François Couperin

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François Couperin, Kupferstich von Jean Jacques Flipart, 1735, nach André Bouys.

François Couperin (* 10. November 1668 in Paris; † 11. September 1733 ebenda), auch „Le Grand“ genannt, war ein französischer Organist und Komponist. Er gilt als der bedeutendste Vertreter der französischen Organisten-, Cembalisten- und Komponistenfamilie Couperin und war als Hofkomponist Ludwigs XIV. eine der wichtigen musikalischen Persönlichkeiten in Frankreich zwischen Lully und Rameau.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

François Couperin, anonymes Porträt.

Den ersten Musikunterricht erhielt François Couperin von seinem Vater Charles und seinem gleichnamigen Onkel François. Dabei lernte er auch das Werk seines anderen Onkels Louis Couperin kennen. Von 1685 bis 1723 war er – wie die meisten Mitglieder seiner Familie – Organist an der Kirche St-Gervais in Paris. Nach dem frühen Tod seiner Brüder Louis und Charles war er noch zu jung für das Amt gewesen, das übergangsweise der angesehene Organist Michel-Richard Delalande übernommen hatte.

1693 erhielt Couperin die Stelle des Organisten an der Königlichen Kapelle in Versailles. Als Lully 1687 starb und Ludwig XIV. schwer erkrankte, wandelte sich der Musikgeschmack des Königs und seines Hofes. Ludwigs zweite Frau, Madame de Maintenon, lenkte sein Interesse auf die bedächtigere Kirchen- und Kammermusik. Beim offiziellen Vorspielwettbewerb für eine der drei Organistenstellen setzten sich Spiel und Kompositionen Couperins gegen sieben andere Kandidaten durch; der König ließ ihn allerdings (wie üblich) drei Tage im Ungewissen.

François Couperins Amt war sehr vielschichtig: Er wurde in Versailles Lehrer der königlichen Familie, hatte Orchester- und Organistendienst für drei Monate pro Jahr und blieb auch in der Kirche St-Gervais tätig. Als ihn Ludwig noch zum Hofkomponisten für sakrale Musik ernannte, bedeutete das einen erheblichen Zeitaufwand: Der musikalisch hochbegabte König wollte jedes Stück nur einmal bei den Festlichkeiten, den Konzerten und dem täglichen Zeremoniell in der Schlosskapelle hören.

Während Lalande als „maître“ des Orchesters im Stile Lullys die großen Chor- und Instrumentalwerke komponierte, schrieb Couperin vor allem Motetten und Psalmen im Stil der Kammermusik (höchstens dreistimmige Werke mit ein bis zwei Sängern, Orgel/Cembalo und einer Bassviola).

Ludwig XIV. sah zeitlebens Glauben und Kirche als wichtigen Pfeiler seiner Macht und deren Legitimation („Gottesgnadentum“). Dementsprechend pflegte er sie auch in Form der Musik und schätzte auch Couperins Messen, von denen die Messe „à l'usage ordinaire des paroisses pour les fêtes solemnelles“ die bekannteste ist.

Neben der Orgel war Couperin auch ein begnadeter Cembalist, wurde bald „Maître de Clavecin du Duc de Bourgogne“ genannt und Lehrer der Prinzen und Prinzessinnen. Ab 1714 ging er fast jeden Sonntag nach Versailles, wo nachmittags die königlichen Kammerkonzerte mit seinen „Concerts royaux“ stattfanden. Das Ensemble war meist nur klein: Cembalo (meist Couperin), Violine, Bassviola, Oboe und Fagott. Diese kleinen Konzerte, die ausschließlich für den König komponiert wurden, hatten eine unterhaltende und graziös-charmante Art, die der nun 75-jährige Ludwig XIV. sehr schätzte. In ihnen trachtete Couperin, den spielerischen italienischen und den eher ernsten französischen Geschmack zu vereinen, wie er über seine „Concerts royaux“ selbst geschrieben hat.

Als Ludwig 1715 starb, fand Couperin zwar neue Gönner am Hofe, doch wurde es unter dem Interimsregenten Kardinal Fleury in Versailles sehr ruhig. Der Kardinal hielt nicht viel von Repräsentation und Festen und reduzierte sie auf ein Mindestmaß. So konnte sich François Couperin abermals auf sein Organistenamt in St-Gervais konzentrieren, bis er es aus gesundheitlichen Gründen 1723 aufgab. Daneben erteilte er weiterhin Unterricht für Mitglieder des Königshauses, darunter die polnische Prinzessin Maria Leszczyńska, Gattin von Ludwig XV.

Couperin ist seit 1977 Namensgeber für die Couperin Bay, einer Bucht der Alexander-I.-Insel in der Antarktis.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen über 240 Cembalowerke, die er zu 27 Suiten zusammenfasste und in vier Bänden (1713, 1716/17, 1722 und 1730) veröffentlichte. Die einzelnen Sätze dieser „Ordres“ hat er mit Überschriften versehen, die den Charakter des Stückes andeuten sollen. Zudem komponierte er Motetten, Chansons, zwei Orgelmessen, Triosonaten und die programmatischen Kammermusikwerke Apothéose de Corelli und Apothéose de Lully. Sein einziges theoretisches Werk ist „L’art de toucher le clavecin“. Er komponierte auch das Klavierstück Das Erwachen des Morgens.

Diskografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eta Harich-Schneider: Zärtliche Welt: François Couperin in seiner Zeit. Berlin 1939.
  • M. Reimann: Untersuchungen zur Formgeschichte der französischen Klaviersuite mit besonderer Berücksichtigung von Couperins Ordres. Regensburg 1940.
  • Philippe Beaussant: François Couperin. Übersetzung; Alexandra Land. Amadeus Press, Portland 1990, ISBN 0-931340-27-6.
  • Hans Rudolf Picard: Die Darstellung von Affekten in der Musik des Barock als semantischer Prozeß: veranschaulicht und nachgewiesen an Beispielen aus den Pièces de clavecin von François Couperin. Konstanz 1986.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]