Jutta Lampe

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Jutta Lampe im Major Barbara (2009)

Jutta Lampe (* 13. Dezember 1937 in Flensburg; † 3. Dezember 2020 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin, die ihren Wirkungsschwerpunkt an der Berliner Schaubühne hatte.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit 18 Jahren verließ Jutta Lampe ihr Elternhaus in Kiel und ging für eine Ausbildung am Theater bei Eduard Marks nach Hamburg, wo sie in Gustaf GründgensFaust-Inszenierung mit dessen Beifall im Chor der Troerinnen als Schauspielschülerin auftrat. Ihr erstes Engagement bekam sie am Staatstheater Wiesbaden. Nach einer Verpflichtung am Nationaltheater Mannheim feierte Lampe ihre ersten Erfolge in den 1960er Jahren am Theater der Freien Hansestadt Bremen, dem sie bis 1969 angehörte und wo Intendant Kurt Hübner mit den Regisseuren Peter Zadek und Peter Stein sowie dem Bühnenbildner Wilfried Minks den sogenannten Bremer Stil kreierte.[1] Zadeks Maß für Maß von William Shakespeare und Steins Torquato Tasso von Johann Wolfgang von Goethe waren Inszenierungen, die Lampe mitprägte. 1969/70 gastierte sie am Schauspielhaus Zürich.

Als Peter Stein, der sie gewissermaßen entdeckt hatte, 1970 an die Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin geholt wurde, folgte Lampe ihm 1971 als eine der ersten Schauspielerinnen des Ensembles. Dort war sie 30 Jahre lang als eine der profiliertesten Schauspielerinnen tätig und arbeitete – außer mit Stein – mit bedeutenden Theaterregisseuren wie Klaus Michael Grüber, Luc Bondy und Robert Wilson.[2]

2009 war Lampe in ihrer letzten Theaterpremiere zu erleben. Das Stück Major Barbara von Peter Zadek war zugleich auch die letzte Premierenarbeit dieses Regisseurs.

Lampe war Mitglied im Kuratorium der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart.[3]

In ihren letzten Jahren litt die Schauspielerin an Demenz und starb im Dezember 2020, wenige Tage vor ihrem 83. Geburtstag.[4] Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden (CK-003-011).[5]

Filmrollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf die Leinwand fand sie Ende der 1970er Jahre durch die Regisseurin Margarethe von Trotta, die sie in Hauptrollen besetzte. Zunächst in Schwestern oder Die Balance des Glücks, dann 1981 noch erfolgreicher in Die bleierne Zeit, wo sie die Schwester von Gudrun Ensslin verkörperte. Filmauftritte blieben in ihrer Karriere jedoch rar. 2003 wurde sie dann erneut von Margarethe von Trotta für eine Rolle in ihrem Film Rosenstraße vor die Kamera geholt.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jutta Lampe war von 1967 bis 1984 mit dem Regisseur Peter Stein verheiratet, der sie als Schauspielerin 1964 in Bremen entdeckt hatte und ihre berufliche Hingabe später als „quasi religiös“ bezeichnete. 2012 trat sie der römisch-katholischen Kirche bei.

Würdigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich von Jutta Lampes 80. Geburtstag erinnerte Ingo Langner in der Tagespost an die Widmung Christian Meiers

„Für Jutta“, die er seinem Essay Politik und Anmut (1985) vorangestellt hatte. Da das Deckblatt des Buches die Schauspielerin Jutta Lampe als „Athene“ zeigte – sie spielte diese Rolle 1980 in Peter Stein Inszenierung Die Orestie des Aischylos – habe allen klar sein müssen, „wem diese Hommage des Althistorikers galt“. Die in der Darstellung Jutta Lampes „nahezu unwahrscheinlich offenkundig“ gewordene Anmut der Athene habe Meier nach eigenem Bekunden tief beeindruckt. „Jener Athene nämlich“, merkt Langner an, „die das ihr von Zeus verliehene Amt erfüllen konnte, die Geburtshelferin der athenischen Demokratie zu sein.“[6]

Lampes Wirken als Schauspielerin würdigte Peter Kümmel in seinem Nachruf in der Zeit als „oberste Verkörperung der Schaubühnen-Ästhetik“:

„Sie konnte in einen Raum treten, in dem sie nie zuvor gewesen war, und ihn dennoch in Besitz nehmen, als habe sie darin etwas vergessen, das ihr ganz allein gehörte. Sie konnte das Wort an einen Fremden richten, als nehme sie einen vertrauten Dialog wieder auf. [...] Text war das durch Jahrzehnte oder Jahrhunderte gesickerte, von Zeitgeschichten gefilterte, durch Demut gereinigte Allerheiligste dieses Theaters. Man musste quellklar sprechen. Andererseits: Dialog war nur Aufschub, eine Art, sich zu vertagen – das wirklich Wichtige geschah außersprachlich. Beziehungsweise in Sprachen anderer Art: Blicken, Körperhaltungen Gebärden. [...] Das Großzügige, Unhämische und vollkommen Unverbissene ihrer Menschenerfindungen war befreiend und lehrte alle, die dabei sein durften, das Sehen.[1]

Theater (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecherin von Hörbüchern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Peter Kümmel: Wie sie das gemacht hat! Das Großzügige, vollkommen Unhämische ihres Spiels war befreiend: Zum Tod der großen Schauspielerin Jutta Lampe. In: Die Zeit, 10. Dezember 2020, S. 66.
  2. Schauspielerin Jutta Lampe gestorben. In: Welt Online. 3. Dezember 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  3. Akademie für gesprochenes Wort: Kuratorium der Stiftung. In: gesprochenes-wort.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. März 2018; abgerufen am 3. Dezember 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gesprochenes-wort.de
  4. Peter Zander: Jutta Lampe ist gestorben: „Wir vermissen sie sehr“. In: morgenpost.de. Berliner Morgenpost, 3. Dezember 2020, abgerufen am 11. Oktober 2022.
  5. Klaus Nerger: Das Grab von Jutta Lampe. In: knerger.de. Abgerufen am 11. Oktober 2022.
  6. Ingo Langner: Glücksbringerin und Ikone. In: die-tagespost.de. 11. Dezember 2017, abgerufen am 13. Oktober 2019.