1984 (1984)
| Film | |
| Titel | 1984 |
|---|---|
| Originaltitel | Nineteen Eighty-Four |
| Produktionsland | Vereinigtes Königreich |
| Originalsprache | Englisch |
| Erscheinungsjahr | 1984 |
| Länge | 106 Minuten |
| Altersfreigabe | |
| Stab | |
| Regie | Michael Radford |
| Drehbuch | Michael Radford |
| Produktion | Simon Perry |
| Musik | |
| Kamera | Roger Deakins |
| Schnitt | Tom Priestley |
| Besetzung | |
| |
1984 ist eine Verfilmung von George Orwells gleichnamiger Dystopie mit John Hurt in der Hauptrolle. Sie wurde im „Orwell-Jahr“ 1984 von Michael Radford gedreht. Diese Filmversion wurde für ihre Vorlagentreue gelobt, die auch auf Orwells Erben zurückging, die mit der freieren Filmversion von 1956 nicht einverstanden waren. Die Rolle des O’Brien war die letzte Filmrolle Richard Burtons, dem der Film gewidmet ist.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]London ist Hauptstadt des „Luftstützpunkts Nr. 1“ (vormals England) des Reiches Ozeanien, das ständig im Krieg mit den Mächten Ostasien oder Eurasien ist. Beherrscht wird das Reich von der „Partei“, geleitet vom Großen Bruder, um den ein allgegenwärtiger Personenkult betrieben wird. Alle Bürger werden auf ihre Treue zum System überwacht.
Winston Smith ist ein Mitglied der Äußeren Partei und arbeitet für das Ministerium für Wahrheit, das Nachrichten und Informationen nach den Vorgaben der Regierenden zu Gunsten der „Partei“ verdreht. Er beginnt eines Tages, am System zu zweifeln und schreibt ein Tagebuch, später wird auch der Satz „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass 2 und 2 gleich vier ist“ niedergeschrieben. Damit begeht er ein Gedankenverbrechen. Heimlich trifft er sich mit der Parteigenossin Julia. Er tut sich mit dem Parteifunktionär O’Brien zusammen, einem Mitglied der „Inneren Partei“ und angeblichem Oppositionellen. Dieser übergibt Winston das verbotene Buch von Emmanuel Goldstein, der allgemein als Erzverräter und Drahtzieher jedes systemkritischen Gedankens gesehen wird. Das Buch klärt ihn über das wahre Wesen der ozeanischen Gesellschaft sowie des Krieges auf.
Als Smith und Julia vom Vermieter des Zimmers, in dem sie sich heimlich zum Sex treffen, verraten werden, stellt sich heraus, dass O’Brien in Wahrheit ein Gedankenpolizist ist, der Kritiker des Systems aufspüren soll. Sogar Goldsteins Buch stellt sich als ein teilweise von O’Brien selbst verfasster Köder für Gedankenverbrecher heraus. Winston widersteht zunächst der Folter der Gedankenpolizisten; erst als man ihn seiner schlimmsten Angst (in Raum 101 erwartet jeden Menschen seine schlimmste Angst) – der vor Ratten – aussetzt, verrät er Julia und nimmt das „Doppeldenk“ vollständig an – die psychologische Technik, alle neuen Lügen der Partei zu glauben und jede diesen widersprechende Erinnerung, egal ob Wahrheit oder vorangegangene Lüge, zu vergessen.
Er wird freigelassen und vegetiert im Café Chastain vor sich hin. Die Begegnung mit Julia dort scheint ihn nicht im Geringsten zu berühren und über eine eintreffende Meldung bezüglich eines Kriegserfolges freut er sich zu Tränen und gesteht sich ein, dass er den Großen Bruder liebt, was erneut den Erfolg der Gehirnwäsche durch O’Brien und das System verdeutlicht.
Entstehung und Veröffentlichung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um den zweiten Kinofilm des später oscarprämierten Kameramanns Roger Deakins. Für die kontrastreichen, grobkörnigen Bilder wendete er erstmals in einem westlichen Film die Bleichauslassung an, bei dem das überschüssige Silber auf dem Film verbleibt und nicht wie üblich ausgewaschen wird. Deakins’ Arbeit erwies sich als sehr einflussreich, so kam das Verfahren später unter anderem auch bei Sieben (1995) oder Der Soldat James Ryan (1998) zum Einsatz.
Im Abspann wird angegeben, dass der Film zwischen April und Juli 1984 an Originalschauplätzen in und um London gedreht wurde, genau der Zeit und dem Ort, den Orwell für die Geschichte vorgesehen habe. Zudem wird der Film Richard Burton, dem Darsteller des O’Brien, gewidmet, der vor der Veröffentlichung des Films gestorben war.[2]
1984 kam am 10. Oktober 1984 in die britischen Kinos.[2] Der deutsche Kinostart war am 9. November 1984.[3]
Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem David Bowie nicht zur Verfügung stand, beauftragten die Verantwortlichen von Virgin Films Annie Lennox und Dave Stewart von der britischen Band Eurythmics.[4] Innerhalb von 20 Tagen nahmen die Eurythmics in den Compass Point Studios in Nassau (Bahamas) die Musik für den Film und den Rest des Albums auf. Im August 1984 beauftragte der Regisseur Radford angesichts des nahenden Fertigstellungstermins für den Film den Komponisten Dominic Muldowney, eine klassische Filmmusik zu komponieren. Er war nicht darüber informiert worden, wie weit die Eurythmics mit ihrer Arbeit waren und wusste daher nicht, dass bereits ein fertiger Soundtrack existierte.
Angesichts zweier vollständiger Filmmusiken entschieden der Produzent Simon Perry und der Regisseur Michael Radford, dass Muldowneys Musik besser zum Film passe als die poppige Variante der Eurythmics. Nach ihrer Auffassung ruiniere derartige Musik den Sinn des Films; Radford kritisierte, dass die Entscheidung für die Eurythmics weder kommerziell noch künstlerisch begründet gewesen sei.[5] Die Fassung, die bei der Filmpremiere gezeigt wurde, enthielt lediglich fünfzehn Sekunden der Musik der Eurythmics, im Übrigen waren ausschließlich Muldowneys Kompositionen zu hören.
Das Management der Eurythmics forderte daraufhin, dass der Film mehr von der Musik der Gruppe enthalten müsse. Virgin Films als Finanzier entschied daraufhin, den Film kurze Zeit nach der Premiere aus den Kinos zu nehmen und ihn in einer Fassung neu zu veröffentlichen, deren Musik zum überwiegenden Teil von den Eurythmics stammte. Zum Eklat kam es bei der Verleihung des Evening Standard British Film Award für 1984 als „Bester Film des Jahres“. In seiner Dankesrede griff der Regisseur Radford sowohl Virgin Films als auch die Eurythmics an und warf der Gruppe vor, dass sie sich „eingemischt“ habe und dass „ihre Musik nicht gut genug für den Film“ gewesen sei. Daraufhin sahen sich die Eurythmics gezwungen, ihre Sicht der Dinge in einer Pressemitteilung darzulegen, in der sie Radfords Äußerungen als rufschädigend zurückwiesen.
Als Ergebnis dieser Kontroverse erschienen zwei Versionen des Films, eine Kinofassung mit der Musik der Eurythmics und ein Director’s Cut, der mehr von der orchestralen Musik Muldowneys beinhaltete. Das Album selber wurde im November 1984 nicht als offizieller Filmsoundtrack veröffentlicht, sondern erschien wie ein reguläres Studioalbum mit dem Vermerk „Music derived from Eurythmics’ original score of the motion picture 1984“ („Musik aus der Originalmusik der Eurythmics zum Spielfilm 1984“).
Aus dem Soundtrack der Eurythmics, als Album erschienen unter dem Titel 1984 (For the Love of Big Brother), schaffte es der Titel Sex Crime in den Abspann.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]| Quelle | Bewertung |
|---|---|
| Rotten Tomatoes (Tomatometer) | 75 %[6] |
| Metacritic (Metascore) | 67/100[7] |
| Prädikat der FBW | besonders wertvoll[8] |
| AllMovie | |
| Lexikon des internationalen Films | |
| Roger Ebert |
1984 erhielt ein gutes Presseecho, was sich auch in den Auswertungen US-amerikanischer Aggregatoren widerspiegelt. So erfasst Rotten Tomatoes überwiegend positive Besprechungen und ordnet den Film damit als „Frisch“ ein.[6] Laut Metacritic fallen die Bewertungen im Mittel „Grundsätzlich Wohlwollend“ aus.[7]
Das Lexikon des internationalen Films beschrieb die Neuverfilmung von 1984 als eine treue Adaption von George Orwells Roman, die die schockierende Vision eines totalitären Überwachungsstaates eindrucksvoll umsetze. Gleichzeitig fange der Film die Atmosphäre und den Geist der englischen Nachkriegsgesellschaft von 1948 ein.[3]
„Das 1984 des Films scheint wie ein Jahr, in dem man durch den Zeittunnel ankommt, eine alternative Realität erstellt aus alten Radioröhren und zerschmissener Büroeinrichtung. Es findet sich keine Requisite, die man nicht auf dem Schrottplatz kaufen könnte, doch das optische Ergebnis ist schaurig: Orwells Held, Winston Smith, lebt in einer Welt der düsteren und erdrückenden Unmenschlichkeit, der zerbombten Fabriken, verwanzten Schlafzimmer, der einfachsten Freuden entwöhnten Bevölkerung. […Der Film] sieht aus, fühlt sich an und riecht und schmeckt fast wie Orwells kahle und zornige Vision.“
Allan Cameron war 1985 mit seiner Arbeit an 1984 für einen British Academy Film Award in der Kategorie Bestes Szenenbild nominiert, konnte sich aber nicht gegen Roland Joffés Oscar-nominiertes The Killing Fields – Schreiendes Land durchsetzen.[11] Bei den Evening Standard British Film Awards des Jahres 1985 erhielt 1984 die Auszeichnungen für Bester Film und Bester Hauptdarsteller (John Hurt).
John Hurt wurde beim Fantasporto, einem Preis für Fantasy-Filme, als Bester Darsteller ausgezeichnet. Der Film selbst war als Bester Film nominiert. Beim Valladolid International Film Festival 1984 wurden John Hurt und Richard Burton für ihre Leistungen in 1984 mit gleicher Jurywertung als bester Schauspieler ausgezeichnet. Der Preis für den besten Regisseur ging an Michael Radford.[12] 1984 erhielt er auf dem International Istanbul Film Festival die Goldene Tulpe.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- George Orwell: 1984. Roman. (Originaltitel: Nineteen Eighty-four). Deutsch von Michael Walter, Herausgegeben und mit einem Nachwort von Herbert W. Franke. (Ungekürzte Taschenbuchausgabe; Sonderausgabe zum Welttag des Buches.) Ullstein, Berlin 2007, 383 S., ISBN 978-3-548-26745-6 oder ISBN 3-548-26745-9.
- Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 650–651.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1984 bei IMDb
- 1984 in der Deutschen Synchronkartei
- 1984 in der One-Mediathek, abrufbar bis 10. Dezember 2025
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Freigabebescheinigung für 1984. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juli 2015 (PDF; Prüfnummer: 54 967 V).
- ↑ a b Information. In: bfi.org. Abgerufen am 10. November 2025 (englisch).
- ↑ a b c 1984. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. Oktober 2016.
- ↑ Justin Lewis: Eurythmics. In: Peter Buckley (Hrsg.): The Rough Guide to Rock. Rough Guides, 2003, ISBN 1-84353-105-4, S. 346.
- ↑ Nick Robertshaw: Eurythmics’ ‘1984’ Music Ignites Virgin Controversy. In: Billboard Magazine. 1. Dezember 1984, S. 9.
- ↑ a b 1984. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 31. Oktober 2024 (englisch, aggregiert aus 32 Kritiken).
- ↑ a b 1984. In: Metacritic. Abgerufen am 17. Oktober 2025 (englisch, aggregiert aus 8 Kritiken).
- ↑ 1984. In: fbw-filmbewertung.com. Abgerufen am 10. November 2025.
- ↑ Andrea LeVasseur: Kritik zu 1984 ( vom 24. Juni 2019 im Internet Archive) bei AllMovie (englisch)
- ↑ a b Roger Ebert: 1984. In: www.rogerebert.com. 1. Februar 1985, abgerufen am 13. März 2008 (englisch): „The movie’s 1984 is like a year arrived at through a time warp, an alternative reality that looks constructed out of old radio tubes and smashed office furniture. There is not a single prop in this movie that you couldn’t buy in a junkyard, and yet the visual result is uncanny: Orwell’s hero, Winston Smith, lives in a world of grim and crushing inhumanity, of bombed factories, bug-infested bedrooms, and citizens desperate for the most simple pleasures. […] looks, feels, and almost tastes and smells like Orwell’s bleak and angry vision.“
- ↑ Film/Production Design. In: bafta.org. Abgerufen am 10. November 2025 (englisch, nach 1985 scrollen und den Abschnitt öffnen).
- ↑ 29 Semana Internacional de Cine de Valladolid. In: seminci.com. Abgerufen am 10. November 2025 (spanisch).