Südchinesisches Meer

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Südchinesisches Meer
Chinesischer Name
Kurzzeichen 南海
Langzeichen 南海
Pinyin Nán Hǎi
Alternativer Chinesischer Name
Kurzzeichen 中国南海
Langzeichen 中國南海
Pinyin Zhōngguó Nán Hǎi
Kurzzeichen 南中国海
Langzeichen 南中國海
Pinyin Nán Zhōngguó Hǎi
Vietnamesischer Name
Quốc Ngữ Biển Đông
Chữ Nôm 匾東
Thailändischer Name
Thai ทะเลจีนใต้
IPA tʰáʔlēː tɕīːnáʔ tɑ̂i
RTGS Thale Chin Tai
Japanischer Name
Kanji, Kana 南シナ海
Kanji 南支那海 obs.[1]
[2][3][4][5][6]
Kana みなみシナかい
Hepburn Minami Shina Kai
Filipino-Name
Tagalog Dagat Kanlurang Pilipinas
Alternativer Filipino-Name
Tagalog Dagat Luzon
Malaiischer Name
Bahasa Malaysia Laut China Selatan
Bahasa Indonesia Laut Tiongkok Selatan
Alternativer Malaiischer Name
Bahasa Indonesia Laut Natuna Utara
Südchinesisches Meer

Das Südchinesische Meer ist ein Teil des Chinesischen Meeres und ein Randmeer des Pazifischen Ozeans in Asien. Im Südwesten grenzt es an den Golf von Thailand. Im Nordwesten liegt der Golf von Tonkin. Es ist damit Teil des Meeresgebietes, das neuerdings mit dem primär politischen Begriff Indopazifik bezeichnet wird.[7]

Bezeichnungen in Sprachen der Region: chinesisch 南海, Pinyin Nán Hǎi („Südmeer“), 中國南海 / 中国南海, Zhōngguó Nán Hǎi oder 南中國海 / 南中国海, Nán Zhōngguó Hǎi, vietnamesisch Biển Đông („Ostmeer“), thailändisch ทะเลจีนใต้, Thale Chin Tai („Südchinesisches Meer“), japanisch 南シナ海 Minami Shina Kai, („Südchinesisches Meer“), tagalog Dagat Luzon („Luzon-Meer“) oder Dagat Kanlurang Pilipinas („Westphilippinisches Meer“), sowie malaiisch Laut China Selatan, Laut Tiongkok Selatan („Südchinesisches Meer“) oder Laut Natuna Utara („Nord Natuna Meer“).

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Südchinesische Meer erstreckt sich über eine Fläche von 3.685.000 km². Bei einer mittleren Tiefe von 1060 Metern ergibt das ein Wasservolumen von 3.907.000 km³. Die größte Tiefe liegt im China Sea Basin und beträgt 5016 Meter.[8]

Das Meer wird nördlich von China begrenzt, im Westen von der Indochinesischen Halbinsel und der Malaiischen Halbinsel, im Osten von den Inseln Taiwan, Luzon, Palawan und Borneo.

Anrainerstaaten sind die Volksrepublik China, die Republik China auf Taiwan, die Philippinen, Malaysia, Brunei, Indonesien und Vietnam.

Angrenzende Meere und Meeresgebiete sind:

Inseln im Südchinesischen Meer sind:

  • Côn Đảo: im Südwesten vor der Küste, gehört zu Vietnam
  • Dongsha-Inseln/Pratas-Inseln: weitgehend untergegangenes Riff im Norden, unter Kontrolle der Republik China
  • Hainan: größte Insel im Norden, gehört zur Volksrepublik China
  • Natuna-Inseln und Anambas-Inseln: im Südwesten, gehören zu Indonesien
  • Paracel-Inseln: Atolle zwischen Vietnam und Hainan, unter Kontrolle der Volksrepublik China, von Vietnam beansprucht
  • Scarborough-Riff: einige Felsen im Osten, nicht weit von Luzon, unter Kontrolle der Volksrepublik China, von den Philippinen beansprucht
  • Spratly-Inseln: eine Vielzahl kleiner Inselchen im Südosten, von verschiedenen Staaten kontrolliert und beansprucht
  • Macclesfield Bank: weitgehend untergegangenes Riff östlich der Paracel-Inseln, unter Kontrolle der Volksrepublik China
  • Zhongsha-Inseln: Zusammenfassung von Scarborough-Riff, Macclesfield Bank und zwei weiteren Untiefen, beansprucht von der Volksrepublik China

Erwähnt werden können auch einige Untiefen, auf die ebenfalls Ansprüche erhoben werden:

  • James-Untiefe (James Shoal): vor Borneo im Süden
  • Luconia-Untiefen (auch Luconia-Riffe): werden manchmal auch zu den Spratly-Inseln gezählt, nördlich der James-Untiefe, werden von Malaysia beansprucht
  • Truro-Untiefe: nördlich des Scarborough-Riffs

Direkt vor den Küsten der jeweiligen Länder liegen noch zahlreiche weitere Inseln, beispielsweise Pulau Tioman vor der malaiischen Halbinsel.

Gebietsstreitigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zugehörigkeit vieler der im südchinesischen Meer gelegenen Inseln ist zwischen den Anrainerstaaten umstritten. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, insbesondere bei den Spratly-Inseln (zwischen der Volksrepublik China und Vietnam), aber auch beim Scarborough-Riff (zwischen den Philippinen und der Volksrepublik China). Grund dafür ist die strategische Bedeutung als Versorgungsstraße Ostasiens. Neben vermuteten Energieressourcen und Fischvorkommen konzentrieren sich hier einige der international und regional wichtigsten Schifffahrtswege.

Im Jahr 2009 legte die Volksrepublik China bei den Vereinten Nationen eine Landkarte mit der sogenannten „Neun-Striche-Linie“ vor und wollte damit historische Ansprüche auf weite Teile des südchinesischen Meeres begründen. Chinas Ansprüche stehen im Gegensatz zum im Rahmen der UN ausgehandelten Seerechtsübereinkommen, dem China 1996 beigetreten war. Dies regelt die Grenzziehung der ausschließlichen Wirtschaftszone und berücksichtigt bewohnte und bewohnbare Inseln, nicht jedoch unbewohnbare Riffe und Felsen.

Im April 2012 kam es beim Scarborough-Riff zu einem Scharmützel zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen, das sich zu einer Krise zwischen den beiden Staaten ausweitete. Im Juni 2012 erließ Vietnam ein neues Schifffahrtsgesetz, dessen Gültigkeit auch umstrittenes Gebiet um die Spratly- und Paracel-Inseln umfasst.[9] Eine Klärung der unterschiedlichen Ansprüche der Anrainerstaaten wäre durch ein Schiedsverfahren des Internationalen Gerichtshofs möglich. Das wird jedoch von China abgelehnt.[10]

Der philippinische Präsident Benigno Aquino III. warb im Februar 2014 um Unterstützung im Territorialstreit mit China: In einem Interview mit der New York Times zog er Parallelen zur Auslieferung des Sudetenlands an Deutschland im Jahr 1938 (Sudetenkrise).[11][12]

2014 hat China von Mai bis Juli mit der Tiefseebohrinsel Haiyang Shiyou 981 in den umstrittenen Gewässern weit südlich der Insel Hainan Probebohrungen durchgeführt.[13] Als Folge gerieten chinesische und vietnamesische Schiffe aneinander und es kam zu antichinesischen Ausschreitungen in Vietnam.[14]

Nachdem China einige Riffe zu künstlichen Inseln aufgeschüttet hatte, schickten die USA Ende Oktober 2015 demonstrativ ihren Zerstörer Lassen vor die Spratly-Inseln und zeigten damit, dass sie einen chinesischen Anspruch auf diese Inseln nicht anerkennen.[15] Peking behauptete, es baue dort künstliche Inseln, um "im Katastrophenfall humanitäre Hilfe zu leisten". Auf den künstlichen Inseln wurden Radarstation, Start- und Landebahn sowie Hangars gebaut und Raketen stationiert, wie Satellitenfotos zeigen. Die USA als traditionelle pazifische Vormacht sehen sich durch Chinas Expansion herausgefordert, auch wenn diese zunächst auf Kosten der unmittelbar betroffenen Anrainer wie Vietnam und die Philippinen geht.[16]

Am 22. Januar 2013 rief die Regierung der Philippinen den Ständigen Schiedshof in Den Haag an, um die Territorialansprüche zwischen China und den Philippinen zu klären. Dabei berief sie sich auf das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ). Am 19. Februar 2013 erklärte die Volksrepublik China, den Schiedsspruch nicht anerkennen zu wollen. Am 12. Juli 2016 entschied das Schiedsgericht, dass die umstrittenen Inseln außer Panatag (Scarborough-Riff) zur ausschließlichen philippinischen Wirtschaftszone gehörten. Die Fischgründe von Panatag würden traditionell von mehreren Ländern genutzt; weder China noch die Philippinen dürften andere dort vom Fischen abhalten. Die Regierung der Philippinen begrüßte das Urteil, während die Vertreter der Volksrepublik China es für unbegründet und nicht bindend erklärten.[17][18]

Im Juli 2020 schickte die US-Navy Kriegsschiffe zu sogenannten Freedom of Navigation-Fahrten in die von China beanspruchten Gewässer. Damit demonstrierte Washington, dass es die „Neun-Striche-Linie“ im Südchinesischen Meer nicht akzeptiert. US-Außenminister Mike Pompeo bezeichnete Chinas Gebietsansprüche als illegal.[19] Zu den US-Kriegsschiffen, die im Juli 2020 im Seegebiet operierten, gehörten die beiden Flugzeugträger USS Nimitz und USS Ronald Reagan mit ihren Flugzeugträgerkampfgruppen mit je zwei Lenkwaffenkreuzern, zwei bis drei Lenkwaffenzerstörern, zwei Jagd-U-Booten und einem logistischen Trossschiff.[20] Auch die Verbündeten der USA wie Frankreich und Großbritannien beteiligten sich an den Freedom of Navigation-Fahrten, 2021 war auch die Fregatte Bayern der Deutschen Marine dort im Einsatz.[21]

Geostrategische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben China haben Taiwan, Japan und Südkorea sowie die USA als deren Verbündeter geostrategische Interessen im Südchinesischen Meer. Etwa 80 Prozent der Öl-Lieferungen in den Nordosten Asiens passieren das Südchinesische Meer. China vermutet unter dem Meeresboden rund 213 Milliarden Barrel Öl und 25 Billionen Kubikmeter Erdgas.[22] Um das Meer herum ist ein wirtschaftliches Kraftzentrum entstanden; die Summe der Bruttoinlandsprodukte (BIP) dieser Länder übersteigt das BIP Indiens.[23] Viele der Staaten sind Mitglied der ASEAN. Auch Indien hat Interessen in Südostasien und im Südchinesischen Meer.[24][25] Indiens Interessen divergieren teilweise mit denen Chinas und der USA.[26] Einige Staaten in der Region haben aufgerüstet oder rüsten auf.[27] China hat seine Marinebasis Sanya im Norden des Südchinesischen Meeres ausgebaut und künstliche Inseln aufgeschüttet.[28][29][25] Vor allem für China bietet diese Zone einen wichtigen Schlüsselpunkt in Bezug auf die politische Lage und Beziehung zu seinen Nachbarländern.

Ansprüche im Südchinesischen Meer; das Gebiet der Spratly-Inseln ist separat markiert
Ansprüche im Südchinesischen Meer; das Gebiet der Spratly-Inseln ist separat markiert

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Südchinesisches Meer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historische Schreibung, heute obsolet. Der Begriff „Shina – 支那 bzw. シナ“ ist eine historische Lehn-Bezeichnung für China aus dem Sanskrit. Die Nutzung des alleinstehenden Begriffs „Shina – 支那“ mit der Kanji-Schreibweise gilt heute sowohl in China als auch in Japan als beleidigend bzw. offensiv. Aufgrund Missbrauch und Nutzung des Begriffs zur Zeit des Zweiten Weltkriegs seitens Japans ist diese Bezeichnung für China heute in Asien, insbesondere in den betroffenen Ländern, historisch belastet.
  2. Begriff shina – しな, シナ, 支那. In: tangorin.com. Tangorin – 単語林, abgerufen am 18. Juni 2023 (englisch, japanisch).
  3. Begriff shina – しな, シナ, 支那. In: wadoku.de. Wadoku和独辞典, abgerufen am 18. Juni 2023 (deutsch, japanisch).
  4. Begriff zhina – 支那. In: zdic.net. Handian – 汉典, abgerufen am 18. Juni 2023 (chinesisch, englisch).
  5. Begriff zhina – 支那. In: xh.5156edu.com. Zaixian Hanyu Zidian – 在线汉语字典, abgerufen am 18. Juni 2023 (chinesisch).
  6. Begriff zhina – 支那. In: dict.revised.moe.edu.tw. MoE Taiwan – 中華民國教育部, abgerufen am 18. Juni 2023 (chinesisch).
  7. Vom Asien-Pazifik zum Indo‑Pazifik. Bedeutung, Umsetzung und Herausforderung. In: swp-berlin.org. Abgerufen am 3. Januar 2022 (deutsch, englisch, SWP-Studie 2020/S 09, 25.05.2020, 45 Seiten; doi:10.18449/2020S09).
  8. Donald G. Groves, Lee M. Hunt: Ocean World Encyclopedia. 1. Auflage. McGraw Hill, Newk York, Hamburg 1980, ISBN 0-07-025010-3, South China Sea, S. 356–358.
  9. Stephanie Kleine-Ahlbrandt: Chinas Expansion ins Meer. In: Le Monde Diplomatique. November 2012; Online Abfrage am 18. Dezember 2012
  10. Nils Kadritzke: Anmerkung zum Seerecht. Als Infokasten zu: Stephanie Kleine-Ahlbrandt: Chinas Expansion ins Meer. In: Le Monde diplomatique. November 2012
  11. Keith Bradsher: Philippine Leader Sounds Alarm on China. In: nytimes.com. New York Times, 4. Februar 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Dezember 2014; abgerufen am 6. Januar 2022 (englisch).
  12. FAZ.net, 5. Februar 2014: Philippinischer Präsident über China: Wie Hitlers Griff nach dem Sudetenland.
  13. Michael T. Klare: Schatzsuche in tiefsten Gewässern. In: monde-diplomatique.de, Le Monde diplomatique. (deutsche Ausgabe), 13. Februar 2015, abgerufen am 26. Februar 2015.
  14. FAZ.net, 16. Juli 2014, Till Fähnders: China beendet Ölbohrung in umstrittenen Gewässern., abgerufen am 28. Februar 2015.
  15. Spiegel-Artikel vom 27. Oktober 2015 USA schicken Kriegsschiff ins Südchinesische Meer., abgerufen am 29. Oktober 2015
  16. Dang Yuan: Trump heizt China-Konflikt seit Jahren an – der Ursprung liegt aber vor seiner Amtszeit. In: focus.de. FOCUS Online, abgerufen am 3. Januar 2022.
  17. Schiedsgericht weist Chinas Ansprüche ab. In: Der Tagesspiegel Online. 12. Juli 2016, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 3. Januar 2022]).
  18. PCA Press Release: The South China Sea Arbitration (The Republic of the Philippines v. The People’s Republic of China) | PCA-CPA. Abgerufen am 3. Januar 2022 (englisch).
  19. Dang Yuan: Konfrontation China-USA im Überblick. In: focus.de. FOCUS Online, 25. Juli 2020, abgerufen am 6. Januar 2022.
  20. USA verschärfen Streit mit China um Südchinesisches Meer. Langjähriger Konflikt. In: Stern.de. Stern, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2020; abgerufen am 6. Januar 2022.
  21. Fregatte „Bayern“ im Pazifik: China lehnt Besuch von deutschem Kriegsschiff ab. In: FAZ.NET. 15. September 2021, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. Januar 2022]).
  22. China.org: South China Sea issue explained. In: China.org.cn. Abgerufen am 1. Februar 2013 (englisch).
  23. Urs Wälterlin: Südostasiens neues Selbstbewusstsein. Der Standard, abgerufen am 1. Februar 2013.
  24. Anjana Pasricha: India, ASEAN Upgrade Strategic Partnership. Voice of America, 21. Dezember 2012, abgerufen am 1. Februar 2013 (englisch).
  25. a b siehe auch FAZ.net, 21. Dezember 2018, Christoph Hein: Pekings Landnahme
  26. Felix F. Seidler: Maritime Machtverschiebungen im Indo-Pazifischen Raum: Geopolitische und strategische Trends. In: Kieler Analysen zur Sicherheitspolitik. Nr. 33, Januar 2013 (Hrsg. Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel)
  27. Robert D. Kaplan: The South China Sea Is the Future of Conflict. Foreign Policy, abgerufen am 1. Februar 2013 (englisch).
  28. FAZ.net, 11. Juni 2014: China errichtet künstliche Inseln vor den Philippinen.
  29. FAZ.net, 24. Februar 2016: China verlegt Kampfflugzeuge auf umstrittene Insel (→ Woody Island, siehe auch Spratly-Inseln)

Koordinaten: 12° N, 113° O