Louis Tidow

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Maschinen- und Feuerspritzen-Fabrik, Louis Tidow, Umfuhr 15, „um“ den (späteren) Hauptbahnhof von Hannover;
datiert 11. Dezember 1880; Kopie aus Manfred Giehl: Feuerwehren … (siehe Literatur)

Die Louis Tidow, Feuerspritzen-Fabrik in Hannover[1] (auch: Maschinen- und Feuerspritzen-Fabrik und Feuerspritzenfabrik und Apparate-Bau-Anstalt) war eine zu Beginn der Industrialisierung im Königreich Hannover gegründete Firma zur Produktion von Webereimaschinen und insbesondere Feuerspritzen.[2]

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1837[2] – ein halbes Jahrzehnt vor dem Bau der ersten Eisenbahn-Strecken in Hannover[3] – von Louis Tidow († 1878) als „mechanische Werkstatt“ gegründet.[2][4]

Im Jahr der deutschen Reichsgründung 1871 erweiterte Tidow sein bisheriges Produktions-Sortiment von Weberei-Maschinen um „Handdruckspritzen“, die vor allem von den Feuerwehren benötigt wurden.[2]

Im Verlauf der Firmengeschichte nahm das Unternehmen an Ausstellungen in verschiedenen Städten teil und wurde für seine Erfindungen und Konstruktionen mit zahlreichen Auszeichnungen, Preisen und Medaillen geehrt. Dies setzte sich fort[5] nach dem Tod des Firmengründers 1878, nachdem sein Sohn Konrad Tidow das Unternehmen übernahm. Konrad Tidow konstruierte vermutlich erst um 1900 die ersten mit Dampfdruck-betriebenen Wasserspritzen.[2][6]

Arbeitszeugnis (Auszug) für den ehemaligen Schlosser-Lehrling Friedrich Menge aus Badenstedt, signiert 1904 Louis Tidow (vermutlich durch Konrad Tidow)

Um 1898 zog das von Louis Tidow gegründete Unternehmen in die seinerzeit vor Hannover liegende Ortschaft Badenstedt.[5][7]

Um 1912 ging die Firma über zur Produktion Benzinmotor-getriebener Wasserspritzen.[2]

Das Ende des Unternehmens wird in der Zeit der Weimarer Republik um 1925 vermutet.[2]

Bekannte Lieferungen (unvollständig)

Mehrere Dampfdruckspritzen aus dem Unternehmen Louis Tidow haben sich in teilweise „hervorragendem Zustand erhalten“.[2]

  • Vom 11. Dezember 1880 hat sich ein handschriftlich datierter Briefkopf von Louis Tidow an die „Gemeinde Hittfeld“ erhalten.[8]
  • 1904 erhielt die Freiwillige Feuerwehr (FW) in Delmenhorst von Louis Tidow ein Gespann mit einem Dampfkessel der Ottenser Eisenwerke (bei Altona) und einem Wasserdurchfluss von 800 Litern pro Minute.[2]
  • Ab 1911 nannte die FW in Braake eine Dampfspritze aus dem Hause Tidow ihr eigen.[2]
  • Als eine der letzten erwarb „wohl“ die FW in Weetzen für 12.000 Goldmark von der „Specialfabrik für Feuerspritzen“ eine dampfgetriebene Feuerlöschmaschine, allerdings mit einem Durchfluss von lediglich 600 Litern pro Minute.[2]
  • Eine Handdruckspritze aus dem Jahre 1900 steht bei der Feuerwehr Südbäke (Gemeinde Rastede). Sie ist voll Einsatzbereit und in einem hervorragenden Zustand.

Die Handdruckspritze ist in einem alten Spritzenhaus untergestellt das eigens für sie erbaut wurde. Bei einem Einsatz gehen an einem Nachmittag bis zu 15.000 Liter Wasser durch. Die Alterskameraden der Feuerwehr Südbäke kümmern sich liebevoll um ihr Florentinchen.

  • 1924 kaufte die Gemeinde Schameder eine Handdruckspritze der Firma Louis Tidow. Diese ist heute noch voll funktionstüchtig. Bei öffentlichen Vorführungen tritt eine Löschmannschaft in historischen Uniformen auf.
  • Im Feuerwehrmuseum Marxen ist ebenfalls eine voll funktionstüchtige Handdruckspritze der Firma Louis Tidow ausgestellt. Museumsbesucher können das Handdruckspritzenmodell „Louise“ (benannt nach der Herstellungsfirma) sogar selbst bedienen. Die Handdruckspritze war früher bei der Freiwilligen Feuerwehr in Quarrendorf (heute Gemeinde Hanstedt i. d. Nordheide) im Einsatz.

Ausstellungen und Medaillen (unvollständig)

Ausstellungen, Medaillen, Jahreszahlen;
auf einem handschriftlich 1904 datierten Briefkopf

Bisher konnten für das Unternehmen der Tidows folgende Ausstellungsbeteiligungen und Auszeichnungen nachgewiesen werden:

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Gihl: Feuerwehren unter Dampf. Die Geschichte der Dampfspritzentechnik, mit verschiedenen Fotografien erhaltener Dampfdruck-Spritzenwagen, Erfurt 2011: Sutton, ISBN 978-3-86680-813-3, S. 91f. u.ö.; teilweise online über Google-Bücher
  • diverse Produkte-Kataloge
Commons: Louis Tidow (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Vergleiche den handschriftlich am 10. Oktober 1904 datierten Briefkopf der Firma
  2. a b c d e f g h i j k Manfred Gihl: Feuerwehren unter Dampf. Die Geschichte … (siehe Literatur)
  3. Waldemar R. Röhrbein: Eisenbahn. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 153–156.
  4. Anmerkung: Die Vermutung Manfred Giehls, das Unternehmen wäre schon 1837 direkt in Badenstedt begründet worden, ist offensichtlich ein Flüchtigkeitsfehler; der handschriftlich datierte Briefbogen (Kontoauszug) vom 11. Dezember 1880 zeigt als Adresse der Fabrik noch die Umfuhr 15, ein ehemals am Raschplatz hinter dem (heutigen Haupt-)Bahnhof „um“ den Bahnhof herumführender Straßenzug; vergleiche etwa diesen Stadtplan von Hannover aus Meyers Konversations-Lexikon von 1895, im Planquadrat 4D.
  5. a b Vergleiche die Abbildungen, Aufdrucke und Stempel auf dem Briefbogen des handschriftlich datierten Arbeitszeugnisses vom 10. Oktober 1904.
  6. Anmerkung: Nach Manfred Giehl (siehe Literatur) waren jedenfalls in einem Katalog von 1886 noch keinerlei Dampfdruckspritzen verzeichnet.
  7. Vergleiche Klaus Mlynek: Eingemeindungen. In: Stadtlexikon Hannover, S. 153
  8. Vergleiche die Kopie eines Ausschnittes des Briefbogens aus Manfred Giehls Buch Feuerwehren unter Dampf .. (siehe Literatur)
  9. a b c d e f g h i j k l Vergleiche die Aufdrucke auf den zum 10. Oktober 1904 datierten Briefkopf der Firma Louis Tidow
  10. N.N.: Catalog der Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Federvieh, der Geräthe und Maschinen so wie der landwirthschaftlichen Erzeugnisse jeder Art, angemeldet …, Hamburg 1863; online über Google-Bücher
  11. J. Wottitz: Special-Bericht über die Maschinen und Geräthe der internationalen Industrie- und landwirthschaftlichen Ausstellungen zu Stettin und Cöln im Mai und Juni 1865, Wien 1866: Herzfeld und Bauer, S. 170; online über Google-Bücher

Koordinaten: 52° 22′ 42″ N, 9° 44′ 33,3″ O