Fußball-Weltmeisterschaft 1958

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FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1958
Fotboll VM Sverige 1958
Anzahl Nationen 16 (von 52 Bewerbern)
Weltmeister Brasilien 1889 Brasilien (1. Titel)
Austragungsort Schweden Schweden
Eröffnungsspiel 8. Juni 1958
Endspiel 29. Juni 1958 (Solna)
Spiele 35
Tore 126 (⌀: 3,6 pro Spiel)
Zuschauer 819.810 (⌀: 23.423 pro Spiel)
Torschützenkönig Franzose Just Fontaine 13 Tore
Platzverweise (⌀: 0,09 pro Spiel)
← WM 1954
WM 1962 →

Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 war die sechste Ausspielung dieses bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften und fand vom 8. bis zum 29. Juni 1958 in Schweden statt.

Die brasilianische Nationalmannschaft gewann mit dem damals 17-jährigen späteren Weltstar Pelé ihren ersten Weltmeistertitel durch einen 5:2-Sieg gegen die Mannschaft des Gastgebers. 16 Nationalmannschaften spielten in vier Vorrundengruppen mit jeweils vier Mannschaften um den Titel. Der Titelverteidiger Deutschland, inzwischen durch den Beitritt des Saarlandes verstärkt, unterlag dem Gastgeber im hart umkämpften Halbfinale und Frankreich beim Spiel um den dritten Platz. Vizeweltmeister Ungarn schied bereits in der Vorrunde aus, ebenso – und das sieglos – Österreich. Die Schweiz und die Mannschaft der DDR hatten sich nicht qualifiziert. Auch die vorherigen Weltmeister Uruguay und Italien waren nicht dabei.

In den 35 Spielen wurden 126 Treffer erzielt. Torschützenkönig wurde der Franzose Just Fontaine, der mit 13 Erfolgen sein Land zum dritten Platz schoss und mit den meisten Toren während derselben Weltmeisterschaft einen bis heute unerreichten Rekord aufstellte.[1]

Vergabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl turnusgemäß nach dem Turnier 1954 in der Schweiz ein südamerikanisches Land an der Reihe gewesen wäre, war Schweden der einzige Bewerber für die Austragung dieser Weltmeisterschaft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren nur wenige Länder in der Lage, die Ausrichtung einer großen Sportveranstaltung zu organisieren, weshalb die Entscheidung vom FIFA-Kongress auf der Tagung vom 23. Juni 1950 in Rio de Janeiro für das im Krieg neutrale Schweden getroffen wurde.

Spielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spiele der Weltmeisterschaft wurden in zwölf Stadien in zwölf verschiedenen Städten im Süden Schwedens ausgetragen. Die größten Stadien waren das Råsundastadion in Solna und das damals für 31 Millionen SEK[2] erbaute Nya Ullevi in Göteborg mit jeweils nahezu 50.000 Plätzen. Nördlichstes Stadion, in dem jemals ein WM-Spiel ausgetragen wurde, war das Stadion Jernvallen in der kleinen Stadt Sandviken.

Uddevalla (Rimnersvallen)
Fußball-Weltmeisterschaft 1958 (Schweden Süd)
Fußball-Weltmeisterschaft 1958 (Schweden Süd)
Göteborg
Halmstad
Borås
Eskilstuna
Norrköping
Solna
Malmö
Uddevalla
Örebro
Sandviken
Helsingborg
Västerås
Spielorte 1958 in Schweden
Sandviken
(Jernvallen)
Göteborg
(Ullevi)
Västerås
(Arosvallen)
Borås
(Ryavallen)
Örebro
(Eyravallen)
Halmstad
(Örjans vall)
Eskilstuna
(Tunavallen)
Helsingborg
(Olympiastadion)
Solna
(Råsundastadion)
Malmö
(Malmö Stadion)
Norrköping
(Idrottspark)
Statistik
Stadt (Stadion) Spiele Gesamt-
zuschauerzahl
Schnitt Spiel mit den meisten Zuschauern Spiel mit den wenigsten Zuschauern
Uddevalla
(Rimnersvallen)
1 17.788 17.788 Brasilien – Österreich
(Vorrunde)
Sandviken
(Jernvallen)
2 28.643 14.322 Ungarn – Wales
(Vorrunde) 15.343
Ungarn – Mexiko
(Vorrunde) 13.300
Göteborg
(Ullevi)
7 272.230 38.890 Brasilien – Sowjetunion
(Vorrunde) 50.928
Sowjetunion – England
(Vorrunden-Entscheidungsspiel um Platz 2) 23.182
Västerås
(Arosvallen)
2 21.808 10.904 Jugoslawien – Frankreich
(Vorrunde) 12.217
Jugoslawien – Schottland
(Vorrunde) 9.591
Borås
(Ryavallen)
2 37.111 18.556 Sowjetunion – Österreich
(Vorrunde) 21.239
England – Österreich
(Vorrunde) 15.872
Örebro
(Eyravallen)
1 13.554 13.554 Frankreich – Schottland
(Vorrunde)
Halmstad
(Örjans vall)
2 24.821 12.411 Argentinien – Nordirland
(Vorrunde) 14.174
Nordirland – Tschechoslowakei
(Vorrunde) 10.647
Eskilstuna
(Tunavallen)
1 13.103 13.103 Paraguay – Jugoslawien
(Vorrunde)
Helsingborg
(Olympiastadion)
2 41.418 20.709 BR Deutschland – Tschechoslowakei
(Vorrunde) 25.000
Tschechoslowakei – Argentinien
(Vorrunde) 16.418
Solna
(Råsundastadion)
8 229.954 28.744 Brasilien – Schweden
(Finale) 49.737
Wales – Ungarn
(Vorrunden-Entscheidungsspiel um Platz 2) 2.823
Malmö
(Malmö Stadion)
4 79.397 19.849 Argentinien – BR Deutschland
(Vorrunde) 31.156
Nordirland – Tschechoslowakei
(Vorrunden-Entscheidungsspiel um Platz 2) 6.196
Norrköping
(Idrottspark)
3 39.983 13.328 Frankreich – Paraguay
(Vorrunde) 16.518
Paraguay – Schottland
(Vorrunde) 11.665

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1958

Von den insgesamt 52 gemeldeten Mannschaften konnten sich 14 qualifizieren. Gastgeber Schweden und Deutschland als Titelverteidiger waren automatisch qualifiziert. Größte Überraschung war das Scheitern des zweifachen Weltmeisters Italien, das gegen die bis dahin unbedeutende Mannschaft aus Nordirland ausschied, und Uruguay, das in der Südamerika-Gruppe 2 der paraguayischen Mannschaft den Vortritt lassen musste. Spanien, dessen Vereine zu dieser Zeit die europäischen Pokalwettbewerbe beherrschten, verpasste die Qualifikation gegen Schottland. Die Mannschaft aus Wales nahm als Vertreter Asiens und Afrikas am Turnier teil, da sich alle islamischen Länder Afrikas und Asiens weigerten, gegen Israel anzutreten. Daher wurde mit Wales ein Gruppenzweiter der Europa-Qualifikation zugelost, der sich gegen Israel durchsetzen konnte. Die Nationalmannschaften von Nordirland, der Sowjetunion und Wales nahmen zum ersten Mal an einer Endrunde teil. Das Vereinigte Königreich war erst- und bisher letztmals komplett mit seinen vier Verbänden England, Schottland, Wales und Nordirland vertreten.

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

12 aus Europa Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland England England Frankreich 1946 Frankreich Jugoslawien Jugoslawien
Nordirland Nordirland Osterreich Österreich Schottland Schottland Schweden Schweden
Sowjetunion 1955 Sowjetunion Tschechoslowakei Tschechoslowakei Ungarn 1957 Ungarn Wales 1953 Wales
3 aus Südamerika Brasilien 1889 Brasilien Argentinien Argentinien Paraguay 1954 Paraguay
1 aus Nord-, Mittelamerika und der Karibik Mexiko 1934 Mexiko
Weltkarte der Teilnehmer

Auslosung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Festlegung des Spielplans bei der Auslosung

Die Mannschaften wurden nach geografischer Lage eingeteilt. Aus jedem der vier Töpfe wurde jeder Gruppe je eine Mannschaft frei zugelost. Schon vorher wurde festgelegt, dass die Gruppe mit Schweden in Solna bei Stockholm spielt.

Die "geografische" Gruppeneinteilung widersprach zwar den FIFA-Bestimmungen, doch hatte das Organisationskomitee den Beschluss eines teilweisen Setzens mit klarer Mehrheit gefasst. Der ÖFB richtete dagegen zwar einen Protest und verlangte eine neue Auslosung, jedoch war von vorneherein klar, dass dieser nutzlos sein würde.[3]

Topf 1: Westeuropa BR Deutschland • Frankreich • Österreich • Schweden
Topf 2: Amerika Argentinien • Brasilien • Mexiko • Paraguay
Topf 3: Großbritannien England • Nordirland • Schottland • Wales
Topf 4: Osteuropa Jugoslawien • Sowjetunion • Tschechoslowakei • Ungarn
Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland Frankreich 1946 Frankreich Schweden Schweden Osterreich Österreich
Argentinien Argentinien Paraguay 1954 Paraguay Mexiko 1934 Mexiko Brasilien 1889 Brasilien
Nordirland Nordirland Schottland Schottland Wales 1953 Wales England England
Tschechoslowakei Tschechoslowakei Jugoslawien Jugoslawien Ungarn 1957 Ungarn Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Für Informationen zu den einzelnen Gruppen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.

Modus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 16 Teilnehmer traten in vier Vorgruppen mit je vier Mannschaften an. Im Gegensatz zum vorangegangenen Turnier in der Schweiz wurde auf eine Setzliste verzichtet, so dass in den einzelnen Gruppen wieder jeder gegen jeden spielen musste. Die beiden Gruppenersten qualifizierten sich für das Viertelfinale, bei Punktgleichheit zweier oder mehr Mannschaften wurden Entscheidungsspiele eingeplant, deren Zusammensetzung sich je nach Szenario geändert hätte. Bei zwei punktgleichen Mannschaften auf Platz 2 und 3 wurde zwischen diesen beiden Mannschaften ein Entscheidungsspiel ausgetragen. Dies war bei der Endrunde auch das einzige eingetretene Szenario. Im Falle, dass Platz 2 bis 4 punktgleich abgeschlossen hätten, wäre die Mannschaft mit dem schlechtesten Torverhältnis ausgeschieden, während die verbleibenden beiden Mannschaften das Entscheidungsspiel geführt hätten. Wären Platz 1 bis 3 punktgleich gewesen, so wäre die Mannschaft mit dem besten Torverhältnis ins Viertelfinale gekommen, während die verbleibenden beiden Teams das Entscheidungsspiel gespielt hätten. Die letzte Option sah vor, dass alle vier Mannschaften die Gruppe punktgleich abgeschlossen hätten. Dann wären zwei Entscheidungsspiele angesetzt worden, deren Gegner aus allen vier Mannschaften durch das Los bestimmt worden wären.[4] Ab dem Viertelfinale wurde das Turnier im K.-o.-System ausgetragen.

Vorrunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gruppe 1 setzte sich Deutschland dank zweier Unentschieden und eines Sieges über Argentinien durch, das lediglich Platz vier belegte. Frankreich platzierte sich in Gruppe 2 knapp vor Jugoslawien. Der als Ersatzspieler angereiste Just Fontaine erzielte sechs Tore. Schweden und Brasilien wurden nach überzeugenden Auftaktsiegen ungefährdet Gruppensieger.

In drei Gruppen gab es Entscheidungsspiele um Platz zwei. England unterlag dabei dem WM-Neuling Sowjetunion. Von den vier britischen Mannschaften erreichten nur die ursprünglich als schwächer eingeschätzten Wales und Nordirland die nächste Runde. Österreich hatte das Pech, in die spielstärkste Gruppe gelost worden zu sein, und schied, nach einem Unentschieden gegen England, erwartungsgemäß aus.

Gruppe 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland  3  1  2  0 007:500  +2 04:20
 2. Nordirland Nordirland  3  1  1  1 004:500  −1 03:30
 3. Tschechoslowakei Tschechoslowakei  3  1  1  1 008:400  +4 03:30
 4. Argentinien Argentinien  3  1  0  2 005:100  −5 02:40
Nordirland durch Entscheidungsspiel Gruppenzweiter
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Malmö
Argentinien BR Deutschland 1:3 (1:2)
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Halmstad
Nordirland Tschechoslowakei 1:0 (1:0)
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Helsingborg
BR Deutschland Tschechoslowakei 2:2 (0:2)
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Halmstad
Argentinien Nordirland 3:1 (1:1)
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Malmö
BR Deutschland Nordirland 2:2 (1:1)
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Helsingborg
Tschechoslowakei Argentinien 6:1 (3:0)
17. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Malmö
Nordirland Nordirland Tschechoslowakei Tschechoslowakei 2:1 n. V. (1:1, 1:1)

Gruppe 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Frankreich 1946 Frankreich  3  2  0  1 011:700  +4 04:20
 2. Jugoslawien Jugoslawien  3  1  2  0 007:600  +1 04:20
 3. Paraguay 1954 Paraguay  3  1  1  1 009:120  −3 03:30
 4. Schottland Schottland  3  0  1  2 004:600  −2 01:50
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Norrköping
Frankreich Paraguay 7:3 (2:2)
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Västerås
Jugoslawien Schottland 1:1 (1:0)
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Västerås
Jugoslawien Frankreich 3:2 (1:1)
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Norrköping
Paraguay Schottland 3:2 (2:1)
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Örebro
Frankreich Schottland 2:1 (2:0)
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Eskilstuna
Paraguay Jugoslawien 3:3 (2:1)

Gruppe 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. SchwedenSchweden Schweden  3  2  1  0 005:100  +4 05:10
 2. Wales 1953 Wales  3  0  3  0 002:200  ±0 03:30
 3. Ungarn 1957 Ungarn  3  1  1  1 006:300  +3 03:30
 4. Mexiko 1934 Mexiko  3  0  1  2 001:800  −7 01:50
Wales durch Entscheidungsspiel Gruppenzweiter
Schwedens Liedholm erzielt im Gruppenspiel gegen Mexiko ein Tor.
8. Juni 1958 um 14:00 Uhr in Solna
Schweden Mexiko 3:0 (1:0)
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Sandviken
Ungarn Wales 1:1 (1:1)
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Solna
Mexiko Wales 1:1 (0:1)
12. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Solna
Schweden Ungarn 2:1 (1:0)
15. Juni 1958 um 14:00 Uhr in Solna
Schweden Wales 0:0
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Sandviken
Ungarn Mexiko 4:0 (1:0)
17. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Solna
Wales 1953 Wales Ungarn 1957 Ungarn 2:1 (0:1)

Gruppe 4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Brasilien 1889 Brasilien  3  2  1  0 005:000  +5 05:10
 2. Sowjetunion 1955 Sowjetunion  3  1  1  1 004:400  ±0 03:30
 3. EnglandEngland England  3  0  3  0 004:400  ±0 03:30
 4. OsterreichÖsterreich Österreich  3  0  1  2 002:700  −5 01:50
Sowjetunion durch Entscheidungsspiel Gruppenzweiter
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Uddevalla
Brasilien Österreich 3:0 (1:0)
8. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Göteborg
Sowjetunion England 2:2 (1:0)
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Göteborg
Brasilien England 0:0
11. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Borås
Sowjetunion Österreich 2:0 (1:0)
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Göteborg
Brasilien Sowjetunion 2:0 (1:0)
15. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Borås
England Österreich 2:2 (0:1)
17. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Göteborg
Sowjetunion 1955 Sowjetunion EnglandEngland England 1:0 (0:0)

Finalrunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spielplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viertelfinale Halbfinale Finale
                   
       
  Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland  1
  Jugoslawien Jugoslawien  0  
  Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland  1
    SchwedenSchweden Schweden  3  
  SchwedenSchweden Schweden  2
  Sowjetunion 1955 Sowjetunion  0  
  SchwedenSchweden Schweden  2
    Brasilien 1889 Brasilien  5
  Frankreich 1946 Frankreich  4
  Nordirland Nordirland  0  
  Frankreich 1946 Frankreich  2 Spiel um Platz drei
    Brasilien 1889 Brasilien  5  
  Brasilien 1889 Brasilien  1   Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland  3
  Wales 1953 Wales  0     Frankreich 1946 Frankreich  6

Viertelfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Malmö
Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland Jugoslawien Jugoslawien 1:0 (1:0)
19. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Norrköping
Frankreich 1946 Frankreich Nordirland Nordirland 4:0 (1:0)
19. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Solna
SchwedenSchweden Schweden Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:0 (0:0)
19. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Göteborg
Brasilien 1889 Brasilien Wales 1953 Wales 1:0 (0:0)

Nordirland, Wales und die Sowjetunion hatten zum Erreichen des Viertelfinales Entscheidungsspiele absolviert und weniger als 48 Stunden Zeit für Regeneration und Ortswechsel gehabt. Erwartungsgemäß waren sie in der nächsten Runde chancenlos – Brasilien, Frankreich und Schweden kamen zu leichten Siegen.

Deutschland hatte mit Jugoslawien einen deutlich schwierigeren, weil ausgeruhteren Gegner zu überwinden und konnte eine frühe Führung durch Helmut Rahn mühsam über die Zeit retten.

Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

24. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Göteborg
SchwedenSchweden Schweden Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland 3:1 (1:1)
24. Juni 1958 um 19:00 Uhr in Solna
Frankreich 1946 Frankreich Brasilien 1889 Brasilien 2:5 (1:2)

Im Halbfinale, oder auch in der Schlacht von Göteborg, trat die deutsche Mannschaft gegen Gastgeber Schweden in Göteborg an. Das Spiel wird kritisch bewertet. In der deutschen Öffentlichkeit sowie beim Deutschen Fußball-Bund wurde sehr schnell von einem „Skandalspiel“ gesprochen, die Schiedsrichterleistung galt als einseitig die Schweden begünstigend, deren Spielweise als brutal. Der Journalist Horst Vetten konstatierte, dass „König Fußballs einfältigste Vasallen ein blamables Heckengefecht [kämpften]“. Die Beteiligten selbst bemühten sich hingegen um Zurückhaltung, so gratulierte Bundestrainer Herberger dem Gegner zum sportlichen Erfolg („Die schwedische Mannschaft ist eine erstklassige Elf und hat verdient gewonnen“), Spieler wie Helmut Rahn beschrieben die Atmosphäre als nicht beeinflussend („Ich dachte nur an das Spiel, da konnte schreien und pfeifen, wer wollte.“). Auch die Times bezeichnete in ihrem längeren Spielbericht den schwedischen Sieg als verdient und erwähnt weder eine besonders brutale Spielweise der Schweden, noch kritisierte sie die Schiedsrichterleistung.

Nach ausgeglichenem Spiel stand es zur Halbzeit 1:1. Dann wurde Erich Juskowiak wegen eines Revanchefouls an Kurt Hamrin vom Platz gestellt. Nach Verletzungsausfall von Fritz Walter gewannen die Schweden 3:1.

Das zweite Halbfinalspiel zwischen Frankreich und Brasilien war lange Zeit ausgeglichen. Erst als sich der französische Kapitän Robert Jonquet nach gut einer halben Stunde beim Stand von 1:1 das Bein brach (und nach dem geltenden Reglement nicht ersetzt werden durfte), gewannen die Südamerikaner die Oberhand und siegten deutlich mit 5:2.

Spiel um Platz 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

28. Juni 1958 um 17:00 Uhr in Göteborg
Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland Frankreich 1946 Frankreich 3:6 (1:3)

Endspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweden Brasilien Aufstellung
SchwedenSchweden
29. Juni 1958 um 15:00 Uhr in Solna bei Stockholm (Råsundastadion)
Ergebnis: 2:5 (1:2)
Zuschauer: 49.737
Schiedsrichter: Maurice Guigue (Frankreich 1946 Frankreich)
Spielbericht
Brasilien
Aufstellung Schweden gegen Brasilien
Aufstellung Schweden gegen Brasilien
Kalle SvenssonOrvar Bergmark, Sven AxbomReino Börjesson, Bengt Gustavsson, Sigvard ParlingKurt Hamrin, Gunnar Gren, Agne Simonsson, Nils Liedholm (C)ein weißes C in blauem Kreis, Lennart Skoglund
Cheftrainer: George Raynor
GilmarDjalma Santos, Hilderaldo Bellini (C)ein weißes C in blauem Kreis, Orlando Peçanha, Nílton SantosZito, DidíGarrincha, Vavá, Pelé, Zagallo
Cheftrainer: Vicente Feola
Tor 1:0 Liedholm (4.)




Tor 2:4 A. Simonsson (80.)

Tor 1:1 Vavá (9.)
Tor 1:2 Vavá (32.)
Tor 1:3 Pelé (55.)
Tor 1:4 Zagallo (68.)

Tor 2:5 Pelé (90.)
Liedholm ist mit 35 Jahren, 8 Monaten und 21 Tagen ältester Torschütze in einem WM-Finale[5] Pelé ist mit 17 Jahren, 8 Monaten und sechs Tagen jüngster Torschütze in einem WM-Finale[5]
Pelé im Endspiel im Duell mit drei schwedischen Verteidigern

Gegen die spielstarken Brasilianer hatten die Schweden trotz ihres Heimvorteils keine Chance. Nach einem 0:1-Rückstand erzielten die Südamerikaner vier Tore in Folge. Durch das artistisch vollendete 3:1 machte erneut der siebzehnjährige Pelé auf sich aufmerksam, der damit endgültig zum großen Star dieser Weltmeisterschaft wurde.

Ehrungen der Platzierten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raymond Kopa wurde zu Europas Fußballer des Jahres gewählt, Helmut Rahn und Just Fontaine belegten die Plätze 2 und 3. Orvar Bergmark wurde mit dem Guldbollen als bester schwedischer Fußballer des Jahres ausgezeichnet und Maurice Lafont Frankreichs Fußballer des Jahres. In Brasilien und Deutschland gab es zu der Zeit noch keine solche Auszeichnung.

Beste Torschützen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rang Spieler Tore
1 Franzose Just Fontaine 13
2 Deutscher Helmut Rahn 6
Brasilianer Pelé 6
4 Nordire Peter McParland 5
Brasilianer Vavá 5
6 Schwede Kurt Hamrin 4
Schwede Agne Simonsson 4
Ungar Lajos Tichy 4
Tschechoslowake Zdeněk Zikán 4
10 Argentinier Oreste Corbatta 3
Franzose Raymond Kopa 3
Franzose Roger Piantoni 3
Deutscher Hans Schäfer 3
Jugoslawe Todor Veselinović 3
Rang Spieler Tore
15 Paraguayer Jorge Lino Romero 2
Brasilianer José Altafini 2
Paraguayer José Parodi 2
Paraguayer Juan Bautista Agüero 2
Tschechoslowake Václav Hovorka 2
Paraguayer Florencio Amarilla 2
Jugoslawe Aleksandar Petaković 2
Engländer Derek Kevan 2
Tschechoslowake Milan Dvořák 2
Sowjet Anatoli Iljin 2
Waliser Ivor Allchurch 2
Deutscher Uwe Seeler 2
Schwede Nils Liedholm 2
Franzose Maryan Wisnieski 2

Darüber hinaus gab es 32 Spieler mit einem Treffer.

Torschützenkönig des gesamten Wettbewerbs war ebenfalls der Franzose Just Fontaine mit seinen 13 Treffern aus der Endrunde.

Die besten Spieler des Turniers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der europäischen und südamerikanischen Presse wurden folgende Spieler am häufigsten als beste Spieler des Turniers genannt:[6]

Torhüter Verteidiger Mittelläufer Außenläufer Halbstürmer Flügelstürmer Mittelstürmer
Nordirland Gregg
Sowjetunion 1955 Jaschin
Brasilien 1889 Gilmar
Brasilien 1889 Djalma Santos
SchwedenSchweden Bergmark
Deutschland Bundesrepublik Juskowiak
Brasilien 1889 Nílton Santos
SchwedenSchweden Gustavsson
Jugoslawien Zebec
Sowjetunion 1955 Woinow
Deutschland Bundesrepublik Szymaniak
Nordirland Blanchflower
Frankreich 1946 Penverne
Frankreich 1946 Kopa
Brasilien 1889 Didi
Brasilien 1889 Pelé
Deutschland Bundesrepublik Fritz Walter
SchwedenSchweden Gren
Frankreich 1946 Piantoni
Brasilien 1889 Garrincha
SchwedenSchweden Skoglund
Deutschland Bundesrepublik Rahn
Brasilien 1889 Zagalo
Nordirland McParland
Argentinien Corbatta
Frankreich 1946 Fontaine
Brasilien 1889 Vavá

Das Fernsehen und die WM[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Weltmeisterschaft 1958 war die erste, die vom Fernsehen auf alle Kontinente übertragen wurde. Die Live-Spiele wurden allerdings von der FIFA bestimmt. In der Bundesrepublik sah man u. a. die Vorrundenspiele gegen Argentinien und Nordirland sowie ein Viertel- und ein Halbfinalspiel original. Die Begegnung um Platz 3 und das Finale wurde ebenfalls im Fernsehen live gesendet. Da die Übertragung aller deutschen WM-Spiele nicht gewährleistet war, kam es am 24. Juni zu der kuriosen Situation, dass die Fußballfans in Deutschland um 19:00 Uhr auf dem Bildschirm das Halbfinalspiel zwischen Brasilien und Frankreich sahen, und gleichzeitig im Rundfunk der dramatischen Partie zwischen Deutschland und Schweden lauschten, die von Rudi Michel (1. Halbzeit) und Herbert Zimmermann (2. Halbzeit) kommentiert wurde.

Bewegte Bilder von der gesamten WM-Endrunde (inklusive der deutschen Halbfinalbegegnung gegen Schweden) gab es erst ab dem 4. Juli 1958 in den Kinos, als der WM-Dokumentarfilm Hinein! gezeigt wurde. Der Film wurde von der UfA und Generalkonsul Hans Schubert produziert. Chefreporter war Sammy Drechsel. Weitere Sprecher der Dokumentation waren Heribert Meisel, Herbert Zimmermann und Heinz Gottschalk.

Eine weitere Folge der Fernsehübertragungen war, dass weniger Zuschauer als erhofft die Spiele live im Stadion verfolgten. Stattdessen entschieden sich vor allem viele Schweden in der Hauptstadt Stockholm die WM-Spiele im Fernsehen zu verfolgen.[7]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Niederlage im Halbfinale gegen Schweden kam es in Deutschland zu Ausschreitungen gegen schwedische Touristen. In Hamburg wurden Reifen von schwedischen Autos zerstochen, und die sehr populäre Schwedenplatte verschwand von den Speisekarten von Restaurants. Auslöser war aus Sicht eines Teils der deutschen Öffentlichkeit das Verhalten einiger schwedischen Fans während des Spiels, die, von Animateuren ermuntert, eine vermeintlich feindliche Atmosphäre im Stadion von Göteborg verursachten, und der Platzverweis gegen Erich Juskowiak.

Mit England, Nordirland, Schottland und Wales nahmen zum bisher einzigen Male alle vier britischen Verbände an einer Endrunde teil. Von diesen erreichten nur die schwächer eingeschätzten Mannschaften aus Nordirland und Wales das Viertelfinale. Immerhin war England die einzige Mannschaft, die gegen den späteren Weltmeister Brasilien nicht verloren hatte; sie konnte aber auch keines ihrer drei Gruppenspiele gewinnen und schied nach einem Entscheidungsspiel gegen die UdSSR aus.

Das Endspiel war das erste WM-Finale, in dem sich Mannschaften aus Europa und Südamerika gegenüberstanden. Mit seinem Sieg gelang es Brasilien zum ersten und bisher einzigen Mal, als südamerikanisches Land ein WM-Turnier in Europa zu gewinnen. Zudem war es der erste WM-Titel für ein Land, das im Turnierverlauf nur gegen Mannschaften anderer Konföderationen spielte. Dies gelang nur Brasilien 1994 und 2002 nochmals, mit dem Unterschied, dass Brasilien 1958 nur gegen europäische Mannschaften spielte, 1994 und 2002 aber auch gegen afrikanische, mittel- und nordamerikanische Mannschaften. Es ist auch das bis heute einzige Finale, in dem der Gastgeber unterlag. 1950 hatte Brasilien als Gastgeber zwar das letzte Spiel gegen Uruguay verloren, dies war aber kein Finale.

Die Fußball-WM 1958 war Thema des fiktiven Dokumentationsfilms Konspiration 58 des schwedischen Regisseurs Johan Löfstedt von 2002.[8][9] Darin wird behauptet, es gebe eine gleichnamige Gruppe, die der Überzeugung sei, die WM habe nie stattgefunden, sondern sei ähnlich der Mondlandung als Fernsehereignis inszeniert gewesen. Dazu wird eine Vielzahl angeblicher Beweise geliefert. Der Film sollte eigentlich als Mockumentary die Zuschauer dazu anregen, Medienberichte kritischer zu hinterfragen. Die Behauptungen des Films verbreiteten sich jedoch als Verschwörungstheorie weiter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedebert Becker: Fussball-Weltmeisterschaft 1958. Copress, München 1958 (Lizenzausg. für den Bertelsmann Lesering)
  • Werner Skrentny: Fußballweltmeisterschaft 1958 Schweden. AGON, Kassel 2002, ISBN 3-89784-192-4.
  • Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek: 1958 Schweden. München 2005, ISBN 3-86615-157-8.
  • Stefan H. Rinke, Kay Schiller: The FIFA World Cup, 1930–2010: politics, commerce, spectacle, and identities. Göttingen 2014, ISBN 978-3-8353-1457-3.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fußball-Weltmeisterschaft 1958 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. WM-Rückblick: Just Fontaine hält noch immer den Rekord für die meisten erzielten Tore in einem einzigen WM-Turnier. In: guinnessworldrecords.de. 6. Juni 2014, abgerufen am 7. September 2015.
  2. Matthias Fett: The game has changed – a systematic approach to classify FIFA World Cups. In: International Journal of Sport Policy and Politics. Band 12, Nr. 3, 2. Juli 2020, ISSN 1940-6940, S. 455–470, doi:10.1080/19406940.2020.1784978 (tandfonline.com [abgerufen am 17. August 2021]).
  3. Der ÖFB verlangt eine Neuauslosung. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 13. Februar 1958, S. 10.
  4. Fußballtips für die Theoretiker, in Rems-Zeitung vom 2. Juni 1958, S. 8.
  5. a b fifa.com: „Countdown: Nur noch 35 Tage“
  6. Becker, S. 13f.
  7. Stefan H. Rinke, Kay Schiller: The FIFA World Cup, 1930–2010 : politics, commerce, spectacle, and identities. Göttingen 2014, ISBN 978-3-8353-1457-3.
  8. Eine gigantische Verschwörung rund um die WM 1958. In: Soccer Warriors. 13. Januar 2009, abgerufen am 3. Dezember 2019.
  9. Conspiracy’58. Stavro Filmproduktion, 2013, abgerufen am 3. Dezember 2019 (veröffentlicht auf Vimeo).