Zum Inhalt springen

Burg Storkow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Burg Storkow
Luftbild

Luftbild

Staat Deutschland
Ort Storkow
Entstehungszeit Mitte des 12. Jahrhunderts
Burgentyp Niederungsburg, Ortslage
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Adlige
Geographische Lage 52° 15′ N, 13° 56′ OKoordinaten: 52° 15′ 10,1″ N, 13° 55′ 59,7″ O
Burg Storkow (Brandenburg)
Burg Storkow (Brandenburg)

Die Burg Storkow befindet sich in der Kleinstadt Storkow im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg.

Die Niederungsburg war im Rahmen der hochmittelalterlichen Ostsiedung, vermutlich an Stelle einer slawischen Sumpfburg, in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden. Urkundlich wurden Burg und Stadt Storkow in einer Schenkungsurkunde des Markgrafen Konrad von Wettin an das Zisterzienserkloster Pforte im Jahr 1209 erstmalig erwähnt. Nach dem Ende des Teltow-Krieges wurden Burg Beeskow und Burg Storkow als Grenzfesten gegenüber den Askaniern weiter ausgebaut. Das sächsische Ministerialengeschlecht Strele wurde Mitte des 13. Jahrhunderts mit der Herrschaft Beeskow-Storkow in der Markgrafschaft Niederlausitz belehnt. Ihm folgte am 18. März 1384 im Erbgang das Adelsgeschlecht von Bieberstein. Am 15. Juni 1518 verpfändete Ulrich von Bieberstein die Herrschaft Beeskow-Storkow an das Bistum Lebus.

Ende des 14. Jahrhunderts hatten Domkapitel und Bischof ihren Sitz von Lebus nach Fürstenwalde verlegt. Dort bewohnte der Bischof eine kleine Adelsburg an der Stadtmauer. Dietrich von Bülow lernte während seines Jurastudiums und seiner Promotion an der Universität Bologna die italienische Renaissance kennen. Als Bischof von Lebus, kurbrandenburgischer Rat und schließlich auch Kanzler der Universität Frankfurt (Oder) bot sich ihm mit dem Erwerb der Herrschaft Beeskow-Storkow die Möglichkeit zur Errichtung einer repräsentativen Residenz. Wie das im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz überlieferte Bauregister belegt, begann die Erweiterung der Burg zum dreigeschossigen Renaissanceschloss direkt nach dem Erwerb im Jahr 1518. Demnach befanden sich im Erdgeschoss die Hofstube und die Kanzlei. Im ersten Obergeschoss befanden sich der kleine Saal, die bischöflichen Gemächer und die Wohnung des Hauptmanns. Im zweiten Obergeschoss befand sich der große Festsaal. An Nebengebäuden wurden ein Marstall und ein Torhaus mit Post errichtet. Um das Schloss wurde ein Schlossgraben gezogen und zwischen Stadt und Schloss entstand ein Vorwerk als Wirtschaftshof. Damit zählt Storkow zu den ältesten Renaissanceschlössern und frühen Residenzstädten Brandenburgs. Im mittelalterlichen Burgturm kam 1538 Stefan Meiße, ein ergriffener Verbündeter des Fehdeführers Hans Kohlhase, während der Folter zu Tode. Am 16. Juni 1555 starb Johann VIII. von Horneburg als letzter katholischer Bischof im Schloss.

Im Zuge der Reformation gelang es den Hohenzollern die Herrschaft Beeskow-Storkow in Besitz zu nehmen. Zunächst nutzte Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin ab 1556 das Schloss. Nach dessen Tod bewohnte es seine Witwe Katharina von Braunschweig. Aus der Ehe gingen keine männlichen Erben hervor, weswegen die Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin mit dem Kurfürstentum Brandenburg wieder vereinigt wurde. Die Tochter Johanns und Katharinas, Katharina von Brandenburg-Küstrin, heiratete den brandenburgischen Kurprinzen Joachim Friedrich. Joachim Friedrich führte als letzter den Titel "Bischof von Lebus" und nutze Storkow als Jagdschloss. Auf der Reise von Storkow nach Berlin-Cölln starb der Kurfürst 1608 an einem Schlaganfall bei Köpenick. Bereits im Jahr 1606 erhielt Kurprinz Johann Sigismund das Schloss, der als Kurfürst seine Hofhaltung während der Herbst- und Wintermonate hierher verlegte. Der Hauptmann musste seine Wohnung im Schloss Storkow aufgeben und in die Burg Beeskow umziehen. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Herrschaft Beeskow-Storkow von Truppendurchzügen schwer getroffen. Im Schloss Storkow bezogen Regimentschefs und weitere Offiziere Quartier und fanden Verhandlungen um die Kontributionen mit den Ständen der Herrschaft Beeskow-Storkow statt. Nach Kriegsende überließ der Große Kurfürst 1648 Margarethe von Langen, Witwe des schwedischen Generals Friedrich von Zabeltitz, Schloss Storkow.

Nach dem Tod von Magarethe von Langen fiel der Besitz zurück an den Kurfürsten. Aus der Herrschaft Storkow wurde das Domänenamt Storkow gebildet und an Amtschösser verpachtet. Weil es dem Amtschösser verboten war, das Schloss zu bewohnen, bezog er das angebaute Kornschreiberhaus, das in der Folge als Amtshaus bezeichnet wurde. Eine Ansicht von Schloss und Stadt Storkow ist durch Daniel Petzold um 1686 entstanden. Auch im 18. Jahrhundert musste die „königliche Wohnung“ im Schloss stets freigehalten werden, auch wenn die brandenburgischen Kurfürsten, bzw. nach 1701, preußischen Könige, das Schloss nicht mehr nutzten. Im Jahr 1775 brandte das Schloss. Das zweite Obergeschoss mit dem Festsaal wurden abgebrochen. Durch die Reduktion ging die Architektur der Renaissance weitestgehend verloren. Von 1769 bis 1820 war Amtsrat Bütow Pächter der Domäne Storkow. Vor 1840 stellten Experten fest, dass der Burgturm baufällig geworden war und abgerissen werden musste. 1899 befand sich die Stadt im Besitz des Schlosses. 1910 erwarb der Architekt Johann Emil Schaudt das Schloss und ließ es für 25.000 Mark im romantisch historisierenden Stil umbauen. Zwischen 1934 und 1945 wurde die Anlage als Jugendburg von der Hitlerjugend genutzt.

In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs wurde das Rathaus Storkow stark beschädigt. Die Stadtverwaltung nutzte bis 1978 das Schloss für ihre Dienststellen. Ebenfalls waren hier Polizeigruppenposten, Schulräume, eine Schulküche, eine Nähstube, ein Wannenbad sowie ein Arbeitsamt untergebracht. 1965 erfolgte eine erste Sanierung. Am 16. Dezember 1978 brandte das Schloss abermals, dabei wurde das Stadtarchiv nahezu vollständig zerstört. Während das Renaissanceschloss als Runie ungenutzt stehen blieb, wurden der nicht in Mitleidenschaft gezogene mittelalterliche Teil sowie die Nebengebäude für Schulzwecke weiterhin genutzt. Zwischen 2000 und 2009 wurde das Schloss schrittweise mit Mitteln der Brandenburger Landesregierung sowie EU-Geldern wiederaufgebaut. Die Wiedereinweihung erfolgte zu Pfingsten 2009 im Zuge der 800-Jahr-Feier der Stadt Storkow. 2007 gründete sich der Burg-Kultur Verein Storkow, der seitdem zahlreiche Veranstaltungen in dem Gebäude durchführt. Seit Mai 2009 befindet sich das zum Netzwerk aller Besucherzentren der brandenburgischen Großschutzgebiete zugehörige Besucherinformationszentrum (BIZ) des Naturparks Dahme-Heideseen auf der Burg. Neben der Dauerausstellung Mensch und Natur – eine Zeitreise über Natur und Umwelt im Naturpark werden wechselnde Ausstellungen angeboten. Auf dem Burggelände befinden sich ferner die Touristeninformation, die Stadtbibliothek und ein Besuchercafé.

Wegen der beiden Großbrände und zahlreichen Umbauten ist vom Renaissanceschloss kaum etwas erhalten geblieben. Die Funktion eines Residenzschlosses ist in Vergessenheit geraten und da der örtliche Historismus den Schwerpunkt auf das Mittelalter legte, ging auch die Bezeichnung „Schloss“ aus dem kollektiven Gedächtnis verloren. Heute wird nur noch die Bezeichnung „Burg“ verwendet. Die denkmalgeschützte Burg Storkow gehört zusammen mit den Burgen in Beeskow und Friedland NL zum Verbund der Strele-Burgen, mit dem kulturelle Aktivitäten im Landkreis Oder-Spree gefördert werden sollen.

Commons: Burg Storkow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien