Persische Sprache

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Persisch (Fārsī)

Gesprochen in

Heute (als Muttersprache und Lingua franca):

Iran Iran
Afghanistan Afghanistan
Tadschikistan Tadschikistan
Usbekistan Usbekistan[1]

Historisch (als Elite-Sprache und in Poesie benutzt):

Turkmenistan Turkmenistan
Bahrain Bahrain
Aserbaidschan Aserbaidschan[2]
Pakistan Pakistan
Indien Indien[3]
Turkei Türkei[4]
Irak Irak[5]

Sprecher geschätzte 60 bis 70 Millionen Muttersprachler, 50 Millionen Zweitsprachler
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Afghanistan Afghanistan (Darī)[6]
Iran Iran (Fārsī)
Tadschikistan Tadschikistan (Tādschīkī)
Sprachcodes
ISO 639-1

fa

ISO 639-2 (B) per (T) fas
ISO 639-3

fas

Die persische Sprache (persisch زبان فارسی, DMG zabān-e fārsī) ist eine plurizentrische Sprache in Zentral- und Südwestasien. Sie gehört zum iranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie und ist Amtssprache in Iran, Afghanistan und Tadschikistan.[7] Persisch ist eine bedeutende Sprache in West- und Zentralasien und wird von 60 bis 70 Millionen Menschen als Muttersprache und von weiteren 50 Millionen als Zweitsprache gesprochen.

Im Persischen wird die Sprache Fārsi (فارسی) genannt. Fārsī-yi Darī (فارسى درى) ist die offizielle heutige Bezeichnung in Afghanistan („afghanisches Persisch“[8]), wobei auch die iranischen Zarathustrier ihre Sprache Darī nennen. Das kyrillisch geschriebene Tadschikisch ist die in Zentralasien gesprochene Varietät des Persischen, und Tat eine Varietät in Aserbaidschan und Dagestan (Russland).

Das Neupersische, vor allem über Lehnwortbildungen stark vom Arabischen beeinflusst, entwickelte sich im Mittelalter zur bedeutendsten Gelehrten- und Literatursprache der östlichen islamischen Welt und hatte großen Einfluss auf die benachbarten Turksprachen (v. a. auf die aserbaidschanische, osmanische, türkische und tschagataische Sprache), Armenisch[9] Georgisch,[10] sowie auf die Sprachen Nordindiens, insbesondere auf Urdu. Über Jahrhunderte hinweg war das Persische die höhere Amts- und Bildungssprache im Mogulreich in Indien und anderen islamisch regierten Staatswesen des indischen Subkontinents.

Viele persische Wörter wurden auch in europäische Sprachen übernommen. Im Deutschen kennt man unter anderem die Wörter „Basar“, „Karawane“, „Magier“, „Paradies“, „Pistazie“, „Schach“, „Schal“ und „Scheck“. Die persische Literatur ist international mit Dichtern wie Rumi, Omar Chayyām, Hafis, Saadi, Nezami, Dschami, Ferdousi und Sadegh Hedayat bekanntgeworden.

Verbreitung

Heutige Verbreitung des Persischen im Mittleren Osten. Aus der Karte wird deutlich, dass nicht alle Bewohner Irans persische Muttersprachler sind und andererseits Persisch die Muttersprache für einen Großteil der Bevölkerung Afghanistans und Tadschikistans ist.
Die persische Sprache in der Welt
Blau: Amtssprache (Iran, Afghanistan, Tadschikistan)
Grün: persischsprachige Minderheiten

Persisch wird von 60 bis 70 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen und von weiteren 50 Millionen als Zweitsprache. Etwa 41 Millionen Muttersprachler leben in Iran,[11] weitere 15 Millionen in Afghanistan[12] und 15 Millionen in Zentralasien (vor allem in Tadschikistan und in Usbekistan). Persisch wurde im 18. Jahrhundert in Teilen des heutigen Nordindien als offizielle Sprache benutzt und war die einzige nichteuropäische Sprache, von der Marco Polo berichtete, dass sie am Hof des Kublai Khan (13. Jahrhundert) Verwendung fand.[13] Heute gibt es bedeutende persischsprachige Gemeinden im Irak und in den Golfstaaten (vor allem in Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait). Weitere kleine Sprachinseln gibt es unter anderem in Georgien, in Aserbaidschan, Russland und im Pamir-Gebirge. Auch in Europa und in den USA haben sich persischsprachige Gemeinden entwickelt.

Bezeichnungen

Traditionell wird diese Sprache in den europäischen Ländern als Persisch bezeichnet – benannt nach der alten persischen Kernprovinz Fārs (Pārs) im Süden Irans.

Bezeichnungen im Persischen:

  • In der Sassanidenzeit lautete der Name der Sprache Pārsīk oder Pārsīg.
  • Etwa seit der arabisch-islamischen Eroberung Persiens lautet der Name Fārsī (فارسی).[14]
  • Für die neupersische Schriftsprache kam zudem die Bezeichnung Fārsī-e Darī (فارسی دری)[15] auf. Die Kurzform Dari (درى) ist abgeleitet von Fārsī-ye Darbārī, „Persisch des königlichen Hofes“ (persisch دربار Darbār, ‚Königshof‘) und heute in Afghanistan gebräuchlich.
  • Die neupersischen Dialekte Zentralasiens werden seit der Sowjet-Ära als tadschikische Sprache bezeichnet.

Ältere Sprachstufen

Die Entwicklung des Persischen und der iranischen Sprachen überhaupt wird in drei Perioden gegliedert:

  • altiranisch (bis 100 v. Chr.)
  • mitteliranisch (100 v. Chr. bis etwa 900 n. Chr.)
  • neuiranisch (ab 900 n. Chr.).

Altpersisch

Von den altiranischen Dialekten sind nur Altpersisch und Avestisch ausreichend dokumentiert, die anderen Sprachen dieser Gruppe nur indirekt. Die Bezeichnung „Avestisch“ der nordöstlichen Sprache im antiken Perserreich kommt vom Avesta, der heiligen Schrift des Zoroastrismus. Abgesehen von seiner religiösen Verwendung starb es aber schon Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islams aus; wahrscheinlich löste sich die Sprache im verwandten Baktrisch auf. Das Altpersische ist aus dem Südwesten des Achämenidenreiches (um 560 bis 330 v. Chr.) in Keilschrift-Texten überliefert. Gesprochen wurde es dort länger, als Verwaltungssprache diente aber eher das Aramäische.

Altpersisch und Avestisch sind dem Sanskrit und damit dem Ur-Indogermanischen sehr nahe; sie gehören ebenso wie Griechisch und Latein zu den flektierenden Sprachen und sind die Vorfahren des heutigen Neupersischen. Im Unterschied zu den jüngeren Sprachstufen hatte das Altpersische noch eine komplexere Grammatik mit bis zu sieben Kasus und drei Genera. Auch der Dual ist neben Singular und Plural noch erhalten. Die für das Altpersische verwendete Keilschrift wurde eigens dafür erfunden und ist eine rechtsläufige gemischte Laut- und Silbenschrift (wie die indischen Schriften), die durch acht Wortzeichen und besondere Zahlzeichen ergänzt wird. Überliefert sind vor allem Monumentalinschriften auf Felsen oder Gebäuden. Meist steht neben der altpersischen Version noch eine elamische und eine babylonische.

Mittelpersisch

Mitteliranische Sprachen waren nicht nur Mittelpersisch und das ihm verwandte Parthische, sondern auch einige andere Sprachen Zentralasiens. So wurde in Baktrien (heute Nordafghanistan) zum Beispiel Baktrisch gesprochen, in Choresmien Choresmisch, in Sogdien (siehe Samarkand und Buchara) Sogdisch und unter einigen Skythen (Saken) in Chinesisch-Turkistan Sakisch. In sogdischer Sprache entstand neben weltlicher sowohl christliche als auch buddhistische Literatur. Baktrisch ist in einigen Inschriften erhalten, die unlängst in Afghanistan und anderen Teilen Zentralasien entdeckt wurden; choresmische Texte entstanden auch noch nach der Islamisierung der Region.

Parthisch wurde vor allem im Arsakidenreich (etwa 250 vor Christus bis 226 nach Christus) gesprochen. Es ist gut durch Inschriften der ersten Sassaniden-Könige dokumentiert, obwohl es damals schon an Bedeutung verlor und sich lediglich in Ostiran länger halten konnte. Es beeinflusste das Mittelpersische, die offizielle Sprache des Sassanidenreichs (226 bis 651 nach Christus). Mittelpersisch ist grammatisch einfacher als Altpersisch und wurde meist in aramäischer Schrift aufgezeichnet – also mit Buchstaben, die zum Teil mehrere Laute repräsentieren. Es verlor nach der Eroberung Persiens durch die Araber (7. Jh.) langsam an Bedeutung, doch wurde die mittelpersische Literatur teilweise ins Arabische übersetzt. Im Mittelalter gingen die meisten mittelpersischen Schriften verloren.

Das Neupersische

Entwicklung

Neupersisch entwickelte sich ab dem 9. Jahrhundert zur internationalen Standardsprache Zentral- und Südwestasiens. Das in hebräischer Schrift geschriebene Persisch-Jüdisch ist als frühestes Zeugnis der neupersischen Sprache von besonderer Bedeutung. Sie besitzt neben parthischen und mittelpersischen Anteilen (siehe oben) auch solche aus anderen iranischen Sprachen. In seiner Allgemeinheit ist das Neupersische eine Mischung der wichtigsten Sprachen des antiken Iran.

Auch wenn die Sprache heute Persisch heißt, sind ihre Ursprünge nicht ausschließlich dem aus der Provinz Fars stammenden Alt- oder Mittelpersischen zuzuordnen. Da sich die Sprache in Zentralasien entwickelte, ist es wahrscheinlich, dass die ostiranischen Sprachen (Baktrisch, Sogdisch) diese Sprache erheblich beeinflusst haben. Die Anzahl parthischer und sogdischer Lehnwörter im modernen Neupersisch (die parthischen waren allerdings schon in mittelpersischer Zeit eingedrungen, und Parthisch ist eine nordwestiranische Sprache) ist beträchtlich, aber im Kernbereich ist die ursprüngliche persische (südwestiranische) Basis immer noch erkennbar.

Zudem gilt Neupersisch als die Sprache des Sufismus und des mystischen Islams. Einige der größten Werke des Sufismus wurden auf Persisch verfasst, unter anderem die Werke der Dichter Rumi (Rūmī), Hafis (Ḥāfeẓ), Saadi (Sa‘dī), Omar Chayyām (‘Omar-e Ḫayyām), Onsori (‘Onṣorī) und Ansari (Ḫwāǧa ‘Abdullāh Anṣārī). Als Musterwerk gilt das Schāhnāme (‚Buch der Könige‘) des Dichters Abū l-Qāsem-e Ferdousī. 35 Jahre arbeitete der Dichter an diesem Werk, das eines der frühesten des Neupersischen ist und einen vergleichsweise nur sehr geringen Bestand an arabischen Fremdwörtern enthält. Bis heute ist Ferdousīs Schāhnāme die Basis des persischen Nationalbewusstseins in Iran, Afghanistan und Tadschikistan.

Neupersisch hat eine regelmäßigere und daher einfachere Grammatik als Mittelpersisch, sowie ein einfaches Lautsystem und sehr viele, nach der Eroberung Irans durch die Araber ins Persische gekommene, arabische Lehnwörter und Wendungen.[16] Viele altpersische Flexionen gingen verloren (z. B. die Kasusflexion), ebenso wie das grammatische Geschlecht. Solche Sprachvereinfachungen (insbesondere bei Flexionen) treten in vielen modernen europäischen Sprachen auf – z. B. im Englischen oder im Französischen.

Neupersisch war lange Zeit die lingua franca (allgemeine Verkehrssprache) des Orients und dient auch heute als solche in vielen Teilen Zentral- und Südasiens. Neupersisch ist heute die Kultur- und Amtssprache in Iran, Afghanistan und Tadschikistan. Ein Standardwerk der neupersischen Sprache ist Dehchodas Lexikon.

Schrift

Neupersisch bedient sich der perso-arabischen Schrift

Persisch wird seit der Islamisierung Persiens in arabischer Schrift geschrieben. Um jene Laute wiedergeben zu können, die es im (mit dem Persischen nicht verwandten) Arabischen nicht gab, wurde das arabische Alphabet allerdings um vier zusätzliche Buchstaben erweitert (siehe folgende Tabelle), so dass das persische Alphabet insgesamt 32 Buchstaben umfasst. (Zur lateinischen Umschrift bei Wikipedia siehe Persische Transkription.)

Aussprache Buchstabe Name
[p] پ pe
[tʃ] چ če
[ʒ] ژ že
[g] گ gāf

Persischsprachige Minderheiten im Kaukasus (zum Beispiel Tat) schreiben in Kyrillisch.

Schriftsprache – gesprochene Standardsprache – Dialekte

Auch die persische Sprache kennt eine Vielzahl von zum Teil recht unterschiedlichen Dialekten.

Iran

Nachdem ein Kind naturgemäß zunächst eine lokale Mundart (z. B. die von Isfahan oder die von Kerman) verinnerlicht hat, erlernt es in der Schule das hochsprachliche, offizielle Persisch (فارسی رسمی, Fārsi-ye rasmi). Da es sich hierbei aber um die stets textgebundene Schriftsprache (فارسی کتابی, Fārsi-ye ketābi) handelt, muss zudem noch die sogenannte gesprochene Standardsprache gelernt werden, die ursprünglich der örtliche Dialekt von Teheran war (لهجۀ تهرانی, lahǧe-ye tehrāni). Während des 20. Jahrhunderts verbreitete sich die „tehranische“ Mundart der Hauptstadt (Tehruni)[17] jedoch über das ganze Land und wird heute überall verstanden. Als normale und, im Gegensatz zu den Dialekten, überregionale Umgangssprache (زبان محاوره, zabān-e moḥāwere) wird die gesprochene Standardsprache in Gesprächen des Alltags verwendet, aber auch in Reden, in Fernsehen und Radio usw.

Der Unterschied zwischen dem Teheraner Dialekt beziehungsweise der gesprochenen Standardsprache und der offiziellen Schriftsprache liegt in erster Linie in der Aussprache, wobei beispielsweise ān meist zu ūn wird[18] und zwei aufeinanderfolgende Vokale nicht selten mit einem sehr weichen Konsonanten überbrückt werden, den es in der Schriftsprache so nicht gibt. Unterschiedlich ausgesprochen werden neben einzelnen Wörtern vor allem auch einige enklitische Pronomen und Personalendungen sowie deren Anbindung an ein anderes Wort, z. B. پات (pā-t) statt پایت (pā-y-at ‚dein Fuß‘). Hiervon ist auch die Konjugation der Verben betroffen, bei denen es zudem zu Verkürzungen des Präsensstamms kommen kann, wie bei می‌رم (miram) statt می‌روم (mirawam ‚ich gehe‘). Ferner weicht mitunter die Wortstellung von der der Schriftsprache ab.

Afghanistan

Für die Amtssprache Dari (offiziell: Fārsī-yi Darī) ist in Afghanistan im Grunde der Kabuler Dialekt in seiner formellen Form maßgebend, welcher sich vom Teheraner Pendant in seinem Vokabular unterscheidet und sich im Gegensatz zu diesem in der Aussprache stärker an der literarischen Schriftsprache orientiert. Zumindest in Bezug auf Letzteres und jedenfalls bei Außerachtlassung von Fremdwörtern ist er ursprünglicher. De facto wird jedoch in Afghanistan nur in sehr wenigen Zusammenhängen wie beispielsweise der Verlesung der Nachrichten konsequent in diesem Dialekt gesprochen. Im Alltag hat sich eine deutlich abweichende und in seiner Anwendung je nach Situation abgestufte Umgangssprache entwickelt. Dies führt dazu, dass der Begriff Dari von vielen sowohl als Bezeichnung für die formelle als auch für die Umgangssprache verwendet wird.

Ein weiterer in Afghanistan gesprochener Dialekt ist das Hazaragi, welches von einem Teil der Angehörigen der Ethnie der Hazara gesprochen wird. Die Verbreitung dieses Dialekts nimmt jedoch ab, was unter anderem daran liegt, dass aus dem Hazaradschat abwandernde Hazaras sich sprachlich schnell assimilieren.

Grammatik des Neupersischen

Satzbau

Der Satzbau ist im Allgemeinen Subjekt-Objekt-Prädikat. Allerdings können sowohl Subjekt als auch Objekt wegfallen, wenn sie durch ein Pronomen dargestellt werden oder sich ihr Sinn aus dem Zusammenhang der Aussage ergibt, so dass im Ergebnis die Subjekt-Objekt-Struktur erst an der prädikativen Verb-Endung erkennbar wird. Dementsprechend kann der Satzbau auch als Objekt-Prädikat-Subjekt, ja sogar Prädikat-Subjekt-Objekt oder gar Prädikat-Objekt-Subjekt erscheinen. Grundsätzlich geht der Hauptsatz einem Nebensatz voraus, der häufig durch eine Konjunktion eingeleitet wird. Da Bestimmungsworte beziehungsweise -partikel existieren, die Satzglieder identifizieren, ist die Satzstruktur in der persischen Sprache allerdings nicht sehr strikt und wird in Dialekten und in der Lyrik häufig verändert. Wie in anderen indoeuropäischen Sprachen tritt die Thema-Rhema-Gliederung hinter die Subjekt-Objekt-Prädikat-Struktur als primär strukturierendes Element des Satzbaus zurück.

Artikel, Pronomen, Nomen

Das Persische kennt keinen Artikel. Die Bestimmtheit eines direkten Akkusativobjekts kann jedoch gegebenenfalls mit Hilfe der Postposition wiedergegeben werden, während Unbestimmtheit vor allem durch das Anhängen des unbetonten Suffixes -i angezeigt wird. Im Falle eines Plurals wird Bestimmtheit durch Verwendung der Pluralform (s. u.) angegeben, wobei das Anhängen des Suffixes -i oder das Fehlen der Postposition (im Falle eines direkten Objekts) wieder eine Unbestimmtheit bedeuten. Ein grammatisches Geschlecht existiert ebenfalls nicht. Anstelle von Possessivpronomen wird entweder das Personalpronomen oder eine Personalendung an das Substantiv oder die Präposition angehängt.

Sowohl für die Genitiv-Verbindung zweier Nomen als auch für die Verbindung mit einem Adjektiv wird an das erste Nomen die Endung -e (nach Vokal -ye, klassisch und tadschikisch -i) angehängt. Diese Endung heißt Ezafe („Hinzufügung“). Adjektive werden nachgestellt und sind unveränderlich. Zum Beispiel bildet man die Genitivverbindung „Fatemes Apfel“ als sib-e Fāṭeme (سیب فاطمه). Mit dem Adjektiv sabz „grün“ entsteht „Fatemes grüner Apfel“ als sib-e sabz-e Fāṭeme (سیب سبز فاطمه). Diese Verbindungsphoneme werden ausgesprochen, aber meist nicht geschrieben. Das Erkennen der Ezafe ist für Lernende schwer, da die Ezafe als kurzer Vokal in der arabischen Schrift nicht geschrieben wird. Nur das y nach Vokalen erscheint in der Schrift, während das Hamze (Hamze-ye Ye) über dem Endungs-h (ـهٔ) ebenfalls oft nicht (mehr) geschrieben wird. Der Satz „Er aß Fatemes grünen Apfel“ (Sib-e sabz-e Fāṭeme rā chordسیب سبز فاطمه را خورد) könnte in persischer Schrift als „Der grüne Apfel aß Fateme“ (Sib-e sabz Fāṭeme rā chordسیب سبز فاطمه را خورد) missverstanden werden, wenn man die zweite Ezafe nicht mitdenkt bzw. wenn das Personalpronomen 3. Person Singular, „er/sie/es“ (persisch او, DMG ū), fehlt. Deshalb muss, um diesem Missverständnis vorzubeugen, dieser Satz mit u (er/sie) gebildet werden: u sīb-e sabz-e fāṭeme-rā ḫordاو سیب سبز فاطمه را خورد.

Plural

Der Plural wird meist regelmäßig durch das Anhängen eines Suffixes gebildet: Während sich der Einsatz von -ān auf Menschen (persisch آقایان, DMG āqāyān „Herren“ oder auch persisch آغایان, DMG āġāyān „Eunuchen“) und belebt gedachte Wesen (asbān „Pferde“) beschränkt, wird -hā eigentlich bei unbelebten Dingen (darhā „Türen“) gebraucht, kann in der heutigen Umgangssprache aber an fast alles angefügt werden (irānihā „Iraner“) und selbst unregelmäßige Lehnplurale aus dem Arabischen ersetzen (ketābhā statt kotob „Bücher“). In einigen Fällen existieren die beiden Formen auf -ān und -hā nebeneinander und haben je eine spezielle Bedeutung (sarān „Oberhäupter“ und sarhā „Köpfe“ zu sar „Kopf“).

Verben

Die persischen Verben besitzen einen Präsens- und einen Präteritalstamm. Diese Stämme bilden die Grundlage für alle Zeitformen. Da der Verbstamm innerhalb einer Zeitform nicht verändert wird (im Gegensatz z. B. zu einigen Verben im deutschen Präsens: „du gibst“, „wir geben“), ist die persische Verbkonjugation sehr regelmäßig. Der (unverkürzte) Infinitiv (masdar) hat als Formans -tan oder -dan und kann auch als Substantiv gebraucht werden. Ein verkürzter Infinitiv (Präteritalstamm) wird durch Weglassen von -an gebildet.[19]

Präsens und Präteritum werden gebildet, indem man an den entsprechenden Verbstamm eine Personalendung anfügt. Im Präsens wird noch die Vorsilbe mi- vor den Verbstamm gehängt, außer bei den Verben budan (‚sein‘) und dāschtan (‚haben‘). Allerdings: Das Präfix mi می wird nur ausgelassen, wenn „haben“ allein als Vollverb flektiert, hier konjugiert wird. Das Vollverb dāschtan (‚haben‘) behält sich die lexikalische Bedeutung, als Hilfsverb nicht. Die Verwendung des Präfix mi ist z. B. bei zusammengesetzten Verben, in denen dāschtan als Hilfsverb fungiert, obligatorisch; Beispiele sind bar dāschtan (‚etw. aufheben, abheben‘), yād dāschtan (‚sich merken‘), bāz dāschtan (‚stoppen‘). Die grammatische Formel lautet: Wortarten z. B. Nomen++ Präsensstamm von dāschten = dār + Zeichen Personalpronomen z. B. man bar midāram oder man bāz midāram, man yād midāram oder man dust midāram (‚ich liebe‘) oder man negah midāram (‚ich bewahre auf‘).

Die lexikalische Bedeutung von dāschtan als Vollverb wird hier also aufgehoben. Es hat nun eine veränderte semantische Bedeutung und nur eine grammatikalische Hilfsfunktion.[20][21] Bei Präsens in Verlaufsform (pers. ḥāl-e estemrāri) z. B. man dāram michoram: „ich bin am Essen“, wörtlich ‚Ich habe esse‘. Auch bei zusammengesetzten Verben wird dāschtan ausgelassen: man dāram midāram ist vollkommen falsch, während man dāram miravam („ich bin am Gehen“) richtig ist. Perfekt und Plusquamperfekt werden ähnlich wie im Deutschen durch Verwendung des Partizips Perfekt gebildet.: rafte am = „ich bin gegangen“; rafte budam = „ich war gegangen“. Für das Futur wird eine Konstruktion mit dem Verbstamm chāh (‚wollen‘) und der kurze Infinitiv ohne -an benutzt: chāham raft = „ich werde gehen“. In der Umgangssprache wird wie im Deutschen statt Futur oft Präsens verwendet.

Als wichtige Zeitform ist der Durativ (entspricht der englischen past continuous tense) zu nennen, der eine fortdauernde oder wiederholte Tätigkeit (Form nur in der Vergangenheitsform erkennbar) ausdrückt. Der Konjunktiv wird in ähnlicher Art und Weise wie in romanischen Sprachen und häufiger als im Deutschen verwendet. Dabei werden zwei Formen benutzt: Zum einen dieselbe Form wie bei Durativ in Vergangenheit für „nicht mehr erfüllbare“ Bedingungen (Agar u miāmad – ‚Wenn er gekommen wäre‘) und zum anderen durch die einfache Vergangenheitsform zur Darstellung einer „noch erfüllbaren“ Bedingung (Agar u-rā didí – ‚Falls du ihn sehen solltest‘).

Außerdem gibt es den Subjunktiv, der durch die Präsensform mit be- statt mi- als Vorsilbe gebildet wird, verneint mit na- statt mi-. Diese Form wird in Verbindung mit Modalverben verwendet: Mī-chāham be-chābam (‚Ich möchte schlafen‘). außerdem steht sie nach agar = wenn, wenn der Satz eine erfüllbare Bedingung darstellt, wie im Satz „Wenn die Sonne scheint“ (Agar chorschid be-tābad), im Gegensatz zu nichterfüllbaren Bedingungen wie Agar schab chorschid mi-tābid (‚Wenn die Sonne nachts schiene‘). Außerdem kann der Subjunktiv als Jussiv eine Aufforderung ausdrücken und wird dann auf Deutsch mit „sollen“ übersetzt: Loṭfan beneschinand „Sie sollen sich bitte hinsetzen“. Indirekte Rede wird dagegen nicht mit dem Subjunktiv ausgedrückt: Goft ke sag rā nemibinad „Er sagte, dass er den Hund nicht sehe“ (wörtlich: „sieht“).

Zugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie

Bestimmte Ähnlichkeiten im Grundwortschatz der persischen Sprache in Bezug zu anderen indogermanischen Sprachen bezeugen eine gemeinsame Herkunft, wobei ein Vergleich bei älteren Sprachstufen deutlicher ins Auge fällt. Dies gilt vor allem für das Altpersische und Avestische im Hinblick auf Sanskrit.

Auf die indogermanische Verwandtschaft zahlreicher persischer Begriffe ist durch die komparative Methode sowie über die Gesetze der Lautverschiebung zu schließen. Beispiele:

altpersisch mittelpersisch neupersisch altgriechisch lateinisch deutsch englisch schwedisch polnisch litauisch
pitar pidar pedar پدر patḗr πατήρ pater Vater father fa(de)r ojciec tėvas
mātar mād(ar) mādar مادر mḗtēr μήτηρ mater Mutter mother mo(de)r matka motina
brātar brād(ar) barādar برادر adelphós ἀδελφός frater Bruder brother bro(de)r brat brolis
(nicht bezeugt) ducht(ar) dochtar دختر thygatḗr θυγατήρ filia Tochter daughter dotter córka dukra
nāman nām nām نام ónoma ὄνομα nomen Name name namn imię vardas
martiya („Sterblicher“) mard mard („Mann“) مرد anḗr ἀνήρ mortalis Mord murder mord martwy („tot“) mirtingas („Sterblicher“)
dadā-tanaiy dādan dādan دادن dídōmi δίδωμι dare geben give giva, ge dać duoti
hischta-tanaiy awischtadan istādan ایستادن hístēmi ἵστημι sistere stehen stand stå stać stoti
manā (mich) man (ich, mich) man (ich) من emé ἐμέ me mich me mig mnie mane
pantscha pandsch pandsch پنج pénte πέντε quinque fünf five fem pięć penki
hafta haft haft هفت heptá ἑπτά septem sieben seven sju siedem septyni
rāsta rāst rāst راست orthós ὀρθός rectus recht, richtig right rätt, riktig prawy dešinė

Da Zeichen zur Darstellung von Alt- und Mittelpersisch fehlen, werden nur Neupersisch und Altgriechisch in Originalschrift angegeben.

Morphologischer Vergleich:

sein (Präsens):

urindogermanisch Sanskrit altpersisch neupersisch altgriechisch lateinisch deutsch polnisch schwedisch litauisch
*esmi asmi amiy hastam هستم eimí εἰμί sum ich bin jestem jag är esu
*essi asi (nicht bezeugt) hasti هستی εἶ es du bist jesteś du är esi
*esti asti astiy hast / ast هست estí ἐστί est er ist jest han är yra (esti)
*smesi / *smosi smas amahiy hastim هستیم esmén ἐσμέν sumus wir sind jesteśmy vi är esame
*stes stha (nicht bezeugt) hastid هستید esté ἐστέ estis ihr seid jesteście ni är esate
*senti santi hatiy hastand هستند eisín εἰσίν sunt sie sind de är yra (esa)

gebären[22] (Präsens):

urindogermanisch Sanskrit altpersisch neupersisch griechisch lateinisch altslawisch ahd. deutsch
*bhero bharami baramiy mi-baram می برم phérō φέρω fero berǫ biru ich gebäre
*bheresi bharasi (nicht bezeugt) mi-bari می بری phéreis φέρεις fers beresь biris du gebierst
*bhereti bharati baratiy mi-barad می برد phérei φέρει fert beretъ birit er, sie, es gebiert
*bheromes bharamas baramahiy mi-barim می بریم phéromen φέρομεν ferimus beremъ berames wir gebären
*bherete(s) bharatha (nicht bezeugt) mi-barid می برید phérete φέρετε fertis berete beret ihr gebärt
*bheronti bharanti barātiy mi-barand می برند phérusin φέρουσιν ferunt berǫtu berant sie gebären

Andere Beispiele:

  • do – französisch deux ‚zwei‘ – litauisch du ‚zwei‘
  • schesch – polnisch sześć ‚sechs‘ – litauisch šeši ‚sechs‘
  • morde – lateinisch mors, mortis ‚Tod‘
  • setāre – ‚Stern‘
  • zamin – polnisch ziemia ‚Erde‘
  • to – litauisch tu ‚du‘
  • – lateinisch pes ‚Fuß‘
  • tārik – englisch dark ‚dunkel‘
  • bordan – ‚bürden‘ (tragen)
  • gereftan – ‚greifen‘
  • na – litauisch ne ‚nein‘
  • yugh – ‚Joch‘
  • dschawān – lateinisch iuvenis ‚jung‘
  • garm – ‚warm‘
  • musch – ‚Maus‘
  • nav-  – lateinisch navis ‚Schiff‘
  • altpersisch upari-  – altgriechisch hyper, lateinisch super ‚über‘

Eine Besonderheit besteht im Persischen darin, dass ursprüngliche Konsonantengruppen im Anlaut durch einen Vokal aufgebrochen wurden, vgl. z. B. b[a]rādar ‚Bruder‘, g[e]reftan ‚greifen‘, s[e]tāre ‚Stern‘. Diese Entwicklung dürfte (jedoch nicht mit Sicherheit) unter dem Einfluss des Arabischen geschehen sein, da sie erst im Neupersischen zu finden ist, das während und nach der arabischen Herrschaft entstand. Die Betonung persischer Wörter liegt meist auf der letzten Silbe.[23]

Lehnwörter

Lehnwörter im Neupersischen

Seit der Islamisierung Persiens ist mehr als 50 % des heutigen persischen Wortschatzes aus dem Arabischen entlehnt.[24] Statistisch betrachtet beträgt die Zahl arabischer Lehnwörter ca. 8.000 unter 20.000 alltäglich benutzten literarischen Vokabeln oder, anders ausgedrückt, ca. 40 % des alltäglichen Wortschatzes (wenn man zusätzliche Ableitungen und Wortverbindungen nicht mitzählt). In der persischen Literatur variiert der Anteil arabischer Lehnwörter je nach Stil, Thema oder Diskurs, wobei der Gebrauch im Laufe der Geschichte ständig zugenommen hat. Daher beinhaltet ein Abstrakt aus dem Schahname des Dichters Firdausi nur ca. 9 % arabische Lehnwörter bei einer Anwendungsfrequenz von ca. 2,4 %, während es in den Eulogien des Dichters Onsuri schon ca. 32 % Lehnwörter bei einer Frequenz von 17 % sind.[25]

In jüngster Zeit gab es auch eine bedeutsame Anzahl von Entlehnungen aus den Turksprachen und Neologismen aus Sprachen wie Englisch, Französisch und Russisch.[26] Der Anteil türkischer und mongolischer Wörter beträgt schätzungsweise 2–3 % des Gesamtvokabulars.[27] Bei arabischen Lehnwörtern hält man sich trotz angepasster Aussprache exakt an die ursprüngliche arabische Orthographie, zumindest im Wortstamm; die Pluralbildung kann abweichen. Für viele dieser Wörter gibt es persische Entsprechungen, die aber zum Teil einer anderen Stilebene zuzuordnen sind oder schlicht seltener verwendet werden. Besonders deutlich wird der Einfluss des Arabischen bei den zusammengesetzten Verben, die oft aus einem arabischen Substantiv und einem persischen Verb mit vergleichsweise unspezifischer Bedeutung (z. B. „machen“ oder „geben“) bestehen.

Persische Lehnwörter in anderen Sprachen

Umgekehrt hat auch das Arabische Wörter aus dem Persischen übernommen, die hauptsächlich während der ersten vier Jahrhunderte des Islams entlehnt wurden – sowohl direkt als auch indirekt. Die meisten dieser Wörter stammen aus dem Mittelpersischen, der offiziellen Sprache des Sassanidenreiches, das bis zu einem bestimmten Grad in den frühen Jahrhunderten der islamischen Ära als Verwaltungssprache diente.[28] Auch Turksprachen, vor allem die osmanische und die tschagataische Sprache, haben viele persische Lehnwörter. Aufgrund der Dominanz persischsprachiger Dynastien in Indien, vor allem der Mogulen, haben auch die indischen Sprachen, ganz besonders aber Urdu, zahlreiche persische Wörter entlehnt.

Persische Lehnwörter im Deutschen

Sämtliche Lehnwörter aus dem Persischen sind nicht unmittelbar in die deutsche Sprache gelangt, sondern nahmen Wege über Nachbarsprachen, mit denen das Persische im Laufe der Geschichte in Berührung stand. In der historischen Reihenfolge sind dies das Griechische mit der westlichen Nachfolgesprache Lateinisch (Bsp.: Paradeisos aus dem avestischen pairi-daēza, neupers. فردوس /firdaus, „Tiergarten“), dann das Arabische, in das bei der Eroberung des Sassanidenreiches durch die Araber viele persische Kulturwörter aufgenommen wurden und das dann vor allem über die Sprachbrücke Andalusien die Begriffe ans Französische weitergab (Bsp.: bazar aus neupers. بازار /bāzār, „Markt“, aber auch Schach matt über das neupers. شاه /šāh, „Herrscher“, und arabisch مات, DMG māt, „(er) starb“).[29] Während der sog. „Türkenkriege“ im 16. und 17. Jahrhundert wurden über das Osmanisch-Türkische weitere persische Lehnwörter ins Deutsche übernommen (Bsp.: Muselman aus dem osmanisch-türkischen müslüman, das wiederum auf neupers. مسلمان /mosalmān, „Muslim“, zurückgeht) und seit dem 19. Jahrhundert das Hindustanische, das persische Begriffe ans Englische (Bsp.: jungle aus neupers. جنگل /ǧangal, „Wald“, oder Pijama aus neupers. پی جامه / peyǧāma, wörtl. „Beinkleid“) weitervermittelte. In allgemeinen Wörterbüchern des Deutschen konnten 194 Wörter persischen Ursprungs (Iranismen) nachgewiesen werden. Für 68 dieser Entlehnungen kann angegeben werden, wann sie ins Deutsche übernommen wurden. Der Verlauf ihrer Zunahme vom 8. bis 20. Jahrhundert entspricht dem Piotrowski-Gesetz.[30]

Persische Literatur

Das im Westen wohl bekannteste Werk der persischen Literatur ist die Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht, eine Nacherzählung vieler iranischer Volkssagen und Märchen. Geprägt wurde das heutige Persisch vor allem durch die persische Dichtkunst. Zwei bekannte Dichter Persiens waren Saadi und Hafis. Auch Goethe ließ sich im West-östlichen Diwan von Hafis inspirieren. Andere bekannte Dichter sind Rumi, Omar Chayyām, Rudaki, Ferdousī oder Dschami. Auch viele Werke persischer Wissenschaftler – wie z. B. der Mathematiker al-Chwarizmi oder der Arzt Ibn Sina (Avicenna) – sind hier zu erwähnen.

Da Persisch im frühen osmanischen Reich, in den islamisch beherrschten Gebieten Indiens ab 1200, und im südlichen Zentralasien als Bildungs- und Diplomatiesprache galt, war die Literatur in diesen Gebieten entscheidend von der persischen Literatur mitgeprägt. Besonders in Indien wurde viel persische Literatur verfasst.[31] Die Formen persischer Lyrik und die Themen der Epik wurden in die anderen Sprachen dieser Regionen übernommen.[32] Dies gilt besonders für die Urdu-Literatur,[33] die frühneuzeitliche Literatur Zentralasiens[34] und die osmanische Literatur[35]. Teile persischer Poesieformen und Motive finden sich auch weit darüber hinaus. So wurde in Bosnien als Teil des osmanischen Reiches die persische Literatur gepflegt und Poesieformen übernommen, jedoch entwickelte sich die bosnische Literatur größtenteils in Abgrenzung von den osmanischen Formen.[36] Über den Seehandel gelangte der persische Heldenroman Hamzanama im 16. Jh. auf die indonesische Insel Lombok, wo er als Schattenspiel aufgeführt wird. Die georgische Übersetzung des persischen Liebesepos Wis und Ramin gilt als ein Höhepunkt der mittelalterlichen georgischen Literatur.[37] und wird vom georgischen Nationalepos Der Recke im Tigerfell als vorbildlich zitiert.

Als osmanische Bildungssprache war Persisch wichtig für die Diplomatie mit dem osmanischen Reich, weswegen an der 1754 gegründeten K&K-Akademie für orientalische Sprachen in Wien auch Persisch unterrichtet wurde. Dort wurde Joseph von Hammer-Purgstall ausgebildet, dessen Übersetzung der Gedichte von Hafis Goethe zum West-östlichen Diwan anregte. Jedoch konnten sich Versuche, die persische Gedichtform des Ghasel zu übernehmen, nicht durchsetzen, weil Deutsch anders als Persisch schwer zu reimen ist und ein Gedicht mit nur einem Reim auf Deutsch gekünstelt wirkt. Im englischen Sprachraum werden vor allem Omar Chayyām[38] und im beginnenden 21. Jahrhundert Rumi gelesen.[39]

Literatur

Weblinks

Wikibooks: Persisch – Lern- und Lehrmaterialien
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Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. T. M. Masti︠u︡gina, Lev Perepelkin, Vitaliĭ Vi͡a︡cheslavovich Naumkin, „An Ethnic History of Russia: Pre-Revolutionary Times to the Present“,Greenwood Publishing Group, 1996. p. 80:""The Iranian Peoples (Ossetians, Tajiks, Tats, Mountain Judaists)"
  2. Windfuhr, Gernot: The Iranian Languages, Routledge 2009, p. 418.
  3. Bozorg Alavi, Manfred Lorenz: Lehrbuch der persischen Sprache. Langenscheidt, Leipzig usw. 1967; 7. Auflage ebenda 1994, S. 15.
  4. DIE HISTORISCHE UND GEOGRAPHISCHE LITERATUR IN PERSISCHER SPRACHE, BERTOLD SPULER
  5. Iraq. Abgerufen am 7. November 2014.
  6. Kurzform von Fārsī-yi darī, offizielle Bezeichnung für die persische Sprache in Afghanistan.
  7. Abdolazim Hakimi (Ph.D) Comparative Phonetic Study of Frequently Used Words in Iranian Farsi versus Tajik Farsi // Journal of American Science 2012: 8(4)
  8. Bozorg Alavi und Manfred Lorenz: Lehrbuch der persischen Sprache. Langenscheidt, Leipzig usw. 1967, 7. Aufl. ebenda 1994, ISBN 3-324-00253-2, S. 5
  9. Armenia and Iran iv. Iranian influences in Armenian language. Abgerufen am 2. Januar 2015 (englisch).
  10. Georgia v. linguistic contacts with iranian languages. Abgerufen am 2. Januar 2015 (englisch).
  11. 53 % der Bevölkerung laut „Iran“ im CIA Factbook 2011.
  12. 50 % der Bevölkerung laut „Afghanistan: Population“, im CIA Factbook 2011.
  13. John Andrew Boyle: Some thoughts on the sources for the Il-Khanid period of Persian history. In: Iran. Journal of the British Institute of Persian Studies, British Institute of Persian Studies. Band 12, 1974, S. 175.
  14. Sprachwissenschaftler führten dies zum Teil darauf zurück, dass die arabische Sprache bzw. Schrift den p-Laut nicht kenne bzw. der ursemitische p-Laut im Arabischen zu f geworden sei. In Bezug auf das Persische ist diese These jedoch fragwürdig, da viele vormaligen (persischen) p-Laute bei der Übernahme ins Arabische zu b-Lauten umgewandelt wurden (z. B. Iṣbahān aus mittelpers. Sepahān) und ur-persische Begriffe, wie pedar („Vater“) oder panǧ („fünf“), weiterhin ihren p-Laut beibehielten. Demnach handelte es sich um eine zu jener Zeit stattfindende Lautverschiebung von p zu f, wie auch in anderen indogermanischen Sprachen.
  15. Kurzform für فارسى دربارى, DMG fārsī-ye darbārī, ‚Hofsprache‘.
  16. Alavi/Lorenz (1994), S. 15 und 179–197
  17. Alavi/Lorenz (1994), S. 258–263.
  18. Beispiele: تهرانی (tehruni ‚Teheranisch‘), نان (nun ‚Brot‘).
  19. Alavi/Lorenz (1994), S. 33 f.
  20. http://www.learn-persian.com/deutsch/Lektion_14.php
  21. vgl. Mohammad-Reza Majidi 1990
  22. Siehe Duden. Das Herkunftswörterbuch, Mannheim 1989, S. 220 („gebären“), S. 105 („Bürde“), ISBN 3-411-20907-0.
  23. Alavi/Lorenz (1994), S. 16
  24. Encyclopaedia of Islam, XII (Supplementband), Leiden 2004, S. 446b: “Loan words from Arabic constitute more than 50 % of the contemporary Persian vocabulary, but in elevated styles it may exceed even 80 %.
  25. J.R. Perry: Arabic elements in Persian. In: Encyclopaedia Iranica, Online Edition.
  26. Éva M. Jeremiás: Stichwort: Iran iii. Languages (Supplement). In: Encyclopaedia of Islam. Leiden, 2004.
  27. Ehsan Yarshater: LANDS OF IRAN – Turko-Iranian symbiosis. In: Encyclopaedia Iranica, Online Edition.
  28. A. Tafażżolī: Iranian Loanwords in Arabic. In: Encyclopaedia Iranica, Online edition.
  29. Für diesen zusammengesetzten Begriff gibt es hier noch eine weitere Theorie.
  30. Karl-Heinz Best: Iranismen im Deutschen. In: Glottometrics 26, 2013, Seite 1–8 (PDF Volltext).
  31. INDIA xiv. Persian Literature, auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018
  32. IRAN viii. PERSIAN LITERATURE (2) Classical, auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018
  33. URDU, auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018
  34. CHAGHATAY LANGUAGE AND LITERATURE, auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018
  35. Stefan Sperl; Christopher Shackle (Hrsg.): Qaṣīda Poetry in Islamic Asia and Africa, vol. 1: Classical Traditions and Modern Meaning, Leiden: Brill, 1996, S. 281–300.
  36. Hamid Algar: “Persian literature in Bosnia-Herzegovina”, in: The Journal of Islamic Studies 5/2 (1994), S. 254–67.
  37. VISRAMIANI, auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018
  38. Übersetzungen der Omar Chayyām zugeschriebenen skeptischen Vierzeiler
  39. Zur zeitgenössischen Rezeption von Rumis Masnavi in den USA unter völliger Vernachlässigung seines islamischen Hintergrunds vgl. den Artikel von Rozina Ali “The Erasure of Islam from the Poetry of Rumi” im New Yorker vom 5. Januar 2017, [1].