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Romantik

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Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte, aber auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin umfasste. In der Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) unterscheidet man Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). In der Malerei dauert die Spätromantik bis Ende des 19. Jahrhunderts, in der Musik bis Anfang des 20. Jahrhunderts (Gustav Mahler, Richard Strauss).

Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich

Geschichte des Romantikbegriffs

Etymologie

Der Begriff kommt etymologisch von lingua romana („romanische Sprache“) und bezog sich auf Schriften, die in der Volkssprache der romanischen Länder verfasst waren. Diese bildeten einen Gegensatz zu den zuvor üblichen, in lingua latina (Latein) geschriebenen Texten. Aus lingua romana entwickelte sich über das Französische das Wort Roman. „Romantisch“ (ursprünglich, im 17. und 18. Jahrhundert noch „romanisch“)[1] bedeutete daher zunächst romanhaft, und so wurde der Begriff auch ursprünglich von Friedrich Schlegel verwendet, der den modernen Romantikbegriff prägte.[2]

Selbstverständnis der Romantiker

Romantik bedeutete im Sinne von Friedrich Schlegel Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern. Das heißt, die mit dem Terminus Romantiker bezeichneten Autoren erschließen sich Themen aus ihrer eigenen Kultur und Geschichte und wenden sich ab von klassischen Formen, was aus der nachträglichen und historischen Perspektive die Vorliebe für eine fragmentarische Schreibweise in der Romantik erklärt. Die Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutete zugleich eine stärkere Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters.

Für die Poetik- und Ästhetikgeschichte entscheidend ist dabei ein neuer Begriff der Produktivität des Künstlers, den vor allem Novalis und Friedrich Schlegel entwickelt haben. Novalis überträgt den Gedanken der Produktivität des Geistes von der Philosophie Kants und Fichtes auf das Gebiet der Ästhetik und schreibt: „Wir wissen etwas nur – insofern wir es ausdrücken – i. e. machen können. Je fertiger und mannichfacher wir etwas produciren, ausführen können, desto besser wissen wir es […].“[3] Und so definiert Novalis nun auch kurz und bündig die Kunst: „Kunst – Fähigkeit bestimmt und frey zu produciren […].“[4] Wir wohnen hier der Geburtsstunde einer neuen Produktionsästhetik bei, die die traditionelle Nachahmungslehre ablöst. „Nach Novalis ist es ‚nur der Geist‘, der die Gegenstände ‚poëtisiert‘. Der Künstler selbst, nicht die Natur, produziert das Schöne.“[5]

Die Vertreter des an der Antike orientierten Klassizismus fühlten sich durch die Zeitschriften der Romantiker zum Teil massiv angegriffen und bezeichneten das Romantische als phantastisch oder auch als krankhaft – letzteres allerdings vor allem im Hinblick auf die französische Romantik. Generell müssen „Klassik“ und „Romantik“ auch als nachträgliche Zuordnungen verstanden werden; die Vertreter der Klassik haben sich nicht als „Klassiker“ gesehen, fühlten sich aber klassischen Idealen bzw. Idealisierungen verpflichtet, genauso sahen die „Romantiker“ in der „romantischen Poesie“ ein Ziel, sich selbst aber nicht unbedingt als dessen Verwirklicher.[6]

„Romantik“ im heutigen Sprachgebrauch

Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnen die Wörter Romantik und romantisch heute meist einen sentimentalen Zustand des Gefühlsreichtums, vielleicht auch der Sehnsucht.[7] Typisch sind Wortverbindungen wie „romantische Stunden“ oder „romantisches Weinlokal“. Für eine „romantische Affäre“ hat sich das Wort Romanze[8] eingebürgert, das ursprünglich die Literaturgattung Romanze bezeichnete.[9] Auch in diesem Wort spiegelt sich der Werdegang der romantischen Idee von der historischen Epoche bis in die heutige Welt.

Entwicklung

Ursprünge

Die Industrialisierung führte zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen, die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht, eine unterstellte vormalige Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Nach den Karlsbader Beschlüssen flüchteten die Romantiker vor dem Hintergrund ihrer eher individualistischen Grundeinstellung in Melancholie und in phantastische, unwirkliche oder einfach biedermeierliche Welten, um sich eskapistisch aus dem gesellschaftlichen Leben weitgehend zurückzuziehen oder von ihm ab- und einer kleinstädtischen Idylle zuzuwenden.

Die Romantik kann auf zwei seinerzeit populäre literarische Richtungen zurückgeführt werden.

Zunächst einmal sind ihre englischen Wurzeln zu berücksichtigen. Hier ist die Entdeckung der pittoresken Landschaften wichtig, wie sie Joseph Addison in seinem berühmten Spectator-Essay über „Imagination“ hervorgehoben hat. Die Nacht- und Grabesdichtung der Engländer ab 1740 gehört ebenso zu den Voraussetzungen der Romantik wie das Gothic Revival. Im Rahmen dieser Wiederentdeckung der Gotik und des Mittelalters stand zunächst die Gartenkunst im Mittelpunkt, später auch die Literatur. Horace Walpole ist hier eine zentrale Figur. Er begann 1747 mit dem Umbau seines Landsitzes Strawberry Hill an der Themse zu einem neogotischen Schloss-Kloster und schrieb 1764 den ersten Schauerroman The Castle of Otranto. Es handelt sich einerseits um die Schauerliteratur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – in England und Deutschland las man leidenschaftlich gerne Schauerromane.

Zum anderen muss die literarische Strömung des Sturm und Drang berücksichtigt werden, der Ende des 18. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum von vielen Literaten getragen wurde. Während Schauerromane eher der Trivialliteratur zugerechnet werden, befanden sich die Werke der Sturm-und-Drang-Bewegung, vertreten u. a. durch Johann Wolfgang Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther und Friedrich Schillers Drama Die Räuber, auf höherem literarischen Niveau. Die historisch rückwärts gewandte Schauerliteratur regte die Phantasie an, Motive waren oft Gespenster, Ritter, verwunschene und halbzerfallene Burgen. Neben Schlegel und Novalis gehörte auch der Dichter Ludwig Tieck zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen Frühromantik, deren Ursprünge in Jena gesehen werden.

Einen entscheidenden Impuls gab Friedrich Schleiermachers Buch: „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, das den Romantikern einen neuen religiösen Impuls vermittelte. Friedrich Schlegel schrieb 1798: „Der revolutionäre Wunsch, das Reich Gottes zu realisieren, ist […] der Anfang der modernen Geschichte […]“.[10] Der Satz steht am Anfang einer neuen religiös aufgeladenen Ästhetik, wie sie seit der Romantik nicht nur die Literatur prägt, sondern auch die Malerei – so die Kunst der Nazarener – wie auch die Musikästhetik eines Richard Wagner.

Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele, vor allem die gequälte Seele. Romantik entstand als Reaktion auf das Monopol der vernunftgerichteten Philosophie der Aufklärung und auf die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Im Vordergrund stehen Empfindungen wie Sehnsucht, Mysterium und Geheimnis. Dem in die Zukunft gerichteten Rationalismus und Optimismus der Aufklärung wird ein Rückgriff auf das Individuelle und Numinose gegenübergestellt. Diese Charakteristika sind bezeichnend für die romantische Kunst und für die entsprechende Lebenseinstellung.

Ausbreitung

Zur massenhaften Ausbreitung der Romantik kam es, als am Ende des 18. Jahrhunderts, nach einer Ära relativer Ruhe, in der viele Konflikte auf diplomatischem Wege geregelt worden waren, plötzlich die Französische Revolution und Napoleon den europäischen Kontinent mit Kriegen überzogen. Es waren Helden gesucht – wie etwa Napoleon in Frankreich, Admiral Nelson in England, General Kutusow in Russland und Generalfeldmarschall Blücher in Preußen –, und romantische Wünsche entfachten die Phantasie. Ein weiterer Faktor war die gestiegene Bildung der Bürger, die den Boden für Kunst und Literatur bereitete. Wirtschaftlicher Aufschwung und der damit verbundene höhere Wohlstand ermöglichten es den Bürgern, sich mehr Bücher, Musikinstrumente oder Theater- und Konzertkarten zu kaufen.

Als Reaktion auf diese Entwicklung und Emanzipation verschloss sich die Aristokratie gegenüber den neuen gesellschaftlichen Tendenzen und Formen. So findet man im 19. Jahrhundert kaum noch Adelige unter den Schriftstellern und Philosophen, einer Domäne der Aristokraten im 18. Jahrhundert.

Stilmittel und Kennzeichen

Psyche

Das Unbewusste der menschlichen Psyche wird ausgelebt und kommt zum Vorschein. Dies wird beim Leser, Zuhörer und Betrachter mit verschiedenen Stilmitteln angesprochen. Es entstehen Werke, die verschiedene Kunstrichtungen einbinden, zum Beispiel die Vertonung von Gedichten bei Robert Schumann (Liederkreis nach Heinrich Heine für eine Singstimme und Klavier op. 24) oder die Verbindung von Literatur und Musik bei Gustav Mahler und Richard Wagner.

Mischung der Gattungen

Weder Form noch Inhalt sind festgelegt. So werden Lieder, Erzählungen, Märchen und Gedichte ineinander vermischt und Poesie, Wissenschaft und Philosophie miteinander verbunden.

Progressive Universalpoesie

Friedrich Schlegel prägte als Literaturtheoretiker und -kritiker in der Romantik den Begriff der „progressiven Universalpoesie“ (Athenäumsfragment 116). In der Literatur sollten nun nicht mehr wie in der Klassik bestimmte Schemata für die Erschaffung eines literarischen Werkes vorgegeben sein, sondern man betrachtete den Künstler als freischaffendes Genie. Die Regelpoetik und die Forderungen der drei aristotelischen Einheiten von Raum, Zeit und Handlung verloren an Bedeutung, vielmehr wurde der Roman zum subjektiven Spielfeld des Autors. Ziel war es – nach Schlegel – Philosophie, Prosa, Poesie, Genialität und Kritik miteinander verbindend darzustellen. Aus diesen neuen Konstellationen ergab sich ein fragmentarischer Charakter mit unfertigen Handlungssträngen. Schlegel wollte damit den Werdensprozess der Dichtung betonen und meinte, dass der unvollendete Zustand einer Dichtung der Willkür und Freiheit des Dichters folge.

Romantische Ironie

Der Autor steht über seinem Werk. Er kann herbeigeführte Stimmungen, Bilder oder Geschichten abrupt zerstören und übermenschlich verändern.

Ein Spezialfall romantischer Ironie sind Selbstreferenzen auf das Werk. Wenn z. B. in Theaterstücken der Held in eine ausweglose Situation gerät, aber sich sicher ist zu überleben mit der Begründung „Man stirbt nicht mitten im fünften Akt“, ist dies ein Fall von romantischer Ironie.

Gegenstand der romantischen Sehnsucht ist das Absolute, ein Zustand aufgehobener Entfremdung, den Rousseau zuvor als „Naturzustand“ (état naturel) beschrieben hatte und dem ein unreflektiertes ‚naives‘ Weltverständnis und Weltverhältnis entspricht. Dieser Zustand aber ist dem modernen Menschen unerreichbar geworden und kann auch durch die Kunst, die auf Reflexion beruht, nicht adäquat dargestellt werden. Jeder Versuch ihn darzustellen, greift notwendigerweise zu kurz. Das romantische Kunstwerk, das seine eigene Kritik enthalten soll, kann dieser Einsicht nur gerecht werden, indem es sich selbst ironisch hintertreibt und seine eigene Scheinhaftigkeit zur Schau stellt. D. h. sein zentraler Darstellungsgegenstand ist eine Sehnsucht, deren Ziel unbekannt ist, und jeder Versuch, dieses Ziel anschaulich zu machen, ist zum Scheitern verurteilt. Dieses Paradoxon muss die Kunst aushalten können, wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden möchte.

Tradition und Mittelalter

In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannteste Beispiele sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen. Diese Tatsache rückt die gesammelten Texte näher an die Kunstmärchen und Lyrik ihrer Zeitgenossen als eigentlich beabsichtigt.

Das Mittelalter gilt als Ideal und wird verherrlicht. Kunst und Architektur dieser Epoche werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unbeachtet. Es wurden sogar Ritterbünde nach alten Vorbildern gegründet, z. B. die Wildensteiner Ritterschaft auf blauer Erde.

Motive und Symbole der Romantik

In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise.

Sehnsucht und Liebe

Als das zentrale Symbol der Romantik gilt die Blaue Blume. Der Dichter Novalis verwendet dieses Symbol der Sehnsucht und des Strebens nach dem Unendlichen sowie der Synergie, d. h. des Verschmelzens der Sinneswahrnehmungen und Erkenntnisebenen, in seinem fragmentarischen Roman Heinrich von Ofterdingen.

Das Motiv der Sehnsucht wird sowohl in der Dichtung, als auch in der Musik – etwa von Frédéric Chopin und Robert Schumann – und in der Malerei – beispielsweise von Caspar David Friedrich – ausgedrückt. Damit im Zusammenhang stehen das Wander- und Reisemotiv sowie die Motive des Fernwehs – zum Beispiel auch bei Charles Dickens[11] und des Müßiggangs, verwendet etwa im Roman Aus dem Leben eines Taugenichts[12] oder in Ahnung und Gegenwart[13] des Schriftstellers Joseph von Eichendorff.

Auch das Motiv der Nacht war in der Romantik beliebt, verkörperte es doch die von den Romantikern propagierte Verschmelzung von Sinneseindrücken besonders gut, siehe z. B. das berühmte Gedicht Mondnacht von Eichendorff oder das Gedicht Ritt im Mondschein von Achim von Arnim, wo sich das Motiv der Nacht außerdem passenderweise mit dem der Liebe verbindet.

In diesen Motivkreis gehören auch die Motive der Verbundenheit mit der Natur (allerdings in idealisierter Form), vgl. das Gedicht Nacht und Winter von Adelbert von Chamisso[14], in dem das Ich seine Stimmungen in der Natur gespiegelt sieht.

Das Unheimliche

Die tausendjährige Eiche, Gemälde von Carl Friedrich Lessing, 1837

Das Spiegelmotiv gehört gleichzeitig zu einem weiteren typischen Motivkreis der Epoche, nämlich dem des Unheimlichen und Numinosen. Vor allem E.T.A. Hoffmann nahm sich dieses Themenkreises an. Auch die Sammlungen von Volksmärchen und Sagen etwa durch die Gebrüder Grimm siedeln sich hier an, vgl. Schneewittchen. E.T.A. Hoffmann z. B. verwendete das ebenfalls beliebte Motiv des Doppelgängers (in Elixiere des Teufels, 1815).

Schauplätze in der Romantik sind häufig Friedhöfe, Ruinen (Schauerromantik bzw. Schwarze Romantik) oder alte Burgen, dunkle Wälder, Moore, ein Berginneres oder Höhlen und andere Naturlandschaften. Das Dargestellte ist oft entweder naturmagischen Charakters, übernatürlich, oder märchenhaft. Das Unheimliche ist 1919 im gleichnamigen Aufsatz von Sigmund Freud als durch „Urteilsunsicherheit“ gekennzeichnet ausgewiesen worden. Dieses Schwanken lässt sich – je nachdem – auf die Gestalten in der Dichtung beziehen oder auf das Rezeptionsverhalten des Lesers oder Zuhörers angesichts des Unheimlichen in der Darstellung. In dem Operzyklus Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner findet dies besonders starken musikalischen Ausdruck.

Politische Motive: Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik

Germania, Wandbild von Philipp Veit, 1834–1836

Eigentlich typisch für die Romantiker war eher eine Abwendung vom gegenwärtigen Geschehen, welche sich in einer Weltflucht, Flucht ins Private und Hinwendung zur Vergangenheit äußerte.

Andererseits waren aber die Romantiker auch beeinflusst von gleichzeitig aufkommenden nationalistischen Strömungen. Beides verband sich in der Verehrung und Idealisierung des deutschen Mittelalters und – insbesondere in der Nationalromantik – in der Suche nach der Identität der als Nation aufgefassten sozialen Gemeinschaft.

Heinrich Heine nimmt in der deutschen Romantik eine Sonderstellung ein. Was sich bei anderen nur vage andeutete, verschärfte er zur expliziten Gesellschaftskritik an deutschen Verhältnissen, besonders etwa in Deutschland. Ein Wintermärchen.[15]

Klassik und Romantik im Vergleich

Klassik

  • Streben nach Vollendung, Ruhe, fester Ordnung, Klarheit, Maß und Harmonie
  • Streben nach Objektivität, Typisierung, Gesetz, Vernunft, Gleichgewicht, nach gültiger und geschlossener Form; genaue Unterscheidung zwischen Lyrik, Epik und Dramatik; fordert Entsagung, Selbstbeschränkung, sittliche Willensstärke; lehnt Phantastisches, Verworrenes, Unklares ab; bemüht sich um Harmonie zwischen Gefühl und Verstand; verlangt genaue Grenzensetzung – Es ist genug, das Erforschbare zu erforschen, das Unerforschliche aber auf sich beruhen zu lassen.

Romantik

  • Drang nach Unendlichkeit, Leidenschaftlich-Bewegtem, Dunklem, maß- und regellosem Sprengenwollen aller Grenzen
  • Zerbricht die klassischen Grenzen; will Herrschaft der frei schöpferischen Phantasie, die wichtiger ist als „edle“ Form und hochgeistiger Inhalt; will Grenzen sprengen: Grenzen des Verstandes, Grenzen zwischen Wissenschaft und Poesie und zwischen den einzelnen Dichtungsgattungen – Streben nach einer „Universalpoesie“, die gleichzeitig Wissenschaft, Religion und Dichtung und lyrisch, episch, dramatisch und musikalisch ist; will Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit niederreißen; will die ganze Welt „romantisieren“ und fordert völlige Subjektivität, Individualisierung, Freiheit und Unabhängigkeit und eine weltoffene, ewig unfertige Dichtungsform; Vorliebe für das Traumhafte, Wunderbare, Unbewusste, Übersinnliche.

Schriftsteller der Romantik in Europa und Nordamerika

Die Romantik wurde zur europäischen Geistesbewegung und erfasste alle Länder Europas. Sie beeinflusste Philosophie, Dichtung, Künste, Religion, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Deutschland

England

Schottland

Vereinigte Staaten von Amerika

Frankreich

Russland

Weitere Länder

Italien
Spanien
Ungarn
Polen
Tschechien
Ukraine
Finnland
Schweden
Serbien
Kuba

Einflüsse und Auswirkungen der Romantik

Die Romantik als geistige Bewegung hat auf vielfältige Art und Weise Eingang gefunden in die Kulturgeschichte Europas und in Deutschland, auch in Hinblick auf die unterschiedlichen sozialen Bewegungen in Deutschland des 20. Jahrhunderts. Ihr spannungsgeladener und oftmals kontrovers zu beurteilender Einfluss auf die moderne Gesellschaft lässt sich bis zum heutigen Tag nachweisen.

„Das Romantische gehört zu einer lebendigen Kultur, romantische Politik aber ist gefährlich. Für die Romantik, die eine Fortsetzung der Religion mit ästhetischen Mitteln ist, gilt dasselbe wie für die Religion: Sie muss der Versuchung widerstehen, nach der politischen Macht zu greifen. Phantasie an die Macht! – das war wohl doch keine so gute Idee.“

Neuromantik und Symbolismus

Beeinflusst durch die Romantik sind die Jugendbewegung und der Symbolismus, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Diese Literatur- und Kunstepoche wird auch als Neuromantik bezeichnet.

Gothic-Szene

Die in den 1980ern entstandene Musikszene der Goth sieht sich in der Tradition der Romantik, was sich auch in den Texten der Lieder widerspiegelt.

Siehe auch

Museen

Literatur

  • M. H. Abrams: Spiegel und Lampe: Romantische Theorie und die Tradition der Kritik. Übersetzt und eingeleitet von Lore Iser. Wilhelm Fink Verlag, München 1978, ISBN 3-7705-1469-6.
  • Andreas Beyer: Die Kunst des Klassizismus und der Romantik. Beck'sche Reihe, C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60762-2.
  • Christian Baier: Romantiker. Edition Splitter, Wien 2006, ISBN 3-901190-99-6.
  • Marianne Bernhard (Hrsg.): Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Herrsching: Pawlak, o. J. [Band 1: Carl Blechen (1798–1840) bis Friedrich Olivier (1791–1859); Band 2: Friedrich Overbeck (1789–1869) bis Christian Xeller (1784–1872)], ISBN 3-8077-0009-9.
  • Karl Heinz Bohrer: Die Kritik der Romantik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989, ISBN 978-3-518-11551-0.
  • Ders.: Der romantische Brief. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989, ISBN 3-518-11582-0.
  • Elmar Dod: Die Vernünftigkeit der Imagination in Aufklärung und Romantik. Eine komparatistische Studie zu Schillers und Shelleys ästhetischen Theorien in ihrem europäischen Kontext. (Studien zur deutschen Literatur Bd. 84) Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1985
  • Dietrich von Engelhardt: Medizin der Romantik. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 903–907, insbesondere S. 903 f. (Voraussetzungen im Kontext).
  • Ernst Fischer: Ursprung und Wesen der Romantik. Frankfurt a. M.: Sendler 1986, ISBN 3-88048-076-1.
  • Manfred Frank: Einführung in die frühromantische Ästhetik. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1989, ISBN 3-518-11563-4.
  • Ders.: Kaltes Herz. Unendliche Fahrt. Neue Mythologie. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1989, ISBN 3-518-11456-5.
  • Gerald Gillespie, Manfred Engel, Bernard Dieterle (Hrsg.): Romantic Prose Fiction. John Benjamins, Amsterdam 2008 (= A Comparative History of Literatures in European Languages, XXIII), ISBN 978-90-272-3456-8.
  • Rudolf Haym: Die romantische Schule, ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes (1870). 2. Auflage 1906. Online, abgerufen am 28. September 2013.
  • Peter Hacks: Zur Romantik, Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2001, ISBN 978-3-89458-198-5.
  • Günter Hartmann: Die Ruine im Landschaftsgarten: Ihre Bedeutung für den frühen Historismus und die Landschaftsmalerei der Romantik = Grüne Reihe 3. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1981. ISBN 978-3-88462-007-6
  • Heinrich Heine: Die romantische Schule. Entstanden 1832/35. Teildrucke in: L'Europe littéraire (Paris), Frühjahr 1833, Erstdruck unter dem Titel Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland, Paris (Heideloff und Campe) 1833, erweitert und unter dem endgültigen Titel, Hamburg (Hoffmann und Campe) 1836. Online bei Zeno.org.
  • Gerda Heinrich: Geschichtsphilosophische Positionen der deutschen Frühromantik. Scriptor, Kronberg/Ts. 1977.
  • Inge Hoffmann-Axthelm: Geisterfamilie. Studien zur Geselligkeit der Frühromantik. Akademische Verlagsgesellschaft, 1973.
  • Jürgen Klein: Der Gotische Roman und die Ästhetik des Bösen. WB, Darmstadt 1975.
  • Jürgen Klein: Byrons romantischer Nihilismus. Salzburg 1979.
  • Jürgen Klein: Anfänge der englischen Romantik 1740–1780. Heidelberger Vorlesungen. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1986.
  • Jürgen Klein/Fred Burwick (eds.): The Romantic Imagination: Literature and Art in England and Germany. Rodopi, Amsterdam/Atlanta 1996.
  • Jürgen Klein: Schwarze Romantik. Peter Lang, Frankfurt a. M./Bern/New York 2005.
  • Detlef Kremer: Romantik, Stuttgart: Metzler 2003.
  • Eberhard Roters: Jenseits von Arkadien. Die romantische Landschaft. Köln: DuMont 1995.
  • Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre. Hanser, München 2007. ISBN 3-446-20944-1.
  • Rüdiger Safranski (Hrsg.): Romantik – was sonst bei dem Sauwetter? Texte der Romantik. Hanser, München 2007, ISBN 978-3-446-20886-5.
  • Helmut Schanze (Hrsg.): Romantik-Handbuch. Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-83101-5.
  • Carl Schmitt: Politische Romantik. Duncker & Humblot, Berlin 1919, 1925, 1968.
  • Gerhard Schulz: Romantik: Geschichte und Begriff. C. H. Beck, München 3. Aufl. 2008.
  • Hermann Timm: Die heilige Revolution. Das religiöse Totalitätskonzept der Frühromantik. Schleiermacher – Novalis – Friedrich Schlegel, Frankfurt am Main 1978.
  • Silvio Vietta (Hrsg.): Die literarische Frühromantik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983.
  • Winfried Wehle/K. Maurer: Romantik – Aufbruch in die Moderne. Romanistisches Kolloquium V, München 1991.
  • Benno von Wiese: Romantik. Für die Gegenwart ausgewählte Texte. Verlag Carl Ueberreuter, Wien-Heidelberg, ISBN 3-8000-3007-1.
  • Harm-Peer Zimmermann: Ästhetik der Aufklärung: Zur Revision der Romantik in volkskundlicher Absicht Königshausen & Neumann, Würzburg 2001.

Weblinks

Wiktionary: Romantik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Romanticism – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Romantik – Zitate

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 606 (romantisch).
  2. Z. B. bezogen auf Petrarca in Kritische Fragmente Nr. 119: „auch ist er romantisch, nicht lyrisch“, d. h. es handele sich eher um einen Roman in Sonetten.
  3. Novalis: Schriften, Band 2, S. 589.
  4. Novalis: Schriften, Band 2, S. 585.
  5. Silvio Vietta: Die Frühromantik. In: Wolfgang Bunzel (Hg): Romantik. Epoche, Autoren, Werke. Darmstadt 2010, S. 13.
  6. Vgl. Dieter Borchmeyer: Zur Typologie des Klassischen und Romantischen. In: Walter Hinderer (Hrsg.): Goethe und das Zeitalter der Romantik. Würzburg 2002 (Stiftung für Romantikforschung; 21), S. 19–29, hier S. 19 f.
  7. Ausführlicher fasst es das Wörterbuch der deutschen Umgangssprache von Heinz Küpper (6., bislang letzte Auflage 1997, hier zitiert nach der Ausgabe in der Digitalen Bibliothek Band 36, Berlin 2004): „Flucht in eine Welt des schönen Scheins; Gefühligkeit; neumodische Innerlichkeit, die sich zu den Maßstäben der Vergangenheit flüchtet; versponnen-rührselige Altertümelei; Neigung zu gefühlsbetonter Illusion als Abwehr der rauhen Alltagswirklichkeit.“ Dieser umgangssprachliche Wortgebrauch wird wie folgt historisch eingeordnet: „Spätestens gegen Ende des Ersten Weltkriegs aufgekommen und vor allem in Schlagern und Filmen gestaltet; nach 1945 wiederaufgelebt als sehnsüchtiges Streben nach der heilen Welt inmitten der Trümmerlandschaft; nach 1960 erneut vorgedrungen unter den jungen Leuten, die nach den Jahren der Gefühlsernüchterung ihren Gefühlen neuen Betätigungsraum zu schaffen suchen.“
  8. Duden Universalwörterbuch, elektronische Ausgabe 2006: „episodenhaftes Liebesverhältnis [das durch die äußeren Umstände als bes. romantisch erscheint]“. Küpper: „kurzfristiges, gefühlsseliges Liebesverhältnis“, nach H. Schulz, O. Basler: Deutsches Fremdwörterbuch, 3. Band, 1977, S. 481–482.
  9. Wie bei Wieland, Schlegel (Luzinde), Eichendorff, Hoffmann, Heine oftmals mit erotischen Anspielungen gebraucht. In der Musik dagegen ist die Romanze als eine wenig gebundene (Satz-)Form – nach der romantischen Idee der künstlerischen Freiheit; vgl. Mozart, Robert Schumann.
  10. Ernst Behler u. a. (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Kritische Ausgabe. 1. Abt. Bd. II, S. 201
  11. Charles Dickens: David Copperfield im Projekt Gutenberg-DE
  12. Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts im Projekt Gutenberg-DE
  13. Joseph von Eichendorff: Ahnung und Gegenwart im Projekt Gutenberg-DE
  14. Adelbert von Chamisso: Nacht und Winter im Projekt Gutenberg-DE
  15. Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen im Projekt Gutenberg-DE