Prin-Deyrançon

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Prin-Deyrançon
Prin-Deyrançon (Frankreich)
Prin-Deyrançon (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Deux-Sèvres (79)
Arrondissement Niort
Kanton Mignon-et-Boutonne
Gemeindeverband Niortais
Koordinaten 46° 13′ N, 0° 38′ WKoordinaten: 46° 13′ N, 0° 38′ W
Höhe 4–37 m
Fläche 16,12 km²
Einwohner 598 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 37 Einw./km²
Postleitzahl 79210
INSEE-Code

Mairie (Rathaus) von Prin-Deyrançon

Prin-Deyrançon [pʁɛ̃ deʁɑ̃sɔ̃] ist eine französische Gemeinde mit 598 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Deux-Sèvres in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016 Poitou-Charentes). Sie gehört zum Arrondissement Niort und zum Kanton Mignon-et-Boutonne. Die Einwohner werden Prinois genannt.

Geographie

Prin-Deyrançon liegt etwa 46 Kilometer ostnordöstlich von La Rochelle und etwa 22 Kilometer südwestlich von Niort am Mignon. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Marais Poitevin. Umgeben wird Prin-Deyrançon von den Nachbargemeinden Le Bourdet im Norden, Épannes im Nordosten und Osten, La Rochénard im Osten und Südosten, Mauzé-sur-le-Mignon im Süden und Westen sowie Saint-Hilaire-la-Palud im Nordwesten.

Geschichte

Im Jahr 1402 sind die beiden Gemeinden Day und Rançon nachweisbar, die nach den Verheerungen der Religionskriege vereinigt wurden. Nach der Revolution wurde Deyrançon mit einer Fläche von 32 km² zur größten Gemeinde des Départements. Sie umfasste die beiden Dörfer Prin und Le Petit-Breuil, 18 Weiler und mehrere Einzelhöfe.

Die Rivalität der Einwohner des in einem Torfmoor gelegenen Prin und Le Petit-Breuil in einem Weinanbaugebiet ließ die Gemeinde Deyrançon im 19. Jahrhundert unregierbar werden. 1856 wurde Le Petit-Breuil Hauptort der Gemeinde, worauf die Bewohner Prins den Bau eines Rathauses und einer Schule in Dey forderten. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden zahlreiche Häuser aufgegeben und verfielen. 1883 wurde die Schule von Dey zugunsten zweier Schulen in Le Petit-Breuil und Prin geschlossen.

1903 wurde die Gemeinde Deyrançon in die Gemeinden Prin-Deyrançon und Le Petit Breuil-Deyrançon geteilt. Die Kirche Notre-Dame und der Friedhof von Dey, an der Grenze zwischen den neuen Gemeinden gelegen, wurden von beiden weitergenutzt.

Das vergessene Durchgangslager

Étienne Servants Dokumentarfilm Camp de Prisonniers de Prin-Deyrançon, der weitgehend auf Zeitzeugen-Interviews basiert, scheint eine der wenigen Quellen zu sein, die die Geschichte dieses – so der Film-Vorspann – „camp de transit oublié“ nachzeichnet. Im Abspann heißt es dazu:

„Die Geschichte des Gefangenenlagers Prin-Deyrançon ist völlig aus dem lokalen Gedächtnis verschwunden. Weder im Departement noch im Rathaus gibt es Aufzeichnungen.
Die Dorfbewohner haben den Großteil der Spuren verschwinden lassen ...
Es gibt keine Gedenktafel und die Kinder der Schulen wurden nie zu diesem Ort der Erinnerung geführt!
Haben einige von der kostenlosen Arbeitskraft profitiert, die dieser Ort zwischen 1941 und 1945 zur Verfügung stellte?[1]

Laufschrift im Abspann von Étienne Servants Dokumentarfilm Camp de Prisonniers de Prin-Deyrançon

An diesem Nichtwissen haben auch nahezu parallel zu der Entstehung des Dokumentarfilms stattgefundene Arbeiten zur Sicherung von Überresten des vergessenen Lagers nichts geändert. Im Jahr 2010 kam ein Teil des Daches der Lagerkapelle (vermutlich die Abdeckung des kleinen Glockenturms) in den Beistz eines heimatgeschichtlichen Vereins aus dem benachbarten Le Vanneau-Irleau. Dessen Mitglieder machten sich 2011 daran Grundmauern und Gebäudereste freizulegen.[2] Was von diesen Arbeiten geblieben ist, sind eine Reihe von Fotos.[3]

Étienne Servant nennt die Jahre von 1941 bis 1946 als zeitlichen Hintergrund. Das passt zu den in anderen Quellen geäußerten Aussagen, dass das Lager auf Befehl der Deutschen auf dem Gelände des Observatoriums von Prin-Deyrançon errichtet worden sei.[4] Auch die Zeitung La Nouvelle Republique schreibt, dass das Lager Nr. 93 mit einer Kapazität von 3.900 Personen auf Befehl der Deutschen errichtet worden sei, um dort französische Gefangene zusammenzufassen.[5] Welche Art von Gefangenen die Deutschen hier festhielten, bleibt weitgehend unklar. In der Kurzbeschreibung von Servants Dokumentarfilm heißt es, habe sich um Menschen gehandelt, die sich dem Service du travail obligatoire (STO), dem Pflichtarbeitsdienst für Franzosen zum Einsatz in der deutschen Kriegswirtschaft, widersetzt hätten. Der STO wurde allerdings erst 1943 gegründet.

Was sich in dem Lager rund um die Befreiung Frankreichs abspielte, ist nicht dokumentiert. Erst während der Kämpfe um den Kessel von La Rochelle („la poche de La Rochelle“)[6] passierte das, was nach La Nouvelle Republique eine Umkehrung der bisherigen Lagergeschichte bedeutete: Nun waren es die Franzosen, die dort deutsche Gefangene internierten.[7] Diese Wiederinbetriebnahme des Lagers hing wohl auch mit dessen Lage an der Bahnlinie Niort-La Rochelle und dem vorhandenen Bahnhof zusammen, wodurch die Transfers von Gefangenen erleichtert wurden.[2]

Die ab Mai 1945 in Prin-Deyrançon untergebrachten deutschen Kriegsgefangenen bildeten ein Reservoir an Arbeitskräften für den lokalen Wiederaufbau. Laut AJPN arbeitete im Juli 1946 2.973 Internierte außerhalb des Lagers, hauptsächlich in den Bereichen Landwirtschaft und Industrie oder für die Gemeinden.[8] Ein weiteres Einsatzgebiet sei die Torfgewinnung gewesen.[2]

Wann das Lager aufgelöst wurde, ist nicht bekannt.[9]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2019
Einwohner 479 443 451 462 436 459 541 600
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

Kirche Notre-Dame
  • Kirche Notre-Dame in Dey aus dem 12. Jahrhundert
  • Mühle
  • Volkssternwarte

Verkehr

Durch die Gemeinde führt die Nationalstraße N 11.

Prin-Deyrançon hat einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Saint-Benoît–La Rochelle-Ville, dort verkehren TER-Züge von und nach La Rochelle-Ville und Poitiers.

Film

  • Étienne Servant: Camp de Prisonniers de Prin-Deyrançon. Dokumentarfilm mit Recherchen und Interviews über das französische Gefangenenlager Prin-Deyrançon (Verweigerer des STO (Service du travail obligatoire) und Kriegsgefangene). (1941–1946) unter deutscher Verwaltung von 1941 bis 1945.
Commons: Prin-Deyrançon – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. L'histoire du Camp de Prisonniers de Prin-Deyrançon a été complètement affacée de la memoire locale. Aucune archive ne subsite ni au Département, ni en Mairie.
    Les habitants du village en o fait disparaître la majorité de traces ...
    Aucune plaque commémorative et jamais les enfants des écoles n'ont été conduit sur ce lieu de mémoire!
    Certains ont-ils profité de la main d'oeuvre gratuite qu'a constitué ce lieu entre 1941 et 1945 ? la question estè posée ..
  2. a b c La Nouvelle Republique: L'ancien camp de prisonniers rénové
  3. Mehr Fotos stehen auf den Webseiten Histoire locale de Prin Deyrançon zur Verfügung.
  4. PRIN-DEYRANÇON: Ancien camp de prisonniers
  5. „Datant de la Deuxième Guerre mondiale, ce camp n° 93, d'une capacité de 3.900 personnes, a été construit sur ordre des Allemands afin d'y regrouper des prisonniers français.“ (La Nouvelle Republique: L'ancien camp de prisonniers rénové)
  6. Chemins de Mémoire: Libération de la poche de La Rochelle. Dazu existieren unter anderem Artikel in der französischsprachigen fr:Poche de La Rochelle und englischsprachigen en:Allied siege of La Rochelle Wikipedia.
  7. „Lors des combats de la poche de La Rochelle, l'histoire s'est inversée et ce sont les Français qui y ont regroupé des prisonniers allemands.“(La Nouvelle Republique: L'ancien camp de prisonniers rénové)
  8. AJPN – Anonymes, Justes et Persécutés durant la période Nazie dans les communes de France: Camp de Prin-Deyrançon durant la Seconde Guerre mondiale (WWII)
  9. Im Artikel in der französischsprachigen Wikipedia ist unbelegt von 1948 die Rede. Dieser Artikel scheint sich im übrigen frei an dem Buch von Jacques Perruchon (Camps d'internement en Poitou-Charentes et Vendée 1939-1948, Le Croît vif, Paris 2003, ISBN 978-2-907967-82-2) zu orientieren, das in Deutschland nur schwer zugänglich ist. Der WorldCat verzeichnet es nur im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek.