Zinkenit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Zinckenit)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zinkenit
Zinkenit aus der San José Mine, Oruro City, Cercado, Oruro, Bolivien
(Größe: 5,9 × 3,8 × 1,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Zkn[1]

Andere Namen
  • Bleiantimonglanz
  • Keeleyit
  • Zinckenit
Chemische Formel Pb9Sb22S42[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze – Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.26
II/E.26-010

2.JB.35a
03.08.01.01
Ähnliche Minerale Enargit, Manganit, Stibnit
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-pyramidal; 6[3]
Raumgruppe P63 (Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173[2][4]
Gitterparameter a = 22,12 Å; c = 4,32 Å[2][4]
Formeleinheiten Z = 1[2][4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,33; berechnet: 5,34[2]
Spaltbarkeit undeutlich nach {1120}[5]
Bruch; Tenazität uneben[5]
Farbe grauweiß, stahlgrau, buntfarbig anlaufend
Strichfarbe stahlgrau bis schwarz, fein ausgerieben rotbraun[6]
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Zinkenit, auch Zinckenit geschrieben und unter der bergmännischen Bezeichnung Bleiantimonglanz oder synonym als Keeleyit bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb9Sb22S42[2], besteht also aus Blei, Antimon und Schwefel im Verhältnis von 9 : 22 : 42.

Zinkenit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt vorwiegend dünne, prismatische und entlang der Z-Achse gestreifte, undurchsichtige Kristalle bis etwa 5 cm Länge, aber auch radialstrahlige bis verfilzte oder massige Aggregate von weiß- bis stahlgrauer Farbe und metallischem Glanz. Der Strich ist weist normalerweise eine stahlgraue bis schwarze Farbe auf, die sich allerdings in eine rotbraune Farbe ändert, wenn die Strichprobe fein ausgerieben wird.[6] An der Luft kann Zinkenit nach einiger Zeit buntfarbig anlaufen.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zinkenit wurde 1825 erstmals in der Graf Jost-Christian-Zeche bei Wolfsberg/Stolberg in Deutschland entdeckt und 1826 von Gustav Rose beschrieben, der das Mineral nach dessen Entdecker Johann Ludwig Carl Zincken (in späteren Veröffentlichungen auch Zinken) benannte.[7]

Bereits in der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Zinkenit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Scainiit die unbenannte Gruppe II/E.26 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zinkenit neu definierte Abteilung der „Sulfosalze mit PbS als Vorbild“. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur bzw. dem in der Verbindung vorherrschenden Metall, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Galenit-Derivate mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.JB.35a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zinkenit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Zinkenitgruppe“ mit der System-Nr. 03.08.01 und den weiteren Mitgliedern Pillait, Pellouxit und Tazieffit innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 1 < z/y < 2 und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zinkenit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63 (Raumgruppen-Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173 mit den Gitterparametern a = 22,15 Å und c = 4,33 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2][4]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zinkenit scheidet sich aus hydrothermalen Lösungen in verschiedenen Erzgängen ab. Begleitminerale sind unter anderem Boulangerit, Bournonit, Jamesonit, Stannin und Stibnit.

Als eher seltene Mineralbildung kann Zinkenit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit gelten bisher (Stand: 2017) mehr als 200 Fundorte[8] als bekannt. Neben seiner Typlokalität Grube Jost Christian in Sachsen-Anhalt trat das Mineral in Deutschland auch an mehreren Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg, bei Brandholz im bayerischen Fichtelgebirge, bei Uentrop (Arnsberg) und Nuttlar (Meschede) in Nordrhein-Westfalen, an mehreren Orten der Eifel und bei Raubach in Rheinland-Pfalz, bei Kleinvoigtsberg (Großschirma) in Sachsen sowie Greiz in Thüringen auf.

In der Schweiz fand sich Zinkenit bisher nur am Felsberger Calanda, einem Gipfel des Calenda-Gebirgsstock im Kanton Graubünden.

Bekannt wurden unter anderem die Itos Mine und die San José Mine bei Oruro in Bolivien aufgrund ihrer großen Kristallfunde mit bis zu 5 cm Durchmesser, aber auch in anderen Gebieten des Departamento Oruro und des Departamento Potosí konnte Zinkenit gefunden werden.

Weitere Fundorte sind Argentinien, Australien, China, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Luxemburg, Mexiko, die Mongolei, Peru, Portugal, Rumänien, Russland, Serbien, die Slowakei, Spanien, Tadschikistan, Tschechien, Türkei, die Ukraine, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) sowie die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[9]

Zinkenit wird lediglich bei lokaler Anhäufung als Rohstoff zur Bleigewinnung abgebaut. Ansonsten ist es ein eher unbedeutendes Erz und dient Sammlern und Mineralogen als Mineralprobe.

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 61.
Commons: Zinkenite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e f Piers P. K. Smith: Direct imaging of tunnel cations in zinkenite by high-resolution electron microscopy. In: American Mineralogist. Band 71, 1986, S. 200 (rruff.info [PDF; 806 kB; abgerufen am 14. April 2017]).
  3. Webmineral – Zinkenite (englisch)
  4. a b c American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Zinkenite (englisch)
  5. a b c Zinkenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 13. April 2017]).
  6. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 479–480 (Erstausgabe: 1891).
  7. Thomas Witzke: Die Entdeckung von Zinkenit
  8. Mindat – Anzahl der Fundorte für Zinkenit
  9. Fundortliste für Zinkenit beim Mineralienatlas und bei Mindat