Heavy Metal

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Heavy Metal (englisch für ‚Schwermetall‘) ist eine Stilrichtung des Metal, deren Ursprünge im Hard Rock, Bluesrock und Psychedelic Rock liegen.

Bedingt durch kontinuierliche Weiterentwicklung und die teilweise Verschmelzung mit anderen Musikstilen wird die Bezeichnung Heavy Metal szeneintern hauptsächlich für an die traditionellen Spielarten der 1970er und 1980ern angelehnten Varianten verwendet; als Überbegriff der verschiedenen Subgenres wird der verkürzte Begriff Metal benutzt.

Bands, die den ursprünglichen Heavy Metal vor äußeren Einflüssen abschirmen wollten, werden oftmals dem True Metal zugeordnet. Ein Begriff, der zuerst von Manowar propagiert wurde.[1] Jedoch rekrutieren sich dessen Vertreter nicht ausschließlich aus dem Heavy Metal, sondern auch aus anderen Metal-Stilen, vor allem dem Power Metal.

Black Sabbath

Entstehung und Entwicklung

Heavy Metal stellt hinsichtlich der Härte und Intensität eine Weiterentwicklung des Hardrocksound der späten 1960er Jahre/frühen 1970er Jahre dar, den Bands wie Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple propagierten. Als erste stilbildende Alben der ab dem Ende der 1970er Jahre Heavy Metal genannten Musikrichtung gelten Led Zeppelin II (1969), Paranoid (1970) sowie Deep Purple in Rock (1970).[2] Die Musik dieser Bands ist noch nicht vollständig dem Heavy Metal zuzurechnen, da sie noch im traditionellen Bluesrock, Progressive Rock oder Psychedelic Rock verwurzelt ist. Als erste reine Metalbands, auch aus eigenem Verständnis, verstehen sich die einige Jahre später auftretenden Gruppen wie Judas Priest[3] und die Bands der New Wave of British Heavy Metal.

Herkunft des Begriffs

Led Zeppelin
Iron Maiden

Die Herkunft des Ausdrucks Heavy Metal im musikalischen Kontext ist nicht bekannt. Eine frühe Verwendung im populärkulturellen Kontext findet sich 1962 im Roman The Soft Machine des Gegenkulturautors William S. Burroughs mit der Figur Uranian Willy, the Heavy Metal Kid. In seinem nächsten Buch Nova Express von 1964 entwickelte er heavy metal weiter als Metapher für Suchtmittel.

“With their diseases and orgasm drugs and their sexless parasite life forms – Heavy Metal People of Uranus wrapped in cool blue mist of vaporized bank notes – And the Insect People of Minraud with metal music.”

William S. Burroughs: Nova Express (1964)

Angesichts der Veröffentlichungsdaten seiner Werke ist es zwar unwahrscheinlich, dass Burroughs den Ausdruck auf Rockmusik beziehen wollte, jedoch hat er möglicherweise die spätere Entwicklung des Namens beeinflusst.

Im Text des bekannten Lieds Born to Be Wild der amerikanischen Band Steppenwolf taucht der Ausdruck Heavy Metal im Jahr 1968 als Teil des Ausdrucks heavy metal thunder auf:

“I like smoke and lightning
Heavy metal thunder
Racin’ with the wind
And the feelin’ that I’m under”

Steppenwolf: Born to Be Wild

Der Musikstil selbst kann aber noch nicht als Heavy Metal bezeichnet werden. Das Stück stellte in den Anfangstagen die Verbindung von schweren Motorrädern und deren Klang (im Text als „heavy metal thunder“ umschrieben), harter Gitarrenmusik und einem Gefühl von Freiheitsdrang und Unangepasstheit her.

Das englische Buch The History of Heavy Metal behauptet, der Name entstamme dem Hippie-Jargon, wo heavy sich auf eine intensive starke Stimmung beziehe, während metal diese Stimmung weiter spezifiziere als zermalmend und schwer wie Metall. Andere Quellen führen den Begriff auf die englische Presse zurück, welche die Musik der Band Black Sabbath schon früh als „Heavy Metal“ bezeichnet haben soll, da die vier Mitglieder der Band teilweise aus der englischen Stahlindustrie-Stadt Birmingham bzw. der Umgebung der Stadt kamen.[4]

Deep Purple

Das Wort heavy im Sinne von ernst oder tiefgründig war bereits früher ein Teil des Slangs der Beatnik- und Gegenkultur geworden und Verweise auf heavy music – typischerweise langsamere, intensiver verstärkte Variationen der normalen Popmusik – waren bereits verbreitet. In der Tat erklärte die Band Iron Butterfly ihren Namen mit bezug darauf: „Iron – symbolic of something heavy as in sound, Butterfly – light, appealing and versatile […] an object that can be used freely in the imagination“. Ihr Debüt von 1968 trug den Titel Heavy. Dass Led Zeppelin mit ihrem Namen – der sich auf Keith Moons Scherz bezog, sie würden „untergehen wie ein bleierner Ballon“ – auf ein Schwermetall anspielten, hat diesem Ausdruck höchstwahrscheinlich den Weg geebnet.

Einige vermuten den geographischen Ursprung des Ausdruckes im englischen Industrierevier Birmingham, in dessen Umfeld sich Bands wie Led Zeppelin, The Move oder Black Sabbath gründeten.

Sandy Pearlman, Produzent, Manager und Songwriter (Texter) von Blue Öyster Cult, behauptet, das Wort heavy metal im Jahr 1970 zum ersten Mal als Begriff für ein Genre der Rockmusik angewendet zu haben.

Judas Priest
Metallica

Eine umstrittene Hypothese über den Ursprung des Genre bot „Chas“ Chandler, ein Manager von Jimi Hendrix, 1995 in einem Interview mit der PBS-Sendung Rock and Roll: „[heavy metal] was a term originated in a New York Times article reviewing a Jimi Hendrix performance“. In diesem Artikel soll der Autor die Musik beschrieben haben als „like listening to heavy metal falling from the sky“. Die genaue Quelle für die umstrittene These ist jedoch nicht gefunden worden.

Darüber hinaus existiert eine sehr weit verbreitete Meinung, dass der Name Heavy Metal direkt von Hard Rock abgeleitet worden ist. Der Hard Rock war zum Zeitpunkt seiner Entstehung die härteste Musikrichtung, die der Markt zu bieten hatte. Als die Rockmusik in den siebziger Jahren immer härter wurde, und dabei den ursprünglichen Hard Rock (mögliche Übersetzung: „harter Stein“) noch an Härte und Aggressivität übertraf, suchte man zwecks Namensgebung für die neue Musikstilrichtung nach etwas, was im realen Leben härter als Stein wäre – und das war eben Metall. Daher kommt laut der Musikzeitschrift Rolling Stone der Name Heavy Metal für die Musik, die härter ist als Hard Rock.[5]

Die erste ausreichend dokumentierte Nennung für einen Musikstil findet sich anscheinend 1971 in der Maiausgabe der Zeitschrift Creem. In einem Review von Sir Lord Baltimores Kingdom Come heißt es: „Sir Lord Baltimore seems to have down pat most all the best heavy metal tricks in the book“. Die Kritiker David Marsh und Lester Bangs verwendeten den Ausdruck später immer wieder im Kontext von Bands wie Led Zeppelin oder Black Sabbath, und festigten seinen Gebrauch nach landläufiger Meinung. Auch wenn Musikkritiker Heavy metal zunächst abwertend als Spottwort gebrauchten, übernahmen Anhänger der Musik den Ausdruck recht schnell, was etwa in der Selbstbezeichnung der Bands der New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM) deutlich wird, die sich als zweite Welle dieses eigenständigen Stils verstanden. Der Begriff New Wave of British Heavy Metal wurde erstmals von Geoff Barton im britischen Musikjournal Sounds 1979 verwendet.

Im heutigen Gebrauch meint man mit der Bezeichnung Heavy Metal im strengeren Sinne oft die Bands, die im Stile der NWoBHM-Bewegung der späten 1970er und 1980er Jahre so wie Iron Maiden, Saxon und Judas Priest spielen, während die Band-Generation von Rock-Gruppen wie Led Zeppelin, Uriah Heep und Deep Purple im Rock-Journalismus oft als klassischer Hard Rock bezeichnet wird. Zur Abgrenzung gegenüber neueren stilistischen Richtungen des Heavy Metal wird für jene Bands gelegentlich auch statt Heavy Metal die Bezeichnung Classic Metal verwendet.

Literatur

  • Roman Bartosch (Hrsg.): Heavy Metal Studies. Band 1: Lyrics und Intertextualität. Verlag Nicole Schmenk, Oberhausen 2011, ISBN 978-3-943022-05-6.
  • Dietmar Elflein: Schwermetallanalysen. Die musikalische Sprache des Heavy Metal. transcript, Bielefeld 2010.
  • Rolf Nohr, Herbert Schwaab (Hrsg.): Metal Matters. Heavy Metal als Kultur und Welt. 2. Auflage. Lit Verlag, Münster 2012.
  • Jörg Scheller: Widerstand ist zwecklos. Heavy Metal kennt keine politischen Ideologien und pflegt neben seinen Ritualen ein fast schwäbisches Handwerksethos – so ist die Musik der großen Akkorde und noch größeren Gesten auf dem besten Wege, zu Kunst zu werden. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 176, 1. August 2012, S. 11.
  • Wolf-Georg Zaddach: Heavy Metal in der DDR. Szene, Akteure, Praktiken (= Texte zur populären Musik. Band 10). transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4430-2, urn:nbn:de:101:1-2018100705123860331344 (Dissertation, Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Friedrich-Schiller-Universität Jena).

Weblinks

Commons: Heavy metal music – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Michael Custodis: Klassische Musik heute. Eine Spurensuche in der Rockmusik. transcript Verlag, Bielefeld 2009, S. 39.
  2. Metal Hammer: Heavy Metal. In: metal-hammer.de, abgerufen am 18. Oktober 2018.
  3. https://www.allmusic.com/artist/judas-priest-mn0000246611
  4. Tim Eckhorst: Metall macht Musik. TheNextArt Verlag, Chemnitz 2008, ISBN 978-3-939400-18-9, S. 10.
  5. Rolling Stone. 1976, Ausg. 220, S. 21–22.