Fun-Punk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Funpunk)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fun-Punk (auch Spaß-Punk) ist eine Sub-Szene der Punk-Subkultur, die in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren entstand. Obwohl mitunter schon spaßbetonte 77er Punk-Rock-Gruppen wie The Damned als „Fun-Punk“ oder zumindest als dessen Vorläufer gelten, taucht der Begriff doch erst 1983 im Musikexpress/Sounds in einem Artikel über die britische Gruppe Toy Dolls auf.

„Punk Pathetique“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Großbritannien wurde vom Musikjournalisten Garry Bushell der Begriff „Punk Pathetique“[1] im Zusammenhang mit Gruppen, die einfachen Oi! oder Streetpunk mit Comedyartigem satirischem Humor und oftmals exzessivem Alkoholkonsum kombinierten (weshalb einige britische Fanzines mitunter von „Ciderpunk“ sprachen[2]), geprägt. Andere spätere Punk-Pathetique-Gruppen, die die Bands der mittleren 80er musikalisch beerbten, hatten mitunter einen wesentlich politischeren Hintergrund wie z. B. The Bus Station Loonies, die ideologisch dem Anarcho-Punk entstammten. Seit den 1990er Jahren traten jedoch auch in Großbritannien vermehrt Gruppen wie Busted hervor, die den amerikanischen „Bubble-gum-Pop-Punk“ Kaliforniens kopierten.

Fun-Punk in Deutschland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland wurde Fun-Punk ab Mitte der 1980er Jahre ein eigenes Punk-Subgenre und eine eigene Sub-„Szene“, deren Angehörige Fun-Punk mitunter als szeneinternen Gegenentwurf zum damals stark von Political Correctness und negativen Endzeit-Visionen geprägten Hardcore Punk auffassten,[3] sodass sich bei Konzerten beider Genres das Publikum zum Teil stark unterschied.[4]

Fun-Punk sollte „lustige Partymusik“ sein und handelte als solche häufig von absurden Themen oder Alkohol- bzw. Drogen-Exzessen, konnte sich jedoch auch durchaus zynisch-ironisch mit sozialkritischen Themen auseinandersetzen, weshalb manche Bands als satirischer Politpunk bezeichnet werden können. Den ersten deutschen Fun-Punk-Pionieren wie die Deutsche Trinkerjugend, Normahl und Marionetz folgten ab Mitte der 1980er Jahre Gruppen wie Die Ärzte, Die Goldenen Zitronen, WIZO und Abstürzende Brieftauben nach, mit denen das Genre erstmals mainstreamtauglich wurde, da viele Bands es schafften, Plattenverträge bei Major-Labeln zu ergattern. Und die Musikindustrie hoffte, eine zweite Neue Deutsche Welle auszulösen.[4]

Nachdem viele Bands wie Die Ärzte und Abstürzende Brieftauben sich getrennt hatten und sowohl Die Goldenen Zitronen als auch Die Toten Hosen sich musikalisch und textlich vom Fun-Punk emanzipiert hatten, blieb die erhoffte zweite NDW jedoch aus und ein szeneintern gemeinhin als „Sauf-Punk“, „Asi-Punk“ oder „Prollpunk“ bezeichneter Stil, mit derberen, musikalisch härter untermalten Texten, die wieder mehr mit den ursprünglichen Streetpunk-Wurzeln des Genres zu tun hatten, kam auf. Zu dessen Vertretern werden Gruppen wie Die Kassierer, Die Lokalmatadore oder Eisenpimmel gezählt. Daneben existierten aber auch weiterhin melodischere stark vom US-Pop-Punk beeinflusste Bands wie WIZO oder Terrorgruppe.

Amerikanischer „Fun-Core“ und „Bubble-Gum-Punk“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Mitte der 1980er Jahre wurde der Begriff „Fun-Punk“ oder „Fun-Core“ auch zunehmend von amerikanischen Fanzines benutzt, die damit vornehmlich Bands von der Westküste umschrieben, die Melodic Hardcore mit Bubblegum-Pop-Melodien verbanden.[5] Zu den Begründern dieses Pop-Punk-Stils zählen unter anderem Bands wie The Vandals, Descendents oder The Queers. Ein großer Einfluss auf diese Entwicklung wird 77er Pop-Punk-Bands wie den Ramones oder The Dickies zugesprochen; die Band Operation Ivy brachte zudem Ska-Einflüsse mit ein.[5] Vor allem für die frühen und mittleren 1990er Jahre wird dieser Stil als typisch für kalifornischen Pop-Punk angesehen, da Bands wie NOFX, Green Day oder No Use for a Name, die musikalisch fast lückenlos an ihre Vorbilder aus den 1980ern anknüpften, durch Rotation auf Musiksendern wie MTV, ungeahnte kommerzielle Erfolge verbuchen konnten. Der Trend zum „Bubble-Gum-Punk“ konnte sich durch Gruppen wie Blink-182 und Sum 41 bis in die 2000er hinein halten.

Bekannte Vertreter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Britische „Punk-Pathetique“- und Fun-Punk-Bands

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschsprachige dem Fun-Punk zugeordnete Bands

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

US-amerikanische dem Fun-Punk oder Fun-Core zugeordnete Bands

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Russische dem Fun-Punk zugeordnete Bands

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Martin Büsser: If the kids are united. Von Punk zu Hardcore und zurück. 5., überarb. u. erw. Aufl. 1995, ISBN 3-930559-19-6
  • Punk Rock BRD 1. Weird System (Indigo), 24. November 2006

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Biographie von Garry Bushell. Abgerufen am 25. Juli 2015.
  2. David Seed: A Companion to Science Fiction. Blackwell Publishing, ISBN 978-1-4051-1218-5, Online ISBN 978-0-470-99705-5
  3. Punk Rock BRD 1, Begleitheft
  4. a b Taugenix, Fanzine Nr. 4, Interview mit „Die Frohlix“
  5. a b US punk & hardcore discography, Reviews zu operation Ivy, hectic 7″, Big Boys lullabies help the brain grow LP, Sloppy Seconds germany 7″. In: Flex.