Externer Effekt

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Als externen Effekt (auch Externalität) bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre die unkompensierten Auswirkungen ökonomischer Entscheidungen auf Unbeteiligte, also Auswirkungen, für die niemand bezahlt oder einen Ausgleich erhält.[1] Sie werden nicht in das Entscheidungskalkül des Verursachers einbezogen. Volkswirtschaftlich gesehen begründen sie eine Form von Marktversagen und können staatliche Interventionen notwendig werden lassen. Ein Beispiel sind die durch die Allgemeinheit zu tragenden Folgen des Klimawandels, die nicht im Ticketpreis einer Flugreise oder im Preis von Rindfleisch enthalten sind, obwohl der Konsum dieser Produkte durch den CO2- bzw. Methan-Ausstoß in einem erheblichen Maß zum Klimawandel beiträgt. Diese Folgen sind somit ein externer Effekt des Konsums dieser Produkte und eine CO2-Bepreisung ein Weg der Internalisierung dieser externen Kosten.

Negative externe Effekte werden auch als externe oder soziale Kosten, positive als externer Nutzen oder sozialer Ertrag bezeichnet. Extern heißt dabei, dass die Effekte (Nebenwirkungen) eines Verhaltens nicht (ausreichend) im Markt berücksichtigt werden. Der Begriff „externe Kosten“ wurde vor rund 100 Jahren von Arthur Cecil Pigou (1877–1959) in die Volkswirtschaftslehre eingeführt; in den 1950er Jahren legte Karl William Kapp eine umfangreiche Sammlung von empirischem Material vor.[2][3]

Umweltverschmutzung ist ein negativer (technologischer) externer Effekt

Alternative Definition

Aus Sicht der neuen Institutionenökonomik ist eine ökonomische Entscheidung mit unkompensierten Auswirkungen auf Dritte zunächst als Interdependenz zu sehen. Ein externer Effekt liegt dann vor, wenn die Interdependenz im Rahmen des vorhandenen Ordnungsrahmens nicht in die Entscheidung miteinbezogen wird. Da die Schaffung eines Ordnungsrahmens als Staatsaufgabe gesehen wird, ist die Externalität vielmehr als Staatsversagen zu deuten. Bei dieser Definition ist also nicht nur die gegenseitige Beeinflussung relevant, sondern auch entscheidend, warum es zu dieser Interdependenz kommt.[4]

Formen

Intrapersonell

Der Begriff intrapersoneller externer Effekt bezeichnet in der Wirtschaft Lerneffekte, die zur Folge haben, dass eine Person den Konsum eines Gutes wegen Informationsmängeln vor dem Verzehr anders beurteilt als danach, weil der Konsum eine Änderung der Präferenzen bewirkt.

Hierbei bezieht sich „extern“ auf „außerhalb der Rechnungsperiode“. Ein Beispiel für einen intrapersonellen externen Effekt ist eine Drogenabhängigkeit, wenn die Gefahr einer Abhängigkeit zuvor nicht bekannt war.

Psychologisch

Der Begriff psychologischer externer Effekt bezeichnet in der Wirtschaft Interdependenzen der Nutzenfunktionen, ohne dass ein physischer Zusammenhang besteht. Dieser kann beispielsweise altruistischer oder auch neidischer Natur sein.

Ein Beispiel ist der Kauf eines neuen Autos: Dabei entsteht eine Externalität in Form einer positiven Anteilnahme (Gunst) oder des Neids beim Nachbarn.

Positional

Die Interdependenz in der Nutzenfunktion kann in relativem Konsum bestehen, im Verhältnis des Konsums einer Person zu dem einer anderen. In diesem Fall spielt die Position zwischen den Beteiligten eine Rolle, man spricht dann auch von positionalen Externalitäten, die entstehen. Erhöht eine Person ihren relativen Konsum sogenannter positionaler Güter, so erleidet die andere Person, indem sie zurückfällt, Nutzeneinbußen, d. h. einen negativen externen Effekt.[5][6] Beispielsweise scheint, Befragungen im Labor zufolge, der Bau eines besonders teuren Hauses in der Nachbarschaft den Nutzen aus einem relativ kleineren Haus zu beeinträchtigen. Die Wirkung der Position muss nicht in Neid oder Gunst bestehen, sie kann auch nicht-psychologische Aspekte wie soziale Anerkennung, Einkommens- oder Machtgefüge ändern. So kann die besonders teure, maßgeschneiderte Kleidung in einem Bewerbungsgespräch die Chancen des Bewerbers gegenüber anderen erhöhen. Positionaler Konsum kann zu regelrechtem Wettrüsten – sogenannten Positionswettbewerben – führen.[7][8]

Pekuniär

Als pekuniärer externer Effekt werden die Auswirkungen von Entscheidungen einer Person auf die Einkommensverteilung zwischen Personen bezeichnet, auf die betroffene Dritte keinen Einfluss haben, die jedoch über den Markt vermittelt werden. Hierbei bezieht sich „extern“ auf das „Fehlen von Mitbestimmungsmöglichkeiten“.

Ein Beispiel für einen pekuniären externen Effekt sind Gewinneinbußen bei einer Person durch die Nachfragestrukturveränderung bei einer anderen Person. Durch das Angebot eines Billiganbieters wird beispielsweise der Gewinn anderer Unternehmen gesenkt. Ein anderes Beispiel ist die gestiegene Nachfrage Chinas nach Stahl in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts (aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstums), die Eisen verknappte und damit verteuerte.

Im Gegensatz zu technologischen Externalitäten wirken pekuniäre Externalitäten direkt in den Angebots- und Nachfragefunktionen des Marktes und werden deshalb auch selbstständig internalisiert. Das Marktversagen durch die externen Effekte (positiv oder negativ) kann somit auch ohne Eingriffe von außen den Markt zur Anpassung veranlassen.

Technologisch

Die Theorie der technologischen externen Effekte spielt unter anderem bei der wirtschaftstheoretischen Betrachtung von Umweltverschmutzung (Umweltökonomie) in Form der dort auftretenden negativen externen Effekte eine prominente Rolle (siehe Umweltpolitik). Hierbei tritt Marktversagen auf. Als nicht weniger bedeutend sind auch die positiven externen Effekte insbesondere der Grundlagenforschung zu nennen, mit denen staatliche Forschungssubventionen legitimiert werden können – obwohl die Interpretation von Grundlagenforschung als öffentliches Gut vielleicht in diesem Fall noch besser zutrifft.

Technologische Externalitäten (positiv oder negativ) wirken in Produktions- und Nutzenfunktionen der Unternehmen und Haushalte und bedingen Marktversagen. Um effiziente Ressourcenallokation und Produktionsmengen zu erreichen, muss von außen in den Markt eingegriffen werden, um die technologischen Externalitäten zu internalisieren.

Externe Kosten sind Kosten, die nicht vom Verursacher, sondern von anderen beglichen werden. In der Regel kommt zumindest in Teilen der Steuerzahler dafür auf. Externe Kosten stellen den negativen Teil der externen Effekte dar. Ein externer Nutzen liegt dann vor, wenn der Verursacher (des externen Nutzens) nicht in den Genuss des vollständigen Nutzens kommt.

Negativer externer Effekt

Externe Kosten fallen vor allem im Energie- und Verkehrsbereich an. Im Verkehr stellt sich die Situation wie folgt dar: Jede Verkehrsleistung umfasst einen bestimmten Nutzen (in der Regel das Erreichen eines Ziels) und Kosten. Diese Kosten bzw. der Nutzen fallen allerdings nicht vollständig bei denjenigen an, die die Verkehrsleistung in Anspruch nehmen (Verkehrsnutzer). Einige dieser Kosten werden anderen Personen bzw. der gesamten Gesellschaft angelastet. Man kann daher zwischen den „internen“ oder privaten Kosten, die von der an der Verkehrsleistung beteiligten Person getragen werden (z. B. Zeitaufwand, Fahrzeug- und Kraftstoffkosten) und den „externen Kosten“ (den Kosten, die von anderen getragen werden, z. B. Straßenbau und -instandhaltung, Folgekosten von Abgasemissionen, Straßenlärmsanierung[9]) unterscheiden. Die Summe aus beiden Kostenarten wird als „soziale Kosten“ bezeichnet (nicht zu verwechseln mit Sozialkosten). Negative externe Effekte entstehen dann, wenn das Wohlbefinden eines Individuums durch die Tätigkeiten eines anderen Individuums beeinträchtigt wird, das diese „Nebeneffekte“ bei seinen Entscheidungen nicht berücksichtigt. Davon ausgehend können negative externe Effekte einerseits von der Produktionsseite (z. B. Luftverschmutzung einer Fabrikanlage) oder auch von der Konsumseite (z. B. lautes Musikhören am späten Abend) her entstehen.[10]

Positiver externer Effekt

Die von einem externen Nutzen profitierenden Dritten werden auch als Trittbrettfahrer bezeichnet, da sie ein Gut nutzen, ohne dafür zu zahlen. So hat der Gebrauch eines Parfüms eine (oft) angenehme und daher Nutzen erhöhende Wirkung auf andere, wir erwarten jedoch keine monetäre Entschädigung dafür. Auch gelangt zum Beispiel der Angerufene eines Telefongespräches in den Genuss der kostenlosen Kommunikation, ein Zustand, der ebenfalls explizit so gestaltet wurde.

Ein positiver externer Effekt führt jedoch „wohlfahrtstechnisch“ auch nicht zu einer optimalen Verteilung. Denn normalerweise werden Tätigkeiten, die einen positiven externen Effekt verursachen, in zu geringem Maße durchgeführt. Auch hier kann wiederum eine Unterteilung der externen Effekte nach Produktions- bzw. Konsumseite vorgenommen werden.[10]

Als Beispiel für eine positive Produktionsexternalität kann eine Firma genannt werden, die Forschung und Entwicklung durchführt und die Ergebnisse auch veröffentlicht. Sie hat zwar dadurch selbst einen Gewinn, andere Firmen profitieren jedoch ebenfalls von dem erhöhten Wissen. Deswegen kann angenommen werden, dass ohne entsprechende Förderung zu wenig geforscht und entwickelt wird. Die Kosten für einen positiven Externen Effekt können in diesem Fall z. B. durch Subventionierung ausgeglichen werden, im Fall der Forschung auch durch die Definition und den Schutz von geistigen Eigentumsrechten (z. B. in Form von Patenten).

Ein weiteres Beispiel, das als positive Konsumexternalität klassifiziert werden kann, ist der Deichbau. Angenommen der Eigentümer eines Grundstücks, das sich nahe an einem überflutungsgefährdeten Gewässer befindet, baut einen Deich, so genießen die dahinter liegenden Grundstücke zwar den Schutz durch den Deich, die Kosten muss aber nur der Eigentümer des Deichs tragen. Der Deich wird deshalb als Beispiel eines öffentlichen Gutes betrachtet, welches vom Staat über Steuergelder finanziert werden muss. Dennoch haben es in den vergangenen Jahrhunderten Deichverbände geschafft, die Kosten für Deiche auf die Nutznießer ohne staatliche Eingriffe zu verteilen.

Messung und Bewertung

Um externe Effekte zu beschreiben und diese in Entscheidungsfindungsprozesse zu integrieren, ist es laut konventioneller ökonomischer Theorie notwendig, diese zu messen und in Geld zu bewerten. Es gibt kein allgemeingültiges Verfahren, die Schätzungen externer Kosten können daher je nach verwendetem Modell oder Erhebungs-Verfahren stark schwanken.

Strategien und Instrumente

Das ökonomische Problem der externen Effekte liegt darin, dass die Verursacher der externen Effekte diese nicht in ihrem wirtschaftlichen Kalkül beachten. Ohne Staatseingriff werden also im Falle negativer externer Effekte gesamtgesellschaftliche Kosten verursacht, da sie vom Entscheider nicht berücksichtigt werden bzw. im Falle positiver externer Effekte gesamtgesellschaftliche Nutzen nicht verursacht, da der Entscheider nicht von ihnen profitieren würde. Beides ist aus wohlfahrtsökonomischer Sicht nicht wünschenswert und führt daher häufig zu staatlichen Eingriffen. Externe Effekte verhindern die Pareto-Optimalität eines Marktes. Zur Verhinderung externer Effekte stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, wobei die besten Lösungen durch eine Internalisierung erreicht werden, also eine Einbeziehung der externen Effekte in das Marktgeschehen.

Externe Effekte können durch einen Maßhalteappell (moral persuasion) abgemildert werden, sind aber eine schwache Maßnahme.

Es können auch allgemeine Regeln aufgestellt werden, die durch eine Verhandelbarkeit der Eigentumsrechte zu einer Internalisierung führen. Diese Lösung stützt sich auf das Coase-Theorem. Ein Beispiel hierfür ist der Emissionsrechtehandel. Eine andere Lösung sieht vor, den Schädiger nach dem Verursacherprinzip haften zu lassen.

Auch bestehen Möglichkeiten zu einer staatlichen Intervention: So könnten externe Effekte durch staatliche Bereitstellung abgemildert werden, oder durch den Staat Gebote, Verbote und Auflagen verhängt werden. Steuern, Subventionen und Vergütungen für gemeinwirtschaftliche Leistungen (Ökobonus) sind weitere marktwirtschaftliche Instrumente der Internalisierung externer Kosten. Hier sind Lenkungsabgaben wie die Pigou-Steuer (Sozialkostenabgabe) mit ihrer internalisierenden Wirkung ebenso zu nennen, wie der Standard-Preis-Ansatz. Diese haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Verboten den Wirtschaftssubjekten die Wahlfreiheit belassen, die Kosten dort zu reduzieren, wo dies zu den tiefsten Kosten möglich ist. Indem jedem Gut seine wahren, externen Kosten angelastet werden, erhalten Produzenten, Konsumenten, Verkehrsteilnehmer oder andere am Markt teilnehmenden Bürger die richtigen Preissignale. Dadurch verbessert sich im Idealfall (Win-Win) nicht nur die Umwelt, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt. Dies wird in der Doppelte-Dividenden-Hypothese formuliert und in der Praxis angewandt: In der Schweiz etwa werden die CO2-Abgabe (Preis-Standard-Ansatz) und die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (Pigou-Steuer), bei der die Höhe der Abgabe auf der Schätzung externer Kosten basiert, als Lenkungsabgaben kalkuliert. Durch eine Rückvergütung an Bürger und Unternehmen bleibt die Gesamtbelastung weitgehend fiskalquoten-neutral (aufkommensneutral).[11]

Auch die Lkw-Maut, der Wassercent (Wasserpfennig) und die Ökosteuern in Deutschland können unter dem Aspekt der Internalisierung externer Kosten betrachtet werden. Auch können Zertifikate die Wirkungen externer Effekte abmildern.

Als Gegenbeispiel dazu können Kosten auch externalisiert werden. Hierbei werden die entstandenen und noch entstehenden Kosten in andere Regionen oder auf nachfolgende Generationen umgewälzt. Vor allem im klassischen Fall eines Marktversagens wird diese Alternative regelmäßig angewendet.

Beispiele

Beispiele für externe Effekte
Empfangsbereich
Produktion
Empfangsbereich
Konsum
Aussendungsbereich
Produktion,
ext. Nachteile
Industrielle Flussverunreinigung verringert Fischfangergebnisse Industrielle Flussverunreinigung zerstört Bademöglichkeiten
Aussendungsbereich
Produktion,
ext. Vorteile
Staudamm zur Stromgewinnung schützt Ackerland vor Überflutung Staudamm wird zum Ausflugsziel
Aussendungsbereich
Konsum,
ext. Nachteile
Skifahrer zerstören Weideland Zigarettenkonsum schädigt Nichtraucher
Aussendungsbereich
Konsum,
ext. Vorteile
Jagd erhöht landwirtschaftlichen Ertrag Blumenbeet wird zur Augenweide

Nebenstehende Tabelle soll Beispiele für eine Reihe möglicher externer Effekte geben.

Beispiel: Ein Handwerker führt in einer Wohnung eine Reparaturarbeit aus. Folgende Personen sind hiervon betroffen:

  • der Wohnungsbesitzer (bezogen auf die Transaktion profitiert er in Form eines positiven internen Effekts),
  • die Frau des Wohnungsbesitzers (positiver externer Effekt),
  • der entstehende Lärm stört den Nachbarn (negativer externer Effekt).

Ein staatlicher Eingriff könnte in diesem Fall durch die Entschädigung des Nachbarn erfolgen, damit er für den erlittenen negativen externen Effekt entschädigt wird. Gleichzeitig könnte die Ehefrau verpflichtet werden, für die Erlangung des externen Nutzens einen Beitrag zu leisten.

Externe Kosten bei der Energieerzeugung

Die Externen Kosten im Energiebereich ergeben sich primär aus der Emission von Schadstoffen bei der Energiewandlung, die wiederum Schädigungen der Gesundheit von Mensch und Tier sowie von Ökosysteme verursachen, als auch aus der Emission von Kohlenstoffdioxid als wichtigem Treibhausgas. Daneben spielen noch weitere Faktoren eine Rolle. Die Schätzungen für die Kosten der Kohlenstoffdioxidemissionen streuen recht stark; in der Literatur sind Werte zwischen 10 und 1000 Dollar/Tonne zu finden. Eine 2018 erschienene Studie bezifferte die sog. "sozialen Kosten von Kohlenstoff" auf mehr als 400 Dollar/Tonne, was mehr als doppelt so hoch ist wie die zuvor ermittelten Werte von etwa 150 bis 200 Dollar/Tonne.[12] Umgerechnet auf die Emissionen des Jahres 2017 entspricht dies einem Schaden von mehr als 16 Billionen US-Dollar pro Jahr.[13] 2015 wurden die externen Kosten fossiler Energieerzeugung für das Jahr 2013 noch auf 4,9 Billionen US-Dollar bzw. auf mehr als 150 Dollar pro Tonne Kohlenstoffdioxid beziffert.[14] Für 2015 wurden die Subventionen bei Einberechnung der ökonomischen Kosten von Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschäden usw. auf 5,3 Billionen US-Dollar geschätzt.[15] Die durch die Verbrennung fossiler Energieträger ausgelöste globale Erwärmung gilt als das größte Marktversagen der Geschichte.[16]

Soll, wie mit der Liberalisierung angestrebt der Markt die volkswirtschaftlich effizienteste Produktionsweise finden, so müssen hierfür zwingend alle wettbewerbsverzerrenden Faktoren vermieden und eine Kostenwahrheit durch Internalisierung aller externen Faktoren hergestellt werden.[17] Geschieht dies nicht, können die Effizienzvorteile eines liberalisierten Marktes durch negative Effekte auf die Umwelt zunichtegemacht werden. Möglichkeiten zur Herstellung dieser Kostenwahrheit sind Lenkungsabgaben wie z. B. eine CO2-Steuer oder ein funktionierender Emissionshandel. Einem völlig freien Energiemarkt sind durch diese notwendigen Mechanismen Grenzen gesetzt.[18] Bisher (April 2014) ist eine Internalisierung dieser externen Effekte nur zu einem kleinen Teil erfolgt, eine vollständige Internalisierung ist nicht absehbar. So zieht z. B. der Jahresbericht Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2013 der AG Energiebilanzen das Fazit, dass „die mit dem Emissionshandel intendierten Anreize für ein emissionsminderndes Verhalten bei derartigen Zertifikatspreisen [von ca. 5 Euro/Tonne] nicht zu erwarten“ seien.[19] Allein die externen Kosten von Braunkohlebergbau und -verstromung wurden für Deutschland im Jahr 2015 auf 15 Mrd. Euro beziffert.[20]

Literatur

Einzelnachweise

  1. N. Gregory Mankiw, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 3. Auflage. Stuttgart 2004, S. 221–227
  2. Lorenz Jarass, Gustav M. Obermair, Wilfried Voigt: Windenergie. Zuverlässige Integration in die Energieversorgung. Berlin/ Heidelberg 2009, S. 94.
  3. Kapp, K. W.: Volkswirtschaftliche Kosten der Privatwirtschaft. Mohr (Siebeck), Tübingen 1958 (deutsche Übersetzung von: The Social Costs of Private Enterprise. Harvard University. Press, Cambridge/Massachusetts 1950).
  4. Friedrich Breyer, Martin Kolmar: Grundlagen der Wirtschaftspolitik. Mohr Siebeck, Tübingen 2010, S. 255–260.
  5. Robert H. Frank: Positional Externalities. In: Richard Zeckhauser (Hrsg.): Strategy and Choice. MIT Press, 1991, ISBN 978-0-262-24033-8.
  6. Massimiliano Vatiero: Positional Goods: A Diagrammatic Exposition. In: Quaderni del Dipartimento di Economia Politica. Nr. 575, Oktober 2009 (Online).
  7. Robert H. Frank: Positional Externalities Cause Large and Preventable Welfare Losses. In: The American Economic Review. Band 95, Nr. 2, 2005.
  8. Robert H. Frank: Should public policy respond to positional externalities? In: Journal of Public Economics. Band 92, Nr. 8–9, August 2008, doi:10.1016/j.jpubeco.2008.03.001.
  9. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation: Strassenlärmsanierung: positive Entwicklung, aber noch grosser Handlungsbedarf. In: admin.ch, 4. Februar 2020, abgerufen am 5. Februar 2020.
  10. a b Microeconomics - Externalities. Abgerufen am 20. November 2014.
  11. Martin Baur: Grundlagen für eine ökologische Steuerreform. (Kapitel 2 ff.) Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV), Juli 2012, abgerufen 31. Dezember 2012. ( PDF; 241 kB (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.efv.admin.ch)
  12. Kathrine Ricke et al.: Country-level social cost of carbon. In: Nature Climate Change. Band 8, 2018, S. 895–900, doi:10.1038/s41558-018-0282-y.
  13. Nature Editorial: The costs of climate inaction. In: Nature. Band 561, 2018, S. 433, doi:10.1038/d41586-018-06827-x.
  14. Ottmar Edenhofer, King Coal and the queen of subsidies. In: Science 349, Issue 6254, (2015), 1286f, doi:10.1126/science.aad0674.
  15. David Coady et al.: How Large Are Global Fossil Fuel Subsidies? In: World Development. Band 91, 2017, S. 11–27, doi:10.1016/j.worlddev.2016.10.004.
  16. Nicholas Stern et al., Stern Review: The Economics of Climate Change 2006, Link.
  17. Valentin Crastan: Elektrische Energieversorgung 2. Berlin/ Heidelberg 2012, S. 87.
  18. Valentin Crastan: Elektrische Energieversorgung 2. Berlin/ Heidelberg 2012, S. 88.
  19. AG Energiebilanzen, Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2013. S. 41.
  20. Greenpeace: Gesellschaftliche Kosten der Braunkohle. 11/2015