Grunja Jefimowna Sucharewa

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Grunja Jefimowna Sucharewa (auch Grunya Efimovna Sukhareva, russisch Груня Ефимовна Сухарева; * 11. November 1891 Kiew; † 26. April 1981 Moskau) war eine russische Ärztin für Psychiatrie. Sucharewa gehört zu den Pionieren der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der UdSSR.

Sie war die erste, die 1925 eine detaillierte Beschreibung autistischer Symptome veröffentlichte. Die Originalarbeit erschien auf Russisch und wurde ein Jahr später auf Deutsch veröffentlicht. Sula Wolff übersetzte den Text 1996 auf Englisch.[1][2]

Sucharewa verwendete zunächst den Begriff „schizoide (exzentrische) Psychopathie“, ersetzte ihn jedoch später durch „autistische (pathologisch vermeidende) Psychopathie“, um Autismus als Krankheitsbild zu beschreiben. Der Artikel entstand fast zwei Jahrzehnte vor den Fallberichten von Hans Asperger und Leo Kanner. Während Kanners Arbeiten bald aufgegriffen wurden und Aspergers zunächst nur auf Deutsch publizierte Arbeiten ab den 1970er Jahren Beachtung fanden, blieb Sucharewas Pionierarbeit noch bis in die 1990er Jahre unbeachtet.[3]

Da Sucharewas Autismusforschung innerhalb eines Jahres nach ihrer inländischen Veröffentlichung auf Russisch übersetzt und in deutschsprachigen Fachzeitschriften veröffentlicht wurde, gab es für Asperger und Kanner keine ernsthafte Barriere für den Zugang zu diesen Materialien. Kanner zitierte Sucharewas 1932 publizierten Artikel Über den Verlauf der Schizophrenien im Kindesalter[4] in einer 1949 und einer 1962 veröffentlichten Arbeit.[5][6][7] Ob Sucharewas jüdische Herkunft eine Rolle darin gespielt haben könnte, dass ihre umfangreiche Forschung in den Arbeiten Aspergers nicht erwähnt wird, lässt sich nicht genau bestimmen und ist Gegenstand von Diskussionen in der Fachwelt.[7][8]

Sucharewa wirkte von 1917 bis 1921 an der psychiatrischen Universitätsklinik in Kiew. Anschließend organisierte sie psychiatrische Einrichtungen in Moskau, bevor sie 1933 als Professorin nach Charkow berufen wurde. 1938 wechselte sie in die Leitung der Klinik für Kinderpsychiatrie nach Moskau, wo sie auch am zentralen Institut für ärztliche Weiterbildung lehrte.

Schriften (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. S. Wolff: The first account of the syndrome Asperger described? Translation of a paper entitled "Die schizoiden Psychopathien im Kindesalter" by Dr. G.E. Ssucharewa; scientific assistant, which appeared in 1926 in the Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 60:235-261. In: European Child & Adolescent Psychiatry. Band 5, Nr. 3, 1996, S. 119–132, doi:10.1007/BF00571671, PMID 8908418.
  2. Charlotte Simmonds, G. E. Sukhareva: The first account of the syndrome Asperger described? Part 2: the girls. Translation of G. E. Sukhareva's "Die Besonderheiten der schizoiden Psychopathien bei den Mädchen", which appeared in 1927 in Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie. In: European Child & Adolescent Psychiatry. Band 29, Nr. 4, April 2020, S. 549–564, doi:10.1007/s00787-019-01371-z, PMID 31367779.
  3. Irina Manouilenko, Susanne Bejerot: Sukhareva—Prior to Asperger and Kanner. In: Nordic Journal of Psychiatry. Band 69, Nr. 6, 2015, S. 1761–1764, doi:10.3109/08039488.2015.1005022, PMID 25826582.
  4. G. Ssucharewa: Über den Verlauf der Schizophrenien im Kindesalter. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Band 142, Nr. 1, 1932, S. 309–321, doi:10.1007/BF02866138.
  5. Leo Kanner: Problems of nosology and psychodynamics of early infantile autism. In: American Journal of Orthopsychiatry. Band 19, Nr. 3, 1949, S. 416–426, doi:10.1111/j.1939-0025.1949.tb05441.x, PMID 18146742.
  6. Leo Kanner: Emotionally Disturbed Children: A Historical Review. In: Child Development. Band 33, Nr. 1, 1962, S. 97–102, doi:10.2307/1126636, PMID 14453637.
  7. a b Did A Soviet Psychiatrist Discover Autism In 1925? In: Discover Magazine. 2. April 2015, abgerufen am 28. Juni 2023 (englisch).
  8. Lina Zeldovich: How History Forgot the Woman Who Defined Autism. In: Scientific American. 10. November 2018, abgerufen am 28. Juni 2023 (englisch).