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See- und Luftschlacht im Golf von Leyte

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See- und Luftschlacht im Golf von Leyte
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg

Der Verlauf der Schlacht
Datum 23. Oktober bis 26. Oktober 1944
Ort Nahe dem Golf von Leyte, Pazifik
Ausgang amerikanischer Sieg
Konfliktparteien

Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten
Australien Australien

Japanisches Kaiserreich Japan

Befehlshaber

Vereinigte Staaten 48 William F. Halsey
Vereinigte Staaten 48 Thomas C. Kinkaid

Japanisches Kaiserreich Jisaburo Ozawa
Japanisches Kaiserreich Takeo Kurita

Truppenstärke

8 Flugzeugträger
8 Leichte Flugzeugträger
18 Geleitträger
10 Schlachtschiffe
9 Schwere Kreuzer
13 Leichte Kreuzer
105 Zerstörer

1 Flugzeugträger
3 Leichte Flugzeugträger

9 Schlachtschiffe
13 Schwere Kreuzer
6 Leichte Kreuzer
31 Zerstörer

Verluste

3.000 Tote

1 Leichter Träger
2 Geleitträger

3 Zerstörer
über 200 Flugzeuge

10.000 Tote
1 Flugzeugträger
3 Leichte Flugzeugträger
3 Schlachtschiffe
10 Kreuzer
9 Zerstörer
rund 300 Flugzeuge

Die See- und Luftschlacht im Golf von Leyte (mitunter als Schlacht vom Golf von Leyte oder von Leyte bezeichnet) fand vom 23. bis 26. Oktober 1944 während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg in den Gewässern der Philippinen statt. Die Kaiserlich Japanische Marine versuchte durch einen massiven Angriff auf die US-amerikanische Flotte die ab dem 17. Oktober eingeleitete Landungsoperation von alliierten Truppen auf den Philippinen abzuwehren. Unter dem Oberbegriff „Schlacht im Golf von Leyte“ werden vier unabhängige, aber strategisch zusammenhängende Gefechte geführt. Der Golf von Leyte ist ein buchtähnliches Seegebiet zwischen den Inseln Leyte und Samar, auf denen alliierte Transportschiffe Truppen absetzten. An der Schlacht nahmen 173 US-amerikanische und 63 japanische Kriegsschiffe teil, wobei Transporter und kleinere Schiffe als Zerstörer nicht eingerechnet sind. Die Schlacht markierte den letzten ernsthaften Versuch Japans, den alliierten Vormarsch im Pazifik noch aufzuhalten.

Vorgeschichte

Die japanische Marineführung rechnete im Herbst 1944 fest mit weiteren großangelegten Landungsoperationen der Alliierten, nachdem diese im Sommer die Inselgruppe der Marianen erobert hatten. Die militärische Initiative hatten die Japaner bereits 1942 in der verlustreichen Schlacht von Midway verloren. Für jedes der in Frage kommenden nächsten Ziele – Philippinen, Formosa (das heutige Taiwan), die Ryūkyū-Inseln oder das japanische Mutterland selbst – wurde ein eigener Verteidigungsplan mit der Bezeichnung Sho ausgearbeitet.

Für die US-Oberbefehlshaber war eine Landung auf den Philippinen allerdings noch nicht ausgemacht. Ursprünglich wurde daran gedacht, schrittweise vorzugehen. Es war vorgesehen, nach der Eroberung diverser kleinerer Inseln erst am 20. Dezember auf den Philippinen zu landen. Daneben kam die Idee auf, nur auf der Philippineninsel Mindanao Flugplätze einzurichten, während der Hauptschlag gegen Formosa und das chinesische Festland zu führen sei. Gegen diesen Plan protestierte der Oberbefehlshaber der südwestpazifischen Streitkräfte General MacArthur erfolgreich bei Präsident Roosevelt: Man dürfe die amerikafreundliche philippinische Bevölkerung, der MacArthur zu Beginn 1942 versprochen hatte, als Befreier zurückzukehren, nicht im Stich lassen. Nachdem Mitte September trägergestützte Luftangriffe auf die Philippinen auf wenig Gegenwehr gestoßen waren, wurde nicht nur MacArthurs Forderung angenommen, sondern auch der Zeitpunkt der Landung auf den 20. Oktober vorverlegt.

Die Heranführung der Kräfte

Die Eroberung diverser kleinerer Inseln im Seegebiet um die Philippinen und Neuguinea, wie Peleliu, Morotai und Ulithi, bildete den Rahmen für den US-amerikanischen Aufmarsch. MacArthur wurden zusätzliche Einheiten der zentralpazifischen Kräfte von Admiral Chester W. Nimitz unterstellt. Den Befehl über die 3. Flotte mit den Flugzeugträgergruppen führte Admiral William F. Halsey. In den Wochen vor der Landung dezimierte diese Flotte systematisch die japanischen Luftstreitkräfte im Bereich der Philippinen und zerstörte dabei insgesamt 1.200 Flugzeuge. Die japanischen Gegenangriffe konnten nur zwei US-Kreuzer beschädigen. Die japanische Führung meldete jedoch die Versenkung von elf Flugzeugträgern, zwei Schlachtschiffen und drei Kreuzern – eine fatale Übertreibung, die dazu führte, dass weitere japanische Kampfflugzeuge in das Gebiet entsandt wurden, um die „Reste“ der alliierten Flotte zu vernichten. Diese Fehleinschätzung führte dazu, dass die japanischen Verstärkungen ebenfalls vernichtet wurden.

Die amerikanische Flotte auf dem Weg zum Golf von Leyte

Die japanischen Seestreitkräfte waren aufgrund von Versorgungsengpässen beim Öl, die durch den alliierten U-Boot-Einsatz hervorgerufen wurden, zwischen dem Mutterland und Indonesien verteilt. Als US-Schiffe am 17. Oktober mit der Minenräumung im Golf von Leyte begannen und Vorauskommandos landeten, löste der Oberbefehlshaber der japanischen Marine, Admiral Toyoda Soemu, den Verteidigungsplan Sho-1 aus. Durch die Zerstreuung der Kräfte bedingt sollten die japanischen Schiffe in vier Gruppen getrennt zum Golf von Leyte laufen und gegen die Landungsflotte vorgehen:

  • Ein Verband aus Flugzeugträgern mit Begleitschiffen, der in den Heimatgewässern lag, sollte sich als Köder dem Kampfgebiet von Norden her nähern und die amerikanischen Flugzeugträger der Task Force 38 auf sich ziehen. Eine Vernichtung der als Köder eingesetzten Träger wurde dabei in Kauf genommen.
  • Während die US-Träger sich auf diese Weise vom Golf entfernten, sollten die restlichen Einheiten – Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer – in drei Gruppen von Westen her in den Golf von Leyte eindringen und die amerikanischen Schiffe mit ihrer Artillerie niederkämpfen.

Schiffe

(CV=Flugzeugträger; CVL=Leichter Flugzeugträger; CVE=Geleitträger; BB=Schlachtschiff; CA=Schwerer Kreuzer; CL=Leichter Kreuzer; DD=Zerstörer)

Japanische Streitkräfte

Bezeichnung des Verbandes Befehlshaber Schiffe
Trägergruppe Ozawa 1 CV, 3 CVL, 2 BB, 3 CL, 8 DD
1. Kampfgruppe A Kurita 5 BB, 10 CA, 2 CL, 15 DD
1. Kampfgruppe C Nishimura 2 BB, 1 CA, 4 DD
2. Kampfgruppe Shima 2 CA, 1 CL, 4 DD
Gesamt: 1 CV, 3 CVL, 9 BB, 13 CA, 6 CL, 31 DD

Alliierte Streitkräfte

Bezeichnung des Verbandes Befehlshaber Schiffe
TG 77.2 Oldendorf 6 BB, 3 CA, 2 CL, 15 DD
TG 77.3 Berkey 1 CA, 2 CL, 6 DD
TG 77.4 T.Sprague/C.Sprague/Stump 18 CVE, 27 DD
TF 38 Halsey 8 CV, 8 CVL, 4 BB, 5 CA, 9 CL, 57 DD
Gesamt: 8 CV, 8 CVL, 18 CVE, 10 BB, 9 CA, 13 CL, 105 DD

Darunter zwei Schwere Kreuzer und zwei Zerstörer der australischen Marine.

Beginn der Landungsoperation

Japanisches 65.000-ts-Schlachtschiff Yamato
Der leichte Träger USS Princeton mit dem Hilfe leistenden Kreuzer Reno. Die Explosion des Trägers tötete auch 85 Mann der Besatzung des Kreuzers Birmingham, der zur Feuerbekämpfung längsseits gekommen war.

Am 18. Oktober begann ein alliierter Verband von sechs älteren Schlachtschiffen und fünf Kreuzern, die Task Group (TG) 77.2 unter Admiral Jesse B. Oldendorf, die Küste zu bombardieren. Am 20. begann die Landung der alliierten Truppen, und am selben Tag liefen das Gros der japanischen Schlachtflotte unter Admiral Takeo Kurita von Singapur und die Flugzeugträgergruppe unter Admiral Jisaburō Ozawa aus der japanischen Binnensee aus. Am 22. lief die Schlachtflotte nach einem Zwischenstopp in Brunei, nun aufgeteilt in zwei Kampfgruppen unter Kurita und Vizeadmiral Shōji Nishimura, in Richtung des Golfes von Leyte. Dem Verband Kuritas gehörten fünf Schlachtschiffe, darunter die Yamato und Musashi, die größten jemals gebauten Schlachtschiffe, zehn Schwere und zwei Leichte Kreuzer mit 15 Zerstörern an. Nishimura befehligte zwei Schlachtschiffe, einen Schweren Kreuzer und vier Zerstörer. Die Verbände sollten nördlich (Kurita) und südlich (Nishimura) der Insel Samar laufen und die Invasionsflotte „in die Zange nehmen“. Hinter Nishimura folgte ein kleinerer Verband mit drei Kreuzern und vier Zerstörern unter Vizeadmiral Kiyohide Shima.

Am Tag nach Beginn der Landung waren bei geringem Widerstand der japanischen Armee bereits 132.000 Mann mit 200.000 Tonnen Nachschub gelandet. Die östlich von Samar liegenden Transporter wurden im Wesentlichen durch die Schlachtschiffe der TG 77.2 und die 18 Geleitflugzeugträger der TG 77.4 gedeckt, während die amerikanische Hauptstreitmacht, die TF 38, östlich von Luzon kreuzte.

Am 23. Oktober griffen die amerikanischen U-Boote Darter und Dace westlich von Palawan den japanischen Hauptverband Kuritas an, versenkten die Schweren Kreuzer Atago und Maya und beschädigten den Kreuzer Takao so schwer, dass er nach Brunei zurückkehren musste. Bei dem Versuch, die Takao zu überholen und endgültig zu versenken, lief die Darter auf ein Riff und musste aufgegeben werden; die Besatzung konnte von der Dace gerettet werden.[1] Aufgrund der Kontaktmeldungen der beiden Boote wurden die Flugzeugträger der TF 38 östlich von Luzon und Samar in Stellung gebracht. Landgestützte japanische Flugzeuge griffen am nächsten Tag eine der Trägergruppen an und konnten den leichten Flugzeugträger Princeton so schwer beschädigen, dass er am frühen Abend aufgegeben und versenkt werden musste. Kurita setzte unterdessen mit seiner dezimierten Streitmacht den Weg in den Golf fort.

Verlauf der einzelnen Gefechte

Die Schlacht in der Sibuyan-See

Vizeadmiral Takeo Kurita, Befehlshaber der japanischen Hauptstreitmacht vor Leyte

Zwischen 8 Uhr und 9 Uhr am 24. Oktober wurden die beiden japanischen Kampfgruppen von Aufklärern entdeckt. Der südliche japanische Verband Nishimuras wurde von ihnen attackiert, wobei das alte Schlachtschiff Fusō leichte Schäden erlitt. Den Hauptschlag führten Halseys Träger aber gegen den nördlichen Verband Kuritas, der keinerlei Deckung durch eigene Jagdflugzeuge besaß – alle landgestützten Flugzeuge wurden für die Angriffe auf die amerikanischen Träger eingesetzt. In den folgenden Angriffswellen wurden mehrere Schiffe Kuritas beschädigt; der Kreuzer Myōkō so schwer, dass er sich nach Westen zurückzog. Die Musashi wurde so schwer getroffen, dass sie hinter dem restlichen Verband zurückblieb. Die letzte der insgesamt fünf Angriffswellen griff nur noch die Musashi an und erzielte nicht weniger als 19 Torpedo- und 17 Bombentreffer, die das Schiff zum Sinken brachten. Kurita setzte zunächst einen Ausweichkurs, steuerte jedoch auf Befehl Toyodas bald wieder in Richtung der San-Bernardino-Straße, die Samar von Luzon trennt. Er konnte aber nicht mehr darauf hoffen, während der Nachtstunden auf die amerikanische Invasionsflotte zu treffen – diese war nicht vor 7 Uhr zu erreichen, was seine Einheiten erneut der Gefahr amerikanischer Luftangriffe aussetzen würde. Sein Verband war nun auf vier Schlachtschiffe, sechs Schwere und zwei Leichte Kreuzer mit ihrer Zerstörerbegleitung geschrumpft.

Die Schlacht in der Surigao-Straße

Während die Hauptstreitmacht unter ständigen Luftangriffen lag, fuhren Nishimura und Shima südlich davon plangemäß in Richtung Surigao-Straße, um von Süden her in den Golf von Leyte einzudringen. Diese Absicht wurde vom US-Oberkommando erkannt; die Aufgabe, die Durchfahrt durch die Straße zu sperren, fiel den alten Schlachtschiffen der TG 77.2 Oldendorfs zu. Diese patrouillierten in klassischer Kiellinie die Straße, als sich gegen 02:30 Uhr am 25. Oktober Nishimuras Verband näherte, der schon seit Stunden mit den erfolglosen Angriffen amerikanischer Schnellboote zu kämpfen hatte. Hier entspann sich die letzte Schlacht zwischen Schlachtschiffen in der Seekriegsgeschichte.

Die US-Zerstörerdivisionen begannen um 3 Uhr mit radargeleiteten massierten Torpedoangriffen. Ein Torpedo traf die Fusō, die nach einer halben Stunde auseinanderbrach und sank. Ebenso wurden drei der vier japanischen Zerstörer getroffen und außer Gefecht gesetzt; zwei von ihnen sanken. Auch das andere Schlachtschiff Yamashiro wurde von einem Torpedo getroffen. Nishimura setzte trotz allem seinen Weg fort und lief direkt auf die US-Schlachtschiffe und Kreuzer zu. Die amerikanische Kiellinie lief quer vor der japanischen und konnte somit alle Geschütze einsetzen, während die japanischen Schiffe nur mit den vorderen Türmen feuern konnten, was in der Seekriegstheorie als „Crossing the T“ bezeichnet wird. Die amerikanischen Schiffe hatten außerdem radargeleitetes Feuer und konnten auf über 20 km feuern und treffen, während die Japaner während der gesamten Schlacht überhaupt nur den vorgeschobenen amerikanischen Kreuzerflügel erfassen und erfolglos beschießen konnten. Um 03:51 Uhr eröffneten die Amerikaner das Feuer und deckten die japanischen Schiffe binnen weniger Minuten mit so vielen Treffern ein, dass diese abdrehten und nach Süden zu entkommen versuchten. Die Yamashiro wurde aber um 04:11 Uhr von zwei weiteren Torpedos getroffen, die sie endgültig zum Sinken brachten. Versehentlich kam es zu zahlreichen amerikanischen Treffern auf den vorgeschoben operierenden Zerstörern Smoots, vor allem der Albert W. Grant, die fast alle Personalverluste der Amerikaner in dieser Schlacht verursachten.

Wenige Minuten später traf der nachfolgende Verband Shimas ein, der den katastrophalen Verlauf der Operation erkannte und umdrehte, nachdem der Leichte Kreuzer Abukuma von Schnellbooten torpediert und Shimas Flaggschiff durch den fast manövrierunfähigen Schweren Kreuzer Mogami gerammt worden war. Er wurde am nächsten Tag von Flugzeugen versenkt (ebenso später das Flaggschiff Shimas, der Schwere Kreuzer Nachi, vor Manila). Nachdem in den frühen Morgenstunden auch die zusammengeschossene Mogami und der vorher beschädigte Zerstörer Asagumo versenkt worden waren, blieb von Nishimuras Gruppe nur ein Zerstörer, die Shigure, übrig.

Die Schlacht vor Kap Engaño

Der sinkende Flugzeugträger Zuikaku vor Kap Engaño
Der Zerstörer Akizuki explodiert vor Kap Engaño

Während am Nachmittag des 24. Oktober die amerikanischen Trägerflugzeuge Kuritas Schlachtflotte angriffen, wurde nördlich von Luzon die heraneilende Trägerflotte Ozawas gesichtet. Admiral Halsey sah diese Gruppe als Hauptziel an und gruppierte seine Flotte um. Die Schlachtschiffe, auch das Flaggschiff Admiral Halseys, die USS New Jersey, und eine Anzahl Kreuzer wurden aus den Trägergruppen herausgenommen und bildeten die TF 34 unter Vizeadmiral Willis A. Lee mit insgesamt sechs Schlachtschiffen, zwei Schweren und zwei Leichten Kreuzern sowie 18 Zerstörern. Drei der Trägergruppen der Task Force 38 und die eben gebildete TF 34 liefen dann nach Norden, um die japanische Trägerkampfgruppe abzufangen.

Dabei blieben keine Kräfte zur Deckung der San-Bernardino-Straße und damit der Landungskräfte und Begleitträger gegen die japanische mittlere Angriffsgruppe unter Admiral Kurita zurück (die US-amerikanische Trägergruppe TG 38.1 unter Admiral John S. McCain war seit dem 22. Oktober zur Betankung und Aufmunitionierung nach Ulithi unterwegs und wurde zu spät zurückgerufen, um noch wesentlich eingreifen zu können).

Dieses Risiko ging Admiral Halsey ein, da er annahm, die Kämpfe des vergangenen Tages hätten die mittlere japanische Angriffsgruppe derart geschwächt, dass diese sich auf dem Rückzug befände und zu weiteren Kampfhandlungen nicht mehr in der Lage sei. Die missverständlich formulierten Funksprüche, mit denen diese Umgruppierung und der Abmarsch nach Norden an Admiral Nimitz nach Hawaii und an Admiral Kinkaid gemeldet wurden, ließen diese glauben, dass Halsey nur mit drei Trägergruppen nach Norden eilte, um die japanischen Träger abzufangen, und die Task Force 34, die Schlachtschiffe, zur Deckung der San-Bernardino-Straße zurückgeblieben sei. Tatsächlich dampfte Halsey mit allen Kräften nach Norden. Im Morgengrauen des 25. Oktober war er in Reichweite und ließ die ersten Angriffswellen von den Trägern starten.

Ozawa war kaum zur Gegenwehr fähig: Der Ausbildungsstand der japanischen Piloten war zu diesem Zeitpunkt äußerst niedrig und seine Träger ohnehin nicht voll besetzt. Schon die erste US-amerikanische Angriffswelle zerstörte einen Träger und beschädigte einen weiteren. Nach der vierten Angriffswelle waren alle vier japanischen Träger (Zuihō, Zuikaku, Chitose und Chiyoda) und zwei Zerstörer versenkt, nur die beiden zu „Halbflugzeugträgern“ umgebauten Schlachtschiffe der „Ise“-Klasse, die überhaupt keine Flugzeuge an Bord hatten, konnten mit den Begleitschiffen in der folgenden Nacht entkommen. Ozawa hatte trotz der immensen Verluste sein operatives Ziel erreicht: Die 3. US-Flotte mit der TF 38 hatte sich an seine Fersen geheftet und die Bewachung der San-Bernardino-Straße aufgegeben.

Die Schlacht vor Samar

Amerikanischer Geleitflugzeugträger Makin Island

Während Halseys Flotte nach Norden lief, konnte Kurita nun mit seinem dezimierten, aber immer noch kampfkräftigen Verband ungehindert durch die San-Bernardino-Straße laufen. Bei Tagesanbruch des 25. Oktober stießen sie auf die Geleitflugzeugträger der TG 77.4 (Rear Admiral Thomas L. Sprague), die den im Golf von Leyte verbliebenen Transportern Luftdeckung lieferten. Die dritte Abteilung der Gruppe (Rufzeichen Taffy 3), sechs Geleitflugzeugträger, drei Zerstörer und vier Geleitzerstörer unter Konteradmiral Clifton Sprague, geriet um 7 Uhr unter das Feuer der japanischen schweren Einheiten. Sprague sendete sofort Hilferufe, aber die meisten Flugzeuge der Träger waren unterwegs, und Oldendorfs Schlachtschiffe aus der Straße von Surigao konnten erst in drei Stunden eintreffen und hatten in den vergangenen Kämpfen gegen die südliche japanische Angriffsgruppe zudem einen Großteil ihrer Munition verschossen.

Die See-Luftschlacht vor Samar

Spragues Schiffe begannen sich einzunebeln und hatten das Glück, von einer Regenwand zeitweilig verdeckt zu werden. Kurita, der sich wegen der Gefahr durch Luftangriffe gezwungen sah, möglichst viel Schaden in möglichst kurzer Zeit zu verursachen, löste seine Kiellinie auf und ließ seine Schiffe einzeln operieren. Spragues Zerstörer und Begleitzerstörer fuhren Torpedoangriffe, um die Japaner zu Ausweichmanövern zu zwingen, drei davon wurden dabei versenkt. Die wenigen einsatzbereiten Flugzeuge der Träger flogen Luftangriffe, darunter auch einige Scheinangriffe. Sie erzielten Torpedotreffer auf mehreren japanischen Kreuzern, von denen die Chikuma, die Chōkai und die Suzuya im Verlauf des Gefechtes sanken. Ein weiterer wurde schwer beschädigt und später auf dem Rückmarsch durch Flugzeuge versenkt. Die Amerikaner verloren nur einen der Geleitträger, die USS Gambier Bay, was zum Teil auch an der panzerbrechenden Munition der japanischen Schiffe lag, deren Granaten die leichten Bordwände der Träger oftmals lediglich durchschlugen, ohne zu detonieren.

Um 09:11 Uhr rief Kurita alle Einheiten zurück. Er hatte die Übersicht über seine Einheiten verloren und wollte sie neu formieren. Die zunehmende Intensivität der Luftangriffe und die Nachricht über die Vernichtung von Nishimuras Kampfgruppe veranlassten ihn aber schließlich, das Gefecht abzubrechen und sich Richtung Westen zurückzuziehen, wobei er am nächsten Tag noch einen Leichten Kreuzer verlor. Stattdessen griffen nun landgestützte Kamikaze-Flugzeuge die Geleitträger der TG 77.4 an. Sie beschädigten mehrere Träger und versenkten einen davon, die USS St. Lo.

Zusammenfassung

Die japanische Marine setzte fast alle einsatzfähigen Schiffe ein, die ihr zu diesem Zeitpunkt geblieben waren, um die alliierte Rückeroberung der Philippinen zu verhindern. Dieses Ziel war wichtig genug, um hohe Verluste zu riskieren, drohte beim Verlust der Philippinen doch die Verbindung zwischen den japanischen Hauptinseln und den rohstoffreichen Besitzungen in Indonesien abzureißen. Die Verluste der Japaner in der Schlacht von Leyte waren aber exorbitant hoch: Drei Schlachtschiffe, vier Flugzeugträger, zehn Kreuzer und neun Zerstörer gingen insgesamt verloren – das war etwa die Hälfte aller größeren Einheiten. Von diesen Schiffen wurden fünf Kreuzer allein beim An- oder Rückmarsch durch U-Boote versenkt – so überlegen war die alliierte Seeherrschaft mittlerweile. Japan verblieben noch vier Schlachtschiffe (dazu die beiden Träger-Schlachtschiffe), fünf Schwere und fünf Leichte Kreuzer; fast alle mehr oder weniger stark beschädigt. Ein paar Flugzeugträger befanden sich im Bau, es mangelte jedoch seit geraumer Zeit an auch nur halbwegs erfahrenen Piloten.

Anders bei den Alliierten: Ein einziger amerikanischer Flugzeugträgerverband umfasste schon fast so viele Einheiten, wie den Japanern insgesamt noch blieben. Der Verlust des leichten Trägers USS Princeton, zweier Geleitträger, dreier Zerstörer und eines U-Bootes schränkte die Operationsfähigkeit der US-Flotten in keiner Weise ein; von nun an war die japanische Marine keine ernstzunehmende Bedrohung mehr. Nach Leyte verlor die US-Navy an größeren Einheiten im Pazifik nur noch den Schweren Kreuzer Indianapolis.

Keine andere Seeschlacht des Zweiten Weltkrieges endete mit einem derart überwältigenden Sieg für eine Seite. Die japanische Marine hatte jede Befähigung eingebüßt, noch Einfluss auf den alliierten Vormarsch auszuüben; es reichte lediglich noch zu Selbstmordkommandos, wie es die Yamato am 6. und 7. April 1945 vor Okinawa durchführte. Die japanische Besatzung auf Leyte kämpfte auf verlorenem Posten; Weihnachten 1944 verkündete General Douglas MacArthur den Zusammenbruch des japanischen Widerstandes.

Siehe auch

Literatur

Video

  • Battlefield – Die Schlacht am Golf von Leyte. Filmdokumentation 1997 (VHS).

Weblinks

Commons: See- und Luftschlacht im Golf von Leyte – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas J. Cutler: Entscheidung im Pazifik (engl. The battle of Leyte Gulf), Ullstein Verlag, Berlin / Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-550-07081-0.