Le Monde

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Le Monde

Beschreibung französische Tageszeitung
Verlag Groupe La Vie-Le Monde
Erstausgabe 18. Dezember 1944
Erscheinungsweise montags bis samstags
die Ausgaben tragen das Datum des folgenden Tages
Verkaufte Auflage 302.624 Exemplare
(OJD 2018[1])
Chefredakteur Jérôme Fenoglio
Herausgeber Louis Dreyfus
Weblink lemonde.fr
ISSN
CODEN MONDA

Le Monde (französisch für „Die Welt“) ist eine französische Tageszeitung. Die überregional erscheinende Zeitung gilt neben dem Figaro als die wichtigste meinungsbildende Zeitung Frankreichs. Die politische Ausrichtung des Blattes gilt als linksliberal. Le Monde ist indirekt verbunden mit der linksgerichteten Zeitung Le Monde diplomatique. Die verkaufte Auflage der Zeitung sank von 390.840 Exemplaren im Jahr 1999 auf 302.624 Exemplare im Jahr 2018, ein Minus von 22,6 Prozent.[1]

Das Blatt gilt als Nachfolgerin des Leitmediums der Dritten Republik, des Le Temps (1861–1942), das nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund des Vorwurfs der Kollaboration mit der Deutschen Besatzungsmacht in Frankreich nicht weitergeführt wurde.

Geschichte

Erstausgabe, 19. Dezember 1944

Nach der Befreiung Frankreichs (La Libération) wollte General Charles de Gaulle wieder eine journalistisch anspruchsvolle Tageszeitung von internationalem Ruf erscheinen lassen. Die am 30. November 1942 von deutschen Behörden geschlossene Tageszeitung Le Temps hatte diesen Rang in der Zwischenkriegszeit als offizielle Tageszeitung des Quai d’Orsay, des französischen Außenministeriums. Wegen der Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg hatte die Redaktion von Le Temps ihr Ansehen verloren. Er beauftragte seinen damaligen Informationsminister Pierre-Henri Teitgen, einen Herausgeber zu finden, welcher der Résistance angehört hatte und eine unbezweifelbare journalistische Kompetenz aufwies. Teitgen entschied sich als Herausgeber für den Gaullisten Hubert Beuve-Méry, der aus Protest gegenüber der redaktionellen Zustimmung für das Münchner Abkommen 1938 von seiner Stelle als Auslandskorrespondent in Prag zurückgetreten war. Das Redaktionsgebäude von Le Temps in der rue des Italiens wurde beschlagnahmt und deren Typographie und Erscheinungsformat übernommen. Das erste Redaktionskomitee umfasste außerdem den Rechtsprofessor René Courtin und de Gaulles damaligen Pressebeauftragten Christian Funck-Brentano. Am 19. Dezember 1944[2] erschien die erste Ausgabe von Le Monde.

Eigentümer

Bis zum Juni 2010 gehörte Le Monde zu 53 Prozent seinen Angestellten und Mitarbeitern. 47 Prozent teilten sich Danone, die Bank BNP Paribas und der Milliardär François Pinault. 2004 war das schlimmste Verlustjahr der Zeitung. Die Verlagsgruppe La Vie-Le Monde konnte ihr Defizit im Jahr 2005 von rund 28 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2006 halbieren. Interesse an der Zeitung hatte unter anderem der Pariser Rüstungs-, Luftfahrt- und Medienkonzern Lagardère.

Am 25. Juni 2010 erteilte die Redaktionskonferenz der Bietergruppe des PS-nahen Unternehmers Pierre Bergé, des Bankiers Matthieu Pigasse (Vize-Präsident von Lazard-Europa) und des Internetunternehmers Xavier Niel (groupe Iliad, DSL-Anbieter Free)[3] den Zuschlag für den Kauf der wirtschaftlich angeschlagenen Tageszeitung Le Monde. Bergé und seine Compagnons garantieren der Redaktion weiterhin ihre journalistische Unabhängigkeit.[4] Bergé sicherte der Redaktion nicht nur ihr Veto-Recht über die Vergabe der Chefredaktion zu, sondern rief auch eine Stiftung mit einer Einlage von zehn Millionen Euro ins Leben, die allmählich Aktienanteile für die Redakteure erwerben soll, bis eine Sperrminorität von 33 Prozent erreicht sein wird.[5]

Staatspräsident Nicolas Sarkozy intervenierte mehrmals[6] und drohte schließlich der Redaktion bei einem Votum für Bergé & Co. mit einer Streichung der Subventionen für die Modernisierung der Le Monde-Druckerei.[7] Kritiker sprachen von einer Berlusconisierung von Frankreichs Medien durch Sarkozy (Der Medienunternehmer Silvio Berlusconi war damals auch Italiens langjähriger Ministerpräsident).[8] Der Aufsichtsrat der Le-Monde-Gruppe stimmte mit der Redaktionsmehrheit für das Übernahmeangebot der Investorengruppe um Bergé.[9]

Firmensitz

Seit dem 20. Dezember 2004 hat Le Monde seine Zentrale am Boulevard Auguste Blanqui im 13. Arrondissement (Pariser Süden). Die gläserne Fassade ziert eine Zeichnung des Le-Monde-Karikaturisten Jean Plantureux (Plantu): Eine Friedenstaube mit Olivenzweig im Schnabel und ein Zitat des französischen Literaten Victor Hugo. Das ehemalige Gebäude der Air France wurde vom Architekten Christian de Portzamparc überdacht, die Raumverteilung und die kollektiven Arbeitsplätze entwarf seine Frau Élizabeth de Portzamparc.

Nach zehn Jahren beschloss Le Monde, in einen neuen Hauptsitz umzuziehen. Das Grundstück befindet sich nun wieder im Stadtzentrum nahe dem Gare d’Austerlitz im 13. Arrondissement.[10] Am 15. Januar 2015, eine Woche nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo, wurde mittels eines Architekturwettbewerbs der Entwurf des norwegisch-amerikanischen Architekturbüros Snøhetta als künftiges Domizil ausgewählt.[11] Die gläserne Fassade wird aus Elementen von unterschiedlicher Transparenz bestehen und eine pixelartige Struktur haben. Eine Kritikerin bezeichnete den Entwurf als „Endzeitarchitektur“, die „überraschend negativ“ sei („doomsday architecture“, „surprisingly dystopian“).[12] Ende 2016 wurde der Baubeginn für 2017 angekündigt.[13]

Chefredaktion

  • Bruno Frappat (1991–1994)
  • Noël Bergeroux (1994–1996)
  • Edwy Plenel (1996–2004)
  • Gérard Courtois (2004–2006)
  • Éric Fottorino (2006 – September 2007)
  • Alain Frachon (1. September 2007 – 17. Januar 2010)
  • Sylvie Kauffmann[14] (18. Januar 2010 – Juni 2011)
  • Érik Izraelewicz (Juni 2011 – 27. November 2012)
  • Alain Frachon (kommissarisch vom 30. November 2012 – März 2013)
  • Natalie Nougayrède (März 2013 – Mai 2014)
  • Jérôme Fenoglio (19. Mai 2014)

Der Le-Monde-Chefredakteur Érik Izraelewicz starb am 27. November 2012 im Alter von 58 Jahren nach einem Schwächeanfall.[15] Zur Nachfolgerin wurde Natalie Nougayrède zum 1. März 2013 gewählt, die seit 1996 für Le Monde arbeitet.[16] Nougayrède trat im Mai 2014 nach zunehmender Kritik in der Redaktion an ihrem „erratischen Managementstil“[17] zurück. Aktueller Auslöser der Rücktritte waren Pläne für eine Umstrukturierung der Verantwortlichkeiten, vor allem die Versetzung von mehr als 50 Redakteuren von der Druck- in die Online-Redaktion.[18] Die Leitung der Druck- als auch der Online-Redaktion übernahm der bisherige Chefredakteur von lemonde.fr, Jérôme Fenoglio.[17]

Beilagen und Veröffentlichungen

Le Monde veröffentlicht folgende wöchentliche Beilagen:

  • Le Monde Radio TV
  • Le Monde Économie
  • Le Monde Argent
  • Les cahiers de la compétitivité, Spécial Entreprises & Développement
  • Le Monde des Livres
  • Le Monde Éducation (erscheint monatlich)
  • Le Monde 2, zunächst monatliches, dann wöchentliches Magazin als Beilage zur Wochenendausgabe

Darüber hinaus veröffentlicht gelegentlich Le Monde-Sondernummern. Herausgegeben wird die Zeitung nicht nur als Druckformat, sondern auch in mehreren digitalen Versionen im Internet. Nach dem Erfolg der Internet-Anwendung für das Mobiltelefon ist Le Monde seit 2010 auch über das iPad zugänglich.[19]

Weblinks

Commons: Le Monde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Circulation of Le Monde worldwide from 1999 to 2018 statista.com
  2. Isabell Hülsen, Stefan Simons: Geld gegen Unabhängigkeit? In: Der Spiegel. Nr. 23, 2010, S. 136 (online).
  3. Holger Alich: Xavier Niel: Robin Hood der Netze. In: Handelsblatt, 28. Oktober 2009.
  4. Hans-Hagen Bremer: Porträt Pierre Bergé. Bald „Le Monde“-Aktionär: „Nicht vor dem Präsidenten strammstehen“. In: Tagesspiegel, 27. Juni 2010.
  5. Olga Grimm-Weissert, Holger Alich: Streitbarer Kunstliebhaber steigt bei „Le Monde“ ein. In: Handelsblatt, 30. Juni 2010.
  6. Charles Bremner: Sarkozy wants a friendly Monde. (Memento vom 16. Juni 2010 im Internet Archive). In: The Times, 14. Juni 2010.
  7. Votum für Pierre Bergé: Linker Mäzen Favorit für Kauf von Tageszeitung „Le Monde“. (Memento vom 31. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) In: Financial Times Deutschland, 25. Juni 2010.
    Johannes Duchrow: Traditionsblatt „Le Monde“ auf Investorensuche. Der Kampf um Geld und Unabhängigkeit. (Memento vom 15. Juni 2010 im Internet Archive) In: tagesschau.de, 12. Juni 2010, mit Audio-Datei, 2:47 Min.
  8. Hans Woller: „Le Monde“ vor Verkauf In: ORF 1, 28. Juni 2010, auch als Audio-Datei, 2:54 Min.
  9. dpa: „Le Monde“ vorerst gerettet. (Memento vom 30. Juni 2010 im Internet Archive) In: newsroom.de, 28. Juni 2010.
    Enguérand Renault, Marie-Catherine Beuth: Bergé, Niel et Pigasse rachètent Le Monde. In: Le Figaro, 29. Juni 2010.
  10. Kristin Hohenadel: Le Monde’s New Paris Headquarters Design Bridges the Paper With Its Readers. In: Slate, 20. Januar 2015.
  11. dd: Le Monde in Pixeln. Snøhetta baut Verlagshaus in Paris. In: BauNetz, 16. Januar 2015.
  12. Rachel B. Doyle: Doomsday Architecture: Snøhetta’s Design for Le Monde’s HQ Is Surprisingly Dystopian. In: Curbed, 15. Januar 2015.
  13. En 2017 débutera la construction du nouveau siège du Monde, Télérama, Courrier international, La Vie, Huffington Post, L'Obs et Rue89. In: jeanmarcmorandini.com, 17. Dezember 2016.
  14. Sylvie Kauffmann est nommée directrice de la rédaction du "Monde". In: Le Monde, 19. Januar 2010.
  15. Le Monde-Chefredakteur Erik Izraelewicz ist tot. Süddeutsche Zeitung, 28. November 2012, abgerufen am 5. Januar 2015.
  16. Natalie Nougayrède élue à la direction du «Monde». In: Le Monde, 1. März 2013.
  17. a b Sascha Lehnartz: Warum die Chefredakteurin der „Le Monde“ hinwarf. In: Welt Online, 19. Mai 2014.
  18. mxw, Reuters, AFP: Medienkrise in Frankreich: „Le Monde“-Chefin Natalie Nougayrède tritt zurück. In: Spiegel Online, 14. Mai 2014.
  19. Arne Unger: Le Monde auf dem iPad. Frankreichs ehrwürdige Zeitung als App auf dem iPad. In: Beyond Print, 6. April 2010.