Tele2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Econophone)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tele2

Logo
Rechtsform Aktiebolag
ISIN SE0005190220
Gründung 1993
Sitz Kista, Schweden
Leitung Allison Kirkby
Mitarbeiterzahl 8379 (2012)
Umsatz 5,2 Mrd. Euro
Branche Telekommunikation
Website www.tele2.com

Tele2 ist ein schwedisches börsennotiertes Telekommunikationsunternehmen, das weitere Tochtergesellschaften im Baltikum unter dem Markennamen Tele2 betreibt. 2012 betrug der Netto-Umsatz des Unternehmens fast 43,7 Mrd. Schwedische Kronen (5,2 Mrd. Euro). Der EBITDA lag bei rund 11 Mrd. Schwedische Kronen (1,3 Mrd. Euro). Die größte Aktien- und Stimmrechtsinhaberin des Unternehmens ist die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik.

Dienstleistungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Telefongespräche aus dem Festnetz – in 5 Ländern
  • Internetzugang – in 4 Ländern
  • Mobilfunk – in 9 Ländern
  • Kabel-TV & IP-TV – in Schweden, Litauen und den Niederlanden
  • IP-Telefonie/VoIP (Parlino) – in 8 Ländern (Mitte 2007 eingestellt)

Länderspezifische Standorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Logo bis 2007

Die lettische Tochtergesellschaft Tele2 erzielte 2013 einen Umsatz von 110 Mio. Euro und den Gewinn von 18,519 Mio. Euro.[1]

Die litauische Tochtergesellschaft UAB Tele2 ist eine der größeren Telekommunikationsfirmen in Litauen. 2013 erzielte sie einen Umsatz von 149 Mio. Euro und hatte 1,85 Mio. Kunden.

Ehemalige Länderstandorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes 1998 war Tele2 in der deutschen Telekommunikationsbranche aktiv, Sitz der Deutschlandzentrale in Düsseldorf. Bekannt geworden ist das schwedische Unternehmen als Call-by-Call-Anbieter. Bis zum Schluss bot Tele2 in Deutschland folgende Dienstleistungen an:

2006 gründeten Tele2 und QSC die Netzbetreibergesellschaft Plusnet GmbH & Co. KG, um eine gemeinsame DSL-Konzentrationsnetz-Infrastruktur zu installieren. Bis Ende 2007 war die Erschließung von 2000 Hauptverteilern geplant. Tele2 hielt 32,5 % an Plusnet und QSC 67,5 %. Seit Juni 2007 werden auf dieser Basis von Tele2 Komplettanschlusspakete ohne gebündelten Telekom-Festnetzanschluss angeboten. Am 23. Dezember 2010 wurde bekannt gegeben, dass sich Tele2 vorzeitig aus der Partnerschaft zurückzieht und QSC die 32,5 % von Tele2 für 36,7 Mio. Euro übernimmt. Im Gegenzug musste Tele2 allerdings 66,2 Mio. Euro an QSC bezahlen, da die geschlossene Vereinbarung der beiden Unternehmen noch bis Ende 2013 Bestand hatte.

Die Deutsche Herzstiftung war von 2009 an kurzzeitig offizieller Charity-Partner von Tele2.[2]

Ende des Jahres 2020 wurde bekannt, dass der Standort im Rahmen eines Management-Buy-out der Muttergesellschaft noch im gleichen Jahr abgekauft wird. Dabei behielt das neue Unternehmen STROTH Telecom GmbH die Rechte zur weiteren Benutzung vom Markennamen.[3] Der Umsatz der deutschen Niederlassung von Tele2 ging im dritten Quartal 2020 im Jahresvergleich um 11 Prozent zurück.[4]

Seit April 2023 bietet das Unternehmen seine Mobilfunkprodukte unter dem Markennamen Amiva an.[5]

Tele2 war seit 1999 am österreichischen Markt tätig. Nach den Übernahmen der UTA Telekom AG 2004 und des Internet Service Providers Silver Server 2011 war Tele2 Österreichs bis Ende 2017 größter alternativer Telekommunikations-Komplettanbieter. Im November 2017 wurde Tele2 Österreich von Hutchison Drei Austria übernommen. Der Kaufpreis betrug 95 Mio. Euro. Bis zur Verschmelzung, die im zweiten Quartal 2018 erfolgte, wurde Tele2 als Tochtergesellschaft von Drei weitergeführt. Im Rahmen eines Rebranding verschwand die Marke vollständig im Land.[6]

Das Produktportfolio umfasste Festnetz-Telefonie, Breitband-Internetservices, Mobilfunkdienste und Datendienste für Klein-, Mittel- und Großunternehmen sowie für internationale Carrierkunden. In der Zentrale in Wien und in den sechs bundesweiten Regionalbüros (St. Florian/OÖ, Wals/Salzburg, Innsbruck/Tirol, Villach/Kärnten, Graz/Steiermark und Dornbirn/Vorarlberg) beschäftigte Tele2 Österreich insgesamt rund 300 Mitarbeiter. Tele2 Dienste waren im Detail:

  • Festnetz- und Mobil-Telefonie
  • Breitband-Internetservices
  • Voice over IP
  • (Internationale) Datendienste unter Einsatz von Technologien wie MPLS, VPN, Ethernet und SDH
  • Managed Services: z. B. Nebenstellenanlagen, Teleworker-Lösungen, Firewalls etc.
  • Housing Services: Ausgelagerte Server-Lösungen, besonders für Klein- und Mittelbetriebe

In der Schweiz war Tele2 von Oktober 1998 bis Ende 2009 als selbständiges Unternehmen tätig. Nach der Übernahme durch Sunrise Communications wurde Tele2 bis 2011 als Marke weitergeführt.

Das Unternehmen war 2004 der drittgrößte Festnetzanbieter nach Swisscom und Sunrise.

Es wurden folgende Dienstleistungen angeboten:

  • Telefongespräche aus dem Festnetz über (Call-by-Call) oder Preselection
  • Internetzugang per Einwahl (Dial-Up)
  • ADSL-Internetzugang
  • Mobilfunk (Prepaid und Vertrag) auf dem eigenen Citynetz sowie über das Mobilnetz von Sunrise (nationales Roaming)

Das eigene Mobilfunknetz von Tele2 war seit Juni 2005 in Betrieb. Es deckte die größten Schweizer Städte (u. a. Zürich, Basel, Genf, Bern, Lausanne und Winterthur) ab.

Im März 2006 hatte Tele2 Schweiz ein direktes Roamingabkommen mit dem Netzbetreiber Sunrise abgeschlossen, wodurch die Kunden von Tele2 das Netz von Sunrise landesweit mitbenutzen konnten. Durch die Umstellung wurden einerseits neue SIM-Karten benötigt, andererseits mussten Bestandskunden in neue Tarifmodelle (kostenlose Gespräche und SMS unter Tele2-Kunden) wechseln. Das frühere Prepaid-Angebot, welches über das Netz von Swisscom Mobile lief, wurde indes eingestellt. Am 29. September 2008 gab Sunrise die Übernahme von Tele2 Schweiz bekannt. Die Marke Tele2, welche in der Schweiz über 491.000 Kunden verfügte, blieb vorerst bestehen, die Mitarbeiter wurden übernommen.[7] Zum 1. November 2011 hat Sunrise die neue Marke Tele4U eingeführt.[8]

Ende August 2011 hatte Tele2 zuerst per E-Mail und dann über ihre Website alle E-Mail-Kunden informiert, dass am 3. Oktober 2011 alle E-Mailkonten abgeschaltet werden, da die Verhandlungen über die Erhaltung der Konten, mit Tele2 Schweden als Besitzer der Konten, erfolglos waren.[9]

Am 20. Juli 2005 erwarb Tele2 die Econophone AG, einem 1997 gegründeten Anbieter von Telephonie- und Internet-Anschlüssen sowie Webspace- und Webmail-Diensten. Zu diesem Zeitpunkt war Econophone die Nummer 4 im Schweizer Festnetzmarkt. Econophone wurde nicht in Tele2 integriert, sondern als eigene Marke weitergeführt, auch noch nach der späteren Übernahme durch Sunrise, und erst mit dem Umstellung auf digitalte Telephonie per Ende 2017 aufgegeben.

In Liechtenstein war Tele2 mit seiner Mobilfunkmarke Tango vertreten. Im Juni 2008 wurde es an Belgacom verkauft.

In Luxemburg bot Tele2 folgende Dienste an:

Im Juni 2008 wurden Tele2 Luxemburg und Liechtenstein an Belgacom verkauft.

Tele2 ging 2003 auf den russischen Markt und wurde 2013 an VTB verkauft. 2014 wurde eine Kooperation mit Rostelekom eingegangen, um einen neuen großen Mobilfunkanbieter am russischen Markt zu etablieren. Die Anteile an Tele2 Russia lagen seitdem zu 55 % bei der VTB-Group und einem Konsortium aus strategischen Investoren und zu 45 % bei Rostelekom.[10]

Im Jahr 2020 wurde Tele2 Russia vollständig von Rostelekom übernommen.[11]

Die ungarische Tochtergesellschaft Tele2 Hungary mit 490.000 Festnetzkunden wurde im Juli 2007 für 40 Mio. schwedische Kronen an HTCC Hungarian Telephone and Cable Corp verkauft.

Weitere Ausgliederungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2007 wurden die belgischen Töchter Tele2 Belgien und Versatel Belgien für 96 Mio. Euro an die niederländische KPN verkauft. Außerdem sollen die Töchterunternehmen in Dänemark, Spanien, Italien, Frankreich und Portugal ebenfalls ausgegliedert werden. Tele2 möchte sich durch diese Schritte mehr auf das Kerngeschäft konzentrieren.[12][13]

Kritik an Tele2 in Deutschland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung Warentest stufte Tele2 2006 im Test mit 15 Internetprovidern als nicht empfehlenswert ein, weil in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen 18 unwirksame Klauseln zu finden waren.[14] Tele2 betrieb in den Jahren 2006 und 2007 eine aggressive Werbepolitik[15], auch deshalb wurde Tele2 von den Verbraucherzentralen in Nordrhein-Westfalen und Bayern kritisiert, weil sich Beschwerden von Kunden wegen unerbetener Werbeanrufe häuften.[16] Diese Werbeanrufe hatten in zahlreichen Fällen einen unerwünschten Wechsel des Anbieters zufolge.[15] Laut Verbraucherschützer sei im Jahr 2006 kein anderer Anbieter durch Werbeanrufe so negativ aufgefallen wie Tele2.[17] Das Landgericht Düsseldorf verurteilte Tele2 Mitte und Ende 2007 in zwei Verfahren auf Grund unerlaubter Telefonakquise zu einem Ordnungsgeld von insgesamt 300.000 Euro.[18] In einem Streitverfahren mit der Verbraucherzentrale Bayern im Herbst 2007 einigte man sich auf 240.000 Euro Strafzahlung.[19]

Kritik an Tele2 in Russland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der russische Ableger von Tele2 fiel im August 2017 durch die Suche nach Kunden für eine Werbekampagne auf, in deren Bedingungen sich nebst Verboten u. a. von Staatsflaggen, Pornographie, Drogen und regierungskritischen Botschaften auch ein Verbot für das Zeigen homosexueller Handlungen fand.[20] Damit befolgte Tele2 das in Russland geltende Gesetz, welches „Homo-Propaganda“ verbietet.[21] Kritiker werfen dem Konzern hingegen vor, sich dem Gesetz, das bereits vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bemängelt wurde[22] zu beugen. Andere Konzerne wie beispielsweise Apple hatten sich in der Vergangenheit gegen das Gesetz durchgesetzt.[23]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Tele2 im Baltikum (Memento vom 20. Juli 2014 im Internet Archive)
  2. Herzstiftung auf der Homepage von Tele2 (Memento vom 7. März 2012 im Internet Archive)
  3. Tele2: Nachhaltig mit Mobilfunk und Call by Call wachsen, teltarif.de, Meldung vom 19. März 2021.
  4. Tele2: Deutsches Management kauft Unternehmen, teltarif.de, Meldung vom 6. Dezember 2020.
  5. Sebastian Feurer: Mit neuen Tarifoptionen: Beliebter Mobilfunkanbieter hat einen neuen Namen. In: CHIP. 28. April 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  6. Nach Tele2-Übernahme: Drei startet Preisschlacht im Festnetz, trend.at, Meldung vom 7. November 2017.
  7. Sunrise, Medienmitteilung vom 29. September 2008
  8. Aus Tele2 wird Tele4U
  9. Newsletter (Memento vom 21. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  10. About Tele2 Russia (engl.). Tele2 Russia, archiviert vom Original am 2. September 2016; abgerufen am 1. September 2016.
  11. James Barton: Rostelecom takes over 100% of Tele2 Russia In: Developing Telecoms, 25. März 2020. Abgerufen am 1. April 2020 
  12. Tele2 verkauft belgische Tochter an KPN. Heise online, 20. August 2007, abgerufen am 23. November 2007.
  13. Tele2 verkauft italienisches und spanisches Festnetzgeschäft an Vodafone. Heise online, 8. Oktober 2007, abgerufen am 23. November 2007.
  14. Test Internetprovider der Stiftung Warentest, test.de, 5. Mai 2006
  15. a b Werbeanrufe: Verbraucherschützer warnen vor Tele2, 6. Juli 2007
  16. Verbraucherschützer werfen Tele2 unlautere Telefonwerbung vor, 6. Juli 2007
  17. Verbraucherschützer nehmen Tele2 ins Visier, 6. Juli 2007
  18. Aktenzeichen 38 O 145/06, hier nach www.heise.de: Strafe für Tele2, 7. Juli 2007 und Weiteres Ordnungsgeld für Tele2, 21. Dezember 2007
  19. www.heise.de: Unerlaubte Telefonwerbung kostet Tele2 240.000 Euro, 23. November 2007
  20. Norbert Blech: Russland: Tele2 will keine "Homo-Propaganda". In: queer.de. (queer.de [abgerufen am 23. August 2017]).
  21. Kaliningrad verabschiedet Gesetz zum "Verbot der Propaganda von Homosexualität" - Quarteera /// Russian Queer in Germany. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 23. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.quarteera.de
  22. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Urteil zu "Homosexuellen-Propaganda"-Gesetz in Russland: Diskriminierend - und wissenschaftlich völlig haltlos - SPIEGEL ONLINE - Panorama. Abgerufen am 23. August 2017.
  23. Russland: Kein Schadensersatz für Homo-Emojis. In: queer.de. (queer.de [abgerufen am 23. August 2017]).