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Kastanien

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Kastanien

Edelkastanie (Castanea sativa), Illustration

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae)
Unterfamilie: Quercoideae
Gattung: Kastanien
Wissenschaftlicher Name
Castanea
Mill.

Die Kastanien (Castanea) oder Edelkastanien sind eine Pflanzengattung in der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die Gattung ist mit etwa zwölf Baum- und Straucharten in der nördlich gemäßigten Zone verbreitet. In Europa ist nur die Edelkastanie (Castanea sativa) heimisch.

Rosskastanien (Aesculus) sind eine von den Kastanien verschiedene Gattung, die in die Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) gestellt wird. Die teilweise Namensübereinstimmung beruht auf der oberflächlichen Ähnlichkeit der Früchte mit dem Fruchtstand der Kastanien (brauner Kern in stacheliger Hülle) und nicht auf botanischer Verwandtschaft.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kastanien sind Bäume oder Sträucher. Die Borke ist gefurcht und eichenähnlich. Die Verzweigung erfolgt sympodial: die Endknospe jeden Zweiges stirbt ab, das Wachstum übernimmt eine Seitenknospe. Die Knospen sind von drei bis vier Knospenschuppen umgeben.

Blätter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Laubblätter sind wechselständig, an Seitenzweigen stehen sie scheinbar zweizeilig. Die Blattform ist länglich-elliptisch bis breit-lanzettlich, die Blattspitze ist meist zugespitzt oder spitz. Die zahlreichen Nebennerven verlaufen parallel. Sie sind an der Oberseite eingesenkt, an der Unterseite hervorstehend. Der Blattrand ist gezähnt, häufig tragen die Zähne einen Stachelspitz. Nebenblätter sind vorhanden. Die Kastanien sind laubwerfend, die Herbstfärbung ist gelb-orange.

Blütenstände und Blüten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtlich (monözisch), das heißt auf einem Pflanzenexemplar sind weibliche und männliche Blüten vorhanden.

Die männlichen Blüten stehen in köpfchenartigen Teilblütenständen an langen, aufrechten Kätzchen. Sie besitzen eine einfache Blütenhülle aus einem sechsfach geteilten Perianth. Die Außenseite ist häufig dicht behaart, kann aber auch fast kahl sein. Die 10 bis 12 Staubblätter haben lange Staubfäden. Die Anthere sind klein, haben zwei Theken und öffnen sich mit einem Längsschlitz. Im Zentrum der Blüte sitzt ein Stempel-Rudiment.

Die weiblichen Blüten sind sitzend und stehen meist zu dritt in einem stachligen Involucrum. Diese befinden sich an der Basis von männlichen Kätzchen. Das Perianth ist wie bei den männlichen Blüten sechsteilig und außen behaart. Der Fruchtknoten ist vier- bis siebenfächrig, unterständig und außen kahl. Die 4 bis 10 Griffel sind nadelförmig, an der Basis behaart und tragen spitze Narben.

Früchte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweig und Früchte der Amerikanischen Kastanie (Castanea dentata)

Die Nussfrüchte sind groß und braun. Ihre Form ist rund oder plan-konvex, an der Basis besitzen sie eine auffällige Narbe. Ein bis sieben, meist drei Nüsse befinden sich im stacheligen Fruchtbecher (Cupula), der sich aus dem Involucrum entwickelt hat. Die Stacheln der Fruchthülle sind behaart.

Wurzeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Kastanienarten sind Herz- oder Tiefwurzler, es gibt aber auch Flachwurzler, z. B. die Kalifornische Kastanie.[1]

Wirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut der Statistik der FAO wurden im Jahr 2021 weltweit 2.269.924 Tonnen Kastanien geerntet.

Erntemengen Kastanien 2021[2]
Land Tonnen
China Volksrepublik Volksrepublik China (Castanea mollissima) 1.703.653
Spanien Spanien (Edelkastanie) 187.680
Bolivien Bolivien* (Edelkastanie) 81.327
Turkei Türkei (Castanea crenata) 77.792
Korea Sud Südkorea (Edelkastanie) 54.973
Italien Italien (Castanea crenata) 43.000
Portugal Portugal (Edelkastanie) 37.150
Griechenland Griechenland (Castanea crenata) 32.900
Japan Japan (Castanea crenata) 15.700
Korea Nord Nordkorea 12.469
* 
siehe Verwechslungen

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Castanea wurde 1754 durch Philip Miller aufgestellt. Ein Synonym für Castanea Mill. ist Castanophorum Neck.[3]

Die Gattung Castanea ist in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet. Das disjunkte Areal besteht aus drei Teilarealen: einige Arten kommen im östlichen Nordamerika vor; die Edelkastanie ist im Mittelmeerraum und den nördlich angrenzenden Gebieten; die übrigen Arten in Ostasien (vor allem China und Japan) heimisch.

Sektion Eucastanon: Chinesische Kastanie (Castanea mollissima)
Sektion Eucastanon: Castanea seguinii

Die Gattung Castanea wird in zwei Sektionen gegliedert. Je nach Autor sind in der Gattung Castanea acht[3] bis zwölf Arten enthalten:

Die Arten bilden auch Hybride untereinander, die auch kommerziell angebaut werden:

  • Castanea ×neglecta Dode = Castanea dentata × Castanea pumila: Sie kommt in den östlichen Vereinigten Staaten vor.[3]

Verwechslungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da in Südamerika ähnlich lautende Begriffe für die Paranuss bekannt sind („castañas de Pará“ oder „castaña del Brasil“), kommt es bisweilen zu Verwechslungen.

Paläobotanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kastanienähnliche Blütenstände sind aus dem mittleren Eozän von Tennessee bekannt; kastanienähnliches Holz ist im Eozän und Miozän recht häufig. Die Blätter von Castaneopyllum (früher Formgattung Dryophyllum) sind einfach, schmallanzettliche Blätter von bis zu 28 Zentimeter Länge. Die Seitennerven enden am Blattrand. Dieser Blatttyp wird von manchen Autoren als der für die Familie ursprüngliche angesehen.[4]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei Arten Edelkastanie, Japanische und Chinesische Kastanie werden als Schalenobst angebaut. Ihr Holz wird ebenfalls genutzt; das der Edelkastanie ist auch ohne Konservierung verwitterungsbeständig. Einige Arten, auch die strauchförmigen, werden als Zierpflanzen angebaut.

Kulturgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestimmte Kastanien werden als heilige Bäume verehrt, wie der Castaño Santo in der Sierra de las Nieves in Andalusien.

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joey Shaw, J. Hill Craddock, Meagan A. Binkley: Phylogeny and Phylogeography of North American Castanea Mill. (Fagaceae) Using cpDNA Suggests Gene Sharing in the Southern Appalachians (Castanea Mill., Fagaceae). In: Castanea. 77, Nr. 2, 2012, ISSN 0008-7475, doi:10.2179/11-033, S. 186–211.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kastanien (Castanea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.baumlexikon.com/wurzeln
  2. Statistik der FAO faostat.fao.org (Crops Primary > Chestnut (in shell), abgerufen 2022-12-25). Hauptart nach Henri Breisch: Châtaignes et marrons. Centre technique interprofessionnel des fruits et légumes, Paris 1995, ISBN 2-87911-050-5, S. 12.
  3. a b c d e f g h i j k Castanea. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 16. September 2018..
  4. Thomas N. Taylor, Edith L. Taylor: The Biology and Evolution of Fossil Plants. Prentice Hall, Englewood Cliffs 1993, ISBN 0-13-651589-4, S. 767 f.