Zahran Alloush

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Zahran Allusch)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mohammed Zahran Abdullah Alloush (arabisch محمد زهران علوش, DMG Muḥammad Zahrān ʿAllūš; * 1971 in Duma, Syrien; † 25. Dezember 2015 in Damaskus) war ein wichtiger Anführer der Miliz Dschaisch al-Islam (Armee des Islam), der während des Bürgerkriegs in Syrien kämpfte. Die Dschaisch al-Islam in Syrien galt als machtvolle Gruppierung aus Islamisten, die Ost-Ghuta, einen Vorort der Hauptstadt Damaskus, kontrollierte. Er war erst der Gründer und Oberbefehlshaber der Liwa al-Islam (Brigade des Islam) und danach Gründer und Oberbefehlshaber der aus der Liwa al-Islam hervorgegangenen Dschaisch al-Islam, die von Saudi-Arabien aus finanzielle Unterstützung erhalten haben soll. Die Miliz bildete einen Hauptbestandteil der Islamischen Front, deren Militärchef er war. Alloush wurde oftmals als einer der mächtigsten Rebellenführer Syriens beschrieben.[1]

Leben vor dem Bürgerkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alloush wurde 1971 in Duma, einem syrischen Vorort von Damaskus, geboren. Er war der Sohn von Abdullah Alloush, einem in Saudi-Arabien ansässigen salafistischen Geistlichen.[1] Alloush studierte islamisches Recht an der Universität Damaskus und schloss die Universität mit dem Magister ab. Er setzte sein Studium an der Islamischen Universität Medina in Saudi-Arabien fort. Er wurde Anfang 2009 in Syrien wegen salafistischer Aktivitäten[2] und Waffenbesitzes in Saidnaya, in einem Gefängnis für politische Häftlinge etwa 22 Kilometer nördlich von Damaskus für zwei Jahre inhaftiert, und kam 2011 im Rahmen einer Generalamnestie frei.[3][4]

Leben während des Bürgerkrieges und Tod

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liwa al-Islam unter Führung von Alloush wird für den Selbstmordanschlag gegen das Regierungskabinett im Hauptquartier des Nationalen Sicherheitsamts in Damaskus am 18. Juli 2012 verantwortlich gemacht, bei dem der syrische Verteidigungsminister Dawud Radschiha, Vizeverteidigungsminister Asif Schaukat, der Nationale Sicherheitsberater Syriens General Hischam al-Ichtiyar[5] und der Leiter des Amtes für Krisenfälle General Hasan Turkmani getötet wurden. Der Befehlshaber der Republikanischen Garde und der Elitetruppen der Vierten Division der Streitkräfte Syriens Mahir al-Assad, der Kommandant der Terrorismusbekämpfung des Geheimdienstes Idarat al-Amn al-Amm, General Hafez Makhlouf, Innenminister Mohammed al-Shaar und der stellvertretende Generalsekretär der Baath-Partei General Mohammed Said Bekheitan wurden verletzt. Der Attentäter hatte im Versammlungssaal des streng gesicherten Gebäudes einen Sprengstoffgürtel gezündet.[6][7][8]

Am 29. September 2013 schloss sich die Liwa al-Islam mit anderen Gruppen zur syrischen Dschaisch al-Islam (englisch: Jaish al-Islam) zusammen.[9]

Alloush war auch Sprecher und Kommandeur der Syrisch Islamischen Befreiungsfront (SILF). Mit dem Zusammenschluss zur Islamischen Front im November 2013 wurde er deren Militärchef.

Die Dschaisch al-Islam gehörte zu den Oppositionsgruppen, die Ende 2015 in Riad an einer Konferenz teilnahmen, um Friedensgespräche vorzubereiten. Für Januar 2016 wurden unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen Gespräche zwischen Regierung und Opposition über einen politischen Übergang vorbereitet.[1]

Am 25. Dezember 2015 starb Alloush mit fünf weiteren Anführern bei einem russischen Luftangriff in Damaskus.[1]

Haltung gegenüber Alawiten und Schiiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alloush hat sich mehrfach in der Öffentlichkeit abfällig gegenüber Alawiten geäußert. So bezeichnete er diese und Schiiten als „unrein“ oder als rāfida („Ablehner“) und benannte diese als „Dreck“ der Levante.[10] Ebenso verlangte er, Syrien von den schmutzigen Werken und Untaten der Alawiten, die er mit dem auf Arabisch als Schimpfwort geltenden „Nusairier“ bezeichnete, zu befreien. Alloush sprach gar davon, dass die Bewohner von Ghuta die „Köpfe der Rafida zerstampfen“ würden.[11]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Luftangriff auf Rebellengruppe Jaysh al-Islam, Anführer getötet In: Der Standard. 25. Dezember 2015.
  2. Kristin Helberg: Der Salafist und die Menschenrechtlerin. Entführung Razan Zeitounehs und ihrer Mitstreiter in Syrien. In: Qantara.de. 2014, abgerufen am 26. Dezember 2015.
  3. annahar.com
  4. Aron Lund: Freedom fighters? Cannibals? The truth about Syria’s rebels, The Independent, 17. Juni 2013. Abgerufen am 7. November 2013 
  5. Syrischer Sicherheitschef stirbt nach Anschlag. In: Hamburger Abendblatt. 20. Juli 2012, abgerufen am 20. Juli 2012.
  6. Staats-TV: Syriens Verteidigungsminister getötet. In: ORF. 18. Juli 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.
  7. Drei Regimegrößen getötet. In: ORF. 19. Juli 2012, abgerufen am 19. Juli 2012.
  8. Markus Bickel: Mitten ins Herz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. Juli 2012, abgerufen am 19. Juli 2012.
  9. Mapping Militant Organizations - Jaish al-Islam. In: web.stanford.edu. 5. November 2014, abgerufen am 26. Dezember 2015 (englisch).
  10. Alex MacDonald: Rise of Jaish al-Islam marks a turn in Syria conflict. In: Middle East Eye, 7. Mai 2015.
  11. Fabian Schmidmeier: Die Entwicklung radikal-islamistischer und neo-salafistischer Rebellengruppen vor dem Aufstieg des IS. In: DerOrient.com (Online), 27. Dezember 2015.