Garnelenzucht

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Ein Shrimp-Zuchtbecken mit Dauerbelüfter
Zunahmen von Shrimp-Farmen im Golf von Fonseca (Honduras) von 1987 bis 1999

Die Garnelenzucht (engl. shrimp farming) ist eine besondere Form der Aquakultur, bei der Garnelen (shrimps) für den menschlichen Verzehr herangezogen werden.

Seit den 1970er Jahren hat die Produktion von gezüchteten Garnelen stetig zugenommen, um die Nachfrage nach solchen Meeresfrüchten insbesondere aus Europa, Nordamerika und Ostasien zu befriedigen. Während die weltweite Produktion noch 2003 bei 1,6 Millionen Tonnen lag, wurden 2014 erstmals über 3 Millionen Tonnen produziert. Sei Beginn des Jahrtausends hat sich das Gesamtvolumen mehr als verdreifacht und lag 2023 bei 5,6 Millionen Tonnen Garnelen aus Aquakulturen.

Die wichtigsten Herkunftsländer für Zuchtgarnelen sind Ecuador, China, Indien, Vietnam, Indonesien, die im Jahr 2023 gemeinsam 74 Prozent aller Zuchtgarnelen erzeugten. Weitere wichtige Produktionsstätten liegen in Thailand und Madagascar. Den größten Zuwachs am Marktanteil hat dagegen Brasilien, wo der Markt für Zuchtgarnelen allein 2021 um fast 24 Prozent wuchs.[1][2]

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qualitätsmerkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qualitätskriterien bei der Zucht von Krebstieren sind neben die Besatz- oder Haltungsdichte, die zwischen zwei Garnelen pro Kubikmetern (in extensiver, biologischer Mischkultur mit Austern), über maximal 20 Garnelen bei semi-intensiver Haltung bis hin zu 300 Tieren pro Kubikmeter reichen kann. Je höher die Besatzdichte, desto mehr muss zugefüttert werden. Neben einer rein pflanzlichen Ernährung, wirkt sich auch die Ernährung mit Fischmehl, Algen oder Zusätzen (wie Schweineblut) auf die Quailtät und den Geschmack des Endproduktes aus. Bei höherem Besatz kommen in vielen Betrieben mehr Antibiotika zum Einsatz.[3]

Zuchtbedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tigergarnelen Penaeus monodon im Verkauf

In der konventionellen Zucht wird den weiblichen Tieren eines der Augen am Augenstiele abgeschnitten, wodurch die Bildung der Fortpflanzungshormone und die Zucht beschleunigt werden.[4][5] Durch diese Maßnahme legen die Tiere mitunter zwischen 100.000 und 150.000 Eier in der Woche, von denen nach der Befruchtung nur die besten für die Anzucht verwendet werden.[3]

Shrimp-Farmen haben sich aus einer traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethode entwickelt, die in Südostasien seit mehreren Jahrhunderten bestand. Technischer Fortschritt hat diese Zuchtmethode zu einer globalen Industrie werden lassen, da er eine Haltung der Krebstiere in zunehmender Dichte erlaubt. Brutmaterial wird heute weltweit verschickt.

Die in industriellen Monokulturen gezüchteten Garnelen sind sehr anfällig für diverse Erkrankungen, gegen die oft bereits präventiv Antibiotika zum Einsatz kommen. Zu den mit Shrimp-Farmen verbundenen ökologischen Problemen zählen, der wiederholte Ausbruch von Krankheiten sowie Umweltbelastungen durch die Veränderung des natürlichen Lebensraumes.

Shrimp-Farm in Südkorea

Früher war nur eine Ernte pro Jahr möglich, mittlerweile sind konventionell erzeugte Garnelen bereits nach 100 Tagen groß genug, um abgefischt zu werden. Die Mastbetriebe nutzen teilweise hoch technisierte Wasseraufbereitungsanlagen, in denen das Wasser mit Ozon behandelt keimfrei gemacht wird, um Erkrankungen vorzubeugen. nach dem Fang werden die meisten Tiere mit dem Antioxidationsmittel Metabisulfit behandelt, um Verfärbungen vorzubeugen. Die Herkunft der Garnelen muss nur dann angegeben werden, wenn diese frisch oder frisch schockgefrostet angeboten werden.[3]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weißbeingarnele Litopenaeus vannamei aus den Philippinen

Zu den am häufigsten in Aquakultur gezüchteten Garnelen zählen[6][7]:

Geschichtliche Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die künstliche Aufzucht von Krebstieren gibt es in Asien als Teil der traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden. Die Nutzung von Brackwasser-Teichen, den sogenannten tambaks lässt sich in Indonesien bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. In diesen wurde in einem kleinen Maßstab Garnelen herangezogen. Dies geschah entweder als Monokultur oder gemeinsam mit anderen Arten wie beispielsweise dem Milchfisch. Genutzt wurden auch Reisfelder, wenn in diesen während der Trockenperiode kein Reis angebaut werden konnte. Solche traditionellen Produktionsweisen waren sowohl in Küstenregionen als auch entlang von Flussbetten üblich. Mangrovengebiete wurden für diese Produktionsweise besonders gerne genutzt, weil hier Garnelen natürlich vorkommen. Wilde, noch nicht ausgewachsene Garnelen wurden in diesen Teichen ausgesetzt, die sich dort von den natürlich vorkommenden Wasserorganismen ernährten. Geerntet wurden diese Garnelen, sobald sie die gewünschte Größe erreicht hatten.

Shrimp

Der Beginn der modernen Shrimp-Farmen lässt sich auf die 1930er Jahre zurückführen, als Kuruma-Shrimps (Penaeus japonicus) erstmals in Japan künstlich herangezogen wurden. In den 1960er Jahren hatten sich Shrimp-Farmen in Japan bereits als kleinerer Industriezweig etabliert. Der Durchbruch kam jedoch in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, als es auf Grund technischer Weiterentwicklungen möglich war, die Shrimp-Zucht zu intensivieren. Dies ging einher mit einer wachsenden Marktnachfrage, so dass sich Shrimp-Farmen in allen tropischen und subtropischen Klimazonen der Welt zu etablieren begannen. Der Etablierung von Shrimp-Farmen kam außerdem entgegen, dass die wilden Shrimp-Fänge in den 1980er Jahren nachließen, jedoch eine sehr breite Nachfrage bestand.

Verpackungsanlage eines Zuchtbetriebes in Texas, USA
Produktionsmengen der bedeutendsten Erzeuger an Shrimps aus Aquakultur
Region Land Produktion in 1000 Tonnen
1985 86 87 88 89 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04
Asien China 40 83 153 199 186 185 220 207 88 64 78 89 103 143 170 218 304 384 789 935
Thailand 10 12 19 50 90 115 161 185 223 264 259 238 225 250 274 309 279 264 330 389
Vietnam 8 13 19 27 28 32 36 37 39 45 55 46 45 52 55 90 150 181 232 276
Indonesien 25 29 42 62 82 84 116 120 117 107 121 125 127 97 121 118 129 137 167 218
Indien 13 14 15 20 28 35 40 47 62 83 70 70 67 83 79 97 103 115 113 133
Bangladesch 11 15 15 17 18 19 20 21 28 29 32 42 48 56 58 59 55 56 56 58
Philippinen 29 30 35 44 47 48 47 77 86 91 89 77 41 38 39 41 42 37 37 37
Myanmar 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 2 2 2 5 5 6 7 19 30
Taiwan 17 45 80 34 22 15 22 16 10 8 11 13 6 5 5 6 8 10 13 12
Amerika Brasilien <1 <1 <1 <1 1 2 2 2 2 2 2 3 4 7 16 25 40 60 90 76
Ecuador 30 44 69 74 70 76 105 113 83 89 106 108 133 144 120 50 45 47 56 56
Mexiko <1 <1 <1 <1 3 4 5 8 12 13 16 13 17 24 29 33 48 46 62 62
USA <1 <1 1 1 <1 <1 2 2 3 2 1 1 1 2 2 2 3 4 5 5
Naher Osten Saudi-Arabien 0 0 0 0 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 1 2 2 2 4 5 9 9
Iran 0 0 0 0 0 0 0 <1 <1 <1 <1 <1 <1 1 2 4 8 6 7 9
Ozeanien Australien 0 <1 <1 <1 <1 <1 <1 <1 1 2 2 2 1 1 2 3 3 4 3 4
Kursiv dargestellte Einträge zeigen Schätzungen in den FAO-Datenbanken an. Fett dargestellte Einträge hängen mit bekannten Krankheitsausbrüchen zusammen.

Einige Produktionsländer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 2010er Jahren wurden in Deutschland Zuchtfarmen nach ökologischen Standards errichtet.[8] Sie finden sich in Langenpreising,[9] Kiel,[10] Grevesmühlen,[11] Gronau (Leine)[12] und Eurasburg (Schwaben).[13]

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Österreich werden mit Stand April 2022 in fünf Betrieben Garnelen zur kulinarischen Verwertung gewerblich gezüchtet. Eine Garnelenzucht im steirischen Rottenmann zählt mit Stand 2022 zu den größten Europas. Dort werden jährlich etwa 60 Tonnen White Tiger Garnelen produziert. Die notwendige Energie für die Produktion wird von einem betriebseigenen Holzkraftwerk bereitgestellt.[14]

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Rheinfelden gleich neben den Schweizer Saline und in Koordination mit jener wurden die Gebäulichkeiten der Swiss Shrimps AG erstellt.[15] Die Firma nutzt Abwärme aus den Salinen. 2019 erfolgte der Markteintritt und 2022 war die Nachfrage größer als die Produktionskapazität.[16] Dennoch schreibt die Firma wegen den hohen Betriebskosten nach wie vor rote Zahlen.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Garnelenzucht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Global shrimp production sees significant growth in 2021 vom 17. November 2021 The Fish Site, abgerufen am 6. November 2023
  2. Annual farmed shrimp production survey: A slight decrease in production reduction in 2023 with hopes for renewed growth in 2024 ZDFinfo, abgerufen am 6. November 2023
  3. a b c Lebensmittel auf dem Prüfstand. Garnelen - überzüchtet, gedopt, belastet? ZDFinfo, abgerufen am 6. November 2023
  4. Puntarenas: Diese Garnelen können Sie ohne schlechtes Gewissen essen. In: DIE WELT. 30. Dezember 2015 (welt.de [abgerufen am 16. Mai 2022]).
  5. fair-fish.ch. Abgerufen am 16. Mai 2022.
  6. T. C. C. Soo TCC, S. Bhassu et al. (2023): Signature selection forces and evolutionary divergence of immune-survival genes compared between two important shrimp species. PLOS ONE 2023; 18(1): e0280250. PMID 36634148 doi:10.1371/journal.pone.0280250
  7. a b c Super-intensive shrimp culture: Analysis and future challenges vom 19. Oktober 2022 World Aquaculture Society, abgerufen am 6. November 2023
  8. Lars Reichardt: Tanze Gamba mit mir. In: SZ-Magazin. 2. Dezember 2015, abgerufen am 17. September 2021.
  9. Franz Kotteder: Bayern: Europas größte Zuchtanlage für Garnelen. Abgerufen am 3. Februar 2022.
  10. Deutschlandfunk Kultur: Krustentiere aus Kiel. 4. Oktober 2019, abgerufen am 17. September 2021.
  11. Lübecker Nachrichten (Redaktionsnetzwerk Deutschland): Garnelen aus Grevesmühlen. 2. November 2014, abgerufen am 17. September 2021.
  12. NDR: Garnelen aus Gronau. 26. Januar 2021, abgerufen am 17. September 2021.
  13. agrarheute: Biogas-Abwärme zum Garnelenzüchten. 3. März 2019, abgerufen am 17. September 2021.
  14. ORF-Radiothek. Abgerufen am 16. Mai 2022.
  15. onjunktur Bald gibt es Crevetten aus Schweizer Zucht, Tages-Anzeiger, 4. Oktober 2016
  16. Die Pandemie ist überwunden: Die Shrimpszucht könnte mehr Crevetten verkaufen, als sie produziert, Aargauer Zeitung, 22. September 2022
  17. Markus Städeli: Shrimps aus der Schweiz: So teuer ist ihre Produktion. In: nzz.ch. 13. April 2024, abgerufen am 14. April 2024.