Tätort

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Dezember 2020 um 12:18 Uhr durch Espoo (Diskussion | Beiträge) (→‎Einleitung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schwedisches Schild am Ortseingang

Mit den Begriffen tätort (schwedisch kurz für tätbebyggd ort), taajama (finnisch), tettsted (norwegisch Bokmål), tettstad (norwegisch Nynorsk) und byområde (dänisch) wird in den nordischen Ländern eine Siedlung oder Ansammlung von Häusern bezeichnet, die für statistische Auswertungen gemeinsam als Stadt bzw. Ortschaft erfasst werden. Sie entsprechen damit Stadtregionen im Deutschen und urban areas im Englischen. Die schwedischen, finnischen und norwegischen Begriffe bedeuten etwa „dicht bebauter Ort“ oder „Ortschaft“, die dänische Entsprechung bedeutet etwa „Stadtgebiet“ oder „Stadtumgebung“. Die Einteilung in tätorter ist von der Einteilung der politischen Gemeinden unabhängig: Gemeinden können mehrere tätorter umfassen, ebenso können tätorter über Gemeindegrenzen hinweg bestehen.

Definition

1960 einigten sich die nordischen Länder auf folgende Definition:[1]

Als dichtbebautes Gebiet (tätbebyggt område) werden alle Häuseransammlungen mit mindestens 200 Einwohnern bezeichnet, wenn der Abstand zwischen den einzelnen Häusern normalerweise 200 Meter nicht übersteigt. Der Abstand darf jedoch 200 Meter überschreiten, wenn die Häuseransammlung zum Einflussbereich eines größeren Ortes gehört. […]

Bei der Abgrenzung von dichtbebauten Gebieten werden auch unbewohnte Häuser berücksichtigt und solche Häuser, die ausschließlich als Arbeitsplatz genutzt werden. Hiervon ausgeschlossen sind jedoch landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude, sofern diese freistehend im Verhältnis zum Haupteigentum sind. […] Anstalten, wie Krankenhäuser oder Gefängnisse, die außerhalb des dichtbebauten Gebietes liegen, werden als tätort betrachtet, wenn das Personal mit Familienmitgliedern auf dem Gelände wohnt und diese Gruppe mindestens 200 Personen umfasst. […]

Die Aufteilung in dichtbebaute und dünnbebaute Gebiete wird unabhängig von der administrativen Einteilung vorgenommen. Häuseransammlungen, die eine direkte Fortsetzung eines dichtbebauten Gebietes in einer Nachbargemeinde sind, werden diesem Gebiet zugerechnet.

Schweden

Auf der Grundlage dieser Definition des dichtbebauten Gebiets werden in Schweden vom Statistiska centralbyrån (Statistisches Zentralamt Schweden, SCB) alle fünf Jahre die tätorter abgegrenzt, wobei die Abgrenzung der tätorter von der politischen Gliederung in Gemeinden (kommuner) völlig unabhängig ist. Manche tätorter erstrecken sich über Teile von mehreren Gemeinden. 2010 betraf dies 44 tätorter. Darunter erstrecken sich über mehr als zwei Gemeinden die vier tätorter Stockholm (zwölf Gemeinden), Göteborg (fünf Gemeinden: Göteborg, Mölndal, Partille, Ale und Härryda), Täby (drei Gemeinden: Täby, Danderyd und Sollentuna) sowie Gundal och Högås (Kungsbacka, Göteborg, Mölndal). Acht tätorter überschreiten nicht nur Gemeinde-, sondern auch Provinzgrenzen:

Provinzgrenzüberschreitende tätorter (2010)
Tätort Gemeinde (kommun) Provinz (län) Fläche (ha) Einwohner
Billdal Kungsbacka Hallands län 716 6745
Göteborg Västra Götalands län 297 3544
Gnesta Gnesta Södermanlands län 364 5485
Södertälje Stockholms län 22 77
Gundal och Högås Kungsbacka Hallands län 55 252
Göteborg Västra Götalands län 12 66
Mölndal Västra Götalands län 12 66
Kärsta och Bredsdal Västerås Västmanlands län 20 230
Enköping Uppsala län 7 31
Kvicksund Västerås Västmanlands län 212 995
Eskilstuna Södermanlands län 99 773
Kvillsfors Vetlanda Jönköpings län 87 500
Hultsfred Kalmar län 8
Skutskär Älvkarleby Uppsala län 691 5807
Gävle Gävleborgs län 36 329
Valje Bromölla Skåne län 77 757
Sölvesborg Blekinge län 12 66

Zusätzliches Kriterium für die Einstufung als tätort neben der Mindesteinwohnerzahl von 200 ist ein Anteil ständig bewohnter Häuser von mindestens 50 Prozent. Dies ist oft nicht der Fall in Ortschaften mit höherem Anteil an Ferienhäusern, die seit 2005 als Ferienhausgebiete (schwedisch fritidshusområde) ausgewiesen werden und den Småortern gleichgestellt sind. 2005 gab es 39 solcher Ortschaften, oft im Einzugsbereich der Großstädte. Die größten (2010) waren Älgö in der Gemeinde Nacka mit 751 Einwohnern und Saltarö in der Gemeinde Värmdö mit 735 Einwohnern, beide bei Stockholm. Falls der Anteil ständig bewohnter Häuser 50 Prozent unterschreitet, gilt ein Ort dennoch als Tätort, wenn die „Tagesbevölkerung“ (schwedisch dagbefolkningen) die „Nachtbevölkerung“ (nattbefolkningen) um mindestens 10 Prozent übersteigt.

Im Jahre 2010 gab es in Schweden 1956 tätorter. Besonders bei der Ermittlung der Einwohnerzahlen wird zwischen kommun und tätort streng unterschieden. So hatte beispielsweise Luleå kommun am 31. Dezember 2010 74.178 Einwohner, Luleå tätort als zusammenhängendes Stadtgebiet und Hauptort der Gemeinde (schwedisch centralort) aber nur 46.607. Hauptorte einiger Gemeinden sind keine tätorter, sondern selbst Ortsteile größerer tätorter, beispielsweise Mölndal, das Stadtteil (tätortsdel) von Göteborg, aber zugleich Hauptort der Gemeinde Mölndal ist.

Småort

Ortschaften, die nicht die Größe eines tätort erreichen, werden vom Statistiska centralbyrån als småorter (etwa „Kleinorte“) bezeichnet. Der Begriff beschreibt eine Ansammlung von Gebäuden mit 50 bis 199 Einwohnern und einer maximalen Entfernung von 150 Metern zwischen den Häusern. Gleichgestellt sind Ferienhausgebiete (fritidshusområde), auch wenn sie über 199 Einwohner haben, aber der Anteil an nicht ständig bewohnten Häusern (Ferienhäusern, fritidshus) mindestens 50 Prozent beträgt.

2010 gab es insgesamt 2920 småorter, 43 mehr als 2005. Neue småorter entstehen aus früheren tätorter durch Bevölkerungsrückgang oder, seltener, Veränderung der Einwohnerstruktur (siehe oben unter „Tätort“), andererseits durch Steigen der Bevölkerungszahl auf mindestens 50. Nicht mehr als småorter ausgewiesen werden Ortschaften infolge eines Bevölkerungsrückgangs unter 50 oder durch Zusammenschlüsse mehrerer småorter, manchmal zu einem neuen tätort, oder durch Zusammenwachsen mit einem bestehenden tätort oder Erreichen dieses Status durch Bevölkerungswachstum.

Entwicklung der Anzahl der småorter 2000–2010
Jahr Anzahl Veränderung Neue småorter Keine småorter mehr
Zuvor tätorter Wachstum auf ≥ 50 Nun tätorter Rückgang auf < 50
2000 2690
2005 2876 + 186 42 355 59 152
2010 2920 + 43 34 250 78 163

Den höchsten Bevölkerungsanteil in småortern weist (2010) Gotlands län mit gut 8,5 % auf, während es in Stockholms län nur 1,7 % sind. Die größte Anzahl von småortern (427) und die größte absolute Einwohnerzahl in diesen Orten weist Västra Götalands län auf. Gotlands län und Stockholms län nehmen zudem die erste und die letzte Position nach Bevölkerungsanteil außerhalb jeglicher tät- und småorter mit entsprechend 33,0 % und 2,7 % ein. Dabei war der Anteil in allen Provinzen gegenüber 2005 rückläufig.

Wie unter den tätortern gibt es auch unter småortern einige, die sich über mehrere Gemeinden erstrecken. 2010 waren es 30, die alle auf dem Territorium von zwei Gemeinden liegen (2005 noch 32, davon einer auf dem Territorium von drei Gemeinden). Drei småorter überschritten 2010 außerdem Provinzgrenzen:

Provinzgrenzüberschreitende småorter (2010)
Småort Gemeinde (kommun) Provinz (län) Fläche (ha) Einwohner
Björkshult Högsby Kalmar län 12 66
Uppvidinge Kronobergs län 3 1
Gustavsfors Bengtsfors Västra Götalands län 58 111
Årjäng Värmlands län 5 4
Lindshammar Uppvidinge Kronobergs län 24 50
Vetlanda Jönköpings län 8 18

Finnland

Auch in Finnland ist die Gliederung in taajamas unabhängig von der Gemeindegliederung. Die Daten zu den taajamas werden von der Statistikzentrale (Tilastokeskus) erhoben. Im Jahr 2010 gab es in Finnland 735 taajamas. Die meisten von ihnen waren recht klein, mehr als die Hälfte hatte weniger als 1000 Einwohner. Wegen der fortschreitenden Konzentrierung der Bevölkerung auf weniger, dafür aber größere taajamas ist die Anzahl der taajamas seit Jahrzehnten rückläufig. Vier Fünftel der Bevölkerung Finnlands lebt in taajamas, die zusammen nur knapp 2 % der Gesamtfläche des Landes einnehmen. Das sowohl einwohner- als auch flächenmäßig mit Abstand größte taajama des Landes ist die Agglomeration rund um Helsinki, die im Jahr 2010 mehr als 1,1 Millionen Einwohner zählte und sich über 638 km² auf dem Gebiet von 11 Gemeinden erstreckte. Andererseits gibt es Gemeinden mit mehreren taajamas und auch 11 Gemeinden ohne taajama.[2]

Dänemark

Danmarks Statistik veröffentlicht jährlich zum ersten Januar die Bevölkerungszahlen der dort so genannten byer (dt.: „Städte“), deren Definition[3] derer des tätorts bzw. dänisch byområde[4] entspricht. Deren größte ist Hovedstadsområdet (dt.: „Hauptstadtgebiet“) mit 1.363.296 Einwohnern am 1. Januar 2023.[5]

Einzelnachweise

  1. Statistiska Centralbyrån: Tätorter 1960–2005 (PDF; 590 kB). SCB-Artikelnummer MI38SM0703, S. 83 (schwedisch)
  2. Tilastokeskus: Suomessa väki keskittyy taajamiin (finnisch)
  3. 1.2 Statistiske begreber: Definition „by“ bei Danmarks Statistik, abgerufen am 22. Mai 2012 (dänisch), Zitat: „Definitionen bygger på FN's retningslinier for afgrænsning af byområder.“
  4. 1.2 Statistiske begreber: Definition „byområde“ bei Danmarks Statistik, abgerufen am 22. Mai 2012 (dänisch)
  5. Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BY1: Folketal 1. januar efter byområder, alder og køn (dänisch)

Weblinks

  • Tätorter 2010 (PDF; 3,0 MB), Informationsschrift des schwedischen Statistikamts SCB (schwedisch)
  • Småorter 2005 (PDF; 687 kB), Informationsschrift des schwedischen Statistikamts SCB (schwedisch)