Vera Lynn

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Vera Lynn (1962)

Dame Vera Margaret Lynn CH DBE (geb. Welch; * 20. März 1917 in East Ham, London; † 18. Juni 2020 in Ditchling, East Sussex) war eine britische Sängerin. Berühmt wurde sie während des Zweiten Weltkriegs mit dem Lied We’ll Meet Again. Wegen ihrer Auftritte beim Militär und ihrer Beliebtheit dort bekam sie den Spitznamen The Forces’ Sweetheart. In Großbritannien erfreute sie sich auch nach dem Krieg großer Popularität.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vera Welch begann im Alter von sieben Jahren zu singen. Als Künstlernamen wählte sie Lynn, den Geburtsnamen ihrer Großmutter. Ihren ersten Radioauftritt hatte sie 1935 zusammen mit dem Joe Loss Orchestra, 1936 folgte die erste Plattenaufnahme. 1937 wurde sie zur Leadsängerin in der Band von Bert Ambrose. Durch regelmäßige Auftritte im Radioprogramm der BBC wurde Lynn Ende der 1930er Jahre zu einer der beliebtesten Sängerinnen im Vereinigten Königreich. Besonders bei den britischen Soldaten waren ihre Aufnahmen sehr beliebt, was Lynn zu The Forces’ Sweetheart machte.

Vera Lynn bei dem Besuch einer Munitionsfabrik 1941

Ab 1941 trug Lynn ihre Lieder in dem Radioprogramm Sincerely Yours vor, zusätzlich verlas sie Grüße aus der Heimat an die Front. Ihr bereits 1939 aufgenommenes Lied We’ll Meet Again wurde zu ihrem Markenzeichen und zu einem der ikonischen Lieder des Zweiten Weltkrieges, aber daneben folgten auch weitere große Hits für Vera Lynn wie There’ll Always Be an England (1940) und (There’ll Be Bluebirds Over) The White Cliffs of Dover (1941). Die meist sentimentalen Aufnahmen Lynns wurden aber intern in der BBC kritisiert; man befürchtete eine negative Auswirkung auf die Kriegsmoral. Als man Lynns Sendung aus dem Programm nahm, meldeten sich aber zahlreiche Fans, so dass nach kurzer Zeit Lynn mit einer neuen Sendung zurückkehrte. 1943 spielte Lynn die Hauptrolle in dem Film We’ll Meet Again, der lose auf ihrem Leben basierte. Daneben trat Vera Lynn für die Entertainments National Service Association (ENSA) vor britischen Soldaten an der Front auf, unter anderem 1944 im umkämpften Burma.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterbrach Vera Lynn nur kurz ihre Karriere. 1946 wurde die Tochter Virgina geboren, sie blieb das einzige Kind von Vera Lynn und Harry Lewis, mit dem sie ab 1941 verheiratet war.[1] Ende der 1940er Jahre trat Lynn wieder regelmäßig im Radio auf. Als die BBC 1951 entschied, dass Lynns Musik nicht mehr zeitgemäß war, wechselte sie zum englischsprachigen Programm von Radio Luxembourg. Daneben trat sie in US-amerikanischen Radiosendungen auf und wurde in den Vereinigten Staaten zu einem Star. 1952 gelang ihr als erste britische Künstlerin ein Nummer-eins-Hit in den Billboard-Charts mit der Single Auf Wiederseh’n, Sweetheart, der englischsprachigen Version des deutschen Schlagers Auf Wiederseh’n. 1954 erreichte Lynn mit My Son, My Son erstmals Platz eins der britischen Hitparade.

In den deutschen Charts konnte sich Vera Lynn in den 1950er-Jahren mit drei Liedern platzieren. Sie nahm auch mehrere Schlager in deutscher Sprache auf, z. B.: Sogno d’oro, my Darling und Sweetheart my darling my dear. Unterstützt wurde Vera Lynn dabei von Werner Müller und dem Rias Tanzorchester. Vera Lynn erzielte mit Sweetheart my darling my dear in Deutschland 1959 einen kleinen Achtungserfolg. 1960 verließ Lynn nach mehr als 20 Jahren das Plattenlabel Decca und unterschrieb einen neuen Vertrag bei EMI. Es folgten Alben mit größtenteils Neuaufnahmen von Jazzstandards und Unterhaltungsmusik aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. In den 1960er und 1970er Jahre präsentierte Vera Lynn regelmäßige Fernsehshows; sie war auch selbst Gast in mehreren Unterhaltungssendungen, unter anderem in mehreren Ausgaben der Royal Variety Performance. 1972 moderierte Lynn eine Show zum 50. Geburtstag der BBC, 1976 moderierte sie die Auftaktsendung zu den Feierlichkeiten des silbernen Thronjubiläums von Königin Elisabeth II. Die letzte öffentliche Vorführung sang sie 1995 vor dem Buckingham-Palast anlässlich der Feierlichkeiten zur Erinnerung an VE-Day, das Kriegsende in Europa.[2][3]

Vera Lynn (2009)

Mit ihrem Album We’ll Meet Again – The Very Best of Vera Lynn kam sie 2009 noch einmal auf Platz 1 der britischen Albumcharts und war mit 92 Jahren die älteste lebende Sängerin, die unter den Top 20 gelistet wurde.[4] Nach einem weiteren Album im Jahr 2014 erschien drei Tage vor ihrem einhundertsten Geburtstag eine weitere Neueinspielung mit ihrer Originalstimme.[5] Am 18. März 2017 feierte das London Palladium einen Tribut an Vera Lynn.[6] Im April 2020 veröffentlichten Lynn und die Sängerin Katherine Jenkins während der COVID-19-Pandemie ein Duett von We’ll Meet Again, die Einnahmen werden gespendet.[7] Sowohl dieses Duett als auch die Originalversion von We’ll Meet Again von 1939 – anlässlich des 75. Jahrtages des Kriegsendes – erreichten im Frühjahr 2020 die britischen Singlecharts und brachten Lynn weitere Altersrekorde ein.[8]

Vera Lynn lebte bis zu ihrem Tod im Juni 2020 im Alter von 103 Jahren in Ditchling in der Grafschaft East Sussex.[9]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pink Floyds Lied Vera aus dem Album The Wall ist nach Vera Lynn benannt. Der Text nimmt Bezug auf ihren Song We’ll Meet Again. Dieser wird auch in der Schlussszene von Kubricks Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben, in der mit Atomexplosionen das Ende der Welt angedeutet wird, gespielt. Johnny Cash nahm das Stück für sein letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Album auf.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1969 wurde Vera Lynn zum Officer of the Order of the British Empire (OBE) ernannt, 1975 wurde sie durch Königin Elisabeth II. als Dame Commander of the Order of the British Empire (DBE) in den britischen Adelsstand erhoben. 2016 wurde sie in den Order of the Companions of Honour aufgenommen.

Aufnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The General’s Fast Asleep (1935)
  • No Regrets (1935)
  • When the Poppies Bloom Again
  • I’m in the Mood for Love (Rex Records, 1935)
  • Sailing Home with the Tide (Rex Records, 1935)
  • Thanks a Million (Rex Records, 1935)
  • Heart of Gold (Rex Records, 1936)
  • A Star Fell out of Heaven (Rex Records, 1936)
  • Crying My Heart out for You (Rex Records, 1936)
  • It’s Love Again (Rex Records, 1936)
  • Did Your Mother Come from Ireland? (Rex Records, 1936)
  • Have You Forgotten so Soon? (Rex Records, 1936)
  • Everything Is Rhythm (Rex Records, 1936)
  • When My Dream Boat Comes Home (Rex Records, 1937)
  • Goodnight, My Love (Rex Records, 1937)
  • All Alone in Vienna (Rex Records, 1937)
  • Careless (1940)
  • Until You Fall in Love (1940)
  • It’s a Lovely Day Tomorrow (1940)
  • When You Wish upon a Star (1940)
  • Memories Live Longer Than Dreams (1940)
  • There’ll Come Another Day (1940)
  • There’ll Always Be an England (1940)
  • Smilin’ Through (1941)
  • When They Sound the Last All Clear (1941)
  • Yours (1941)
  • My Sister and I
  • I Don’t Want to Set the World on Fire
  • We’ll Meet Again (aus dem gleichnamigen Film, 1942)
  • (There Will Be Blue Birds over) the White Cliffs of Dover (1942)
  • You’re in My Arms
  • You Can’t Be True, Dear (1948)
  • Again
  • Auf Wiederseh’n, Sweetheart
  • If You Love Me (Really Love Me)
  • My Son, My Son
  • Homing Waltz
  • Forget Me Not
  • Windsor Waltz
  • Who Are We
  • A House with Love in It
  • The Faithful Hussar (Don’t Cry My Love)
  • Travellin’ Home
  • Hits of the Sixties (Album)

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10][11]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  UK  US
1981 20 Family Favourites UK25
Gold
Gold

(12 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1981
1989 We’ll Meet Again UK44
(3 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1989
1999 The Best Of UK
Silber
Silber
UK
Erstveröffentlichung: 1999
2009 We’ll Meet Again – The Very Best Of UK1
Platin
Platin

(18 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 2009
2010 Unforgettable UK61
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 2010
2014 National Treasure – Ultimate Collection UK13
(10 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 2014
2017 100 UK3
Gold
Gold

(15 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 2017
Her Greatest From Abbey Road UK45
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 2017
2020 Keep Smiling Through UK28
(2 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 2020

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  UK  US
1948 You Can’t Be True, Dear
US14
(7 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1948
1949 Again
US23
(3 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1949
1952 Forget Me Not
UK5
(6 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1952
The Homing Waltz
UK9
(3 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1952
Auf Wiederseh’n, Sweetheart
UK10
(1 Wo.)UK
US1
(21 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1952
Yours
US8
(8 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1952
1953 The Windsor Waltz
UK11
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1953
1954 My Son My Son
UK1
(14 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1954
If You Love Me (Really Love Me)
US26
(2 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1954
1955 Addio amore
DE13
(16 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 1955
1956 Who Are We
UK30
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1956
Thank you – Danke schön
DE24
(12 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 1956
Such A Day
US96
(1 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1956
A House With Love In It
UK17
(13 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1956
1957 The Faithful Hussar (Don’t Cry My Love)
UK29
(2 Wo.)UK
US55
(8 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 1957
Travellin’ Home
UK20
(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1957
1959 Sweetheart My Darling My Dear
DE16
(4 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 1959
2020 We’ll Meet Again
UK72
(2 Wo.)UK
Aufnahme mit Katherine Jenkins
Erstveröffentlichung: 10. April 2020
We’ll Meet Again
UK55
(1 Wo.)UK
Originalaufnahme von 1939
Land of Hope and Glory
UK17
(1 Wo.)UK

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1942: We’ll Meet Again
  • 1943: Rhythm Serenade
  • 1944: One Exciting Night

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vocal Refrain. W. H. Allen, London 1975 (Autobiografie).
  • zus. mit Robin Cross: We’ll Meet Again. Sidgwick & Jackson, London 1989, ISBN 0-283-99868-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vera Lynn: ‘Mum was determined to put me on stage. I didn’t complain’, The Guardian, 22. Dezember 2017
  2. Vera Lynn in 1995 - VE-day 50 years auf YouTube, 18. Februar 2007.
  3. BBC Two: Dame Vera Lynn:: We’ll Meet Again, 18. März 2017
  4. Vera Lynn mit 92 Jahren wieder in den Charts. dpa-Artikel auf Stern.de, 31. August 2009, archiviert vom Original am 2. September 2009; abgerufen am 20. März 2017.
  5. Dame Vera Lynn breaks own record with new album at 100. BBC, 2. Februar 2017, abgerufen am 20. März 2017 (englisch).
  6. 100: A Tribute to Dame Vera Lynn. Really Useful Theatres Group, 2017, archiviert vom Original am 16. März 2017; abgerufen am 20. März 2017 (englisch).
  7. Listen to Katherine Jenkins and Vera Lynn duet on ‘We’ll Meet Again’ in aid of NHS. Abgerufen am 12. April 2020 (englisch).
  8. Vera Lynn | full Official Chart History | Official Charts Company. Abgerufen am 9. Juli 2020.
  9. Dame Vera Lynn dies at the age of 103. itv, 18. Juni 2020, abgerufen am 18. Juni 2020 (englisch).
  10. a b Chartquellen: DE UK US US vor 1958 US vor 14. Januar 1956
  11. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK