite 31,10 m
Höhe 5,90 m
Flügelfläche 120,5 m²
Leermasse 13.800 kg
Startmasse 29.480 kg
Höchstgeschwindigkeit 500 km/h in 1520 m
Dienstgipfelhöhe 7000 m
Reichweite 6680 km
anfängliche Steigrate 230 m/min
Triebwerke vier 12-Zylinder-V-Motoren Rolls-Royce Merlin XXIV zu je 930 kW
  • Richard A.Franks: The Avro Lancaster, Manchester and Lincoln. A Comprehensive Guide for the Modeller. SAM Publications, London 2000, ISBN 0-9533465-3-6.
  • Harry Holmes: Avro Lancaster. (Combat Legend series) Airlife Publishing Ltd., Shrewsbury 2002, ISBN 1-84037-376-8.
  • A.J. Jackson: Avro Aircraft since 1908. 2nd edition, Putnam Aeronautical Books, London 1990, ISBN 0-85177-834-8.
  • Richard Riding: Avro’s Stopgap Airliner – Part 1. In: Aeroplane Monthly April 1981, S. 188–195
  • Richard Riding: Avro’s Stopgap Airliner – Part 2. In: Aeroplane Monthly Mai 1981, S. 242–248
Commons: Avro Lancastrian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Liste von Unfällen mit Avro Lancastrian, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. Februar 2020.
  2. Flugunfalldaten und -bericht Lancastrian G-AGWJ im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. November 2023.
  3. Unfallbericht Lancastrian LV-ACS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. Februar 2020.
  4. Unfallbericht Lancastrian G-AGWH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. November 2017.
  5. Unfallbericht Lancastrian G-AGWK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Januar 2016.
  6. Flugunfalldaten und -bericht Lancastrian G-AGUL im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. November 2023.
  7. Air-Britain Aviation World (englisch), September 2020, S. 171.
  8. Unfallbericht Lancastrian G-AGWG, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Januar 2016.