James Booth (Landschaftsgärtner)

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James Booth (* 16. Februar 1770[1] in Larbert; † 25. Dezember 1814 in Klein Flottbek) war ein schottischer Landschaftsgärtner und Baumschulenbesitzer.

Leben

James Booth war der Sohn einer angesehenen alten schottischen Familie. Sein gleichnamiger Vater besaß eine Baumschule in Falkirk. Der Hamburger Kaufmann, Sozialreformer und Landwirt Caspar Voght lernte den damals 25-jährigen Gärtner James Booth auf einer ausgedehnten England-Schottland-Reise (1793–1795) kennen.

Die Aufzucht von Jungpflanzen in Baumschulen war seinerzeit in Deutschland nahezu unbekannt.[2] Während hierzulande Stämme im Alter von 10 bis 15 Jahre verpflanzt wurden, wurden in Schottland Jungpflanzen großflächig angebaut und als 4- bis 5-jährige Pflanzen zum Kauf angeboten. Sie waren nicht nur preiswerter, sondern wuchsen auch nach einer Umsetzung besser an. Die Investition in eine Baumschule versprach daher nicht nur wegen einer steigenden Nachfrage nach Bauholz, sondern auch wegen der Möglichkeit, große Heideflächen im Nordwesten von Altona aufzuforsten, lukrativ zu werden.[3][4] Beeindruckt von den Anpflanzungen in Schottland überzeugte Voght Booth, sich an der Elbe anzusiedeln und den Betrieb einer Baumschule zu übernehmen.[5]

Baumschule von Booth in Flottbek um 1855, Lithografie von Wilhelm Heuer

Mit seiner Ehefrau Mary Elisabeth Richmond (1776–1826) zog James Booth 1795 nach Klein-Flottbek westlich von Altona, wo Voght bereits ein Gelände von 4 Hektar für den Betrieb einer Baumschule hatte anlegen lassen.[6] Unter dem Namen „Flottbeker Baumschule“ wurde ab 1797 das kleine Unternehmen betrieben. Booth bezog ein jährliches Gehalt von „1500 bis 2000 Mark“.[7] Im Jahr 1802 wurde mit dem Verkauf von Sträuchern und Bäumen begonnen[8] und im Jahr 1804 mit dem Handel von Samen, u. a. Grassamen.[9]

Mit finanzieller Unterstützung von Caspar Voght hatte Lucas Andreas Staudinger 1797 auf dessen Pachthof eine landwirtschaftliche Lehr- und Erziehungsanstalt errichtet. Hier brachte James Booth sein Wissen über den Obst- und Gemüseanbau ein, Staudinger hielt Vorträge zur Landwirtschaft, der Apotheker Johann Gottfried Schmeisser in Chemie unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Landwirtschaft, ein Herr Wolters im Fach Physik und der aus Wien vertriebene Mediziner Johann Gottlieb Wolstein hielt Vorträge über Haustiere, sowie zur Zucht und zu Krankheiten. Die Lehrzeit war auf drei Jahre festgelegt.

James Booth & Söhne

Voght hatte sich 1812[10] wegen des ausbleibenden geschäftlichen Erfolges infolge der Belagerung und Besetzung Hamburgs aus der gemeinsam betriebenen „Flottbeker Baumschule“ zurückgezogen.[11] Die Baumschule wurde unter den Namen „James Booth & Söhne“ fortgeführt. Der Zusatz „& Söhne“ wurde verwendet, da er seine Söhne als Teilhaber zu beteiligen beabsichtigte. Im November 1813 hatte der die französischen Truppen in Hamburg kommandierende Marschall Davout aufgrund der schlechten Versorgungslage in der Stadt 30.000 mittellose Bürger Richtung Altona vertrieben und auf diese Weise die schwierige Lage nochmals verschärft. Caspar Voghts Landwirtschaft war zerstört worden.[12] Die Perspektive für das Unternehmen war alles andere als vielversprechend.

James Booth verstarb 1814 in Klein-Flottbek. Sein Grab liegt auf dem Nienstedtener Friedhof.

Die Baumschule James Booth & Söhne wurde zunächst vermutlich von einem erfahrenen Gärtner und dem erst zwanzigjährigen Sohn James Godfrey Booth fortgeführt, da die Söhne John Richmond Booth und George jünger und noch ohne Ausbildung waren. Ab 1828 bis zu seinem Tod war John Richmond Booth alleiniger Inhaber.

Kein Landschaftsarchitekt

In Veröffentlichungen zum Jenischpark und zu Caspar Voght ist wiederholt zu lesen, James Booth habe als Landschaftsarchitekt an der Planung und Gestaltung des Mustergutes mitgewirkt. Das entspricht nicht dem heutigen Kenntnisstand, denn James Booth kümmerte sich als Gärtner ausschließlich um die Baumschule. Entsprechende Hinweise finden sich bei Piter Poel, der mit Caspar Voght befreundet war. Er berichtete von zwei Personen, „einem geschickten Gärtner zur Anlegung einer Baumschule“ und einem „geschickten Landmann aus Schottland“.[13] Voght entließ diesen zuständigen „Landmann“[14] allerdings nach wenigen Jahren, da er mit dessen Arbeit und Umgang mit den Landarbeitern nicht zufrieden war. Voght vermittelte ihn an den russischen Grafen Romanzow, für den er in St. Petersburg tätig wurde.[15] Booth pflanzte vermutlich in der fraglichen Zeit 400.000 Bäume.[16]

Ehrungen

1930 wurde der Boothsweg in Osdorf nach James Booth benannt.

Literatur

Wikisource: Isis – Quellen und Volltexte
Wikisource: Johann Georg Büsch – Quellen und Volltexte
  • Die Baumschule James Booth. In: Route 4: Pinneberg Von Baumschulbaronen und Pflanzenjägern. Jenischpark, Hamburg-Altona. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Oktober 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.gartenrouten-sh.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Falkirk Archives (Archon Code: GB558) Russel & Aitken Papers (55) Papers of Peter Booth, Reference Code: A1855 Digitalisat *PDF. Abweichend dazu 1771 im Sterberegister oder 1772 als Grabinschrift und bei Carl Ansorge: Über die Einführung ausländischer Gehölze und die Beteiligung der Familie Booth daran. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 29, 1920, S. 272
  2. Gottlieb Rammelt, Kunstgärtner bei David Samuel von Madai in Benckendorf, berichtete als einer der ersten 1768 über Baumschulen in England, resp. ihre Vorgehensweise und pries die Vorteile in seiner Veröffentlichung „Vermischte ökonomische Abhandlungen zum Besten der Landwirtschaft und Gärtnerei“ (Über den Nutzen wilder Baumschulen, S. 93). Er zweifelt allerdings an, dass diese Art der Aufzucht von Bäumen in Deutschland schnell verwirklicht werden würde.
  3. Besuch bei Caspar Voght in Flottbek, in: Kurt Detlev Möller: Hamburg im Spiegel der Tagebücher des holsteinischen Kammerherrn August v. Hennings 1796, 1798, 1801. In: ZHG, Band 42.1953, S. 42
  4. Die Nachfrage war allgemein hoch. Sie war abhängig von deren Verwendung. Im Schiffbau (in Hamburg) wurde Hartholz verwendet, das allerdings langsam wuchs. In privaten Haushalten wurde Holz verfeuert, wobei es sich um schnell wachsendes Weichholz handelte.
  5. „ohne eine beträchtliche Baumschule kann aus allem Anpflanzen im Großen nicht viel werden, weil die Pflanzen nicht wohlfeil genug geliefert werden“. (Anhang zum vorstehenden Aufsatz vom Landmanne in Flottbek, S. 241) „Das ist nun auch ... bekannt, daß niemand mehr große Bäume pflanzt, die sehr theuer sind.“ (Anhang zum vorstehenden Aufsatz vom Landmanne in Flottbek, S. 236)
  6. „Ich habe nemlich in diesem Jahre eine Baumschule von 16 Morgen Landes angelegt und dazu schöttländische Gärtner kommen lassen.“ In: Anhang zum vorstehenden Aufsatz vom Landmanne in Flottbek, S. 241
  7. Kurt Detlev Möller: Hamburg im Spiegel der Tagebücher des holsteinischen Kammerherrn August v. Hennings 1796, 1798, 1801. In: ZHG, Band 42.1953, S. 49
  8. Anzeige der Flottbeker Baumschule in: Staats und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, anno 1802, am Sonnabend den 30. Oktober, o. Seitenangabe, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10503684~SZ%3D673~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  9. Anzeige der Flottbeker Baumschule in: Staats und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, anno 1804, am Sonnabend den 20. Oktober, o. Seitenangabe, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10503687~SZ%3D623~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  10. abweichend 1813: Flottbek. In: Johannes von Schröder, Hermann Biernatzki: Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg, des Fürstenthums Lübecks und des Gebiets der der freien Hansestädte Hamburg und Lübeck. 2. Aufl., 1. Bd., Allgemeiner Theil A–H, C. Fränckel, Oldenburg 1855, S. 387–388
  11. Zweyter Tag. In: Lorenz Oken: Isis, Heft VIII–X, 1831, Sp. 851
  12. „Der Krieg … zerstörte ihn [gemeint ist der Landbau] gänzlich. Im Jahr 1814 war alles neu zu schaffen.“ In: Hans-Jörg Czech, Kerstin Petermann, Nicole Tiedemann-Bischop (Hrsg.): Caspar Voght (1752–1839) – Weltbürger vor den Toren Hamburgs. Imhof, Petersberg 2014, ISBN 978-3-7319-0053-5, S. 151
  13. Bilder aus vergangener Zeit, nach Mittheilung aus großentheils ungedruckten Familienpapieren, Hrsg. und eingeleitet von Gustav Poel, Theil 1. Bilder aus Piter Poels und seiner Freunde Leben. 1760 - 1787. Hamburg 1884, S. 92, 93.
  14. Dies war der schottische Landwirt Alexander Rogers (Gerhard Ahrens: Caspar Voght und sein Mustergut Flottbek. Englische Landwirtschaft in Deutschland am Ende d. 18. Jahrhunderts, Christians, Hamburg 1969, S. 96ff.)
  15. Friedrich Alexander Bran (Hg.): Etnographisches Archiv, Band 27, S. 203.
  16. Landwirthschaftliche Hefte; Sechstes Heft, J. F. Hammerich, Altona 1822, S. 43.