Philologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Januar 2021 um 22:17 Uhr durch Xario (Diskussion | Beiträge) (→‎Einleitung: Begriffe bezeichnen nicht, hier ist es ne bezeichung. der begriff ist wie dargestellt, schon viel älter.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Philologie ist die zusammenfassende Bezeichnung für die Sprach- und Literaturwissenschaft einer Sprache oder eines Sprachzweiges und entstand im 16. Jahrhundert aus griechisch φιλολογία philología, lateinisch philologia, zu φίλος phílos und λόγος lógos, wörtlich „Liebe zur Sprache“[1]. Man unterscheidet die Altphilologie (Klassische Philologie), die sich mit Altgriechisch und Latein befasst (daneben die altorientalische Philologie, anfangs vor allem für Althebräisch), und die Neuphilologie, die Beschäftigung mit den modernen Sprachen. In vielen Sprachen befasst sich deren Philologie mit der älteren und der modernen Sprache: Sinologie, Japanologie; Iranistik.

Gelegentlich wird als Philologie ausschließlich die Sprachwissenschaft oder nur die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Autor und dessen literarischem Werk („Goethe-Philologie“) bezeichnet.

Entwicklung

Das Wort wurde in der Neuzeit erstmals 1575 benutzt in Johann Fischarts Übersetzung des Romans Gargantua von Rabelais, der die Französische Klassik einleitete. In der Antike hieß der Philologe noch γραμματικός grammatikós oder κριτικός kritikós. Es gibt aber altgriechisch φιλολογός philologos und davon lateinisch philologus im Sinne eines Literaturliebhabers oder eines vielfältig interessierten Lesers. Die typischen philologischen Tätigkeiten (Sammeln, Kommentieren, Edieren) gab es durchaus: Als Höhepunkt antiker Philologie gilt der Dichter und Bibliothekar von Alexandria Kallimachos im 3. Jahrhundert v. Chr. Bei den Römern hat Varro bereits Regeln zur Verbesserung (Emendation) von Abschreibfehlern aufgestellt.

Die Philologie der Humanisten begann im 14. Jahrhundert bei Petrarca und anderen, darunter Boccaccio, Salutati, Lorenzo Valla, mit der Arbeit am originalen Livius-Text von Ab urbe condita, dem späteren Codex Harleianus 2493. Die Humanisten stellten sowohl die Frage nach dem wahren Text im Sinne des Originals als auch nach dem eigentlichen Sinn des Textes, der durch Erklärungen verständlich gemacht werden müsse. 1397 wurde Manuel Chrysoloras als erster Gräzist nach Florenz berufen. Die deutschen Philologen des Humanismus waren Theologen mit Interesse an den „drei heiligen Sprachen“, vor allem Johannes Reuchlin, der die Hebraistik förderte, Philipp Melanchthon, Erasmus von Rotterdam, der die Vulgata überarbeitete, oder kirchenkritische Humanisten wie Ulrich von Hutten, der die Germania des Tacitus popularisierte. Von Italien wanderten die Zentren nach Frankreich (Budé, Scaliger, Casaubonus) und an die Universität Leiden (Lipsius, Voss). Im 18. Jahrhundert ragte Richard Bentley in England hervor, der Lexikograf Gesner im deutschen Göttingen. In Spanien trat auch früh eine Befassung mit den verschiedenen Sprachen bei Rodrigo Jiménez de Rada auf, an die Andrés de Poza (1587) anschloss.

Ursprüngliche Aufgabe der Philologie war neben dem Sammeln die Textkritik, also die Herstellung eines möglichst authentischen Textes, der aus verschiedenen voneinander abweichenden Handschriften erschlossen wurde. Diese Editionsphilologie ist heute noch ein Teilbereich der Philologie. Dazu kam der Kommentar durch Randbemerkungen oder eigenständige Schriften, aus der die Zusammenhänge erläuternde Literaturgeschichte im weiteren Sinne entstanden ist.

Als älteste Philologie gilt die Klassische Philologie, die sich mit dem als klassisch verstandenen griechischen und römischen Altertum befasst. Aus ihr entstanden die meisten anderen Philologien. Die sogenannten Neuphilologien, zu denen die Anglistik, die Germanistik, die Slawistik und die Romanistik gehören, entwickelten sich vor allem während der Aufklärung und der Romantik und bildeten die Grundlage zur Herausbildung weiterer Ableger, zum Beispiel Lusitanistik und Rumänistik.

Deutsche Philologie

Die Deutsche Philologie beginnt mit der Edition des Parzival von Wolfram von Eschenbach 1753 durch Johann Bodmer. Wenig später erschien 1765 in England Thomas Percys Reliques of Ancient English Poetry, James Macpherson erinnerte (durch Fälschungen) an den Schotten Ossian. An deutschen Universitäten befasste sich zuerst Georg Friedrich Benecke im 18. Jahrhundert mit mittelhochdeutschen Texten, ihm folgte in Berlin 1810 von der Hagen mit einer kritischen Edition des Nibelungenlieds. Dahinter standen auch Herders Interesse an der Volkskultur und das romantische Interesse am Mittelalter. Der erste Lehrstuhl für englische Sprache entstand an der von Georg II. gegründeten und 1737 eröffneten Georg-August-Universität Göttingen. Der antinapoleonische Kämpfer der Befreiungskriege Friedrich Christian Diez lehrte 1830 zuerst Romanistik in Bonn. Doch zeitgleich entstand auch im Zeichen wachsender Globalisierung die außereuropäische Philologie: Georg Friedrich Grotefend entzifferte die Keilschrift, Champollion die Hieroglyphen. Josef von Hammer übersetzte 1812 den persischen Dichter Hafis, August Wilhelm Schlegel befasste sich mit Sanskrit. Etwas später begann auch die deutsche Slawistik 1874 mit der Professur Vatroslav Jagić' an der Berliner Universität. Viel früher gab es aber ein „Litauisches Seminar“ an der Universität Königsberg seit 1718, das die engen Beziehungen zum baltischen Raum untersuchte.

Siehe auch zur Entwicklung: Geschichte der Klassischen Philologie; Geschichte der Germanistik; Anglistik, Romanistik etc.

Im Rahmen der Orientalistik entstanden zahlreiche kleine Philologien, die an größeren Hochschulstandorten als Orchideenfächer fortexistieren. Für die Theologie aber ist Hebraistik ein notwendiges Fach der Bibelwissenschaft.

Die Tendenz der Aufspaltung einer größeren Philologie in viele Teilphilologien bezeichnet man auch als Orchideisierung.

Fachgebiete (Auswahl)

Übergreifende Philologien

Klassische Philologie (Altphilologie)

Altorientalistik (Altorientalische Sprachen)

Neuphilologie – Europa

Philologien – Naher Osten, Asien

Philologien – Afrika

Philologische Programmschriften

Weblinks

Commons: Philology – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Klassische Philologie – Quellen und Volltexte
Wikisource: Zeitschriften (Philologie) – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Philologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Philologie. Koninklijke Brill NV, doi:10.1163/1574-9347_dnp_e921170 (brillonline.com [abgerufen am 12. April 2020]).