Automobiles Talbot

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Talbot-Logo (frühere Version)
Talbot T120 „Baby“ Roadster, Werkskarosserie nach einem Entwurf von Figoni (1935)

Automobiles Talbot[1] war ein von 1920 bis 1959 bestehender französischer Automobilhersteller, der Wagen unter den Markennamen Talbot sowie ab 1935 als Talbot-Lago verkaufte. Talbot ging zurück auf die Übernahme des britischen Herstellers Clement Talbot durch das französische Unternehmen Darracq im Jahre 1919 und bestand bis zur Insolvenz 1959 und dem Verkauf an Simca.

Die Marke Talbot sollte später (1979–1993) noch einmal als Automarke Talbot des französischen PSA-Konzerns wiederbelebt werden.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung der britischen Talbot-Marke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die britische Clement Talbot Ltd importierte ab 1903 französische Automobile der Marke Clément nach England und verkaufte sie unter dem Markennamen Clement-Talbot. Ab 1904 fertigte das Unternehmen selbst Autos, zunächst mit Bausätzen von Clément, und beschränkte den Markennamen auf Talbot.

Übernahme durch Darracq (1919)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das französische Unternehmen Darracq aus Suresnes übernahm 1919 das britische Unternehmen und verwendete ein Jahr lang den Markennamen Talbot-Darracq für Personenwagen, die in Frankreich produziert wurden. Für Rennwagen aus den Produktionsstätten beider Länder wurde dieser Markenname noch bis etwa 1930 verwendet. Der Markenname der britischen Personenwagen lautete weiterhin Talbot.

Die Sunbeam-Talbot-Darracq-Phase (1920 bis 1935)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Talbot DS (1923–1925)
Talbot Type 822 mit Achtzylindermotor um 1931

1920 kaufte Darracq außerdem die Marke Sunbeam und gründete dadurch die Gruppe STD (Sunbeam-Talbot-Darracq). Der Markenname der französischen Fahrzeuge lautete nun Talbot. Allerdings wurde für den Export nach England weiterhin der alte Markenname Darracq verwendet. Anfang der 20er Jahre wurde der 8/18 PS mit Vierzylindermotor und 969 cm³ Hubraum (57 mm Bohrung und 95 mm Hub) angeboten. Dieses Fahrzeug war ein Dreisitzer. Weiterhin gab es den 10/23 PS ein viersitziges Fahrzeug mit Vierzylindermotor, 1073 cm³ Hubraum und 60 mm Bohrung bei wiederum 95 mm Hub, sowie den 12/30 PS mit Sechszylindermotor mit 1609 cm³ Hubraum (60 mm Bohrung und 95 mm Hub).[2]

Die Talbot-Lago-Phase (1935 bis 1959)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Talbot T26 Grand Sport Coupé von Saoutchik (1948)
Talbot T26C Grand Prix (1950)
Talbot-Lago T26 Berline (ca. 1950)
Talbot-Lago Sport (2500 Europa Coupé)

1935 wurde die STD-Gruppe zahlungsunfähig. Es kam daraufhin zu einer Aufspaltung der Marke Talbot in eine britische und eine französische Linie. Während der Markenname Talbot für den britischen Markt an die in London ansässige Rootes-Gruppe ging, übernahm der Italiener Antonio Lago das französische Talbot-Werk in Suresnes. Unter seiner Leitung und mit dem Markennamen Talbot-Lago wurden in Frankreich bis 1937 zwei völlig neue Automodelle mit Sechszylindermotoren (2,7 und 3 Liter Hubraum) entwickelt. In den folgenden Jahren entstanden in Kooperationen mit den namhaftesten Karosseuren Europas einige der aufregendsten Fahrzeuge der Vorkriegsgeschichte. Zu diesen Karosseriebauern gehörten: Figoni & Falaschi (T 150 SS Coupé von 1937 und das weltberühmte Teardrop Coupé von 1938), Chausson, Saoutchik, Partout und Henri Chapron. Es wurde sogar ein Cabriolet von dem Schweizer Karosseriehersteller Graber und eines von Ghia gefertigt. (Im Januar 2006 wechselte bei Gooding & Company in den USA eines der Teardrop-Coupés für 3.905.000 USD seinen Eigentümer.)

In der Rennsaison 1939 wurden in Suresnes zwei Grand-Prix-Fahrzeuge entwickelt. Bedingt durch die politische Situation dieser Zeit kamen die Wagen jedoch nicht zum Einsatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Lago den Talbot-Lago Record und den Grand Sport mit einem 4,5-l-Motor und einem Wilson-Vorwählgetriebe vor und konnte damit sportliche Erfolge wie zum Beispiel den Le-Mans-Sieg 1950 mit Louis Rosier am Steuer erzielen. Ebenfalls 1950 erschien ein neues Modell namens Baby (Vierzylindermotor mit 2690 cm³ Hubraum). 400 Automobile wurden im Jahre 1950 produziert. Im darauf folgenden Jahr waren es weniger als 100 Automobile. Eine bedeutende Änderung in den Jahren ab 1953 bestand darin, dass anstelle des Wilson-Vorwählgetriebes ein konventionelles Getriebe mit 4-Gang-Schaltung von Pont-a-Mousson eingebaut wurde. Das Fahrgestell des Talbot-Lago Baby konnte auch ohne Aufbau erworben werden. Diese Fahrgestelle kamen bis zum Produktionsende im Jahre 1955 bei den Grand-Sport-Coupés mit einem 4,5-Liter-Sechszylinder-Motor zum Einsatz.

Der letzte große Entwurf von Talbot-Lago wurde 1955 vorgestellt. Es war der 2500 Sport. Antonio Lago entschied sich für einen Vierzylinder-Reihenmotor, der mit 2491 cm³ genau das Rennklassement der 2,5-Liter-Klasse ohne Kompressor erfüllte. Insgesamt wurden 54 Exemplare gefertigt. Zwei Fahrzeuge verließen das Werk ohne Aufbau, um später vermutlich als offene Sportwagen vollendet zu werden. Unter diesen 52 karossierten Exemplaren wird unterschieden zwischen den Varianten für Europa und für Amerika (15 von 52 Exemplaren). Die Amerika-Modelle wurden mit einem BMW-2,5-Liter-V8-Aggregat bestückt, bekannt aus dem BMW 502, und besitzen massivere Chromapplikationen als die Europamodelle. Aus den Werksproduktionslisten geht hervor, dass 1956 für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans zwei Prototypen mit einem Sechszylinder-Maserati-Motor gebaut wurden. Der Verbleib ist heute unbekannt.

1959 waren die Absatzchancen für die Talbot-Lagos derart gesunken, dass Antonio Lago sein Unternehmen an Simca verkaufen musste. Der Markenname Talbot wurde vorerst nicht weiter verwendet.

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiederbelebung der Marke durch PSA (1979 bis 1993)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Simca war im Besitz des Markennamens Talbot. Chrysler Europe übernahm Simca und wurde seinerseits von PSA Peugeot Citroën übernommen. Dieses Unternehmen verwendete den Markennamen Talbot ab 1979.

Zeitleiste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitleiste der Clement Talbot/Automobiles Talbot/Talbot (PSA)/Chrysler Europe/Simca/Rootes/Matra-Modelle von 1945 bis 1986
Typ SIMCA bis 1957,
Rootes Group bis 1967 unabhängig
Einstieg von Chrysler, Bildung von Chrysler Europe Ab Ende 1978 Teil von PSA (Peugeot)
40er 50er 60er 70er 80er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kleinwagen Imp / Imp Californian / Husky4 Sunbeam5 Sunbeam5
Chamois4
Stiletto4
5 / 6 1000/900/1005/1006 Samba8
Kompaktklasse Avenger5 Avenger5 Avenger5
8 / 8/1200 11007 11007
Horizon7 Horizon7 Horizon7 Arizona
Mittelklasse Minx (Mk I-Mk VII) / Husky Mk I Minx / Husky (SI-SIII)1 Minx / Super Minx / Husky2 New Minx / Hunter3 Hunter3 Hunter3
SM 1500 Hunter Gazelle1 Gazelle / Vogue2 New Gazelle/Vogue3
Ten/2L 80/90 (MkI) 90 (MkII) Mk III Rapier (SI–V)1 New Rapier / Rapier H1203
Sceptre I+II2 New Sceptre3 Solara6 Solara (GB: Minx / Rapier)6
Hawk (Mk I–III) Hawk (Mk IV–VI) Hawk (SI–IV) Alpine6 Alpine6 Minx / Rapier6
9 Aronde Aronde Aronde (P60) 1300/1500 1301/1501 1301/1501 1307/13086 15106 15106
Obere Mittelklasse Snipe / Super Snipe (I–III) Super Snipe (VI) Super Snipe (SI–V)
Baby Ariane 160/180 160/180/2L 1610/2L 1610/2L Tagora9
Oberklasse Pullman / Imperial (Mk I IV) Imperial
Record Vedette
Coupé / Cabrio Imp Sport4
1000 Coupé 1200 S
Alpine MkI/III Alpine SI–IV / Tiger New Alpine3
Comète America
Sportwagen T26 Grand Sport / Saoutchik Sport Djet Jet 530 Bagheera Bagheera Murena
SUV Rancho Rancho
Kastenwagen 1100 VF2/VF3 Citylaster Citylaster
Talbot-Lago, 1959 an Simca verkauft SIMCA: Lizenz- produktion von Fiat SIMCA: 1954 von Ford France SA hinzugekauft SIMCA: teilweise auf Basis von Fiat oder Ford weiterentwickelt Chrysler- Simca Humber, Marke der Rootes- Gruppe, wird 1976 eingestellt Sunbeam- Talbot, Marke der Rootes- Gruppe bis 1953 Sunbeam, Marke der Rootes- Gruppe ab 1953, wird 1976 eingestellt Singer, Marke der Rootes- Gruppe seit 1956, wird 1970 eingestellt Hillman, Marke der Rootes- Gruppe Chrysler Automobiles René Bonnet Sportwagen Matra Matra- Simca Talbot- Matra Talbot- Simca Talbot, Marke wird 1986 eingestellt

1gemeinsame Plattform der Rootes-Gruppe auf Basis des Hillman Minx 1956
2gemeinsame Plattform Audax der Rootes-Gruppe auf Bais des Hillman Super Minx
3gemeinsame Plattform Arrow der Rootes-Gruppe
4gemeinsame Plattform der Rootes-Gruppe auf Basis des Hillman Imp
5gemeinsame Plattform – Chrysler Avenger, Projekt 424
6gemeinsame Plattform – Chrysler Projekt C6
7gemeinsame Plattform – Chrysler Projekt C2
8gemeinsame PSA-Plattform mit Peugeot 104 und Citroën LN
9Chrysler Projekt C9, Technik weitgehend aus Peugeot 504/505/604

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jacques Borgé, Nicolas Viasnoff: Talbot-Automobile. Geschichte einer großen europäischen Marke. Schrader & Partner, München 1981, ISBN 3-922617-02-6.
  • Larry Edsall; Valeria Manferto: Legenden der Automobilgeschichte von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Wiesbaden White-Star-Verlag 2006, ISBN 3-939128-52-X, Seiten 74–77.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Automobiles Talbot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 3: P–Z. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 1566–1567 (englisch).
  2. Europa Motor: Talbot. 1924, S. 36+52, abgerufen am 23. November 2022.