Wiener Zeitung

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Wiener Zeitung

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Beschreibung österreichische Tageszeitung und Amtsblatt
Verlag Wiener Zeitung GmbH (ausgegliederte Einrichtung des Bundeskanzleramts)
Erstausgabe 8. August 1703 (als Wiennerisches Diarium)
Erscheinungsweise Dienstag bis Samstag
Chefredakteur Walter Hämmerle
Herausgeber Republik Österreich
Weblink wienerzeitung.at

Die Wiener Zeitung wurde 1703 als Wiennerisches Diarium gegründet. Die erste Ausgabe erschien am 8. August 1703. Damit handelt es sich um die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt.[1] Die Zeitung ist zu 100 Prozent im Besitz der Republik Österreich.[2]

Geschichte

Das Wiennerische Diarium begann, wie viele Blätter damals, mit überregionalen oder internationalen Nachrichten, dazu noch Geburts-, Hochzeits- und Todesnachrichten aus dem Adel und Hofberichterstattung. Rein lokale Nachrichten wurden noch durch Ausrufer oder Trommler verbreitet.

Extrablatt der Wiener Zeitung vom 21. Mai 1799 zum Kampf von österreichischen und französischen Truppen in der Schweiz
Wienerisches Diarium AD 1776 (inzwischen mit nur noch einem ‚n‘)
Ehemaliges Redaktionsgebäude am Wiedner Gürtel, bis 2012

Später wurde die Schreibung auf Wienerisches Diarium geändert. Seit 1780 heißt sie Wiener Zeitung, 1812 wurde sie eine offizielle Regierungszeitung mit dem Amtsblatt zur Wiener Zeitung und seit 1857 wird die Wiener Zeitung von öffentlicher Stelle (Redaktion: Joseph Carl Bernard) herausgegeben und bis 1997 von der Österreichischen Staatsdruckerei gedruckt. Nach dem Anschluss Österreichs konnte sie wegen der komplizierten Veröffentlichungsbestimmungen für das Amtsblatt nicht sofort komplett eingestellt werden und beschränkte sich bis 29. Februar 1940 auf den amtlichen Teil mit den Kundmachungen, die Börsennachrichten und das Amtsblatt. Ab 1. März 1940 bis 7. April 1945 wurde sie durch den Völkischen Beobachter – Wiener Ausgabe ersetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien die erste Ausgabe am 21. September 1945. Die Auflage entwickelte sich von 4500 (1855) auf heute knapp 24.000 Exemplare. Seit 1995 verfügt sie über die Webausgabe WZ Online. 1998 wurde die Zeitung als GmbH ausgegliedert. Die Ausgaben der Wiener Zeitung von 1704 bis 1939 können zu einem Gutteil bereits online im Anno-Portal der Österreichischen Nationalbibliothek gelesen werden.

Die Wiener Zeitung ist auch das amtliche Veröffentlichungsorgan der Republik Österreich und enthält ein Amtsblatt („Amtsblatt zur Wiener Zeitung“), in dem unter anderem Stellen im öffentlichen Dienst ausgeschrieben oder Firmenbuchänderungen bekannt gemacht werden. Ab 1999 begann das Justizministerium mit Veröffentlichungen im Internet und seit 1. Jänner 2000 werden Insolvenzen ausschließlich und rechtsverbindlich im Internet veröffentlicht, die Wiener Zeitung druckt sie aber freiwillig weiterhin ab. Seit Beginn 2002 werden Firmenbuchänderungen sowohl online in der Ediktsdatei, als auch im Amtsblatt veröffentlicht. Mit der Zeit kamen weitere Bereiche dazu und seit 1. Jänner 2005 erfolgen fast alle Veröffentlichungen, die in Gerichtsverfahren vorgesehen sind, in der Ediktsdatei.

Mit Anfang 2007 nahm die Wiener Zeitung GmbH den Mehrwertdienst firmenmonitor.at in Betrieb. Über diesen Dienst können Informationen über Adressänderungen, Firmenbuchänderungen, Konkurse, Neueintragungen und Ähnliches von Firmen abonniert werden.

Als hundertprozentige Tochter gehört auch die auftrag.at Ausschreibungsservice GmbH zur Wiener Zeitung GmbH. Dabei handelt es sich um eine Ausschreibungsplattform für öffentliche Auftraggeber und potentielle Bieter. Seit Mai 2010 kann man mittels einer Erweiterung in der Applikation Angebote auch elektronisch erstellen und abgeben.

Die Wiener Zeitung ist Genossenschafter der Austria Presse Agentur.

Chefredakteure des Blattes waren von 1983 bis 2000 Heinz Fahnler,[3] von 2000 bis 30. April 2005 Peter Bochskanl[4], von Mai 2005 bis Oktober 2009 Andreas Unterberger, der zuvor die Redaktion der Presse geleitet hatte, und von November 2009 bis Oktober 2017 Reinhard Göweil, zuvor Wirtschafts-Ressortleiter der Tageszeitung Kurier.[5][6] Nachdem Göweil mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Journalistin konfrontiert war, wurde er am 20. Oktober 2017 entlassen.[7]

Mit September 2009 hat die Wiener Zeitung die redaktionelle Leitung von HELP.gv.at, dem Behörden-Informationsportal der Republik Österreich, übernommen. HELP.gv.at bietet Infos über Behördenwege zu 170 Lebenssituationen wie Schwangerschaft, Heirat oder Führerschein. Die Plattform informiert behördenübergreifend und neutral über Amtswege, beantwortet Bürgeranfragen beziehungsweise leitet diese an die zuständige Stelle weiter oder verlinkt zu (Online-)Formularen.

Seit 1. Jänner 2010 betreut die Wiener Zeitung im Auftrag der Republik auch den Inhalt von Unternehmensserviceportal (USP) redaktionell. Als „One-Stop-Shop-Portal“ bietet USP nützliche Informationen zu unternehmensrelevanten Themen und dient als Serviceportal für Unternehmer, die dort ihre Amtswege erledigen können.

Seit 1. Jänner 2016 soll es zusätzlich in loser Reihenfolge Artikel in Leichter Sprache geben.[8]

Chefredakteure

Erscheinungsweise

Seit Beginn erschien das Blatt zweimal in der Woche, mittwochs und samstags. Ab Oktober 1812 erschien es dreimal wöchentlich, dienstags, donnerstags und samstags. Seit 1. Oktober 1813 war die Erscheinungsweise täglich. Am 21. März 1848 wurde die Abendausgabe eingeführt „um mit dem jetzigen bedeutungsvollen Augenblicke mit dem raschen Gange der Zeitereignisse gleichen Schritt zu halten.“[16] Ab 1. August 1848 erscheint die Wiener Zeitung morgens von Dienstag bis Sonntag und die Abendausgabe von Montag bis Samstag.

Nachdem die Abendausgabe eingestellt worden war, erschien die Wiener Zeitung vom 2. Jänner 1922 bis zum 10. April 1925 Montag bis Samstag abends. Ab 12. April erschien sie wieder Dienstag bis Sonntag morgens. Ab 3. Juli 1933 erschien die WZ zusätzlich montags um 13 Uhr und damit wieder siebentägig. Da sie ab 1938 nur mehr amtliche Nachrichten brachte, kann es sein, dass die Erscheinungsweise wieder eingeschränkt wurde.

Nach dem Krieg erschien die WZ sechstägig von Dienstag bis Sonntag. Im November 1998 wurde auf eine fünftägige Erscheinungsweise von Montag bis Freitag umgestellt. Derzeit erscheint sie fünftägig von Dienstag bis Samstag.

Kopftitel

  • 1703 – 3. Jänner 1725: Wiennerisches Diarium
  • 3. Jänner 1725[17] – 29. Dezember 1779: Wienerisches Diarium
  • 1. Jänner 1780 – 1800: Wiener Zeitung – Mit k.k. allergnädigster Freiheit
  • 1800 – 1806: Kaiserlich-königliche privilegirte Wiener Zeitung
  • 1807 – 19. Dezember 1847: Oesterreichisch-Kaiserliche privilegirte Wiener Zeitung
  • 20. Dezember 1847 – 30. Juni 1848: Oesterreichisch-Kaiserlich-privilegirte Wiener Zeitung[18]
  • 1. Juli 1848 – 31. Dezember 1851: Wiener Zeitung
  • 1. Jänner 1852 – 17. Dezember 1857: Oesterreichisch-Kaiserliche Wiener Zeitung
  • 18. Dezember 1857 – heute: Wiener Zeitung
    • ab 13. November 1918 ohne Doppeladler
    • ab 2. Jänner 1934 mit einköpfigen republikanischem Adler
    • ab 1. Mai 1934 ohne Adler
    • ab 3. Juli 1934 mit ständestaatlichem nimbierten Doppeladler[19]

Beilagen / Teiltitel

  • Amtsblatt:
    • 1. Jänner 1812 – 31. Dezember 1866: Amtsblatt zur Wiener Zeitung
    • 1. Jänner 1867 – 2. Februar 1906: Amtsblatt zur Wiener Zeitung und Central-Anzeiger für Handel und Gewerbe
    • 4. Februar 1906 – 31. Dezember 1908: Amtsblatt zur Wiener Zeitung und Zentral-Anzeiger für Handel und Gewerbe
    • 1. Jänner 1909 – 29. Februar 1940: Amtsblatt zur Wiener Zeitung und Zentralanzeiger für Handel und Gewerbe
    • 1945 – heute: Amtsblatt zur Wiener Zeitung
  • Abendausgabe:
    • 21. März 1848 – 31. März 1848: Wiener Zeitung / Abend-Blatt
    • 1. April 1848 – 31. Dezember 1849: Abend-Beilage zur Wiener Zeitung (bis 30. Juli 1848 täglich, danach Mo–Sa, die Wiener Zeitung dagegen Di–So)
    • 1. Jänner 1850 – 30. Juni 1863: Abendblatt der Wiener Zeitung
    • 1. Juli 1863 – 31. Dezember 1921: Wiener Abendpost[20]
  • 2. Jänner 1862 – 31. Dezember 1862 & 1. Jänner 1865 – 30. Dezember 1866: Oesterreichischer Central-Anzeiger für Handel und Gewerbe (Die darin vorkommenden Firmenregistrierungen standen ab 16. Juli 1863 wieder im Amtsblatt, ab 1867 war er mit dem Amtsblatt vereint)
  • 8. Jänner 1930 – 17. Mai 1938: Österreichisches Verwaltungsblatt
  • 28. September 1933 – 7. April 1938: Österreichische Woche
  • 26. November 1933 – 21. August 1938: Sonntagsbeilage der Wiener Zeitung
  • Intelligenzblatt zur Wiener Zeitung
  • Die Bühnen
  • Wissenschaft / Wochenschrift:
    • Österreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie, Statistik und Naturkunde
    • 1853 – 1857: Österreichische Blätter für Literatur und Kunst
    • Österreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben
    • Österreichische Wochenschrift für Wissenschaft und Kunst
    • Wiener Wochenschrift für Wissenschaft
    • Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben
  • Erwachsenenbildung in Österreich
  • Wiener Tagesbericht
  • Österreich / Reichstag: Verhandlungen des Oesterreichischen Reichstages
  • Österreich / Reichstag: Officielle stenographische Berichte über die Verhandlungen des Österr. Reichstages

WienWiki

Von 2012 bis 2014 betrieb die Wiener Zeitung das WienWiki,[21] dessen Anspruch es war, speziell für Themen aus Wien eine entsprechende Enzyklopädie aufzubauen. Im April 2014 wurde die Editierfunktion „aus ökonomischen Gründen“ abgeschaltet und es wird statisch weiterbetrieben.[22]

Mitarbeiter

Die Wiener Zeitung hat traditionell betont österreichische Autoren als Mitglieder der Redaktion, darunter etwa Eduard Hanslick, Alfons Petzold, Otto Stoessl, Thomas Pluch, Gerald Jatzek und Gerald Schmickl.

Literatur

  • Ernst Viktor Zenker: Zur Geschichte der Kaiserlichen Wiener Zeitung 8. August 1703–1903, Wiener Zeitung, 1903 (Online in der Google-Buchsuche-USA)
  • Kurt Paupié: Handbuch der österreichischen Pressegeschichte, 1848–1959, Band 1, W. Braumüller, 1960
  • Helmut W. Lang, Ladislaus Lang, Wilma Buchinger: Bibliographie der österreichischen Zeitungen, 1621–1945, Band 2, K.G. Saur, 2003, ISBN 3-598-23384-1
  • Helmut W. Lang, Ladislaus Lang, Wilma Buchinger: Bibliographie der österreichischen Zeitschriften, 1704–1850, Band 1 von Österreichische Zeitschriften 1704–1945, K. G. Saur, 2006, ISBN 3-598-23387-6
  • Wiener Zeitung GmbH, in: Nachtrag zum Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes über das Jahr 2000 (Rechnungshof Zl 860.014/002-E1/02; PDF; 727 kB), Mai 2002 (Version: 21. August 2003), S. 3–14

Siehe auch

Weblinks

Commons: Wiener Zeitung – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Die älteste Tageszeitung der Welt, auf derstandard.at, 1. April 2003.
  2. Der Österreichische Journalist, Ausgabe 06+07/2010, „Wiener Zeitung“ ist eine „öffentliche Zeitung“.
  3. Heinz Fahnler, Wiener Zeitung, 18. September 2008 (abgerufen am 14. November 2013)
  4. Peter Bochskanl geht in Pension, Wiener Zeitung, 29. April 2005 (abgerufen am 7. November 2013)
  5. "Wiener Zeitung" bekommt neuen Chefredakteur. Artikel vom 28. September 2009.
  6. Wiener Zeitung: Ablöse "politisch nicht motiviert", Die Presse, 27. September 2009
  7. Göweil: "Was ich gemacht habe, war falsch", Artikel von Anna-Maria Wallner in der Tageszeitung "Die Presse", Online-Version vom 21. Oktober 2017
  8. Leichte Sprache Nachrichten aus Österreich, Abgerufen am 3. Januar 2016
  9. a b ANNO: Wiener Zeitung 1780 bis heute. Abgerufen am 8. August 2017.
  10. Th. Venus: Uhl, Friedrich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 15, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2018, ISBN 978-3-7001-8383-9, S. 58 f. (Direktlinks auf S. 58, S. 59).
  11. a b Vorlage:WiWi
  12. orf.at: „Wiener Zeitung“: Chefredakteur abgesetzt. Artikel vom 20. Oktober 2017, abgerufen am 20. Oktober 2017.
  13. derStandard.at: ORF-Aufseher mit Ablaufdatum, Privatfernsehkrieger, staatliche Zeitung. Artikel vom 23. Oktober 2017, abgerufen am 23. Oktober 2017.
  14. derStandard.at: Hämmerle leitet Redaktion der "Wiener Zeitung". Artikel vom 23. November 2017, abgerufen am 23. November 2017.
  15. Walter Hämmerle ist Chefredakteur der "Wiener Zeitung". Artikel vom 18. September 2018, abgerufen ma 22. September 2018.
  16. Wiener Zeitung, 21. März 1848, Morgenausgabe, S. 1
  17. Franz Stamprech: Die älteste Tageszeitung der Welt. Wien 1974, S. 26.
  18. Wiener Zeitung, 30. Juni 1848, S. 1
  19. Wiener Zeitung, 3. Juli 1934, S. 3
  20. Wiener Abendpost / Beilage zur Wiener Zeitung, 1. Juli 1863 S.1
  21. WienWiki der Wiener Zeitung (Memento vom 21. März 2013 im Internet Archive)
  22. Versionsgeschichte der Hauptseite (Memento vom 28. April 2014 im Webarchiv archive.today)