Cohors I Flavia Hispanorum (Germania)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. April 2023 um 21:17 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Einzelnachweise: Tippfehler entfernt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Cohors I Flavia Hispanorum [equitata] [pia fidelis] [Philippiana] (deutsch 1. Kohorte die Flavische der Hispanier [teilberitten] [loyal und treu] [die Philippianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In mehreren Inschriften[1] wird sie als Cohors I Flavia bezeichnet, in einer weiteren Inschrift[2] als Cohors I Hispanorum.

Namensbestandteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Hispanorum: der Hispanier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet der römischen Provinz Hispania Tarraconensis rekrutiert.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 158[A 1] und in drei Inschriften[3] vor.
  • pia fidelis: loyal und treu. Domitian (81–96) verlieh den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana.[4][5] Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 158 und in zwei Inschriften[6] vor.
  • Gordiana: die Gordianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Gordian III. (238–244) bezieht. Der Zusatz kommt möglicherweise in einer Inschrift[7][A 2] vor.
  • Philippiana: die Philippianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Philippus Arabs (244–249) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[8] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Die Kohorte war in den Provinzen Germania und Germania inferior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[9] für die Jahre 78 bis 158 n. Chr. aufgeführt.[10][11]

Die Anfänge der Einheit sind umstritten.[A 3] Der erste Nachweis der Einheit in Germania beruht auf einem Diplom, das auf 78 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 80 bis 158 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 98 in Germania inferior).

Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf einer Inschrift,[12] die auf 250 datiert ist.

Standorte der Einheit in Germania waren möglicherweise:

  • Fectio (Vechten): drei Ziegel[16] mit den Stempeln der Einheit wurden hier gefunden.
  • Rigomagus (Remagen): mehrere Inschriften[17] wurden hier gefunden.

Angehörige der Kohorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[4][10]

  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF 1) Volume 2 (PDF 2)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
  1. Die Lesung der beiden Buchstaben EQ in dem Militärdiplom von 158 ist unsicher.
  2. Die Lesung der EDCS ist [prae]fect(us) coh(ortis) I Fl(aviae) G[ordianae(?)].
  3. Laut Margaret M. Roxan wurde von Géza Alföldy vermutet, dass die Kohorte um 69/70 aufgestellt und dann an den Rhein verlegt wurde. Margaret M. Roxan hält es dagegen für wahrscheinlich, dass eine bereits bestehende Cohors I Hispanorum, die in einer der Donauprovinzen stationiert war, durch Vespasian mit der Ehrenbezeichnung Flavia ausgezeichnet wurde.
  4. Die Einheit ist im Jahr 100 in Köln durch eine Inschrift nachgewiesen, als sie Arbeiten an einem Armamentarium durchführte. Laut Jan Kees Haalebos lässt sich nicht sagen, ob die Einheit im Kölner Raum stationiert war oder ob der Bautrupp von einem anderen Standort kam.
  5. a b Laut Margaret M. Roxan lässt sich nicht sagen, ob die beiden entweder Präfekt der Cohors I Flavia Hispanorum (Germania) oder der Cohors I Flavia Hispanorum (Mauretania Caesariensis) waren.
  6. Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.
  7. Sowohl John Spaul als auch Margaret M. Roxan geben den Namen des Präfekten mit Valerius Censorinus an. Die Lesung der EDCS ist val(etudinarii?) Cl(audius) S[t]r[at]or.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Inschriften (AE 1974, 456, AE 1978, 568, CIL 6, 1607, CIL 13, 7786, CIL 13, 7787, CIL 13, 7792, CIL 13, 7797, CIL 13, 7800).
  2. Inschrift (CIL 13, 11982).
  3. Inschriften mit equitata (CIL 6, 1607, CIL 6, 32933, CIL 13, 7796).
  4. a b Margaret M. Roxan, The Auxilia, S. 211–217, 660–663.
  5. Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 237, 242, 246, 248 (PDF).
  6. Inschriften mit pia fidelis (AE 1984, 667, CIL 6, 32933, CIL 13, 7796).
  7. Inschrift mit Gordiana (AE 1978, 568).
  8. Inschrift mit Philippiana (CIL 13, 7792).
  9. Militärdiplome der Jahre 78 (CIL 16, 23), 80 (CIL 16, 158), 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 00009), 127 (RMD 4, 239), 152 (ZPE-148-262, ZPE-206-207) und 158 (RMD 1, 52).
  10. a b John Spaul, Cohors², S. 108, 116–117.
  11. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158 Tabelle 2 (PDF S. 160).
  12. Inschrift (CIL 13, 7786).
  13. Inschrift aus Colonia Claudia Ara Agrippinensium (AE 1974, 456, AE 1984, 667).
  14. Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalburg-Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 44, 47 (PDF).
  15. Ziegel aus Colonia Ulpia Traiana: Stempel C I FLA (CIL 13, 12449).
  16. Ziegel aus Fectio: Stempel C I FLA (CIL 13, 12450,1, CIL 13, 12450,2) und C I FLAVI (CIL 13, 12450,3).
  17. Inschriften aus Rigomagus (AE 1978, 568, CIL 13, 7786, CIL 13, 7787, CIL 13, 7792, CIL 13, 7793, CIL 13, 7796, CIL 13, 7797, CIL 13, 7798, CIL 13, 7800, CIL 13, 11982).