Aarwangen

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Aarwangen
Wappen von Aarwangen
Wappen von Aarwangen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Oberaargauw
BFS-Nr.: 0321i1f3f4
Postleitzahl: 4912
Koordinaten: 625062 / 232187Koordinaten: 47° 14′ 24″ N, 7° 46′ 11″ O; CH1903: 625062 / 232187
Höhe: 436 m ü. M.
Höhenbereich: 408–513 m ü. M.[1]
Fläche: 9,90 km²[2]
Einwohner: 4793 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 484 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
18,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Niklaus Lundsgaard-Hansen (FDP)
Website: www.aarwangen.ch
Schloss Aarwangen
Schloss Aarwangen

Schloss Aarwangen

Lage der Gemeinde
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Karte von Aarwangen
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Aarwangen (im einheimischen Dialekt: [ɑrˈʋɑŋːgə])[5] ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Oberaargau des Kantons Bern in der Schweiz.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aarwangen liegt im Oberaargau im Schweizer Mittelland an der Aare, die hier heute von zwei Brücken überquert wird: Neben der Eisenbahnbrücke von 2015, die eine ältere Brücke von 1907 ablöste, steht die Strassenbrücke von 1997.[6] Sie ersetzte die 1889 von der Firma Probst, Chappuis & Wolf gebaute und 1969 verstärkte Stahlbrücke.[7] Seit dem Mittelalter und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestand der Flussübergang aus einer Holzbrücke, neben der eine Zollstation eingerichtet war.

Der grösste Teil des Gemeindegebiets befindet sich auf der rechten Seite des Flusses. Die Siedlungsstruktur besteht aus der Kleinstadt Aarwangen mit den Quartieren Bleuerain, Riedgass, Hard, Farnere, Hof und Mumenthal sowie dem Weiler Meiniswil im Südwesten. Am nördlichen Aareufer liegt im Ortsteil Schürhof ein kleiner Brückenkopf, der zu Aarwangen gehört. Neben dem rechten Brückenkopf steht das Schloss Aarwangen.

Durch das Gemeindegebiet fliesst von Süden zur Aare der Hopferebach.

Aarwangen entwickelte sich neben der Stadt Langenthal und der Gemeinde Herzogenbuchsee zur drittgrössten Gemeinde im Oberaargau. Die Agrar- und Siedlungsfläche der Gemeinde Aarwangen umfasst 599 Hektaren. Die Agrarfläche wird heute noch von 29 Landwirtschaftsbetrieben bewirtschaftet.

Die Nachbargemeinden sind Bannwil, Schwarzhäusern, Wynau, Roggwil, Langenthal und Thunstetten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burg und Brücke von Aarwangen im 19. Jahrhundert
Anonym, ca. 1741, Graphische Sammlung der ZB Zürich
Historisches Luftbild aus 400 m von Walter Mittelholzer von 1923

Aarwangen entstand am rechten Ufer der Aare beim Flussübergang auf dem Weg von Langenthal über Balsthal nach Basel. Der Ortsname ist 1251 und in späteren Abschriften von zwei Dokumenten aus der Zeit um 1200/’25 als Arwangen bezeugt. Es handelt sich dabei ursprünglich um einen zusammengesetzten Flurnamen mit ahd. wang ‚sanft geneigte Wiese, Au, Halde, Feld, Ebene, Land‘ als Hinterglied.[5]

Bis im 18. Jahrhundert die Kunststrassen und im 19. Jahrhundert die Eisenbahn gebaut wurden, war der Aare-Fluss ein rege benützter Handelsweg. Aarwangen war der Umschlagplatz für Waren aus der Westschweiz und der Ostschweiz. Schon im 16. Jahrhundert verfügte Aarwangen über eine gedeckte Holzbrücke. Gesichert wurde der Übergang durch die Burg und finanziert durch eine Zollstation. Bei Aarwangen lag im Hochmittelalter die Grenze zwischen Burgundern (in der Westschweiz) und Alemannen (in der Ostschweiz).

Das Gemeindewappen ist in Schwarz und Silber gehalten. Es entspricht dem Siegel der Herren von Aarwangen. Mit deren Aussterben im Jahre 1341 gingen Dorf und Herrschaft an die Freiherren von Grünenberg (siehe Ruine Grünenberg in Melchnau), die ebenfalls Ministeriale der Habsburger waren. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt Bern zur regionalen Grossmacht. Als 1415 die Eidgenossen den Habsburgern den Aargau entrissen, mussten sich die Grünenberger neu orientieren und verkauften schliesslich 1432 die Herrschaft Aarwangen an Bern.

Damit war der Grundstein der Landvogtei im Schloss Aarwangen gelegt. Sie blieb bis zum Ende des Bernischen Stadtstaates im Frühjahr 1798 bestehen. Insgesamt residierten 75 Landvögte im Schloss Aarwangen, wo ihre Wappen noch heute eine Wand zieren.

Im Jahre 1803 wurde der Kanton Bern in Amtsbezirke aufgeteilt. Aarwangen wurde Bezirkshauptort. Heute hat das Kreisgericht Aarwangen-Wangen seinen Sitz im Schloss.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuell (Stand 2023) setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:[8]

  • Niklaus Lundsgaard-Hansen, Gemeinde-/Gemeinderatspräsident, FDP
  • Gabriela Seiler, Gemeinde-/Gemeinderatsvizepräsidentin, SVP
  • Suzanna Pfister, Sekretärin
  • Daniel Bader, SP
  • Thomas Beutler, SVP
  • Renate Kläy Shillova, SP
  • Simon Morgenthaler, SVP
  • Patrik Rüttimann, FDP

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stationsgebäude (2010)

Aarwangen ist für den Strassenverkehr gut erschlossen und liegt auch an einer Bahnlinie. Durch die Ortschaft verläuft die meterspurige Bahnstrecke der ehemaligen Langenthal-Jura-Bahn, die inzwischen von der Aare Seeland mobil (ASm) betrieben wird und über mehrere Haltestellen im Dorf verfügt. Im Halbstundentakt werden, Sonntags stündlich, folgende Linien befahren:

  • Aarwangen–Langenthal–St. Urban; mit Anschluss nach Bern/Olten/Zürich/Luzern in Langenthal
  • Aarwangen–Niederbipp–Solothurn; mit Anschluss nach Biel/Olten in Niederbipp und Solothurn

Rund fünf Kilometer nordwestlich liegt der Autobahnanschluss 43 der A1 in Niederbipp. Durch Aarwangen führt die Hauptstrasse 244, die zwei Kilometer weiter südlich in die Hauptstrasse 1 mündet.

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Banfeld westlich von Aarwangen

Die Gegend um Aarwangen ist Lebensraum der in der Schweiz sehr seltenen Libellenart Helm-Azurjungfer. Ihr Habitat liegt in den Feuchtgebieten der zahlreichen kleinen Bäche in den Feldern zwischen Bützberg, Aarwangen und Meiniswil und im Banfeld bis zur Aare.

Das Gemeindeareal gehört mit dem Smaragdgebiet Oberaargau zum europäischen Naturnetzwerk «Smaragd», das aufgrund der Berner Konvention, dem «Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume», von 1979 den Schutz einheimischer Tiere und Pflanzen anstrebt. Im Rahmen dieses Programms wurde 2013 der Lauf des Hopferebachs in Aarwangen teilweise renaturiert.

Das Feuchtgebiet Mumenthaler Weiher ist als Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung registriert. Es liegt in der Landschaft am Unterlauf der Langete, die als Teil des Gebiets «Wässermatten in den Tälern der Langete, der Rot und der Önz» im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) verzeichnet ist.[9]

Kulturgüter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Kirche von Aarwangen. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Band 12, Heft 3. 1916. S. 220–233

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aarwangen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Gabrielle Schmid/Andres Kristol: Aarwangen BE (Aarwangen) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 74.
  6. Konrad Meyer-Usteri: Der Neubau der Aarebrücke von Aarwangen 1997. In. Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 43, 2000, S. 260–270.
  7. Theodor Müller: Umbau der Strassenbrücke über die Aare in Aarwangen. In: Schweizerische Bauzeitung, 87. Jg., 1969, S. 199–203.
  8. Gemeinderat Aarwangen gemäss Website der Einwohnergemeinde Aarwangen [1]. Abruf am 20. März 2023.
  9. Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung