AFN Berlin
Der AFN Berlin des American Forces Network war einer der bekanntesten US-amerikanischen Soldatensender. Der Sender hatte seine letzte Adresse in der Saargemünder Straße 28 in Berlin-Dahlem.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Sendebetrieb wurde am 4. August 1945 um 12 Uhr mit der Rhapsody in Blue von George Gershwin aus einer beschlagnahmten Villa in der Podbielskiallee 28 aufgenommen. Es wird zwar immer wieder kolportiert, dass diese Villa dem Außenminister Joachim von Ribbentrop gehörte, dies ist aber nicht nachvollziehbar. Laut Berliner Adressbuch von 1943 gehörte das Haus dem Bankdirektor Dr. M. Schlenker.[1] Von Ribbentrop wohnte nicht weit entfernt in der Lentzeallee 7–9.[2] Die Wahl fiel auf diese Villa, weil diese mit Eisengittern gesichert war. Einige Häuser weiter, so sagte der erste station manager in einem Interview, wurde außerdem die Villa von Max Schmeling beschlagnahmt, um das Personal unterzubringen. Als Sendeantenne wurde zu Anfang ein zwischen zwei Bäumen gespannter Draht genutzt.
Während der Berliner Blockade sendete der AFN Berlin erstmals rund um die Uhr, um den Luftbrückenpiloten zu ermöglichen, das Radiosignal des AFN Berlin als Peilsender für den Landeanflug in Tempelhof zu nutzen. Nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 sendete AFN Berlin dauerhaft ein 24-Stunden-Programm, nachdem Radio Moskau nach AFN-Sendeschluss die freie Nachtfrequenz unberechtigt zu propagandistischen Zwecken in englischer Sprache genutzt hatte.
Am 17. April 1967 begann die Ausstrahlung des AFN TV Berlin in schwarzweiß. 1974 kam die Farbe dazu und ab 1984 Live-Sendungen direkt aus den USA. 1979 erfolgte der Umzug in die Saargemünder Straße 28 im Berliner Ortsteil Dahlem.
Am 15. Juli 1994 lief simultan auf UKW und Mittelwelle eine dreistündige Sondersendung, die in 54 Länder übertragen wurde. Danach beendete der AFN Berlin wenige Sekunden vor 14 Uhr den Sendebetrieb mit dem Abspielen der Nationalhymne der Vereinigten Staaten.
Empfang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
AFN Berlin hatte einen Mittelwellensender auf der Frequenz 1107 kHz, einen UKW-Sender auf der Frequenz 87,85 MHz (später 87,90 MHz) und einen Fernsehsender auf Kanal 29, der allerdings nur mit NTSC-Farbdekoder und nur im Südwesten von Berlin empfangbar war.
Der Mittelwellensender sendete bis zum 23. November 1978 auf 935 kHz. An diesem Tag trat der Genfer Wellenplan in Kraft und die Frequenz wechselte auf 1107 kHz.[3] Der 120 Meter hohe Sendemast stand bis zum 16. Dezember 1996 auf dem Gelände der Domäne Dahlem in der Pacelliallee.
Eigenproduktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Radio (88FM)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Eine Morning Show (Mo – Fr)
- Eine Afternoon Show (Mo – Fr)
- The Juice mit Jim McCauley als „The Magnificent Magoo“ (behind the mic)
- Disco
- 1605 to Nashville (MW)
- Frolic at Five (Mittelwelle)
- Adventure in Good music (MW)
- Music in the Air
- Live-Sondersendungen vom Deutsch-Amerikanischen Volksfest am Hüttenweg in Berlin-Dahlem und vom Tag der offenen Tür auf dem Flughafen Tempelhof
Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Berlin Tonight (tägliche Nachrichtensendung)
- Berlin PM (Interviewsendung)
- Berlin Tonight late edition (Spätnachrichten)
- Discover Berlin (Trailerserie über die Sehenswürdigkeiten Berlins)
- The Berlin Ramblers (live country music show, 1968 monatlich jeweils Sonnabend Nachmittag)
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Radio[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Mark White (2. Januar 1925 – 26. Dezember 2013), der ehemalige Programmdirektor von AFN-Berlin (1950–1988), starb am 26. Dezember 2013 im Kreis seiner Familie in Berlin.[4]
Am 2. September 2014 wurde vor dem ehemaligen Studiogebäude in der Podbielskiallee 28 eine Gedenktafel eingeweiht. Unter den Gästen waren Bezirks-Kulturstadträtin Cerstin Richter-Kotowski, Moderator Rik De Lisle, Siegrid White – die Witwe des Programmchefs Mark White – und Moderator Bill Gaylord.[5]
Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Jacques Bannamon
- Rebecca Easley
- Hank Minitrez
- Dan Quakkelaar
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Radio Forces Françaises de Berlin (FFB)
- British Forces Broadcasting Service (BFBS)
- Radio Wolga – Sender der russischen Streitkräfte
- Liste der alliierten Einrichtungen in den West-Sektoren Berlins
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- AFN Berlin – Inoffizielle Website zur Erinnerung (en) (Mirror Site)
- Sven Röver: Berliner Musikgeschichten nach 1945... then we take Berlin - Der AFN an der Spree (Memento vom 21. Januar 2010 im Internet Archive)
- Seite des 6941st Gd Bn Kameradschaftsbundes über AFN Berlin
- AFRTS Archive. blogspot.de, abgerufen am 29. Juni 2013.
- Die Geschichte von AFN RADIOJournal
Koordinaten: 52° 27′ 0″ N, 13° 16′ 30″ O
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Podbielskiallee 28. In: Berliner Adreßbuch, 1943, Verwaltungsbezirk Zehlendorf, Dahlem, S. 1419.
- ↑ Lentzeallee 7.9. In: Berliner Adreßbuch, 1940, Verwaltungsbezirk Zehlendorf, Dahlem, S. 1421 (1940 zuletzt vermerkt, danach als "unbewohnt" eingetragen).
- ↑ Frequenzwechsel des Mittelwellensenders (Memento vom 2. März 2010 im Internet Archive)
- ↑ Tatjana Wulfert: Mark White (Geb. 1925). Nachrufe. Der Tagesspiegel, 7. März 2014, abgerufen am 12. September 2014.
- ↑ Cay Dobberke: Gedenktafel für „The Great 88“. Sender AFN in Berlin-Zehlendorf. Der Tagesspiegel, 2. September 2014, abgerufen am 12. September 2014.
- Soldatensender (Hörfunk)
- Soldatensender (Fernsehen)
- Auslandssender (Hörfunk)
- Auslandssender (Fernsehen)
- Fernsehen (Vereinigte Staaten)
- Hörfunk (Vereinigte Staaten)
- Hörfunk (Berlin)
- Fernsehen (Berlin)
- Militär (Vereinigte Staaten)
- Ehemaliger Fernsehsender
- Ehemaliger Hörfunksender
- Berlin-Dahlem
- Sendestart 1945
- Medien (West-Berlin)
- Aufgelöst 1994
- Sendeschluss 1994