Sinisierung

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Sinisierung bedeutet, eine gesellschaftliche Kultur chinesisch zu formen. Sie könnte als eine Form der Transkulturation betrachtet oder auch als „die Kultur Chinas in den Mittelpunkt stellender Akkulturationsprozess“ beschrieben werden.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sinisierung kann einerseits die Umschrift ausländischer Sprachen ins Chinesische bedeuten, andererseits wird es häufig in den Sozialwissenschaften verwendet, um die Assimilierung von Völkern an die chinesische Kultur zu beschreiben. So wurden die Mandschu sinisiert, als sie während der Qing-Dynastie die Kaiser von China stellten.

Der Vorgang der Sinisierung hatte z. B. großen Einfluss auf die Mongolen, die asiatischen Turkvölker, südostasiatische Kulturen und auf die japanische Kultur, denn die japanischen Kanji entsprechen weitgehend den chinesischen Schriftzeichen. Ähnlich verhält es sich in Korea oder Vietnam, wo man erst in der neueren Geschichte die chinesischen Zeichen durch eigene Schrift (Korea) bzw. das lateinische Alphabet (Vietnam) ersetzte.

Die Sinisierung wurde manchmal erzwungen. Insbesondere versuchten die Regierungen der Volksrepublik China und der Republik China auf Taiwan das Hochchinesische durch die Schulpflicht als Hauptsprache zu etablieren.

Heutzutage bezeichnet Sinisierung meist die oft gezielte Ansiedlung von Han-Chinesen in den Siedlungsräumen chinesischer Minderheiten oder in den autonomen Regionen, wie Tibet, Xinjiang und andere Länder. Dabei wird oft der Vorwurf erhoben, dass die Volksgruppen so zur Minderheit in der eigenen Heimat, und ihre Kultur und Sprache marginalisiert werden.

Sinisierung als Akkulturationsprozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinhin wird der Begriff Sinisierung einseitig als Einflussnahme von Seiten der beeinflussenden Kultur bzw. ihrer Vertreter, d. h. der sog. Chinesen, aufgefasst. Gerade aber der Blick in die chinesische Geschichte zeigt, dass sehr häufig Akkulturationsprozesse von Seiten der „Beeinflussten“ angeregt wurden: z. B. die aktive Übernahme der Schrift, des konfuzianischen Beamtensystems usw. Aus diesem Grund gelten die vielen Dynastien, deren Träger keine Han-Chinesen waren (die sich in dieser Form ja auch erst im Laufe der langen Geschichte als solche formiert, sprich „sinisiert“ haben) und die wir so gern als „Fremddynastien“ bezeichnen, in China selbst als chinesische Dynastien: wegen ihrer freiwilligen Akkulturation (d. h. aktiven Sinisierung), die zumeist ein Selbstverständnis als Staatsmacht des Reichs der Mitte (中國 / 中国, Zhōngguó = China) aufwiesen. Aus diesem Grunde wäre es sinnvoll, zwischen einer aktiven und einer passiven Sinisierung zu unterscheiden – je nachdem, von welcher Seite die Akkulturationsprozesse ausgelöst werden bzw. wurden. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass diese meist nicht das eine oder das andere allein sind.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dennoch konnte der Buddhismus sich einfügen (sinisieren) und zum Bestandteil der chinesischen Kultur werden.[1]

Unter Mao Zedong fand eine „Sinisierung des Marxismus“ statt.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christoph Helferich Geschichte der Philosophie, DTV, München 2005, S. 530
  2. Christoph Helferich Geschichte der Philosophie, DTV, München 2005, S. 533