Tshangyang Gyatsho

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Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ཚངས་དབྱངས་རྒྱ་མཚོ
Wylie-Transliteration:
tshangs dbyangs rgya mtsho
Aussprache in IPA:
[tsʰaŋjaŋ catsʰɔ]
Offizielle Transkription der VRCh:
Cangyang Gyaco
THDL-Transkription:
Tshangyang Gyatsho
Andere Schreibweisen:
Tsangyang Gyatso
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
倉央嘉措
Vereinfacht:
仓央嘉措
Pinyin:
Cāngyāng Jiācuò

Tshangyang Gyatsho (1683[1] in Tawang im Kreis Tshona Dzong, heute in Arunachal Pradesh15. November 1706) war der sechste Dalai Lama.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tshangyang Gyatsho wurde im Geheimen erzogen, nach den Vorschriften des von seinem Vorgänger Lobsang Gyatsho 1679 eingesetzten Regenten, des Dipa/Desi Sanggye Gyatsho. Der Grund dafür war, dass offiziell, d. h. für außenpolitische Zwecke, noch der 5. Dalai Lama am Leben war (bis April 1697) und es somit auch noch keine Wiedergeburt geben durfte.

Tshangyang Gyatsho war ein lebenslustiger junger Mann und für seinen sinnenfreudigen Lebenswandel bekannt. Er wurde vom Penchen Lama nicht als Dalai Lama bestätigt, erhielt aber religiöse Unterweisungen von Penchen Lobsang Yeshe. Es ist als Zeichen des besonderen Respektverhältnisses zwischen diesen beiden Lamas zu werten, dass Tshangyang Gyatsho eigens nach Trashilhünpo in Samzhubzê reiste, um seine Mönchsgelübde zurückzugeben und in den Laienstand zu treten.

Unfähig, seinen Verpflichtungen nachzukommen – doch unverändert mit weltlichen Vorrechten ausgestattet – geriet er in den Machtkampf zwischen dem Regenten Sanggye Gyatsho und einem mongolischen Khan namens Lhabzang Khan (reg. 1703–1717) von den Qoshoten. Der versuchte ihn nach der Entmachtung des Regenten absetzen zu lassen, doch die Lamas befanden, dass der sechste Dalai Lama wegen seines „fehlenden Geistes der Erleuchtung“ nicht seinen Status als Reinkarnation verlöre. Nun griff Lhabzang zur Gewalt und setzte sich damit schließlich durch (Belagerung des Klosters Drepung). Tshangyang Gyatsho wurde auf „eine Reise nach China“ geschickt, auf der er wahrscheinlich im November 1706 ermordet wurde. Nach anderen Quellen soll er an einer nicht näher angegebenen Krankheit gestorben sein.

Tshangyang Gyatsho gilt als der große Poet unter den Herrschern Tibets, und aus diesem Grund ist er bis heute sehr beliebt im tibetischen Volk.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

deutsch

  • Günther Schulemann: Geschichte der Dalai-Lamas. Harrassowitz, Leipzig 1958.
  • Andreas Gruschke: Dalai Lama (= Diederichs kompakt.). Hugendubel, Kreuzlingen/ München 2003, ISBN 3-7205-2461-2.
  • Martin Brauen (Hrsg.): Die Dalai Lamas. Tibets Reinkarnationen des Bodhisattva Avalokiteśvara. Arnold, Stuttgart 2005, ISBN 3-89790-219-2.
  • Karl-Heinz Golzio, Pietro Bandini: Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama. Die Herrscher Tibets – wie sie wiederkommen, wie sie gefunden werden, was sie hinterlassen haben. Zweite Auflage der Sonderausgabe. O. W. Barth u. a., Bern/ München/ Wien 2002, ISBN 3-502-61095-9.
  • Manfred Taube: Die »Geheime Befreiung« des 6. Dalai Lama. In: Orientalistische Literaturzeitung 78/5 (September/Oktober 1983), S. 437–443.

englisch

  • Michael Aris: Hidden Treasures and Secret Lives. A Study of Pemalingpa (1450–1521) and the Sixth Dalai Lama (1683–1706). Kegan Paul, London u. a. 1989, ISBN 0-7103-0328-9 (wohl umfangreichste Biographie).
  • Per K. Sorensen: Divinity Secularized. An Inquiry into the Nature and Form of the Songs ascribed to the Sixth Dalai Lama (= Wiener Studien zur Tibetologie und Buddhismuskunde. H. 25, ZDB-ID 551651-1). Arbeitskreis für Tibetologie und Buddhistische Studien – Universität Wien, Wien 1990 (Zugleich: Kopenhagen, Universität, Dissertation, 1991; umfassende Edition und Übersetzung der Gedichte).
  • Fang Chao-ying: "Tshangs-dbyangs-rgya-mtsho", in: Arthur W. Hummel (Hrsg.): Eminent Chinese of the Ch'ing Period (1644-1912). U.S. Government Printing Office 1943 S. 759-61.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tsangyang Gyatso, 6th Dalai Lama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Taube 1983