Kiruna

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Kiruna
Wappen von Kiruna
Kiruna
Lokalisierung von Norrbotten in Schweden
Staat: Schweden Schweden
Provinz (län): Norrbottens län
Historische Provinz (landskap): Lappland
Gemeinde (kommun): Kiruna
Koordinaten: 67° 51′ N, 20° 13′ OKoordinaten: 67° 51′ N, 20° 13′ O
SCB-Code: 8676
Status: Tätort
Einwohner: 17.037 (31. Dezember 2015)[1]
Fläche: 9,03 km²[1]
Bevölkerungsdichte: 1887 Einwohner/km²
Liste der Tätorter in Norrbottens län
Kiruna und Umgebung
Zentrum von Kiruna (2007)
Kirche von Kiruna mit Glockenturm

Kiruna ist die nördlichste Stadt in Schweden. Der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde liegt in der Provinz Norrbottens län und der historischen Provinz Lappland. Der Name stammt vom nordsamischen Wort giron – der nordsamische Name für die Stadt – für Schneehuhn, das im Stadtwappen dargestellt ist.[2]

Kiruna entstand als Siedlung für das gleichnamige Eisenerzbergwerk. Damit die unter der Stadt liegenden Vorkommen abgebaut werden können, wird sie bis 2040 komplett um fünf Kilometer nach Osten verlegt.[3]

Geografie

Kiruna liegt zwischen den beiden Erzbergen Kiirunavaara (749 m ü. NN) und Luossavaara (729 m), wo hochwertiges Magnetit-Eisenerz mit 60 bis 70 Prozent Eisengehalt gefunden wurde. Westlich der Stadt befindet sich der See Luossajärvi. Die Bodenstation Kiruna zur Kommunikation mit ESA-Satelliten liegt etwa 30 km, der Raketenstartplatz Esrange für den Start von zivilen Forschungsraketen 45 Kilometer östlich der Stadt.

Die Stadt liegt nördlich des Polarkreises. Die Mitternachtssonne scheint von Juni bis Juli 50 Tage ununterbrochen.[4] Im Winter herrscht 20 Tage Polarnacht: vom 12. bis einschließlich 31. Dezember steigt die Sonne nie vollständig über den Horizont.

Im Sommer betragen die Temperaturen in Kiruna zwischen 8 und 16 Grad (im Juli). Die Winter sind kalt, die Tagestemperaturen liegen im Januar zwischen −9 und −15 Grad. In klaren, windstillen Nächten kann es bis unter −30 °C gehen.

Kiruna
Klimadiagramm
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_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kiruna
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) −10 −8 −4 1 7 14 17 14 8 2 −5 −8 2,4
Mittl. Tagesmin. (°C) −19 −18 −14 −8 −1 5 7 6 1 −5 −12 −17 −6,2
Niederschlag (mm) 30 25 26 27 34 49 86 74 49 47 42 34 Σ 523
Regentage (d) 17 14 14 13 12 13 16 17 15 16 16 17 Σ 180
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Quelle: WMO

Geschichte Kirunas

LKAB-Verwaltungsgebäude und Erzmine
Alte Feuerwache
Eishotel

Mit dem Bau der Erzbahn konnten die schon vorher bekannten Erzfunde bei Kiirunavaara und Luossavaara abgebaut werden. Rund um die Eisenbahnstation Luossavaare entstand eine Siedlung, die im Jahr 1900 in Kiruna umbenannt wurde. Kiruna wurde 1908 zur Minderstadt erhoben. 1948 wurde die Gemeinde Jukkasjärvi, zu der der Ort Kiruna gehörte, in Kiruna umbenannt und zur Stadt erhoben. Seit 1993 tagt hier der Samething, die parlamentarische Vertretung des Volkes der Samen.

Der frühere Name Luossavaara ist erstmals 1736 als Luosawara belegt und entstand aus der Übernahme des samischen Wortes Luossavárri ins Finnische, das seinerseits eine Zusammensetzung aus dem Wort für ‚Lachs‘ (nordsamisch luossa) und dem Wort für ‚Berg‘ (nordsamisch várri) ist. Der Name ging ursprünglich vom nahe gelegenen See Luossajárvi (járvi für See) auf den einen Erzberg über und war bis 1900 die Bezeichnung des Ortes.[5] Der heutige schwedische Name des Ortes leitet sich von der finnischen Form Kiiruna ab, die wiederum eine Übersetzung des samischen Wortes Giron (Schneehuhn) ist. Ursprünglich war damit nur der zweite Erzberg Kiirunavaara (Berget Kieruna, 1736) gemeint.[6]

Erzabbau und dessen Folgen

Blick auf Kiruna von der alten Mine auf dem Luossavaara zur neuen Mine auf dem Kiirunavaara.
Blick auf die Stadt vom Luossavaara aus

Der Erzabbau erfolgt in einer vulkanisch-exhalativen Lagerstätte, die schräg unter der Stadt verläuft. Zurzeit (2008) werden vom schwedischen Bergbauunternehmen LKAB jährlich etwa 24 Millionen Tonnen Roherz gefördert.

Mit Fortschreiten des Abbaus werden die Stadtteile darüber zu unsicherem Gebiet, so dass es erforderlich wird, die Bevölkerung innerhalb der nächsten Jahrzehnte umzusiedeln. Die Alternative zur Umsiedlung wäre die Einstellung des Bergbaus und damit der wirtschaftlichen Grundlage der Stadt.

Im Januar 2007 fasste der Stadtrat von Kiruna den Beschluss, dass die Stadt entsprechend „verschoben“ werden muss. Das Stadtzentrum von Kiruna müsse innerhalb der nächsten Jahrzehnte um vier Kilometer versetzt werden, damit es nicht durch Einstürze gefährdet wird. Die Planung sah vor, die Eisenbahn westlich des Berges Kiirunavaara zu verlegen. Die Siedlungen würden Schritt für Schritt weiter nordwestlich an die bestehende Stadt angebaut, so dass die Erhaltung der Infrastruktur relativ einfach möglich wäre. Auf diese Weise hätte sich Kiruna im Laufe der folgenden 50 bis 100 Jahre um einige Kilometer von seinem jetzigen Standpunkt verlagert.

Im Juni 2010 wurde beschlossen, ein neues Stadtzentrum fünf Kilometer weiter östlich zu bauen.[7] Der 2014 vorgelegte Umzugsmasterplan sieht eine schrittweise Übersiedlung der Stadt bis 2033 vor. Die 1912 von Gustaf Wickman aus Holz erbaute Kirche – welche in Anlehnung an die Form einer samischen Kote aus Birkenstämmen errichtet wurde – soll vollständig erhalten bleiben und an einen neuen Standort übersiedelt werden. Für einige Gebäude wurde vom Staat der Denkmalschutz aufgehoben.[8] So wird das 1959 bis 1962 nach Plänen des Architekten Artur von Schmalensee errichtete, denkmalgeschützte Rathaus abgerissen, da eine Übersiedlung teurer als ein Neubau wäre. Das neue Rathaus soll nach den Plänen des dänischen Architekturbüros Henning Larsen Architects gebaut werden.[9][10][11]

Verkehr

Flughafen von Kiruna

Eine wichtige Verkehrsverbindung ist die 1903 vollendete, am 14. Juli 1903 offiziell von König Oskar II. eingeweihte und bis 1915 vollständig elektrifizierte Bahnlinie von Luleå über Gällivare, Kiruna nach Narvik. Von dort wird das mit der Malmbanan („Erzbahn“, von Norwegern als „Ofotbanen“ bezeichnet) aus Kiruna antransportierte Erz verschifft. Die Strecke Luleå–Narvik beträgt 473 Kilometer. In Richtung Luleå wird sie fünfmal pro Tag und in der Gegenrichtung viermal pro Tag befahren. Diese Strecke ist eine wichtige Zugverbindung für Gütertransporte innerhalb Skandinaviens.

Neben der Malmbanan gibt es einen direkten Nachtzug von Göteborg über Stockholm nach Kiruna und zurück.

Die Stadt liegt an der Europastraße 10. Kiruna verfügt darüber hinaus über einen Flughafen, der mehrmals täglich von SAS und Norwegian Air Shuttle bedient wird.

Tourismus

Kiruna bietet vielfältige Betätigungsmöglichkeiten für Urlauber. Im Sommer können diese wandern, Kanu fahren, jagen und fischen, im Winter Ski und Hundeschlitten fahren oder mit Schneeschuhen Wanderungen unternehmen. Der höchste Berg Schwedens, der Kebnekaise, ist nicht weit. Bekannt ist das Eishotel in Jukkasjärvi, welches jährlich ab Oktober neu gebaut und im Dezember eröffnet wird.

Sehenswert ist die ganz aus Holz erbaute Kirche von Kiruna, die 1912 von Gustaf Wickman in Anlehnung an die Form einer samischen Kote errichtet wurde. Besonders eindrucksvoll ist das Altarbild, das von Prinz Eugen von Schweden gemalt wurde und eine sonnendurchströmte Landschaft zeigt. Die Kirche wurde 2001 zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt.

Einen Besuch wert ist die Kåppashålagrotte, eines der längsten Grottensysteme Schwedens. Nach dem Einstieg können unterirdische Wasserfälle bewundert werden. Das Bergwerkmuseum informiert über die 100-jährige Geschichte und die Entwicklung der Grube.

Seit einiger Zeit bietet die LKAB Führungen durch eine Ausstellungsmine an. Der Bus fährt vom Kiruna-Touristenbüro zu den Ausstellungsminen (nicht alle sind zur Besichtigung freigegeben). Dort kann 500 m unter der Erde besichtigt werden, wie Eisenerz gewonnen wird. Ein Fremdenführer erklärt mit Diashows die Weiterverarbeitung des Erzes. Die Führung wird täglich angeboten, von September bis Mai jedoch nur bei ausreichender Nachfrage. Aus Sicherheitsgründen müssen Kinder mindestens sechs Jahre alt und 1,1 m groß sein, um die Mine betreten zu dürfen; ferner muss der Besucher schwedisch oder englisch sprechen können um im Notfall dem Sicherheitspersonal Folge leisten zu können.[12]

Eine weitere Attraktion sind die zu bestimmten Zeiten stattfindenden Besichtigungstouren des Raketenstartplatzes Esrange.

In einigen Jahren sollen von Kiruna aus kommerzielle Weltraumflüge starten. Ursprünglich war 2012 als frühester Termin vorgesehen. Anbieter der Flüge soll Virgin Galactic in Zusammenarbeit mit der Firma Spaceport Sweden sein.[13]

Sport

Der örtliche Fußballverein Kiruna FF stand 1991 auf dem Sprung in die 1. schwedische Liga (Allsvenskan) und spielt derzeit in der Div. III Norra Norrland (5. Liga).

Das Eishockey-Team der Stadt, Kiruna IF, spielt in der Div. I Norra, der dritthöchsten Eishockey-Klasse in Schweden.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Sigvard Eklund (1911–2000), Wissenschaftler, zweiter Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation
  • Börje Salming (* 1951), ehemaliger Eishockeyspieler
  • Göte Wälitalo (* 1956), ehemaliger Eishockeytorwart und jetziger -trainer
  • Åsa Larsson (* 1966), Krimiautorin; einige ihrer Kriminalromane handeln in und um Kiruna
  • Carl Boutard (* 1975), Bildhauer, lebt und arbeitet in Malmö und Berlin
  • Mathias Edenborn (* 1975), Musicaldarsteller
  • Ylva Stålnacke (* 1992), alpine Skirennläuferin

Personen, die in Kiruna gewirkt haben

Weblinks

Commons: Kiruna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Statistiska centralbyrån: Landareal per tätort, folkmängd och invånare per kvadratkilometer. Vart femte år 1960 - 2015 (Datenbankabfrage)
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wissen.de
  3. http://www.norrmagazin.de/design-architektur/kiruna-eine-stadt-macht-mobil/
  4. http://www.schiemann-web.de/reisebericht/stockholm/klimatabelle-schweden.htm
  5. Svenskt ortnamnslexikon. Språk- och folkminnesinstitutet, Uppsala 2003, ISBN 91-7229-020-X, S. 199
  6. Svenskt ortnamnslexikon. S. 167
  7. The beginning of the city transformation (Memento des Originals vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kiruna.se. Abgerufen am 24. Oktober 2014
  8. Reinhard Wolff: Schwedische Stadt weicht dem Bergbau: In vier Jahren ist alles weg. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Januar 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 1. März 2019]).
  9. orf.at - Umzug mit der „Tausendfüßler“-Taktik. Artikel vom 24. Oktober 2014, abgerufen am 24. Oktober 2014
  10. Kiruna: the town being moved 3km east so it doesn't fall into a mine. Artikel vom 22. Oktober 2014, abgerufen am 24. Oktober 2014
  11. City in transformation (Memento des Originals vom 4. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kiruna.se
  12. http://www.lkab.com/
  13. Homepage von Spaceport Sweden (Memento vom 22. Juli 2011 im Internet Archive)