University College London

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University College London
Motto Cuncti adsint meritaeque expectent praemia palmae
„Lasst alle (zusammen) kommen, die durch Verdienst Belohnung erwarten“
Gründung 1826
Trägerschaft staatlich
Ort London, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Provost Michael Arthur
Studierende 41.180 (2018/19)[1]
Mitarbeiter 12.830[2]
Netzwerke LERU, Russell-Gruppe
Website www.ucl.ac.uk

Das University College London (UCL) ist ein College der Universität London. Das UCL ist Mitglied der Russell-Gruppe und eine der angesehensten Universitäten der Welt.[3][4][5][6]

Die fast 55.000 Mitarbeiter und Studenten machen das College zu einem der größten in Großbritannien. Innerhalb der Russell-Gruppe gehört es zusammen mit der Universität Oxford, der Universität Cambridge, der London School of Economics and Political Science und dem Imperial College London zur Untergruppe der „G5“ Elite-Universitäten. Es hat einen jährlichen Umsatz von über 700 Millionen £ und steuert mehr als 40 % der Forschungsgelder der Russell-Gruppe bei.

Der Hauptteil des College ist im zentralen Londoner Stadtteil Bloomsbury an der Gower Street zu finden. Die U-Bahn-Stationen Euston, Euston Square, Warren Street, Goodge Street und Russell Square liegen in der Nähe.

Geschichte

Das UCL wurde am 11. Februar 1826 unter dem Namen „University of London“ gegründet und war als Alternative zu den streng religiösen Universitäten von Oxford und Cambridge gedacht. Häufig wird behauptet, dass die University of London nach Oxford und Cambridge die drittälteste Universität Englands sei. Die Hochschule wurde jedoch erst 1836 gesetzlich anerkannt und erhielt damit das Recht, akademische Grade zuzusprechen. Gleichzeitig wurde sie in den noch heute gültigen Namen University College London umbenannt. Noch vor diese gesetzliche Anerkennung des UCL fallen die Gründungen des King’s College London 1829 und der Universität Durham (1832). Das King’s College London gehört heute zusammen mit dem UCL zur University of London.

Das UCL war die erste Hochschule Englands, an der Studierende ungeachtet ihrer Rasse, Religion oder politischen Anschauung studieren konnten. Möglicherweise war sie auch die erste Hochschule Englands, die Studierende beider Geschlechter akzeptierte (die Universität Bristol behauptet dasselbe von sich – da beide Hochschulen Studierende zu akademischen Graden der University of London zugelassen haben, ist es möglich, dass dies zeitgleich geschehen ist). Das UCL war außerdem die erste Hochschule Englands, die eine Studentenorganisation eingerichtet hat (Männer und Frauen waren dabei bis 1945 jeweils getrennt) und auch die erste, die Lehrstühle in den folgenden Fächern besetzte: Industrielle Chemie, Chemie, Ägyptologie, Elektrotechnik, Englisch, Französisch, Geographie, Deutsch, Italienisch, Papyrologie, Phonetik, Psychologie und Zoologie.

1907 wurde die ursprüngliche University of London wiederhergestellt und viele der Hochschulen, einschließlich des UCLs, verloren ihren gesonderten Status. Dies bestand bis 1977, als in einer neuen Urkunde die Unabhängigkeit des UCLs festgehalten wurde.

Der vordere Eingangsbereich

1973 wurde das UCL die erste internationale Verbindung zum ARPANET, dem Vorläufer des heutigen Internets.

Im August 1998 wurde die medizinische Schule des UCL mit der The Royal Free Hospital Medical School zusammengeschlossen, um die neue Royal Free and University College Medical School zu schaffen.

Auch heute noch hat das UCL einen streng säkularen Charakter und anders als bei den meisten anderen britischen Universitäten gibt es auf dem Campus weder eine christliche Kapelle noch muslimische Gebetsräume. Wegen dieses Grundsatzes ist das UCL auch bekannt als „the godless institution of Gower Street“, d. h. auf deutsch „die gottlose Einrichtung an der Gower Street“. Trotzdem umfasst die Studentenorganisation des UCL (University College London Union) auch religiöse Gruppen. Von 2006 bis 2007 war Umar Farouk Abdulmutallab, der Ende 2009 durch einen gescheiterten Sprengstoffanschlag auf ein Passagierflugzeug bekannt wurde, Präsident der islamischen Gesellschaft der Studentenorganisation.[7]

Die Studentenorganisation des UCL hat dieselben Prinzipien wie das UCL und es ist ihr konstitutionell untersagt, sich an eine politische Partei zu binden. Die relativ unpolitische Einstellung des UCL lässt sich dem Umstand zuschreiben, dass Kandidaten für Ämter nicht auf Parteikarten werben können, und steht im Gegensatz zu nahe gelegenen Einrichtungen wie der London School of Economics and Political Science. Man kann diese Einstellung aber auch mit sozialen und kulturellen Tendenzen der Studierendenschaft und der Universitätsleitung in Zusammenhang bringen.

Die Bibliothek des UCL ist berühmt; ihre Sammlung schließt eine Erstausgabe von Newtons bedeutendem Werk „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ ein.

Im Oktober 2002 wurde eine Zusammenschließung des UCL mit dem Imperial College London angekündigt. Diese Fusion wurde von den Mitarbeitern wie auch von der Studentenorganisation als Übernahme des UCL durch das Imperial College abgelehnt. Was zur Verärgerung des Personals und der Studentenschaft beigetragen hat, war ihre als ungenügend empfundene Miteinbeziehung, bevor der Antrag zur Fusionierung gestellt wurde. Bei einer Dringlichkeitssitzung, die von der University College London Union einberufen worden war, stürmte der damalige Dekan Derek Roberts aus dem Bloomsbury-Theater und weigerte sich, einem Sprecher zuzuhören, der sich der Fusion entgegensetzte. Er selbst hatte kurz vorher eine Rede für die Fusion gehalten. Einen Monat später, nach einer energischen Kampagne, wurden die Pläne zur Zusammenlegung aufgegeben.

Am 1. August 2003 übernahm Professor Malcolm Grant[8] das Amt des Präsidenten und Dekans (Direktor des UCL) von Sir Derek Roberts. Dieser war aus dem Ruhestand zurückgerufen worden, um übergangsweise das Amt des Dekans zu besetzen. Kurz nach seiner Amtseinführung 2004 begann das UCL die „Campaign for UCL“, zu deutsch: Kampagne für das UCL. Diese Kampagne zielte darauf ab, Geldmittel in Höhe von 300 Millionen Pfund aufzubringen und richtete sich an ehemalige und aktuelle Mitglieder und Gönner der Hochschule. Diese Art der aktiven Spendenwerbung ist traditionell eher unüblich für britische Universitäten und ähnelt den an amerikanischen Universitäten gängigen Methoden der Finanzierung.

Eine Geschichte des University College London von 1828 bis 2004 wurde von John A. North und Negley Harte unter dem Titel The World of UCL veröffentlicht.[9]

Ranking und Ansehen

Das UCL genießt in Großbritannien und international hohes Ansehen. Es ist durchwegs in den Top 5 der League Tables of British Universities aufgeführt, d. h. der Aufstellungen über die Leistungen der einzelnen britischen Universitäten. In den weltweiten Rankings belegt es derzeit (2016/17) den 7. Platz (QS Rankings)[10], den 15. Platz (THE Rankings)[11], und den 17. Platz (ARWU Rankings)[12]. Im THE-QS World Ranking von 2012/2013 konnte sogar der 4. Platz weltweit und der 2. Platz europaweit erreicht werden. Im QS World University Ranking 2014/2015 teilte sich das UCL gemeinsam mit der University of Oxford den 5. Platz.[13]

Alumni und Persönlichkeiten

Die Liste der Alumni umfasst eine Vielzahl weltweit anerkannter Persönlichkeiten, die von Mahatma Gandhi bis zur kompletten Besetzung der Gruppe Coldplay reicht. Berühmte Schriftsteller sind unter anderem Robert Browning, Raymon Briggs und Gilbert Keith Chesterton. Die Gruppe der Naturwissenschaftler und Ingenieure umfasst z. B. Francis Crick, John Ambrose Fleming, Roger Penrose, Colin Chapman, John Maynard Smith und Alexander Graham Bell. Herausragend sind auch spätere Politiker, wie der erste Premierminister Japans, Hirobumi Ito, oder in jüngerer Vergangenheit Junichiro Koizumi. Weitere Absolventen der Universität sind Chaim Herzog, ehemaliger israelischer Präsident und Jomo Kenyatta, Gründungsvater von Kenia. Berühmte Alumni der Rechtswissenschaften umfassen die Vorsitzenden der Obersten Gerichtshöfe von England (Lord Harry Woolf), Hong Kong (Sir Yang Ti-liang), Indien (Justice A.S. Anand) und Ghana (Samuel Azu Crabbe) ebenso wie die Attorney General von England (Lord Goldsmith; Baroness Scotland), Singapur (Tan Boon Teik; Chao Hick Tin) und Gambia (Hassan Bubacar Jallow).

Das UCL beschäftigt die größte Zahl an Wissenschaftlern unter allen britischen Universitäten. Unter den derzeitigen Mitarbeitern befinden sich 35 Mitglieder der Royal Society, 27 Mitglieder der British Academy und 77 Mitglieder der Academy of Medical Sciences. Alle natürlich vorkommenden Edelgase wurden am UCL durch Sir William Ramsay entdeckt, welcher Leiter des Chemiebereiches war. Die Liste der Alumni und Forscher des UCL umfasst bislang 29 Nobelpreisträger und drei Empfänger der Fields-Medaille:

Gebäude und Einrichtungen

Die Flaxman-Galerie der Hauptbibliothek

Die Gebäude des UCL sind in ihrer Architektur vielfältig und spiegeln alle Stilrichtungen seit der Universitätsgründung wider. Neben dem im Wesentlichen bereits 1828 errichteten, endgültig aber erst 1985 komplettierten Hauptgebäude, zählen dazu Gebäude aus viktorianischer Zeit und moderne Bauten, wie das neue University College Hospital. Die meisten Gebäude konzentrieren sich dabei im und um den UCL Hauptcampus in Bloomsbury, während einige weiter entfernt zu finden sind (z. B. in Hampstead). Zu den neuesten Gebäuden zählen das London Centre for Nanotechnology (LCN) und der Neubau der School of Slavonic and East European Studies (SSEES), welcher im Oktober 2005 durch Princess Anne und den Präsidenten der Tschechischen Republik, Václav Klaus, eröffnet wurde.

Die meisten Fakultäten und Departments des UCL genießen national und international höchstes Ansehen. Darunter sind das Mullard Space Science Laboratory als bedeutendstes britisches Forschungszentrum für Raumfahrt und Satellitenmissionen, „The Bartlett“, eine der besten und entsprechend dem „Architecture-Journal“ mit Abstand renommiertesten Architekturschulen des Landes und die berühmte Slade School of Fine Art. Darüber hinaus unterstehen der Universität eine Reihe von öffentlich zugänglichen Museen und Sammlungen, wie das Petrie Museum of Egyptian Archaeology, das Grant Museum of Zoology And Comparative Anatomy und verschiedene Kunst-, Geologie und Archäologiesammlungen.

Das UCL betreibt zudem das UCL-Bloomsbury, einen mit 535 Plätzen ausgestatteten öffentlichen Konzert- und Veranstaltungssaal auf dem Campus.

Weiteres

Das UCL ist eines der Gründungsmitglieder der ersten internationalen Blockchain für die Wissenschaft bloxberg.[14][15]

Weblinks

Commons: University College London – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Where do HE students study? In: hesa.ac.uk. HESA, abgerufen am 3. Mai 2020.
  2. "UCL-eigene Statistik für Mitarbeiterzahl (Stand Oktober 2017)"
  3. "UCL QS Profil", 2017
  4. "New York Times: What the Job Market Wants", 2012
  5. "US World News: Best Global Universities in Europe", 2017
  6. "Evening Standard: UCL beats Oxford", 2012
  7. UCLU response to attempted act of terrorism (Memento vom 12. Januar 2010 im Internet Archive), Erklärung der UCLU vom 4. Januar 2010 auf www.uclunion.org
  8. Lebenslauf (engl.) (Memento vom 1. Juni 2004 im Internet Archive)
  9. Negle Harte, John A. North: The World of UCL 1828–2004. Vorwort von Malcolm Grant. 3. Auflage. UCL Press, London 2004, ISBN 978-1-84472-068-2 (englisch).
  10. QS World University Ranking 2016/17, 2016
  11. , 2016
  12. , 2016
  13. QS World University Ranking 2014/2015, 2014.
  14. bloxberg – The novel Blockchain Consortium for Science - MPDL. Abgerufen am 25. September 2020.
  15. heise online: bloxberg: Neues Blockchain-Forschungsprojekt für Wissenschaftler. Abgerufen am 25. September 2020.