Langhuber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Oktober 2021 um 11:30 Uhr durch Acky69 (Diskussion | Beiträge) (Floskel raus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Langhuber ist ein Begriff aus dem Verbrennungsmotorenbau und bezeichnet einen Motor, dessen Kolbenhub größer ist als die Zylinderbohrung, das Hubverhältnis ist dann größer als 1.

Langhuber haben eine geringere Höchstdrehzahl und damit eine geringere Höchstleistung. Viertakt-Langhuber haben kleinere Ein- und Auslassventile. Sie haben jedoch kompakte und damit thermisch effiziente Verbrennungsräume. Ventilgesteuerte Zweitakt-Langhuber (siehe unten) haben einen geringeren Treibstoffverbrauch als Kurzhuber. Nachteilig sind eventuell die geringere Höchstdrehzahl und damit die geringere Leistungsdichte. Für eine problemlose Schmierung gilt als oberste Kolbengeschwindigkeit 20 m/s.

Der Ottomotor mit dem vermutlich größten Hubverhältnis lief im Renn-Voiturette VX5 von Peugeot um 1910[1]: Der Zweizylinder mit 2815 cm³ Hubraum hatte eine Zylinderbohrung von 80 mm und einem Kolbenhub von 280 mm (Hubverhältnis 3,5:1). Ursache war ein Wettbewerbsreglement, welches die Zylinderbohrung auf 80 mm festlegte ohne den Hub zu begrenzen.[2] Der Ventoux mit 603 cm³ aus dem Renault 3 mit einer Zylinderbohrung von 49 mm und einem Kolbenhub von 80 mm dürfte mit 1,63 unter den Motoren von Serien-PKW das größte Hubverhältnis haben. Auch der Willys Go Devil Vierzylinder mit einer Zylinderbohrung von 79,4 mm und einem Kolbenhub von 111,1 mm ist mit 1,40 recht langhubig ausgelegt. Ein PKW mit einem moderat langhubigen Ottomotor war der Mercedes A 200 (100 kW/136 PS).

Bei großen langsamlaufenden Zweitakt-Schiffsdieselmotoren ist die Höchstdrehzahl durch die Kavitationsgefahr (Dampfblasenbildung) am direkt angetriebenen Propeller auf etwa 60 bis 120/min begrenzt. Dadurch ergeben sich trotz geringer mittlerer Kolbengeschwindigkeiten sehr lange Hübe. So hat beispielsweise der Wärtsilä-Sulzer RTA96-C eine Zylinderbohrung von 960 mm und einen Kolbenhub von 2500 mm (Hubverhältnis 2,60:1).[3] Dessen Nachfolger, der X92 hat eine Zylinderbohrung von 920 mm und einen Kolbenhub von 3468 mm (Hubverhältnis 3,77:1).[4] Der mittelschnelle öl- und gasbetriebene MAN 2-Taktmotor 5G45ME hat Zylinder mit einer Bohrung von 450 mm und einem Hub von 2250 mm (Hubverhältnis 5:1).[5]

Einzelnachweise

  1. http://www.vea.qc.ca/vea/marques/lionpeugeot.htm
  2. Richard v. Frankenberg / Marco Matteucci: Geschichte des Automobils (1973), Sigloch Service Edition / STIG Torino; S. 164.
  3. http://www.wartsila.com/en/engines/low-speed-engines/RT-flex96C
  4. http://www.wartsila.com/products/marine-oil-gas/engines-generating-sets/low-speed-generation-x-engines/wartsila-x92
  5. http://www.corporate.man.eu/en/press-and-media/presscenter/World_s-First-G45-Engine-Passes-TAT-204800.html

Literatur

  • Max Bohner, Richard Fischer, Rolf Gscheidle: Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik. 27. Auflage, Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2001, ISBN 3-8085-2067-1.