3,4,6-Tri-O-acetyl-β-D-glucopyranosylchlorid

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Strukturformel
Strukturformel von 3,4,6-Tri-O-acetyl-β-D-glucopyranosylchlorid
Allgemeines
Name 3,4,6-Tri-O-acetyl-β-D-glucopyranosylchlorid
Andere Namen
  • Triacetylchlorglucose
  • Triacetylchlorglukose (veraltet)
Summenformel C12H17ClO8
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 4451-37-0
PubChem 13889908
ChemSpider 58171760
Wikidata Q113866312
Eigenschaften
Molare Masse 324,71 g·mol−1
Schmelzpunkt

158 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

3,4,6-Tri-O-acetyl-β-D-glucopyranosylchlorid (Trivialname: Triacetylchlorglucose) ist eine chemische Verbindung, die sich von der Glucose ableitet. Es ist als Zwischenprodukt in der organischen Synthese von Bedeutung. Neben den drei Essigsäureestern besitzt die Triacetylchlorglucose außerdem eine Halohydrin-Funktion.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triacetylchlorglucose wurde erstmals 1921 von Percy Brigl synthetisiert. Dieser gewann es durch Verseifung von 3,4,6-Tri-O-acetyl-2-O-trichloracetyl-β-D-glucopyranosylchlorid in wasserfreiem, etherischem Ammoniak bei 0 °C. Das Rohprodukt wurde mit 67 % Ausbeute erhalten. Als Nebenprodukt entsteht in stöchiometrischer Menge Trichloracetamid. Zur Reinigung des Produktes wurde eine Umkristallisation aus Ethylacetat angewendet.[1]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Physikalische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triacetylchlorglucose ist thermisch instabil. Die besondere Stellung der Halohydrin-Funktion am anomeren Zentrum führt zu einer höheren Labilität, sodass die Abspaltung von Chlorwasserstoff (als Rückreaktion der Ringöffnung eines Epoxids) das Brigl-Anhydrid liefert. Letzteres wurde von Brigl zwar in seiner Publikation zur Synthese der Triacetylchlorglucose noch nicht erwähnt, jedoch bereits ein Jahr später ebenfalls näher beschrieben. Aufgrund der thermischen Zersetzung ist es fraglich, ob der von Brigl angegebene Schmelzpunkt der Triacetylchlorglucose mit 158 °C wirklich als Schmelzpunkt dieser Verbindung angesehen werden kann. Brigl bemerkte selbst, dass dieser Schmelzpunkt nur gemessen werden konnte, wenn die Probe in ein bereits auf 145 °C vorgeheiztes Bad getaucht wurde. Bei stetiger Erwärmung maß er niedrigere Schmelzpunkte.

Die Kristalle der Triacetylchlorglucose beschrieb Brigl als „Nadelgruppen mit einem gewissen oberflächlichen Glanz“.[1]

Chemische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Alkoholen reagiert Trichloracetylglucose als Elektrophil im Sinne der Koenigs-Knorr-Methode. Die freie Hydroxygruppe ist außerdem in der Lage, mit Thionylchlorid als Nukleophil zu reagieren (es entsteht ein Chlorsulfinsäureester). Mit essigsaurem Bromwasserstoff entsteht Acetobromglucose. Mit Essigsäureanhydrid und Zink(II)-chlorid entsteht Pentaacetyl-D-glucose (hauptsächlich die α-Form).[1]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Triacetylchlorglucose lässt sich durch Reaktion mit Phosphorpentachlorid die freie Hydroxygruppe in ein Chlorid überführen und man gewinnt somit eine Triacetyldichlorpyranose (die Konfiguration der Positionen 1 und 2 ist nicht bekannt).[1] Die C–Cl-Bindung lässt sich außerdem solvolytisch spalten, sodass etwa in Essigsäure schon bei Raumtemperatur 1,3,4,6-Tetra-O-acetyl-α-D-glucopyranose entsteht.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h P. Brigl: Kohlenhydrate. I. Partieller Austausch von Säuregruppen in der β-Pentaacetyl-glykose. In: Zeitschrift für Physiologische Chemie. Band 116, Nr. 1, 1921, S. 1–52.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. R. U. Lemieux, G. Huber: The Solvolysis of the Alpha-and Beta-3,4,6-Tri-O-Acetyl-D-Glucopyranosyl Chlorides. In: Canadian Journal of Chemistry. Band 33, Nr. 1, 1955, S. 128–133, doi:10.1139/v55-016.