Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Guatemala 2019

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Präsidentschaftswahl 2019
Staat Guatemala Guatemala
Datum 16. Juni und 11. August
(1. und 2. Wahlgang)
Wahlbeteiligung 1. Wahlgang: 61,8 %
2. Wahlgang: 42,7 %
Kandidaten Alejandro Giammattei Sandra Torres
Parteien Vamos UNE
Stimmen –
1. Wahlgang
608.083
13,9 %
1.112.939
25,4 %
Stimmen –
2. Wahlgang
1.907.767
58,0 %
1.384.044
43,0 %
Zusammenfassung der Stimmen
1. Wahlgang
Sandra Torres (UNE)
25,4 %
Alejandro Giammattei (Vamos)
13,9 %
Edmond Mulet (PHG)
11,3 %
Thelma Cabrera (MLP)
10,3 %
Roberto Arzú (PAN)
6,1 %
Isaac Farchi (ViVa)
5,9 %
Manuel Villacorta (Winaq)
5,2 %
Estuardo Galdámez (FCN)
4,1 %
Julio Héctor Estrada (CREO)
3,8 %
Fredy Cabrera (Todos)
3,2 %
2. Wahlgang
Alejandro Giammattei (Vamos)
58,0 %
Sandra Torres (UNE)
43,0 %
Stimmenstärkste nach Departamentos
1. Wahlgang
2. Wahlgang
Präsident vor der Wahl
Jimmy Morales
2015 2023

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Guatemala 2019 fand am 16. Juni (1. Wahlgang) und 11. August (Stichwahl) statt. Bei der Präsidentschaftswahl wurde Alejandro Giammattei zum Präsidenten von Guatemala gewählt. Er wurde am 14. Januar 2020 als Präsident vereidigt.[1] Seit seiner Machtübernahme beherrscht er das Land zunehmend autoritär und korrupt.[2]

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Guatemala endete 1996 ein 36 Jahre andauernder Bürgerkrieg. Die Aufarbeitung der Verbrechen kommt nicht voran.[3] Noch immer ist Gewalt ein großes Problem im Land. Nach Angaben der UNO leben 60 % der mehr als 17 Millionen Guatemalteken in Armut, wovon speziell die indigene Bevölkerungsmehrheit betroffen ist.[4] Aufgrund der prekären Sicherheitslage versuchen viele Guatemalteken auszuwandern. Im Juli 2019 wurde mit den USA ein Migrationspakt vereinbart, der Guatemala als sicheres Drittland definiert, und nach dem Flüchtlinge, die durch Guatemala reisen, nicht in den USA um Asyl ansuchen können, sondern stattdessen in Guatemala Asyl beantragen müssen. Der noch nicht vom Kongress ratifizierte Vertrag wird von der Bevölkerung abgelehnt und von den aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten kritisch gesehen.[5]

Eine ursprünglich sehr aussichtsreiche Kandidatin, die frühere Generalstaatsanwältin Thelma Aldana, wurde von der Wahl ausgeschlossen. Sie hatte in den Jahren davor gemeinsam mit der UN-Antikorruptionskommission CICIG mehrere ehemalige Präsidenten, Minister und Vertreter der Wirtschaft ins Gefängnis gebracht. Nach Morddrohungen floh sie in die USA.[3] Ebenfalls ausgeschlossen wurde Zury Ríos, die Tochter des ehemaligen Diktators Efraín Ríos Montt, sowie zwei weitere potentielle Kandidaten.[6]

Umfragen sagten eine relativ niedrige Wahlbeteiligung von 61 % voraus. Als häufigster Grund, nicht wählen zu gehen, wurde das Fehlen eines geeigneten Kandidaten angegeben. Laut Umfragen waren die wichtigsten Themen für die Wähler die Sicherheitslage im Land, die Arbeitslosigkeit, die hohen Lebenshaltungskosten und die Korruption.[5]

Rund 8 Millionen Wahlberechtigte waren zur Wahl des Nachfolgers von Staatspräsident Jimmy Morales aufgerufen. Die guatemaltekische Verfassung erlaubt keine Wiederwahl des Staatspräsidenten.[7] Sollte keiner der 19 Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als 50 % der Stimmen erreichen, war eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen vorgesehen.[6]

Zugleich fanden am Wahltag 16. Juni 2019 die Parlamentswahl, die Wahl von 20 Abgeordneten des Zentralamerikanischen Parlaments und 340 Bürgermeisterwahlen statt.[8]

Wahl und Stichwahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Wahlgang fand am 16. Juni, die Stichwahl am 11. August 2019 statt.[9]

Im ersten Wahlgang lag die ehemalige First Lady Sandra Torres von der formal sozialdemokratischen UNE mit rund 25,5 % der Stimmen in Führung. Am 11. August trat sie zur Stichwahl gegen den konservativen Alejandro Giammattei (Vamos) an, der in der ersten Runde knapp 14 % der Stimmen erzielt hatte.[10] Giammattei setzte sich im zweiten Wahlgang mit knapp 60 % der gültigen Stimmen durch.[7]

Der Kandidat Estuardo Galdámez von der bisherigen Regierungspartei, der nationalkonservativen Frente de Convergencia Nacional (FCN), erreichte im ersten Wahlgang lediglich 4,12 %.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsidentschaftswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kandidaten Parteien 1. Wahlgang 2. Wahlgang
Stimmen % Stimmen %
Alejandro Giammattei Vamos 608.083 13,9 1.907.767 58,0
Sandra Torres Unidad Nacional de la Esperanza 1.122.939 25,6 1.384.044 42,0
Edmond Mulet Partido Humanista de Guatemala 493.710 11,3
Thelma Cabrera Movimiento para la Liberación de los Pueblos 452.260 10,3
Roberto Arzú Partido de Avanzada NacionalPodemos 267.049 6,1
Isaac Farchi Visión con Valores 259.616 5,9
Manuel Villacorta Winaq 229.362 5,2
Estuardo Galdámez Frente de Convergencia Nacional 180.414 4,1
Julio Héctor Estrada Compromiso, Renovación y Orden 165.031 3,8
Fredy Cabrera Todos 138.333 3,2
Amílcar Rivera Victoria 111.998 2,6
Pablo Ceto Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca 94.531 2,2
Pablo Duarte Partido Unionista 62.679 1,4
Manfredo Marroquín Encuentro por Guatemala 50.594 1,2
Aníbal García Libre 41.800 1,0
Benito Morales Convergencia 37.579 0,9
Luis Velásquez Unidos 26.921 0,6
José Luis Chea Urruela Partido Productividad y Trabajo 23.962 0,5
Danilo Roca Avanza 21.410 0,5
Gesamt 4.378.271 100 3.291.811 100
Leere Stimmzettel 452.708 9,0
Ungültige Stimmzettel 209.444 4,2
Wähler 5.040.423 61,8
Wahlberechtigte 8.150.221 8.150.221
Quellen: Tribunal Supremo Electoral, 1. Wahlgang2. Wahlgang
  • Ungültige Stimmen (votos nulos), bei denen die Wahl nicht mit einem geeigneten Zeichen markiert wurde oder wo die Markierung über mehrere Wahlzettel verläuft.
  • Zusätzlich wurden noch 44.093 Stimmen für ungültig (votos inválidos) erklärt, die nicht auf offiziellen Stimmzetteln abgegeben wurden, die im falschen Wahlbezirk abgegeben wurden, die nicht mit den Unterlagen der jeweiligen Wahlkommission übereinstimmten oder bei denen sich die Identität des Wahlberechtigten eindeutig offenbarte.[11] Diese votos inválidos wurden vom Wahlgericht bei der Berechnung der Wahlbeteiligung nicht berücksichtigt.

Parlamentswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parteien Provinzialstimmen Nationalstimmen Mandate
Gesamt
Anzahl % Mandate Anzahl % Mandate
Unidad Nacional de la Esperanza 731.015 17,4 47 717.204 17,8 7 54
Vamos 331.810 7,9 13 320.939 8,0 3 16
Unión del Cambio Nacional 243.757 5,8 10 218.914 5,4 2 12
Movimiento Semilla 215.669 5,1 5 211.691 5,3 2 7
Frente de Convergencia Nacional 227.144 5,4 6 210.307 5,2 2 8
Bienestar Nacional 209.206 5,0 6 194.067 4,8 2 8
Visión con Valores 181.588 4,3 5 189.467 4,7 2 7
Partido Humanista de Guatemala 186.776 4,5 4 188.234 4,7 2 6
Valor 215.338 5,1 8 183.814 4,6 1 9
Compromiso, Renovación y Orden 189.654 4,5 5 177.681 4,4 1 6
Todos 205.144 4,9 6 177.182 4,4 1 7
Winaq 144.314 3,4 3 141.252 3,5 1 4
Prosperidad Ciudadana 152.540 3,6 2 131.694 3,3 1 3
Movimiento para la Liberación de los Pueblos 123.084 2,9 121.743 3,0 1 1
Partido Unionista 109.736 2,6 2 118.337 2,9 1 3
Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca 116.943 2,8 2 112.037 2,8 1 3
Partido de Avanzada Nacional 104.900 2,5 1 110.016 2,7 1 2
Victoria 71.630 1,7 2 101.418 2,5 1 3
Fuerza 99.090 2,4 77.862 1,9
Encuentro por Guatemala 77.756 1,9 71.668 1,8
Podemos 77.756 1,9 1 67.610 1,7 1
Convergencia 51.024 1,2 49.284 1,2
Libre 51.518 1,2 48.267 1,2
Avanza 24.735 0,6 31.750 0,8
Partido Productividad y Trabajo 30.656 0,7 29.729 0,7
Unidos 32.111 0,8 25.258 0,6
Gesamt 4.193.388 100 128 4.027.425 100 32 160
Leere Stimmzettel 532.060 10,5
Ungültige Stimmzettel 492.345 9,7
Wähler 5.051.830 62,0 5.051.830 62,0
Wahlberechtigte 8.150.221 8.150.221
Quellen: Tribunal Supremo Electoral, Nationalstimmen – Provinzialstimmen: Summe nach Departamentos
  • Votos inválidos: 42.442 (Nationalstimmen).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Giammattei als Präsident Guatemalas vereidigt. In: ORF.at. 15. Januar 2020, abgerufen am 15. Januar 2020.
  2. Guatemala schließt Favoriten von der Präsidentenwahl aus. Abgerufen am 27. Mai 2023.
  3. a b Guatemala wählt im Schatten der Korruption. In: dw.com. 16. Juni 2019, abgerufen am 15. August 2019.
  4. Giammattei gewinnt Präsidentenwahl in Guatemala. In: spiegel.de. 12. August 2019, abgerufen am 15. August 2019.
  5. a b Paola Nagovitch: 3 Things to Know ahead of Guatemala's Presidential Runoff. In: as-coa.org. 7. August 2019, abgerufen am 15. August 2019 (englisch).
  6. a b Explainer: Guatemala's Presidential Election. In: as-coa.org. 6. Juni 2019, abgerufen am 15. August 2019 (englisch).
  7. a b Giammattei gewinnt Präsidentenwahl in Guatemala. In: orf.at. 12. August 2019, abgerufen am 12. August 2019.
  8. Guatemala election: Former First Lady Sandra Torres wins first round. In: bbc.com. 18. Juni 2019, abgerufen am 21. August 2019 (englisch).
  9. Guatemala: Stichwahl zwischen Alejandro Giammattei und Sandra Torres. In: Spiegel Online. 10. August 2019, abgerufen am 11. August 2019.
  10. Guatemala wählt neuen Präsidenten. In: orf.at. 10. August 2019, abgerufen am 10. August 2019.
  11. Tulio Juárez: Tribunal Supremo Electoral se refiere a los votos nulos, en blanco, válidos e inválidos. In: elperiodico.com.gt. 15. Juni 2019, abgerufen am 15. August 2019 (spanisch).